Die „falsche Erbin“ und andere berüchtigte Lügenbarone
Die deutsche Hochstaplerin, die sich ihr Luxusleben in New York ergaunerte

Anna Sorokin führte die New Yorker High Society hinters Licht, indem sie sich als reiche deutsche Erbin Anna Delvey ausgab. Die Deutschrussin führte ein Leben in Saus und Braus, lebte monatelang in Luxushotels, feierte mit den Reichen und Schönen und jettete zu Glamour-Events auf der ganzen Welt. Ihr Luxusleben dokumentierte sie auf ihrem Instagram-Account @theannadelvey. Doch 2017 flog der Schwindel auf und Sorokin wurde festgenommen. Wie sich herausstellte, hatte die Hochstaplerin Unternehmen, Banken und reiche Bekannte um mehr als 200.000 Dollar (165.000 Euro) betrogen und so wurde sie zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Seit Kurzem aber ist die 30-Jährige auf Bewährung frei und ihre Hochstaplerkünste sollen von Netflix verfilmt werden. Nur wie kam die „falsche deutsche Erbin“, die sich heute für ihre Taten schämt, so lange mit dem Schwindel durch?
Anna Sorokin (alias Anna Delvey), die falsche deutsche Erbin
Die jetzt 30-jährige Sorokin, hier auf einem Mode-Event 2014 in New York zu sehen, spielte mehrere Jahre lang ihr Spielchen, für das sie Dokumente fälschte. Ihren Freunden erzählte sie von einer Idee für ein 40-Millionen-Dollar-Projekt (33 Mio. Euro), für das sie sich um ein Hedgefonds-Darlehen von 22 Millionen Dollar (18 Mio. Euro) bewarb. Obwohl sie damit scheiterte, sicherte ihr eine andere Bank einen Überziehungsrahmen von 100.000 Dollar (82.000 Euro) zu. Doch im Juli 2017 brach Sorokins Lügengerüst zusammen. Wegen zweier unbezahlter Hotel- und einer Restaurantrechnung wurde das Möchtegern-It-Girl verhaftet. Vier Monate später klickten erneut die Handschellen.
Anna Sorokin (alias Anna Delvey), die falsche deutsche Erbin

2018 erregte Sorokins Fall internationales Aufsehen, nachdem die amerikanische Journalistin Jessica Pressler über das extravagante Luxusleben der Deutschrussin und ihre Lügengeschichten berichtet hatte. Das Interesse wuchs zudem durch Sorokins Allüren vor Gericht, da sie für ihre Gerichtstermine einen Stylisten engagierte und sich einmal weigerte zu erscheinen, weil sie mit ihrem Outfit unzufrieden war. Im Mai 2019 wurde die Hochstaplerin schließlich wegen Betrugs zu bis zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Eine Verständigung lehnte sie ab.
Anna Sorokin (alias Anna Delvey), die falsche deutsche Erbin

Nach nur knapp zwei Jahren hinter Gittern ist Sorokin nun wegen guter Führung vorzeitig auf Bewährung entlassen worden. Allerdings ist ihre Geschichte damit noch nicht vorbei. Wie es die falsche Erbin schaffte, die Welt so lange hinters Licht zu führen, will nun eine neue Netflix-Serie zeigen. Sorokin hat dafür bereits 320.000 Dollar (264.000 Euro) von der Produktionsfirma erhalten und mit einem Großteil des Geldes ihre Schulden beglichen.
Anna Sorokin (alias Anna Delvey), die falsche deutsche Erbin

Und was ist mit Anna Delvey? Nun ja, es sieht so aus, als sei die falsche Erbin noch nicht ganz von der Bildfläche verschwunden. Nach ihrer Haftentlassung postete Sorokin nämlich von ihrem alten Instagram-Account, darunter ein Bild von ihr im Bett mit dem Kommentar „Gefängnis ist so anstrengend, ihr habt ja keine Ahnung“. Zudem hat Sorokin eine neue Website, die sich „Anna Delvey Diaries“ nennt. Anna Sorokin ist allerdings nicht die erste Hochstaplerin, die sich ihr Luxusleben erschwindelt hat. Von falschen Piloten bis hin zu einem Mann, der seinen eigenen Tod im Kanu vortäuschte: Auch die folgenden berüchtigten Frauen und Männer haben es nicht ganz ehrlich zum Leben in Saus und Braus gebracht...
Der Promibetrüger Christophe Rocancourt

Der französische Trickbetrüger Christophe Rocancourt, hier mit Supermodel Naomi Campbell 2008 in Cannes zu sehen, hat Berichten zufolge mindestens 40 Millionen Dollar (33 Mio. Euro) von den Reichen und Schönen ergaunert. Bekannt wurde er durch seine Betrügereien in den 1990ern in Amerika, als er sich etwa als französisches Mitglied der Rockefeller-Familie oder auch als Filmproduzent ausgab. Rocancourt ließ sich von Schauspieler Mickey Rourke aushalten, zeugte einen Sohn mit einem Playboy-Model und überredete Jean-Claude van Damme, einen nichtexistierenden Film zu produzieren.
Der Promibetrüger Christophe Rocancourt

Doch die Wahrheit holte Rocancourt 2001 ein: Als er aus New York nach Kanada flüchtete, weil er eine Hotelrechnung nicht bezahlt hatte, wurde er verhaftet. Der Franzose, der sich zu der Zeit als Rennfahrer ausgab, gestand, einen Geschäftsmann um 100.000 Dollar (82.000 Euro) betrogen zu haben und saß ein Jahr im kanadischen Knast bevor er an die USA ausgeliefert wurde. 2003 musste Roncancourt, der sich einmal auch als Sohn von Sophia Loren ausgegeben hatte, wegen Betrugs erneut knapp vier Jahre ins Gefängnis.
Der Promibetrüger Christophe Rocancourt

Rocancourt wurde als „Mann, der die Stars abzockt“ bekannt und schrieb mehrere Bücher über seine Tricksereien, darunter die englischsprachige Biografie „I, Christopher Rocancourt, Orphan, Playboy, Prisoner“ (zu Deutsch: „Ich, Christophe Rocancourt – Waise, Playboy, Häftling“), die französischen Medienberichten zufolge verfilmt werden soll. Nach seiner Verhaftung in den USA kehrte er nach Frankreich zurück, doch sein Leben dort ist nicht minder spannend: Sein Name tauchte seither in einer Reihe von Skandalen auf, darunter einem Streit mit einem Filmregisseur, einem gefälschten Dokument und einem Überfall auf ein Polizeipräsidium.
Der falsche Pilot, Arzt und Anwalt Frank William Abagnale Jr.

Der falsche Pilot, Arzt und Anwalt Frank William Abagnale Jr.

Der falsche Pilot, Arzt und Anwalt Frank William Abagnale Jr.

Anthony Gignac, der falsche saudische Prinz

Anthony Gignac, der falsche saudische Prinz

Anthony Gignac, der falsche saudische Prinz

Im Mai 2019 wurde Gignac in Florida wegen Betrugs und Identitätsdiebstahls zu 18 Jahren und sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Zudem hatte er sich Anfang des Jahres sträflicherweise als Diplomat ausgegeben. US-Anwalt Fajardo Orshan sagte, Gignac habe mit „falschen Versprechungen“ dutzende ahnungslose Investoren um ihr Geld gebracht. Der Hochstapler übernahm bei der Urteilsverkündung die volle Verantwortung, bestand aber darauf, klarzustellen: „Ich bin kein Monster.“ Im September 2019 wurde er dazu verurteilt, seinen Gläubigern sieben Millionen Dollar (5,8 Mio. Euro) zurückzuzahlen.
Die falsche Erbin Cassie Chadwick

Die kanadische Hellseherin Cassie Chadwick betrog mehrere US-Banken und Geschäftsleute um mehr als zwei Millionen Dollar – heute wären das umgerechnet etwa 56 Millionen Dollar (46 Mio. Euro) –, indem sie sich als uneheliche Tochter des Industriemagnaten Andrew Carnegie ausgab. Geboren 1857 als Elizabeth Bigley, ließ sie sich in jungen Jahren Visitenkarten mit der Aufschrift „Miss Begley, Erbin von 15.000 Dollar“ drucken und behauptete, ein Onkel im Ausland habe ihr Geld hinterlassen. Sie wurde später wegen Fälschung angeklagt, aber wegen Unzurechnungsfähigkeit wieder freigesprochen.
Die falsche Erbin Cassie Chadwick

Die falsche Erbin Cassie Chadwick

Ihr ehrgeizigster Coup gelang ihr 1903: Chadwick brachte den Banker Iri Reynolds, Geschäftspartner ihres Mannes, dazu, ihr ein Vermögen von fünf Millionen Dollar (4,1 Mio. Euro) und eine von Carnegie unterzeichnete Treuhandvereinbarung über 7,5 Millionen Dollar (6,2 Mio. Euro) zu bestätigen. Damit ergaunerte sie Kredite in Millionenhöhe. Doch ein Jahr später wurde sie wegen eines Darlehens verklagt und ihre Schuldscheine entpuppten sich als Fälschung. Die Trickbetrügerin wurden wegen Kreditmissbrauchs verurteilt und starb zwei Jahre später im Gefängnis.
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Carlos Kaiser, der falsche Fußballer

Carlos Kaiser (links im Bild) war mehr als 20 Jahre lang einer der bekanntesten Fußballer Brasiliens, obwohl er den Sport eigentlich nie wirklich ausüben wollte. Geboren als Carlos Herique Raposo, hörte er schon bald auf „Kaiser“, den Spitznamen seines deutschen Fußballeridols Franz Beckenbauer. Doch selbst als er bereits bei einigen der wichtigsten Mannschaften Brasiliens unter Vertrag war und immer wieder an Clubs in Mexiko, Argentinien und Europa ausgeliehen wurde, sahen ihn die Fans kaum je auf dem Platz.
Carlos Kaiser, der falsche Fußballer

Für Kaiser war der Fußball-Lifestyle ein Ausweg aus der Armut in Rio de Janeiro. Nachdem er in Mexiko mit dem Sport angefangen hatte, kehrte er nach Brasilien zurück und freundete sich mit den dortigen Topspielern an. Diese ermöglichten ihm nicht nur ein glamouröses Leben, sondern gaben auch Empfehlungen ab, wenn er zwischen den Vereinen wechselte – insgesamt neun Mal. Zusätzlich überzeugte er Journalisten davon, den Hype um seine Person mit aufzubauen und Club-Chefs von seinem Talent zu überzeugen.
Carlos Kaiser, der falsche Fußballer

Das eigentliche Spiel allerdings scheute Kaiser wie der Teufel das Weihwasser. Er täuschte häufig Verletzungen vor und behauptete mehr als nur einmal, dass seine Großmutter gestorben sei. Einmal sagte er der britischen Tageszeitung „The Sun“: „Die Clubs haben schon so viele Leute über den Tisch gezogen, dass es Zeit war, den Spieß umzudrehen. Sie konnten mich nicht feuern. Alle Teams, in denen ich war, haben zweimal gefeiert: als ich unterschrieben habe und als ich gegangen bin.“ Die Lebensgeschichte des Hochstaplers wurde in einem Buch und dem Film „Kaiser!“ verewigt.
Die Versicherungsbetrüger Anne und John Darwin

Kanufahrer John Darwin und seine Frau Anne wurden bekannt, indem sie seinen Tod vortäuschten, um aus ihren finanziellen Schwierigkeiten herauszukommen. 2002 paddelte Darwin mit seinem Kanu hinaus aufs Meer und kam bei einem vermeintlichen Bootsunfall ums Leben, während seine Witwe die Lebensversicherung in Höhe von 280.000 Dollar (230.000 Euro) einstreifte. Mit dem Geld wollten sie sich zusammen ein neues Leben in Panama aufbauen, während die beiden erwachsenen Söhne um ihren Vater trauerten. Dieser versteckte sich übrigens im Nebenhaus.
Die Versicherungsbetrüger Anne und John Darwin
Der Plan funktionierte vier Jahre lang und das Paar zog tatsächlich nach Panama. Darwin reiste mit einem Pass ein, der auf den Namen eines verstorbenen Babys ausgestellt war. Nachdem Panama die Visaregelungen geändert hatte, beschloss er, zurück nach Großbritannien zu kehren. Auf der Botschaft behauptete er, er leide an Amnesie und erinnere sich an nichts aus den vergangenen Jahren. Doch der Betrug flog auf, als ein mit Datum versehenes Foto von ihm auf der Website eines Immobilienmaklers auftauchte.
Die Versicherungsbetrüger Anne und John Darwin

Darwin wurde verhaftet, angeklagt und schließlich wegen Betrugs und Dokumentenfälschung zu sechs Jahren und drei Monaten verurteilt. Auch seine Frau Anne kehrte nach Großbritannien zurück und saß wegen Betrugs und Geldwäsche eine Haftstrafe von sechs Jahren und fünf Monaten ab. Das Paar ließ sich später scheiden. John lebt Berichten zufolge mit seiner zweiten Ehefrau auf den Philippinen, Anne, die sich mit ihren Söhnen versöhnt hat, in Yorkshire.
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Der französische Fake-Minister

Der französische Fake-Minister

Die Opfer dachten, der echte Jean-Yves Le Drian habe sie kontaktiert und um finanzielle Unterstützung für Journalisten gebeten, die im Nahen Osten festgehalten wurden. Da Frankreich kein Lösegeld zahlt, ersuchten die Betrüger darum, das Geld auf ein Konto in China zu überweisen. Es ist bis heute nicht vollständig geklärt, warum sie sich ausgerechnet als Le Drian ausgaben. Vermuteter Grund war aber, dass dieser als Verteidigungsminister an der Freilassung von Geiseln wie dem hier gezeigten Serge Lazarevic beteiligt war.
Der französische Fake-Minister

Während manche den Betrügern rechtzeitig auf die Schliche kamen, hatten andere weniger Glück. Der Prinz und Philanthrop Aga Khan IV. (im Bild mit Queen Elizabeth II.) verlor nicht weniger als 18 Millionen Euro, mehr als die Hälfte der ergaunerten 40 Millionen Euro stammten von einem nicht genannten türkischen Geschäftsmann. Zwei Franzosen mit israelischen Wurzeln, Gilbert Chikli und Anthony Lasarevitsch, gelten als die Drahtzieher der Abzocke. Nach ihrer Auslieferung aus der Ukraine wurden sie im März 2020 zu elf bzw. sieben Jahren Haft und einer Geldstrafe von drei Millionen Euro verurteilt. Fünf weitere Komplizen wurden ebenfalls verurteilt.
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