Die verlassene Villa, unter der ein Goldschatz vergraben liegen soll
Eine alte Südstaatenvilla in Bildern

Das Rockwell House im US-Bundesstaat Georgia ist ein besonderes Beispiel für die elegante Architektur aus der Zeit vor dem Amerikanischen Bürgerkrieg im 19. Jahrhundert. Und doch stand es nach einem Brand 1969 jahrzehntelang leer – trotz der Gerüchte über vergrabenes Gold auf dem Anwesen.
Nach umfangreichen Sanierungsarbeiten ist das alte Herrenhaus nun aber sogar auf dem Immobilienmarkt erschienen. Begleiten Sie uns auf einen virtuellen Rundgang durch die alte Südstaatenvilla ...
Adaptiert von Jasmin Moore und Sandra Schröpfer
Das Anwesen vor der Restaurierung

Der Fotograf Leland Kent von „Abandoned Southeast“ konnte das verfallene Juwel vor Beginn der Restaurierungsarbeiten in seiner ganzen Pracht festhalten.
Im Februar 2021 wurde er erneut ins Rockwell House eingeladen, um die Restaurierungsarbeiten zu fotografieren.
Eine Südstaatenschönheit

Das prächtige Haus wurde 1838 für Oberst Samuel Rockwell, einen Anwalt, Sklavenhalter und Kriegsveteranen, erbaut und befindet sich in dem idyllischen Städtchen Milledgeville, das damals die Hauptstadt von Georgia war.
Ein feudales Anwesen

Rockwell beauftragte den Architekten Joseph Lane aus Maine mit dem Entwurf des Hauses und scheute dabei keine Kosten.
Es wurde auf einem Hügel neben einem Wäldchen aus alten Eichen und Magnolienbäumen errichtet, sodass es noch imposanter als ohnehin schon wirkt. Jedes einzelne Stück Holz, das für den Bau verwendet wurde, wurde von Hand geschnitten und verarbeitet.
Die ungewöhnliche Fassade

Im Gegensatz zu vielen anderen Villen in den Südstaaten der USA, die aus der Zeit stammen, wurde das Rockwell House nicht in Weiß, sondern in Hellgelb gestrichen. Dazu hatte die Villa grüne Fensterläden, die allerdings schon vor langer Zeit entfernt wurden.
Im Bild sieht man das Haus im Februar 2021, nachdem es in seinem ungewöhnlichen Farbton restauriert worden war. Das nächste Bild zeigt, wie die Fassade zuvor ausgesehen hatte ...
Der stolze Preis eines Zauns

Nach jahrelanger Vernachlässigung war die Fassade des Rockwell House stark verwittert und sah alles andere als einladend aus. Erstaunlicherweise soll der schmiedeeiserne Zaun, der um die Vorderseite des Grundstücks verläuft, so viel gekostet haben wie das Haus selbst.
Es heißt, dass Colonel Rockwell einen Herzinfarkt bekam, als er die Gesamtrechnung von 2.600 Dollar sah, was einem heutigen Wert von etwa 85.000 Euro entspricht. Rockwell starb 1841 in der Villa – ob der teure Zaun dafür mitverantwortlich war, ist aber reine Spekulation.
Ein namhafter Bewohner

Das Anwesen ging in den 1850er-Jahren an den Gouverneur von Georgia, Herschel Vespasian Johnson, über, der es zu seiner Sommerresidenz machte.
Johnson war über die Grenzen Georgias hinaus ein namhafter Politiker und kandidierte 1860 sogar als Vizepräsident der Demokratischen Partei.
Die Eigentümerwechsel

Nach Johnsons Tod 1880 lebten eine Reihe wohlhabender Kaufleute und Bauern im Rockwell House, bevor es 1904 von Marshall Bland, einem Vertreter der Versicherungsgesellschaft New York Life Insurance Company, gekauft wurde.
Bland versuchte 1910, das Haus an einen Mann von außerhalb zu verkaufen. Doch trotz der Zahlung einer Kaution zahlte der Interessent nie den Restbetrag für die Immobilie. Die Villa wurde schließlich von Blands Cousin Oscar Ennis gekauft.
Der Eingangsbereich

Wer die Villa heute betritt, fühlt sich sofort in die prachtvolle Vergangenheit zurückversetzt.
Die Eingangstür, umrandet von schönen Glasarbeiten und Stuckleisten, ist ein Kunstwerk für sich. Gäste wurden damals wie heute in dieser Empfangshalle mit imposantem Treppenaufgang willkommen geheißen.
Das Erdgeschoss

Als Leland Kent 2019 die Innenräume fotografierte, waren Schäden und Abnutzungserscheinungen unübersehbar, die Räume im Erdgeschoss befanden sich aber noch in einem guten Zustand.
Besonders charmant ist dieses lichtdurchflutete Wohnzimmer mit seinem hübschen Kamin und den traditionellen Schiebefenstern.
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Relikte der Vergangenheit

Der Raum verfügt über prächtige historische Elemente, von den geschnitzten Holztüren über die Deckenrosetten bis hin zur Wandvertäfelung.
Ennis und seine Familie wohnten bis 1962 in dem Haus, das dann von einem Zahnarzt aus der Gegend, Robert Watson, gekauft wurde.
Die umfangreiche Renovierung

Als Watson das Haus kaufte, war es bereits deutlich verfallen. Er ließ es aufwändig renovieren, um die frühere Pracht wiederherzustellen.
Die Renovierung war fast abgeschlossen, als es im August 1969 zu einem schrecklichen Zwischenfall kam.
Der Brand

Als die Handwerker im Schlafzimmer im ersten Stock Farbe mit einer Lötlampe entfernten – was keine gute Idee ist in einem Haus, das zum Großteil aus Holz besteht – setzten sie es versehentlich in Brand.
Das Zimmer lag direkt über dieser Treppe und richtete im gesamten Obergeschoss großen (und teuren!) Schaden an.
Ein Schatten seiner selbst

Der Brand wurde zwar gelöscht, bevor er sich aufs ganze Haus ausbreiten konnte, aber der Raum zeigte deutliche Spuren eines Wasserschadens.
Der alte Dielenboden und der beschädigte Kamin mussten gründlich restauriert werden, um den Raum wieder bewohnbar zu machen.
Für die Nachwelt erhalten

Kurz nach dem Brand bekundete das Winterthur Museum in der Nähe von Wilmington in Delaware Interesse an dem schönen Esszimmer der Villa. Es wurde im Museum sorgfältig nachgebaut und ist heute als der „Georgia Room“ ausgestellt.
Das Museum kaufte den Kaminsims aus schwarzem Marmor sowie Schnitzereien und einen Architrav und machte Abdrücke vom Stuck an der Decke.
Der drohende Abriss

Der Erlös diente der Instandsetzung der durch den Brand beschädigten Innenräume. Obwohl vom ursprünglichen Esszimmer lange nur kahle Wände und Holzdielen übrig waren, ließen Details wie die Wandvertäfelung und der Deckenstuck seine einstige Pracht erahnen.
Dabei stand es Anfang der 1970er-Jahre gar nicht gut um die Villa: Ein Kaufinteressent wollte die verbliebene Ausstattung herausreißen und verkaufen. Stattdessen ging die Immobilie aber an die Makler Joanne und Cecil Ogden.
Nostalgische Details

1978 wurde das Rockwell House unter Denkmalschutz gestellt, doch nur das Allernötigste wurde renoviert, sodass die Villa immer weiter verfiel.
Diese geschwungene Treppe, die die Gäste beim Betreten des Foyers empfängt, ist aber bis heute erhalten geblieben.
Erhaltenswerte Architektur

Ein weiteres Element, das schon 2019 noch in gutem Zustand war, sind die Doppeltüren im ersten Stock, die auf den vorderen Balkon führen.
Mit ihren aufwendigen Bleiverglasungen spiegeln sie das Design der darunter liegenden Eingangshalle wider und durchfluten das Treppenhaus mit natürlichem Licht.
Große Pläne

Im gesamten ersten Stock blätterte der Putz von den Wänden und auch diese Treppe hatte eine Restaurierung dringend nötig.
Erst 2019 fanden sich Investoren, die Rockwell House zu einem Schnäppchenpreis von umgerechnet rund 316.000 Euro kauften und große Pläne hatten. Unter der Leitung des Maklers Ross Sheppard aus Atlanta, der auf die Restaurierung historischer Immobilien spezialisiert ist, wurde die Villa nun saniert.
Die originalgetreue Restaurierung

Restaurator Kyle Campbell von Preservation South leitete die Renovierungsarbeiten, bei denen so viel wie möglich erhalten und originalgetreu wiederhergestellt werden sollte.
Um den Räumen und der Fassade der Villa zu neuem Glanz zu verhelfen, ist viel Fingerspitzengefühl und eine innovative Herangehensweise gefragt.
Einsatz neuester Technik

Die kunstvoll gestalteten Holzarbeiten im Esszimmer, die nun im Winterthur Museum in Delaware zu sehen sind, wurden mit neuesten 3D-Scan- und Drucktechniken nachgebildet.
Die Restauratoren bemühten sich, das Haus bis ins kleinste Detail originalgetreu wiederaufzubauen.
Weitläufiges Gelände

Der Außenbereich des historischen Herrenhauses erstreckt sich über fünf Hektar, mit einem Teich und einigen Nebengebäuden, in denen einst die Sklaven wohnten.
Eine überdachte Veranda auf der Rückseite spendet Schatten während der heißen Sommermonate in Georgia. Angeblich liegt auf dem weitläufigen Gelände sogar ein Schatz vergraben ...
Die Goldschatz-Legende

Es heißt, dass irgendwo auf dem Anwesen Gold versteckt wurde, angeblich unter dem Fundament der Villa – so die Legende.
Allerdings weiß niemand, wer den möglichen Goldschatz versteckt haben soll oder warum. Bislang wurde noch nichts gefunden.
Die neue Fassade

Da die Villa unter Denkmalschutz steht, sind viele der ursprünglichen Holzarbeiten noch erhalten.
In den 1940er-Jahren wurde die Veranda an der Vorderseite allerdings umgebaut und die Säulenfüße bestanden seitdem aus Beton und Backstein statt aus Holz. Den Restauratoren war es aber wichtig, den Ursprungszustand der Vorderfassade wiederherzustellen.
Die Wiedergeburt eines historischen Wahrzeichens

Das Gebäude erstrahlt nun wieder in seinem ursprünglichen Sonnengelb. Das Gestrüpp wurde entfernt und die Investoren gestalteten eine Grünanlage, wobei die alten Eichen und Magnolienbäume ebenfalls erhalten blieben.
Ein beliebtes Ferienhaus

Nach der Renovierung wurde das Anwesen wieder aktiv genutzt, etwa als Hochzeitslocation und als Gästehaus, das über Airbnb vermietet wurde.
Hier abgebildet ist das Wohnzimmer, das mittlerweile kaum wiederzuerkennen ist.
Erneuter Eigentümerwechsel

Im Frühjahr 2024 gaben die Investoren von Rockwell House jedoch bekannt, dass die Villa zum Verkauf stand und schließlich für rund 768.000 Euro verkauft wurde, wie aus den Immobilienaufzeichnungen von Zillow hervorgeht.
Während die früheren Eigentümer sich Berichten zufolge einem anderen Restaurierungsprojekt in Georgia gewidmet haben, scheinen die neuen Besitzer ebenso entschlossen zu sein, das Erbe des Hauses zu bewahren. Auch sie planen, es in Zukunft als Veranstaltungsort und Ferienunterkunft zu nutzen, wie aus der Website hervorgeht.
Eine (hoffentlich) aussichtsreiche Zukunft

Es bleibt abzuwarten, wie es mit diesem historischen Anwesen weitergeht. Rockwell House scheint jedoch in guten Händen zu sein.
Auf dem Grundstück ist vielleicht kein Gold versteckt (oder doch?), aber die exquisiten Details und das reiche Kulturerbe machen das Anwesen trotzdem zu einem architektonischen Schatz.
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