Das Genie, das Deutschland zum Autoland machte – und seine umstrittene Geschichte
Ferdinand Porsche und seine Unternehmerdynastie

Der visionäre Ingenieur Ferdinand Porsche war maßgeblich an der Entwicklung des modernen Kraftfahrzeugs beteiligt und hat die Automobilbranche geprägt wie kaum ein anderer. Neben den Sportwagen, die seinen Namen tragen, hat er auch den legendären VW Käfer entworfen und war für mehrere bahnbrechende Innovationen verantwortlich.
Porsches Wirken war jedoch auch eng mit dem Nazi-Regime verzahnt und seine Fahrzeuge spielten eine wichtige Rolle im Zweiten Weltkrieg.
Die folgenden Bilder zeigen das komplexe Leben und umstrittene Erbe von Ferdinand Porsche ...
Geldbeträge in Fremdwährungen wurden in Euro umgerechnet.
Adaptiert von Barbara Geier
Kindheit in Böhmen

Ferdinand Porsche wurde am 3. September 1875 in dem hier zu sehenden Haus in der damals nordböhmischen Stadt Maffersdorf – heute ein Bezirk der tschechischen Stadt Liberec – geboren.
Seine Eltern Anton und Anna gehörten zum deutschsprachigen Teil der böhmischen Bevölkerung, die unter dem Begriff Sudetendeutsche bekannt ist. Porsche war ein aufgewecktes Kind, das schon früh von mechanischen Dingen fasziniert war und eine starke Begabung für alles zeigte, was mit Technik zu tun hat.
Spenglerlehrling mit Hang zur Elektrizität

1888 kam Porsches älterer Bruder bei einem Unfall in der Werkstatt seines Vaters ums Leben, sodass der Jüngere zum Erben des Familienunternehmens wurde. Im Alter von 14 ging er 1889 von der Schule ab und begann eine Spenglerlehre im väterlichen Betrieb.
Schon damals war der zukünftige Automobil-Mogul von der Elektrizität fasziniert, nachdem er diese neue Technologie in der örtlichen Spinnerei in Aktion gesehen hatte. Der Teenager begann zu tüfteln und verblüffte seine Umgebung, als er seine Schlittschuhe mit selbstgebauten batteriebetriebenen Lichtern ausstattete.
Porsches erster Job in Wien

Porsches Mutter überzeugte ihren Mann, den begabten Sohn Abendkurse in Elektrotechnik besuchen zu lassen. Der Junge stellte seine Fähigkeiten unter Beweis, als er im Alter von 16 Jahren das Haus der Familie mit elektrischem Licht und einer elektrischen Türklingel ausstattete. Das gab es in Maffersdorf zu dem Zeitpunkt ansonsten nur in der örtlichen Spinnerei.
Nach der Lehre beim Vater bekam das 18 Jahre alte Technikgenie 1893 eine Stelle als Mechaniker bei der Vereinigten Elektrizitäts-AG Béla Egger in Wien. Porsche Senior, der das Talent seines Sohns inzwischen erkannt hatte, ließ ihn ziehen und der jüngere Bruder übernahm später den Familienbetrieb.
Anton Porsche (in der Mitte) ist hier mit dem jungen Ferdinand (unten rechts) abgebildet.
Porsche als E-Bike-Pionier

In Wien schlich sich Porsche oft in Elektrotechnik-Vorlesungen an der Technischen Universität und nutzte sein neu erworbenes Wissen, um eines der ersten E-Bikes der Welt zu bauen, mit dem er in der Stadt unterwegs war.
Porsches Fähigkeiten blieben auch seinen Vorgesetzten bei Béla Egger nicht verborgen und bis 1898 war er zum Leiter der Versuchsabteilung des Unternehmens aufgestiegen. Ludwig Lohner, der Erbe der Pferdewagenfabrik Lohnerwerke, beauftragte ihn im selben Jahr damit, einen Elektromotor zu entwickeln. Lohner hatte 1897 mit dem Automobilbau begonnen und monierte, dass die Luft in den Städten durch die Benzinmotoren „gnadenlos ruiniert“ werde.
… und als E-Auto-Pionier

Was viele nicht wissen: Das erste von Porsche konstruierte Fahrzeug war elektrisch. Das Egger-Lohner-Elektromobil Modell C.2 Phaeton, auch bekannt als P1, wurde von einem achteckigen Elektromotor angetrieben, der auf der Hinterachse einer Lohner-Kutsche montiert war. Dieses frühe Elektroauto erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 26 Kilometern pro Stunde – ein Rekord für die damalige Zeit. Der Auftraggeber war so begeistert, dass er Porsche abwarb und Anfang 1899 begann der junge Automobilbauer für den k.u.k. Hoflieferanten Jacob Lohner & Co. zu arbeiten.
Die erste Porsche-Konstruktion der Welt war 116 Jahre lang verschollen, bevor sie in einer Scheune in Österreich wiedergefunden wurde. Heute kann sie im Stuttgarter Porsche-Museum besichtigt werden.
Elektromobil „System Lohner-Porsche“

Ebenfalls 1899 gewann Porsche mit dem P1 das 40-Kilometer-Elektromobil-Rennen auf der Internationalen Automobilausstellung in Berlin und war dabei 18 Minuten schneller als der Zweitplatzierte. Der P1 wurde außerdem als das energieeffizienteste aller teilnehmenden Fahrzeuge bewertet.
Auf der Pariser Weltausstellung von 1900 stellte der junge Konstrukteur dann seine nächste Innovation vor und brachte die Autowelt zum Staunen: Das Elektromobil „System Lohner-Porsche“ wurde von zwei Radnabenmotoren in den Vorderrädern angetrieben, die Porsche entwickelt hatte und mit denen die Effizienz um mehr als 80 Prozent gesteigert werden konnte. Dieses erste Lohner-Porsche Elektromobil erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 37 Kilometern pro Stunde.
Erstes Allrad-Fahrzeug der Welt

Fast zeitgleich schüttelte Porsche auch noch das erste Allrad-Fahrzeug der Welt aus dem Ärmel. Diese Auftragsarbeit für den britischen Autoenthusiasten Earnest Hart entwickelte das Lohner-Porsche Elektromobil zu einem Allrad-Elektro-Rennwagen weiter, mit einem Elektromotor und Bremsen in jedem Rad. Porsche nannte den Wagen „La Toujours Contente“ (die immer Zufriedene) – in Anspielung auf das damals schnellste Auto, „La Jamais Contente“ (die nie Zufriedene).
Die tonnenschweren Blei-Säure-Batterien des Elektromobils erwiesen sich allerdings als seine Achillesferse. Mit Porsche am Steuer nahm der Wagen im Herbst 1900 in Chislehurst am ersten Elektroauto-Testrennen in Großbritannien teil. Der gewichtige Sportwagen kam mit den schwierigen Wetterbedingungen nicht zurecht und Porsche musste auf halber Strecke aufgeben. Auch die Reichweite des Fahrzeugs ließ zu wünschen übrig.
Erstes Hybridauto der Welt

Porsche löste diese Probleme, indem er das erste Hybridfahrzeug der Welt konstruierte (Bild). Der „Semper Vivus“, lateinisch für „immer lebendig“, nutzte einen Verbrennungsmotor für den Antrieb eines Generators, um so die Radnabe mit elektrischer Energie zu versorgen und die Reichweite zu erhöhen.
Im Jahr 1901 ging das Hybridfahrzeug in der Version Lohner-Porsche „Mixte“ in Serie. 1902 gewann Porsche am Steuer eines Mixte das Exelberg-Rennen bei Wien.
Royaler Porsche-Fan

1902 wurde Porsche als Reserve-Infanterist zum Militärdienst eingezogen und konnte den Verantwortlichen der österreichisch-ungarischen Armee den Mixte vorstellen. Auch Erzherzog Franz Ferdinand, dessen gewaltsamer Tod 1914 den Ersten Weltkrieg auslöste, war beeindruckt und Porsche chauffierte den österreichischen Thronfolger in dem Automobil umher.
1903 heiratete Porsche in seinem Heimatort Maffersdorf Aloisia Johanna Kaes und das Paar bekam zwei Kinder: Louise und Ferdinand Anton Ernst, der Ferry genannt wurde. Zwei Jahre später wurde Porsche mit dem renommierten Pötting-Preis als Österreichs bester Automobilingenieur ausgezeichnet.
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Der Mixte floppt

Trotz des royalen Fans gab die österreichisch-ungarische Armee keine große Bestellung für den Mixte auf und insgesamt verkaufte sich der Wagen schlecht. Im Verlauf von fünf Produktionsjahren wurden nur 65 Fahrzeuge verkauft. Der hohe Preis von 14.000 Kronen mag ein Grund gewesen sein. Nach heutigem Geldwert entspricht das knapp 146.000 Euro.
Die kurze Kundenliste, zu der der österreichische Einzelhandelsmagnat Julius Meinl, der deutsche Schokoladenfabrikant Ludwig Stollwerck und der britische Bankier Baron Nathan Rothschild gehörten, liest sich dementsprechend wie ein Who's Who des europäischen Geldadels jener Zeit. Zu allem Übel geriet Porsche auch noch in einen Patentstreit mit Lohner. Die Situation spitzte sich zu und 1906 verließ Porsche die Firma.
Ein Mann für visionäre Innovationen

Porsches Elektroautos scheiterten letztendlich und er tauschte die grüne Technologie mit Verbrennermotoren aus. Jahrzehnte später griff die NASA Porsches elektrische Radnaben-Technologie jedoch für ihren Lunar Rover wieder auf, der damit 1971 während der Apollo-15-Mission auf der Mondoberfläche unterwegs war.
Der Radnabenmotor ist auch ein Favorit für heutige Elektrofahrräder und alles in allem war Porsche im Bereich Elektrofahrzeuge seiner Zeit meilenweit voraus.
Porsche startet bei Austro-Daimler durch

Nach seinem Weggang von Lohner im Jahr 1906 wurde Porsche technischer Direktor des Automobilherstellers Austro-Daimler in der Wiener Neustadt und entwickelte direkt den Rennwagen Maja 24/28.
Im Jahr 1910 gewann er mit einem von ihm entworfenen stromlinienförmigen Austro-Daimler in Tulpenform die Prinz-Heinrich-Fahrt, einen Vorläufer des Großen Preises von Deutschland. Das Modell mit dem Spitznamen Prinz Heinrich gilt weithin als erster echter Sportwagen mit einer Höchstgeschwindigkeit von 132 Kilometern pro Stunde.
Im Jahr 1911 produzierte Austro-Daimler gemeinsam mit dem Mörtelhersteller Škoda für das österreichisch-ungarische Heer Artilleriezugmaschinen, die das Mixte-Hybridsystem von Porsche verwendeten. Die Fahrzeuge wurden später im Ersten Weltkrieg mit verheerender Wirkung eingesetzt.
Erfolgreiche Jahre bei Austro-Daimler

Von 1911 bis 1914 feierte Porsche bei Austro-Daimler einen Erfolg nach dem anderen. Sein Kaiserwagen wurde zu einem Luxussymbol und sein Alpenwagen dominierte 1911 die österreichische Alpenfahrt.
Mit dem Ersten Weltkrieg verlagerte sich der Schwerpunkt des Unternehmens auf die Produktion von Militärfahrzeugen. 1917 wurde Porsche zum Generaldirektor ernannt und erhielt die Ehrendoktorwürde der TH Wien. Später folgten ein weiterer Titel und eine Professur. Nach dem Krieg kam mit dem Modell Austro-Daimler 14/35 eine weitere Innovation, die auf Porsches früheren Konstruktionen aufbaute.
In den 1920er-Jahren wurde Porsches Luxusauto, der AD617, zum Liebling gekrönter Häupter. Auch der Rennwagen Sascha ADS-R (Bild) war ein Triumph und gewann zahlreiche Rennen, darunter die legendäre Targa Florio auf Sizilien.
Porsches Mercedes-Benz Modelle

Trotz aller Erfolge führten professionelle Differenzen dazu, dass Porsche Austro-Daimler verließ und 1923 zur Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG) in Stuttgart wechselte.
Als Vorstandsmitglied und Chefkonstrukteur war Porsche zunächst ein einflussreicher Mann im Unternehmen. Das änderte sich jedoch 1926, als die DMG mit Benz & Cie zu Daimler-Benz fusionierte. Porsche verantwortete zwar weiterhin die Fertigstellung mehrerer äußerst erfolgreicher Rennwagen wie den Mercedes-Benz Kompressorwagen Typ S, SS und SSK. Die enormen Entwicklungskosten für diese Fahrzeuge vertrugen sich jedoch nicht mit dem Bestreben des neu fusionierten Unternehmens, seine Kosten zu senken. Nach einer Auseinandersetzung über eines seiner weniger erfolgreichen Fahrzeuge verließ Porsche 1928 Daimler-Benz.
Zwischenstopp bei Steyr

Von seinem nächsten Arbeitgeber, den österreichischen Steyr-Werken, wurde der 53-jährige Porsche mit offenen Armen empfangen und übernahm die Automobilabteilung des Unternehmens.
Seiner Arbeit an einem Luxusmodell und einem erschwinglicheren Kleinwagen (Bild) kam allerdings der Wall Street Crash von 1929 in die Quere. Der Hauptaktionär von Steyr war schwer betroffen, sodass der Hersteller in ernsthafte Schwierigkeiten geriet und Porsche nach kaum einem Jahr entlassen musste. Die einsetzende Weltwirtschaftskrise führte dazu, dass Autohersteller keine neuen Mitarbeiter mehr einstellten und Porsche war arbeitslos.
Porsche gründet seine eigene Firma

Für Porsche war das aber kein Grund, den Kopf hängen zu lassen: 1930 machte er sich mit einem Konstruktionsbüro selbstständig, das 1931 als „Dr. Ing. h.c. F. Porsche GmbH, Konstruktionen und Beratungen für Motoren und Fahrzeugbau“ mit Sitz an der Kronenstraße 24 in Stuttgart offiziell gegründet wurde. Finanziell unterstützt wurde er von seinem Schwiegersohn, dem Juristen Anton Piëch, und dem Unternehmer Adolf Rosenberger.
Das Unternehmen beschäftigte anfangs zwischen zwölf und 20 Mitarbeiter, darunter auch Porsches Sohn Ferry, der später die Leitung übernehmen sollte.
Porsches erster Großauftrag

Porsches erster Großauftrag legte den Grundstein für eines der bekanntesten Kultautos aller Zeiten. Kurz nach der Unternehmensgründung erhielt Porsche vom Automobilhersteller Wanderer den Auftrag, vor dem Hintergrund der weltweiten Wirtschaftskrise eine kleinere, erschwingliche Mittelklasse-Limousine zu entwerfen. Das Ergebnis war der sechszylindrige Wanderer W21/22, auch bekannt als Porsche Typ 7.
Preiswerter Porsche für Zündapp

Daneben entwickelte Porsche einen noch günstigeren Wagen, der das Potenzial hatte, das Autofahren einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen: 1931/1932 erhielt seine Firma vom Motorradhersteller Zündapp den Auftrag, ein kleines, aerodynamisches Fahrzeug als „Auto für jedermann“ zu entwerfen, das sich auch Menschen mit kleinem Geldbeutel leisten konnten.
Porsche lieferte den Porsche Typ 12, der wie eine Kreuzung aus VW Käfer und Citroën 2 CV aussah. Zündapp gab das Projekt allerdings auf, als das Geschäft mit Motorrädern wieder anzog. Die Idee eines kleineren, günstigen Automobils war in der Branche zu dieser Zeit jedoch weit verbreitet.
Porsche entwirft den Käfer-Vorläufer

1932 wurde Porsche vom sowjetischen Staatschef Josef Stalin umworben. Der Autovisionär sollte die sowjetische Autoindustrie leiten und ein preiswertes Auto für die Bevölkerung entwickeln. Porsche reiste sogar in die Sowjetunion, lehnte das Angebot nach langen Überlegungen allerdings ab – eine Entscheidung, die ihn schließlich in die Nähe eines anderen Diktators führen sollte.
Im Jahr 1933 bot Porsche das für Zündapp entwickelte Kleinwagenprojekt dem Motorradhersteller NSU an. Porsche vergrößerte seinen Entwurf und verfeinerte das Design mit mehr Rundungen. Damit war der Porsche Typ 32 als Vorläufer des VW Käfer geboren. Das Modell blieb allerdings ein Prototyp.
Hitlers Volkswagenprojekt

Nach der Machtübernahme 1933 stellte Adolf Hitler innerhalb weniger Wochen sein Lieblingsprojekt vor: einen Volkswagen, der die Nation motorisieren sollte. Das Fahrzeug war ein Eckpfeiler von Hitlers Vision für Deutschland, die den Bau eines riesigen Netzes von Reichsautobahnen vorsah. Porsche war die logische Wahl, um den Volkswagen Realität werden zu lassen.
Laut dem Historiker Wolfram Pyta trafen sich mit Hitler und Porsche „zwei, die zueinander passten“. Jahre später schrieb Ferry Porsche, dass sein Vater einer von nur sechs Männern in Deutschland gewesen sei, die es wagten, dem Führer ihre Meinung zu sagen.
Für den Volkswagen schlug Porsche ein leicht zu reparierendes, aerodynamisches Fahrzeug für eine fünfköpfige Familie vor. Es würde eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h erreichen und könnte für militärische Zwecke angepasst werden. Hitler war begeistert, bestand aber darauf, dass der Volkswagen nicht mehr als 1.000 Reichsmark kosten dürfe, was nach heutigem Geldwert etwa 8.000 Euro entspricht.
Der Volkswagen-Prototyp wird entwickelt

Gemeinsam mit dem Reichsverband der Deutschen Automobilindustrie (RDA) entwickelte Porsches Firma 1935 mit dem VW 38 (oder Porsche Typ 60) den ersten Volkswagen-Prototyp, der auf dem Porsche Typ 32 basierte. Weitere Prototypen folgten.
Während Porsche zu Hitlers Lieblingsingenieur avancierte, wurde sein jüdischer Geschäftspartner Adolf Rosenberger aus der Firma gedrängt, kam für einige Wochen in ein Konzentrationslager und verließ Deutschland nach seiner Freilassung sofort.
Das Unternehmen Volkswagen entsteht

Hitler ordnete an, den V3, einen der Prototypen des Porsche Typ 60, in Produktion zu geben. Da es mit dem RDA wegen des niedrigen Preises zu Problemen kam, entschied er, den Volkswagen in einem reichseigenen Werk herzustellen. Im Jahr 1937 wurde das Unternehmen Volkswagen offiziell gegründet und im Folgejahr wurde das entwickelte Auto nach der nationalsozialistischen Freizeitorganisation „Kraft durch Freude“ in KdF-Wagen umbenannt.
Ebenfalls 1938 wurde in der Nähe des Schlosses Wolfsburg im heutigen Niedersachsen ein eigenes Werk für den Bau des Fahrzeugs sowie eine Planstadt gegründet, die zunächst KdF-Stadt hieß und nach dem Zweiten Weltkrieg in Wolfsburg umbenannt wurde. Die Massenproduktion des ersten Volkswagens (Typ 1), der später den Spitznamen Käfer erhielt, musste bis nach dem Krieg warten.
In der Zwischenzeit war Porsche Mitglied der NSDAP und der SS geworden, was seine engen Beziehungen zum NS-Regime noch verstärkte.
Porsche, der Rennwagen-Entwickler

Der Volkswagen war in den 1930er-Jahren nicht der einzige große Erfolg für Porsche. 1933 begann seine Firma mit der Entwicklung von Rennwagen für die neu gegründete Auto Union – Deutschlands erster staatlicher Automobilkonzern, zu dem sich Audi, DKW, Horch und Wanderer zusammengeschlossen hatten. Die vier Marken blieben jedoch eigenständig und nur die bei Horch in Zwickau entwickelten Grand-Prix-Rennwagen trugen den Auto-Union-Namen.
Um zu zeigen, dass deutsche Autos die schnellsten der Welt waren, wurde der Rennsport vom Nazi-Regime gefördert und finanziell unterstützt. Die Fahrzeuge der Auto Union, die Porsche als Leiter der Auto-Union-Rennabteilung bei Horch von 1934 bis 1937 entwickelte, gewannen in der Zeit ein Rennen nach dem anderen. Nur die Mercedes-Benz Silberpfeile von Daimler-Benz konnten damit konkurrieren.
Zum Ende der 1930er-Jahre produzierte Porsche mit dem Porsche 64 sein erstes Modell unter Eigenregie. Nur drei Exemplare wurde davon gebaut, aber der Wagen bot einen Vorgeschmack auf das, was noch kommen sollte.
Porsches umstrittene Aktivitäten im Krieg

Während des Zweiten Weltkriegs konzentrierte sich Porsche auf die militärische Produktion. Bis 1945 wurden nur 630 zivile Volkswagen hergestellt und das hauptsächlich für NS-Parteimitglieder. Gleichzeitig gingen 52.000 Kübelwagen, die geländegängige Militärversion des Autos, und 15.584 amphibische Schwimmwagen vom Band.
Porsche entwickelte zudem die Antriebskonzeption des „Elefant“-Jagdpanzers und war an der V-1-Fliegerbombe beteiligt. Wie andere große deutsche Unternehmen beschäftigte auch Porsche während des Kriegs Zwangsarbeiter, die in der Zeit 80 Prozent der Belegschaft ausmachten. Mehr als 15.000 Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge mussten für das Unternehmen arbeiten.
Porsches späte Jahre

Nach Kriegsende wurde Porsche zusammen mit seinem Sohn Ferry und Schwiegersohn Anton Piëch von den französischen Behörden verhaftet. Dem Trio wurde unter anderem vorgeworfen, die Deportation französischer Arbeiter und die Verschleppung von Peugeot-Direktoren in ein Konzentrationslager veranlasst zu haben.
Während Ferry nach einigen Monaten freigelassen wurde, blieben Porsche und Piëch bis 1947 in französischen Gefängnissen – insgesamt fast zwei Jahre. Während der Abwesenheit des Vaters konnte Ferry das Unternehmen mit Aufträgen des italienischen Automobilherstellers Cistitalia über Wasser halten. So gelang es ihm schließlich, die beiden gegen Kaution aus dem Gefängnis zu befreien.
In seinen letzten Lebensjahren übergab Porsche die Leitung seiner Firma an seine Kinder Ferry und Louise. Nach einem Schlaganfall im Winter 1950 starb der Autopionier am 30. Januar 1951 in Stuttgart.
Volkswagen wird Platzhirsch

Zum Ende des Zweiten Weltkriegs lagen das Unternehmen Volkswagen und das Wolfsburger Werk in Trümmern. Es ging in die Treuhänderschaft der britischen Militärregierung über, die Ivan Hirst, einen Major, nach Wolfsburg entsandte. Der Brite setzte sich für den Erhalt des Unternehmens ein und 1948 wurde auf seine Empfehlung der Ingenieur Heinrich Nordhoff zum Generaldirektor des Volkswagenwerks ernannt, der das Unternehmen wieder aufbaute. 1949 wurde die Treuhänderschaft an die Bundesregierung übergeben, 1960 erfolgte die Privatisierung und die Volkswagen AG entstand.
Bis 1972 hatte der Käfer das Modell T des US-amerikanischen Herstellers Ford als meistverkauftes Auto aller Zeiten überholt. Der Weg des Konzerns war in den Folgejahrzehnten von Expansion und Diversifizierung geprägt und heute gehören zu Europas führendem Automobilhersteller eine Reihe von Spitzenmarken wie Audi, Bentley, Lamborghini und Porsche.
Während die Volkswagen AG Eigentümerin des Herstellers Porsche AG ist, kontrollieren die Familien Porsche und Piëch indirekt mehrheitlich den gesamten Volkswagen-Konzern über die Holdinggesellschaft Porsche SE. 2023 erwirtschaftete Volkswagen einen Umsatz von rund 338 Milliarden Euro. Die Porsche AG setzte etwa 41,4 Milliarden Euro um.
Porsche wird zur Mega-Marke

Die Porsche-Erben Louise Piëch und Ferry Porsche brachten das Familienunternehmen nach dem Krieg wieder auf die Beine und stellten 1948 das allererste Serienauto vor – den von Ferry entworfenen 356 (Bild). Der Ruf des Unternehmens wurde allerdings erst 1963 mit dem legendären Porsche 911 zementiert, der zum Verkaufsschlager avancierte und die Basis des Aufstiegs bildete.
In den 1970er-Jahren ging es weiter mit dem Porsche-Aufschwung, da die Erfolge des Porsche-Teams im Rennsport das Image stärkten. Das Unternehmen wurde zu einer Lifestyle-Marke, die Sonnenbrillen, Kugelschreiber und andere Artikel mit dem Porsche-Logo herstellte. In den 1980er-Jahren wurde Porsche zur bevorzugten Automarke der aufstrebenden Yuppies dieser Ära. In den letzten Jahren haben Premium-SUVs und Elektroautos die Produktpalette erweitert.
Porsches Einfluss auf die Popkultur

Der Einfluss des genialen Konstrukteurs Porsche macht sich bis heute in der weltweiten Populärkultur bemerkbar. In den 1960er-Jahre zitierten die Beatles, The Who und Pink Floyd den VW Käfer in ihren Songs als Synonym für den rebellischen Zeitgeist. Der Wagen spielte zudem in unzähligen Filmklassikern, von den Herbie-Filmen bis hin zu „Annie Hall“ und „Footloose“, eine Hauptrolle.
Auch andere Porsche-Fahrzeuge tauchten in Songtexten, Filmen, Werbespots und Videospielen auf. Zu den berühmten Film-Porsches gehören der 928 aus „Scarface“, der klassische Porsche 356A Speedster aus „Top Gun“ und der 928, der in „Risky Business – Lockere Geschäfte“, einem weiteren Tom-Cruise-Film der 1980er-Jahre, zu sehen war. Dieser Porsche wurde zuletzt 2021 für umgerechnet rund 1,8 Millionen Euro verkauft.
Der teuerste Porsche aller Zeiten ist übrigens ein 917k, der 1970 in dem Steve-McQueen-Film „Le Mans“ (Bild) die Hauptrolle spielte und das gleichnamige Rennen im selben Jahr gewann: Der Wagen kam 2017 für sage und schreibe knapp 13 Millionen Euro unter den Hammer.
Porsche-Piëch: Eine der reichsten Unternehmensdynastien Europas

Den Familien Porsche und Piëch gelang es sowohl, die Kontrolle über Porsche zu behalten, als auch in den späten 2000er-Jahren die Kontrolle über den gesamten Volkswagen-Konzern zu erlangen. Entsprechend reich ist der Clan.
Als eine der reichsten Familien Deutschlands bzw. Österreichs, wo das derzeitige Familienoberhaupt Wolfgang Porsche mit seinem 2019 verstorbenen Cousin Ferdinand Piëch aufwuchs, verfügt die Familie Porsche-Piëch über gut 20 Milliarden Euro, wenn man den Wert der Porsche SE zugrunde legt. Laut einem Ranking der reichsten Österreicher soll das Vermögen sogar rund 38,8 Milliarden Euro betragen. Wolfgang Porsche, Ferrys Sohn, ist aktuell der Vorsitzende des Aufsichtsrats der Porsche SE.
Ferdinand Porsches komplexes Erbe

Porsches bahnbrechendes Wirken als visionärer Autokonstrukteur wurde ausgiebig gewürdigt. 1996 wurde er in die International Motorsports Hall of Fame aufgenommen und 1999 zum Autoingenieur des Jahrhunderts erklärt. Gleichzeitig werden seine Verbindungen zur Nazi-Partei und seine Aktivitäten während des Krieges immer wieder kontrovers diskutiert.
In Porsches tschechischer Heimatstadt kam es 2013 angesichts einer Beschilderung zu Protesten, die im Ort an den berühmten Sohn der Stadt erinnern sollte. Als die österreichische Stadt Linz 2022 vier Straßen mit historisch belasteten Namen umbenannte, wurde der Porscheweg zum Wittgensteinweg nach dem in Wien geborenen Philosophen.
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