So hoch verschuldet ist der Durchschnittsdeutsche im Vergleich zum Rest der Welt
Hier sind Privathaushalte richtig knapp bei Kasse

Obwohl die Inflation weltweit am Abschwächen ist und die Reallöhne in vielen Ländern steigen, bleiben sowohl Lebenshaltungskosten als auch Zinssätze hoch. Kein Wunder also, dass die Verschuldung von Privathaushalten, die sich unter anderem in Hypothekendarlehen oder Kreditkartenschulden ausdrückt, weltweit ein Rekordniveau erreicht hat.
Basierend auf Zahlen des Datenanbieters CEIC, der Weltbank und anderer offizieller Quellen haben wir die Verschuldung pro Privatperson im erwerbsfähigen Alter von 15 bis 64 Jahren in 35 ausgewählten Ländern im Ranking zusammengestellt. Der prozentuale Anteil der Privatverschuldung am Bruttoinlandsprodukt (BIP) des jeweiligen Landes ist dabei ein besonders wichtiger Indikator für die Größe des Schuldenproblems.
Hier erfahren Sie, wie Deutschland im internationalen Schuldenvergleich abschneidet ...
Alle Geldbeträge wurden von US-Dollar in Euro umgerechnet und gerundet.
Adaptiert von Barbara Geier
Indien: 601 Euro Schulden pro Person im erwerbsfähigen Alter

In Indien vollzieht sich ein tiefgehender Wandel. Das Land ist traditionell eine Nation von Sparern. Was private Haushalte allerdings aktuell auf der hohen Kante haben, hat ein 47-Jahres-Tief erreicht. Gleichzeitig macht deren Verschuldung inzwischen 17,4 Prozent des BIP aus – ein deutlicher Anstieg gegenüber den 2,2 Prozent zum Ende des 20. Jahrhunderts. Die individuelle Verschuldung ist jedoch nach wie vor relativ gering und liegt bei etwa 601 Euro pro Person im erwerbsfähigen Alter.
Die Tatsache, dass sich die indische Bevölkerung – auf welche Weise auch immer – mehr Geld leiht, könnte ein positiver Indikator sein, der darauf hindeutet, dass sie ihre künftigen Einkommensaussichten optimistischer einschätzt. Er könnte aber auch genau das Gegenteil bedeuten und Ausdruck einer zunehmenden finanziellen Notlage sein.
Auf der positiven Seite steht, dass sich die gestiegene Kreditaufnahme auf Schuldner mit der höchsten Kreditwürdigkeit konzentriert und die Zahl der verspäteten monatlichen Hypothekenrückzahlungen zurückgegangen ist. Indische Löhne liegen allerdings nach wie vor unter dem Niveau vor der Pandemie und die Ausfallquoten bei Kreditkarten sind gestiegen.
Philippinen: 652 Euro Schulden pro Person im erwerbsfähigen Alter

Die Privathaushaltsschulden nehmen auch auf den Philippinen zu, machen aber nur 11,3 Prozent des BIP aus, was im globalen Vergleich sehr niedrig ist. Laut dem britischen Finanzmarktdaten-Anbieter BMI kommen allerdings mehr Menschen mit ihren Kreditrückzahlungen in Verzug und stellen die hohen Verbindlichkeiten der privaten Haushalte ein Risiko für das Verbrauchervertrauen dar.
Mit 66 Prozent sind die Philippinen in unserer Übersicht das Land mit dem höchsten Anteil an Menschen, die kein Bankkonto haben. Zum Vergleich: In Indien liegt dieser Wert bei nur 20 Prozent. Die vergleichsweise geringe Verschuldung philippinischer Haushalte ist daher nicht unbedingt ein positiver Indikator. Da die Ärmsten innerhalb der Bevölkerung keine Kredite bei seriösen Anbietern aufnehmen können, müssen sie oft auf skrupellose Kredithaie zurückgreifen.
Indonesien: 690 Euro Schulden pro Person im erwerbsfähigen Alter

Die private Schuldenquote Indonesiens beträgt derzeit nur 9,9 Prozent des BIP, nachdem sie im März 2021 während der Pandemie einen Höchststand von 10,4 Prozent erreicht hatte.
Dieser vergleichsweise niedrige Wert lässt sich teilweise dadurch erklären, dass mehr als die Hälfte der Bevölkerung kein eigenes Bankkonto hat. Dennoch ist die Verschuldung für indonesische Verhältnisse hoch. Es werden mehr Kredite online aufgenommen, was laut der japanischen Wirtschaftszeitung „Nikkei Asia“ von finanziellen Notlagen im Nachgang der Pandemie und einem niedrigen Grad an finanzieller Allgemeinbildung getrieben wird.
So haben zwei Drittel der Bevölkerung ausstehende Schulden bei digitalen Kreditanbietern. Angesichts der übermäßig hohen Zinssätze fällt es vielen schwer, ihre Kredite zurückzuzahlen, um eine Schuldenspirale zu vermeiden.
Argentinien: 837 Euro Schulden pro Person im erwerbsfähigen Alter

In Argentinien ist die finanzielle Integration ähnlich schlecht wie in Indonesien. In beiden Ländern haben 51 Prozent der Bevölkerung keinen Zugang zu Bankdienstleistungen wie Hypotheken und anderen Kreditprodukten. In Verbindung mit der notorisch hohen Inflation und den hohen Zinssätzen des Landes führt dies zu einer sehr geringen Verschuldung der privaten Haushalte: Mit 4,5 Prozent des BIP hat Argentinien hier den niedrigsten Wert in unserer Übersicht.
Grundsätzlich bessert sich die Situation für Kreditaufnehmer in Argentinien allerdings: Die Inflation und Zinssätze sind rückläufig und laut der US-Verbraucherkreditauskunftei Equifax ist die Zahl der Kreditratenzahlungen, die im Verzug sind, stabil. Besonders positiv: Mit 7,5 Prozent ist Argentiniens Reallohnwachstum im zweiten Quartal 2024 das zweithöchste aller hier gelisteten Länder, was die Verbraucherausgaben und Schuldentilgung in Zukunft positiv beeinflussen sollte.
Peru: 1.927 Euro Schulden pro Person im erwerbsfähigen Alter

Die Verschuldung der peruanischen Privathaushalte macht 15,9 Prozent des BIP aus. Diese Quote ist gegenüber dem Rekord von 18,2 Prozent im Juni 2020 während Pandemiezeiten zwar gesunken, bleibt im historischen Vergleich aber hoch.
Wenn man bedenkt, dass 57 Prozent der peruanischen Bevölkerung kein Bankkonto haben, gibt dieser Wert Anlass zur Sorge. Laut der kanadischen Scotiabank mussten vor der Pandemie 24 Prozent des persönlichen Einkommens für Kreditrückzahlungen verwendet werden. Jetzt liegt dieser Anteil bei 32 Prozent. Darüber hinaus haben die verpassten Rückzahlungen bei Nichtbanken und Mikrokreditgebern einen 16-Jahres-Höchststand erreicht, da es für Menschen mit geringem Einkommen immer schwieriger wird, ihren finanziellen Verpflichtungen nachzukommen.
Kolumbien: 1.939 Euro Schulden pro Person im erwerbsfähigen Alter

Kolumbien steht an fünfter Stelle der Länder, mit dem höchsten Anteil an Menschen ohne Bankkonto: 54 Prozent haben dort keinen Zugang zu Bankdienstleistungen. Vor diesem Hintergrund ist die Verschuldung der privaten Haushalte im Verhältnis zum BIP mit 31,5 Prozent relativ hoch.
Schuldnerverzug ist ein großes Problem in Kolumbien, das sich seit der Coronapandemie aufgrund explodierender Lebenshaltungskosten und eines unsicheren Arbeitsmarktes noch verschärft hat. Eine Umfrage der Kreditauskunftei TransUnion unter kolumbianischen Verbrauchern ergab 2024, dass sogar 33 Prozent der Befragten bei mindestens einer ihrer Kreditverbindlichkeiten damit rechnen, Probleme mit deren vollständiger Rückzahlung zu haben.
Südafrika: 2.578 Euro Schulden pro Person im erwerbsfähigen Alter

Laut Daten von TransUnion machen auch die Menschen in Südafrika aufgrund der steigenden Lebenshaltungskosten mehr Schulden. Die Verschuldung der privaten Haushalte steigt daher und liegt jetzt bei 40,7 Prozent des BIP, wobei dieser Wert in der Vergangenheit auch schon höher war. Im September 2007 waren es 49,6 Prozent.
Die zunehmende Verschuldung hat einen hohen Preis. Hohe Zinssätze belasten Privathaushalte und Zahlungsausfälle haben nach Angaben der südafrikanischen Zentralbank in den letzten Jahren erheblich zugenommen.
Mexiko: 3.076 Euro Schulden pro Person im erwerbsfähigen Alter

Die aktuelle Verschuldung mexikanischer Haushalte von 16,5 Prozent des BIP ist kaum geringer als der Rekordwert von 16,9 Prozent, der während der Pandemie verzeichnet wurde.
Diese im globalen Vergleich relativ niedrige Verschuldung hat auch in Mexiko mit der eingeschränkten finanziellen Integration zu tun: 63 Prozent der Bevölkerung haben kein Bankkonto. Dieser Wert wird nur von einem anderen Land in unserem Ranking übertroffen.
Obwohl mehr Menschen mit ihren Kreditrückzahlungen in letzter Zeit in Verzug geraten sind, ist deren Anteil im historischen Vergleich für Mexiko niedrig. Damit scheinen die Schulden mehr oder weniger tragbar zu sein, was von OECD-Daten bestätigt wird: Der typische mexikanische Haushalt wendet nur 26,8 Prozent seines verfügbaren Einkommens für die Tilgung von Schulden auf. Zudem hat Mexiko eine der besten privaten Sparquoten der Welt.
Russland: 4.286 Euro Schulden pro Person im erwerbsfähigen Alter

In Russland hat die Verschuldung der privaten Haushalte im Verhältnis zum BIP mit 20,4 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung ein Rekordniveau erreicht.
Obwohl die russischen Löhne rasant gestiegen sind, nehmen die Menschen zur Deckung ihrer Lebenshaltungskosten aufgrund der durch den Krieg in der Ukraine verursachten hohen Inflation zunehmend Kredite auf. Laut der unabhängigen russischen Nachrichtenplattform Holod sind dies oft teure Mikrokredite. Schulden werden aggressiv eingetrieben und für immer mehr Haushalte landet diese Abhängigkeit von Krediten in der Pleite. Die wirtschaftliche Situation Russlands ist damit mehr als fragil.
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Polen: 8.706 Euro Schulden pro Person im erwerbsfähigen Alter

Im Gegensatz zu Russland ist die Verschuldung der privaten Haushalte in Polen weitaus tragbarer, auch wenn sie mit 23,5 Prozent einen größeren Anteil am BIP ausmacht. Der Wert liegt aber deutlich unter dem Allzeithoch von 37,1 Prozent im Jahr 2015.
Mit nur 0,8 Prozent ist der Anteil der Bevölkerung mit überfälligen Miet- oder Hypothekenzahlungen außerordentlich niedrig. Zudem gehört das polnische Reallohnwachstum zu den höchsten weltweit. Im zweiten Quartal 2024 stiegen die Gehälter um 9,8 Prozent.
Chile: 9.247 Euro Schulden pro Person im erwerbsfähigen Alter

Die Verschuldung der privaten Haushalte in Chile liegt bei 39,2 Prozent des BIP und ist damit relativ gesehen eine der höchsten in Südamerika. Nach einem pandemiebedingten Allzeithoch von 42,7 Prozent im März 2020, ist der aktuelle Wert zwar nicht rekordverdächtig, aber dennoch hoch im historischen Vergleich.
Die hohen Zinssätze und Lebenshaltungskosten belasten die chilenischen Haushalte, die einen großen Teil ihres verfügbaren Einkommens für die Schuldentilgung aufwenden müssen. Nach Angaben der OECD sind es typischerweise 69,9 Prozent – ein viel höherer Anteil als die bereits erwähnten 26,8 Prozent in Mexiko.
China: 10.615 Euro Schulden pro Person im erwerbsfähigen Alter

Die Verschuldung privater Haushalte in China hat mit 63,3 Prozent des BIP einen historischen Höchststand erreicht. Abhängig von der jeweiligen Volkswirtschaft nennt die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich 60 Prozent als den Wert, ab dem sich die Schuldenlast negativ auf den Konsum auswirkt. In China scheint die Verschuldung auf jeden Fall zunehmend untragbar zu werden. Die Wirtschaft des Landes stottert und die Arbeitslosigkeit steigt.
Im Zuge der anhaltenden Immobilienkrise sind die Hypothekenausfälle sprunghaft angestiegen. Die Zahl der Menschen, die auf der offiziellen schwarzen Schuldenliste stehen, hat sich zwischen 2019 und 2024 um 50 Prozent erhöht. Die chinesische Regierung geht rigoros mit Bürgern um, die ihre Schulden nicht mehr bedienen können. Wer säumig ist, wird mit einer Reihe drakonischer Strafen belegt. Dazu gehören der Ausschluss von digitalen Zahlungs-Apps, ein Verbot für die Nutzung mautpflichtiger Straßen und sogar der Urlaub wird gestrichen.
Brasilien: 12.857 Euro Schulden pro Person im erwerbsfähigen Alter

Auch die Schuldenlast brasilianischer Privathaushalte ist so hoch wie nie zuvor und lag im zweiten Quartal 2024 bei 35,7 Prozent des BIP – trotz einer beginnenden Abnahme der Verbindlichkeiten und Zahlungsausfälle.
Erschwerend kommt hinzu, dass die Schuldentilgung angesichts steigender Zinssätze teurer geworden ist. Der Zinssatz der Zentralbank liegt derzeit bei 13,25 Prozent, im Dezember 2024 waren es noch 12,25 Prozent. Nach den jüngsten Zahlen vom Januar dieses Jahres muss der typische brasilianische Haushalt jetzt 30 Prozent des verfügbaren Einkommens für die Rückzahlung von Schulden aufbringen im Vergleich zu 29,8 Prozent im Dezember 2024.
Griechenland: 17.065 Euro Schulden pro Person im erwerbsfähigen Alter

Im Dezember 2012, als das Land in Schulden ertrank, lag die Verschuldung der privaten Haushalte in Griechenland im Verhältnis zum BIP bei einem Rekordwert von 78 Prozent. Heute sind es deutlich geringere 46,2 Prozent.
Dennoch bleibt die Verschuldung der privaten Haushalte bzw. deren Tragfähigkeit ein großes Problem im Land. Besonders die Kosten für ihre Häuser und Wohnungen belasten die Bevölkerung. Im Vergleich zu anderen europäischen Nationen müssen Griechen mehr von ihrem verfügbaren Einkommen für das Wohnen verwenden. Das Land hat die höchste Rate an Miet- und Hypothekenrückständen in Europa. 8,6 Prozent der Hypotheken werden als notleidend eingestuft, das heißt, sie werden nicht zurückgezahlt. In den meisten europäischen Ländern liegt diese Zahl unter zwei Prozent.
Spanien: 24.674 Euro Schulden pro Person im erwerbsfähigen Alter

Mitte 2010 hatte die Verschuldung privater Haushalte in Spanien im Verhältnis zum BIP einen Höchststand von 89,7 Prozent erreicht. Inzwischen hat sich die Situation deutlich verbessert. Spanische Haushalte haben massiv Schulden abgebaut, sodass der Wert jetzt bei 48,9 Prozent steht.
Seit der Pandemie sind die Reallöhne jedoch gesunken und die gestiegenen Lebenshaltungskosten haben die positive Entwicklung beim Schuldenabbau im Jahr 2024 gebremst. Nichtsdestotrotz: Der Gesamttrend geht in die richtige Richtung und deutet darauf hin, dass die Verschuldung für Privathaushalte in Spanien kontrollierbar wird.
Italien: 29.307 Euro Schulden pro Person im erwerbsfähigen Alter

Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern ist die italienische Bevölkerung wenig verschuldet. Die Verschuldung der privaten Haushalte im Verhältnis zum BIP ist auf 48 Prozent gesunken, nachdem sie während der Pandemie einen Rekordwert von 58,6 Prozent erreicht hatte.
Laut der „Financial Times“ neigen italienische Haushalte nicht dazu, über ihre Verhältnisse zu leben. Ein weiterer Faktor, der zur relativ niedrigen Verschuldung beiträgt, sind die geringen Wohnkosten. Die Menschen müssen nur 15 Prozent des verfügbaren Einkommens für ihren Wohnraum aufbringen. Das ist einer der niedrigsten Werte in ganz Europa. Auch die Quote der notleidenden Kredite ist in Italien in den letzten Jahren stark gesunken, von über 15 Prozent im Jahr 2015 auf drei Prozent im September 2024.
Japan: 36.268 Euro Schulden pro Person im erwerbsfähigen Alter

Mit 65,1 Prozent des BIP erreicht die Verschuldung der japanischen Privathaushalte einen der höchsten jemals verzeichneten Prozentsätze. Dies liegt allerdings immer noch unter dem Spitzenwert von 78,7 Prozent im Jahr 2000, der ein Resultat des finanziellen Abschwungs des Landes im sogenannten „verlorenen Jahrzehnt“ der 1990er-Jahre war.
Aktuell wachsen die Reallöhne nur schleppend. Dafür sind die Inflation und Zinssätze gestiegen, sodass die Schulden für viele Menschen im Land untragbar werden. Wie die indische Zeitung „Business Standard“ berichtete, nehmen die durch Überschuldung ausgelösten Privatinsolvenzen im Land zu.
Österreich: 38.577 Euro Schulden pro Person im erwerbsfähigen Alter

Die Verschuldung privater Haushalte in Österreich liegt bei 44,5 Prozent des BIP und ist damit im Vergleich zu vielen anderen EU-Ländern auf einem niedrigen Niveau. Der Wert hatte im Dezember 2010 seinen Höchststand von 55 Prozent erreicht und war zuletzt während der Pandemie in die Höhe geschnellt.
Österreich ist ein klassisches Mieterland und hat mit 51,4 Prozent die drittniedrigste Wohneigentumsquote in Europa. Da weniger Menschen eine Hypothek haben, ist die Gesamtverschuldung automatisch niedriger. Die Sparquote ist zudem hoch und auf Kredit zu leben, ist in Österreich traditionell weniger verbreitet als in manch anderen Ländern.
Deutschland: 43.477 Euro Schulden pro Person im erwerbsfähigen Alter

Genau wie Österreich ist Deutschland ein Mieterland. Mit 49,1 Prozent hat die Bundesrepublik die zweitniedrigste Wohneigentumsquote in Europa, sodass relativ wenige Menschen mit Immobilienkrediten belastet sind. Dies trägt dazu bei, dass die Verschuldung deutscher Privathaushalte bei überschaubaren 50,3 Prozent des BIP liegt. Dieser Wert stellt sogar einen Rekordtiefstand dar.
Gleichzeitig vermeldete die Bundesbank Anfang 2025, dass das Geldvermögen der Privathaushalte im Land auf neun Billionen Euro gestiegen ist – auch das ist ein Rekord. Hinter dem Plus von 197 Milliarden Euro stehen unter anderem Kursgewinne bei Aktien und Investmentfonds. Und laut Experten geht es weiter nach oben: Volkswirte rechnen im laufenden Jahr mit einem erneuten Anstieg bis knapp unter zehn Billionen Euro. Dazu passt die hohe Sparquote des Landes, die im dritten Quartal 2024 bei fast 20,5 Prozent lag und seit Beginn des vergangenen Jahres stetig zugelegt hatte.
Südkorea: 46.281 Euro Schulden pro Person im erwerbsfähigen Alter

Die Situation in Südkorea wirkt auf den ersten Blick paradox: Einerseits weist das Land eine der höchsten Sparquoten der Welt auf. Andererseits liegt die Verschuldung der privaten Haushalte derzeit bei 93,7 Prozent des BIP. Obwohl der Wert seinen Höchststand von 101,9 Prozent im Jahr 2021 hinter sich gelassen hat, ist er weiterhin viel höher als vor der Pandemie.
Da die Reallöhne 2024 das dritte Jahr in Folge gesunken sind, steigt die finanzielle Belastung der südkoreanischen Privathaushalte. Laut dem US-Fernsehsender CNBC sind die weit verbreitete Verwendung von Kreditkarten und das besondere „Jeonse“-Mietsystem für die übermäßige Verschuldung der Haushalte verantwortlich: Anstelle von Monatsmieten müssen südkoreanische Mieter eine hohe Kaution in Höhe von 50 bis 80 Prozent des Wertes ihrer Mietimmobilie hinterlegen, die am Ende des Mietverhältnisses zurückerstattet werden. Dafür müssen oft hohe Kredite aufgenommen werden, was extrem zur Verschuldung der Haushalte beiträgt.
Belgien: 47.486 Euro Schulden pro Person im erwerbsfähigen Alter

Die Verschuldung belgischer Privathaushalte im Verhältnis zum BIP ist seit ihrem Höchststand von 67,6 Prozent während der Pandemie am Sinken und liegt jetzt bei 59 Prozent.
Das ordentliche belgische Reallohnwachstum ist einer der Faktoren, der zu dem abnehmenden Schuldenstand beiträgt. Für die Menschen gibt es keine Notwendigkeit, Kredite aufzunehmen, und laut Informationen der Allianz bleiben die Ausgaben privater Haushalte gleich.
Vereinigte Arabische Emirate: 48.821 Euro Schulden pro Person im erwerbsfähigen Alter

Ganz anders sieht es in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) aus: Zwar ist die Verschuldung der privaten Haushalte im Verhältnis zum BIP am Sinken, beträgt aber dennoch stolze 106,2 Prozent. Der Höchststand während der Pandemie war 124,1 Prozent.
Abgesehen davon, dass viele Menschen in den VAE über ihre Verhältnisse leben, tragen auch gestiegene Lebenshaltungskosten zur finanziellen Misere bei. Obwohl die Gehälter steigen, nehmen daher viele noch mehr Kredite auf, um ihren Lebensstil aufrechtzuerhalten.
Irland: 50.448 Euro Schulden pro Person im erwerbsfähigen Alter

Mit nur 31,7 Prozent im Verhältnis zum BIP ist die Verschuldung der irischen Haushalte im europäischen Vergleich bescheiden. Zum Vergleich: 2009 lag der Wert noch bei 123,2 Prozent. Bei der aktuellen niedrigen Quote ist allerdings zu beachten, dass die Wirtschaftsleistung Irlands durch die vielen multinationalen Unternehmen aufgebläht wird, die im Land ihre Gewinne ausweisen.
Auf der Habenseite irischer Haushalte steht ihre hohe Sparquote, die 52 Prozent über den Schulden liegt und diese damit tragbar macht. Dazu kommt, dass die Wohnkosten nur vergleichsweise niedrige 17 Prozent des typischerweise verfügbaren Einkommens ausmachen.
Frankreich: 55.214 Euro Schulden pro Person im erwerbsfähigen Alter

Ende 2020 erreichte die Verschuldung der französischen Privathaushalte im Verhältnis zum BIP einen Rekordwert von 81 Prozent. Die aktuellen 74,2 Prozent liegen geringfügig über der Verschuldungsquote vor der Pandemie.
Angesicht der finanziellen Belastung durch gestiegene Lebenshaltungskosten bemühen sich immer mehr Menschen in Frankreich um einen Schuldenerlass. Gleichzeitig profitieren französischen Haushalte unter anderem von Hypothekenzinsen, die im Durchschnitt so niedrig sind wie in kaum einem anderen europäischen Land.
Singapur: 64.572 Euro Schulden pro Person im erwerbsfähigen Alter

Die Verschuldung der privaten Haushalte Singapurs im Verhältnis zum BIP hat ein Rekordtief erreicht. Aktuell sind es 52,4 Prozent. Zum Vergleich: Der Höchstwert lag 2003 bei 96 Prozent.
Obwohl die Schulden im letzten Jahr angesichts gestiegener Lebenshaltungskosten nominal gestiegen sind, wurde die Schuldenlast für singapurische Privathaushalte erheblich tragfähiger, da gleichzeitig die Löhne und das Finanzvermögen schneller als die Inflation anzogen. Laut der Zentralbank des Stadtstaates konnten die steigenden Preise damit ausgeglichen und die finanzielle Gesundheit der Haushalte verbessert werden.
Neuseeland: 64.909 Euro Schulden pro Person im erwerbsfähigen Alter

Die Verschuldung der neuseeländischen Haushalte im Verhältnis zum BIP ist gegenüber dem Pandemie-Höchststand von 98,5 Prozent gesunken. Mit 89,9 Prozent bleibt sie aber weiterhin sehr hoch.
Im Jahr 1990 lag der Wert noch bei niedrigen 27,9 Prozent. Seitdem sind die Immobilienpreise massiv gestiegen und die damit verbundenen hohen Wohnkosten sind die Hauptursache für die Schuldenmisere neuseeländischer Privathaushalte. Da die Zinssätze historisch hoch sind, ist diese Verschuldung für die Menschen weniger tragfähig als früher. Laut Equifax zahlen die meisten Menschen ihre Hypotheken jedoch nach wie vor pünktlich ab und die Zahl versäumter Kreditrückzahlungen hat trotz Anstiegs noch kein alarmierendes Niveau erreicht.
Großbritannien: 67.782 Euro Schulden pro Person im erwerbsfähigen Alter

Die Schuldenquote britischer Privathaushalte ist mit 81,5 Prozent eine der höchsten in Europa. Der Wert ist seit der Pandemie allerdings gesunken und liegt deutlich unter dem Rekordwert von 108,5 Prozent im März 2010.
Die privaten Haushalte sind relativ hoch verschuldet, da Wohnungseigentum in Großbritannien teuer ist. Doch trotz der gestiegenen Lebenshaltungskosten und der hohen Zinssätze ist laut Finanzdienstleister Equifax der Anteil der Hypotheken, bei denen Eigenheimbesitzer in Verzug geraten sind, mit 1,11 Prozent gering. Und auch die Zahl der Kreditausfälle und Insolvenzen ist stabil, was dem vergleichsweise robusten britischen Reallohnwachstum zu verdanken sein dürfte.
USA: 77.378 Euro Schulden pro Person im erwerbsfähigen Alter

Im Gegensatz zur Staatsverschuldung, die sich auf besorgniserregende 124 Prozent des BIP beläuft, ist die Verschuldung der privaten Haushalte in den USA mit 62,3 Prozent um einiges überschaubarer. Sie liegt jetzt wieder weit unter dem Höchststand von 85,8 Prozent, der im Dezember 2008 während der Subprime-Krise verzeichnet wurde, als es bei Hypothekenkrediten mit geringer Bonität zu drastisch steigenden Zahlungsausfällen gekommen war.
Trotz des gesunden Reallohnwachstums hat die Kreditkartenverschuldung der US-amerikanischen Bevölkerung angesichts der anhaltend hohen Lebenshaltungskosten ein Rekordhoch erreicht. Es gibt mehr Zahlungsrückstände bei Kreditkarten und Ausfälle bei der Rückzahlung von Privatkrediten für Autos. Bei den Hypotheken ist die Situation stabil geblieben und die Verzugsquote liegt seit Beginn der Pandemie unter einem Prozent. Da die überwiegende Mehrheit der US-Hypotheken festverzinslich ist und das in der Regel über eine Laufzeit von 30 Jahren, haben sich die gestiegenen Zinssätze weniger bemerkbar gemacht. Zum Vergleich: Auf dem Höhepunkt der Subprime-Hypothekenkrise lag die Verzugsquote bei 8,9 Prozent.
Schweden: 79.111 Euro Schulden pro Person im erwerbsfähigen Alter

Die Schuldenquote der schwedischen Haushalte im Verhältnis zum BIP stand im März 2021 bei einem Rekordwert von 98,4 Prozent. Seitdem ist sie auf 86,2 Prozent gesunken, bleibt im historischen Vergleich aber hoch.
Auch in dem skandinavischen Land stehen die überhöhten Immobilienpreise hinter der steigenden Verschuldung der Menschen, die allerdings für diese tragbar zu sein scheint. So ist die Sparquote schwedischer Privathaushalte im EU-Vergleich überdurchschnittlich hoch und stand im dritten Quartal 2024 bei rund 17,8 Prozent des Einkommens. In Ländern wie Großbritannien oder den USA liegen diese Werte typischerweise nur bei etwa zehn bzw. fünf Prozent.
Kanada: 80.620 Euro Schulden pro Person im erwerbsfähigen Alter

Die Verschuldung kanadischer Privathaushalte im Verhältnis zum BIP ist zwar gegenüber dem Spitzenwert von 111,2 Prozent während der Pandemie gesunken, bleibt aber mit 99,2 Prozent weiterhin sehr hoch und höher als in jedem anderen G7-Land. Zum Vergleich: 1969 waren es noch 30 Prozent.
Insbesondere Hypotheken treiben die kanadische Privatverschuldung, auch wenn die Menschen ihre Rückzahlungen noch relativ gut im Griff haben. Anders sieht es bei den sonstigen Krediten aus: Mit den steigenden Lebenshaltungskosten wird nicht nur die Kreditkarte mehr belastet. Kanadische Verbraucher nehmen auch zusätzliche Darlehen auf und in Verbindung mit den hohen Zinssätzen hat dies zu einem Anstieg der Zahlungsausfälle bei Nicht-Hypothekenkrediten im Land geführt.
Dänemark: 97.183 Euro Schulden pro Person im erwerbsfähigen Alter

Mit 92,2 Prozent im Verhältnis zum BIP sind dänische Privathaushalte im europäischen Vergleich stark verschuldet. Während der Finanzkrise erreichte der Wert im Dezember 2009 sogar einen Höchststand von 149,1 Prozent.
Da Hypotheken in Dänemark günstig sind, gibt es viele Eigenheimbesitzer. Die damit verbundene hohe Verschuldung ist allerdings vergleichsweise tragbar: Die Sparquote im Land ist sehr gut und die Löhne können inzwischen mit der Inflation mithalten, was die finanzielle Belastung der dänischen Haushalte mindert.
Niederlande: 99.427 Euro Schulden pro Person im erwerbsfähigen Alter

Auch in den Niederlanden ist die Verschuldung privater Haushalte im Verhältnis zum BIP hoch. Nach ihrem Höchststand von 136,7 Prozent im März 2011 beträgt sie aktuell 97,4 Prozent – und ein weiteres Mal sind Hypotheken der Haupttreiber:
Der niederländischen Zentralbank zufolge ist der Anteil der Hypothekendarlehensnehmer in keinem anderen europäischen Land so hoch. Da die meisten Hypotheken über lange Zeiträume festverzinslich sind, haben höhere Zinssätze dennoch nicht zu einem erheblichen Anstieg der Zahlungsausfälle geführt. Zudem wachsen die Reallöhne in den Niederlanden in solchem Umfang, dass die hohe Inflation und die hohen Zinssätze ausgeglichen werden können.
Australien: 109.718 Euro Schulden pro Person im erwerbsfähigen Alter

Die Verschuldung australischer Privathaushalte im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt liegt bei 116,6 Prozent. Eine enorme Verschuldungsquote, die nur von einem anderen Land geschlagen wird und vom Chefvolkswirt des australischen Vermögensverwalters AMP als „Achillesferse“ des Landes bezeichnet wurde. Dennoch stellt dieser Wert keinen Rekord dar, denn im September 2016 waren es sogar 129,4 Prozent.
Die Verschuldung der privaten Haushalte in Australien ist über die Jahre im Gleichschritt mit dem Vermögen gestiegen. Selbst bei höherer Inflation und höheren Zinssätzen stellte die Schuldenrückzahlung daher kein großes Problem dar. Der Anteil der Menschen, die mit ihren Rückzahlungen in Verzug sind, steigt nur langsam. Die Hypothekenausfälle sind bemerkenswert stabil geblieben. Die hohe Verschuldung könnte jedoch zu einem Problem werden, wenn die Wirtschaft des Landes ins Stocken gerät und die Arbeitslosigkeit steigt.
Norwegen: 117.341 Euro Schulden pro Person im erwerbsfähigen Alter

Ein weiteres skandinavisches Land mit hochverschuldeten Privathaushalten: In Norwegen liegt die Verschuldung im Verhältnis zum BIP bei 90,7 Prozent. Auf dem Höhepunkt der Pandemie hatte sie den Rekordwert von 116,3 Prozent erreicht.
Auf der positiven Seite steht, dass die Belastung für die Menschen tragbar ist. Laut der Norges Bank ist die Mehrheit der Haushalte im Land in der Lage, ihre Schulden trotz höherer Inflation und höherer Zinssätze zu bedienen. Faktoren wie hohe Löhne und Ersparnisse helfen.
Schweiz: 204.207 Euro Schulden pro Person im erwerbsfähigen Alter

Die Schweiz hat nicht nur die höchste Verschuldung privater Haushalte pro Person im erwerbsfähigen Alter, sondern mit 128,2 Prozent auch die höchste Privathaushaltsverschuldung im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt. Während der Pandemie war sogar ein Rekordwert von 137,1 Prozent erreicht worden.
Trotz der relativ niedrigen Wohneigentumsquote stecken vor allem Hypothekenschulden hinter den hohen privaten Schulden, denn Immobilien sind in der Schweiz sehr teuer. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Gesundheitsversorgung, die die Menschen viel kostet. Obwohl 11,5 Prozent der Schweizer Haushalte mit mindestens einer ihrer Rückzahlung im Rückstand sind, bleiben die Schulden dank der hohen Löhne und des hohen Pro-Kopf-Vermögens tragbar.
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