7 Olympia-Ruinen, die Milliarden verschlungen haben
Verlassene Stätten der Olympischen Spiele im Kosten-Ranking

Die Olympischen Spiele ziehen alle vier Jahre ein Millionen-Publikum in ihren Bann. Für das wohl berühmteste Sportereignis der Welt geben die Gastländer Unsummen aus. Aufgrund der COVID-19-Pandemie mussten die Spiele in Japan um ein Jahr verschoben werden und die eigens dafür errichteten Sportstätten blieben leer.
Selbst unter normalen Umständen sind die wirtschaftlichen Vorteile der Olympischen Spiele, wie die Förderung der Infrastruktur oder des Tourismus, häufig nur von kurzer Dauer und rechtfertigen oft nicht die enormen Kosten, die für den Bau der Stadien und anderer Einrichtungen anfallen. Schlimmer noch, viele dieser Orte werden nie wieder genutzt und verfallen, wie die folgenden Bilder zeigen.
Hier ist das Ranking der kostspieligsten olympischen Stätten, die heute zu Ruinen verfallen.
(Alle Fremdwährungsbeträge wurden in Euro umgerechnet und inflationsbereinigt im heutigen Geldwert angegeben.)
Adaptiert von Christiane Mentz
Sarajevo, Bosnien und Herzegowina, 1984, Kosten: unbekannt

Da die jugoslawische Währung Dinar nach den Olympischen Winterspielen 1984 in Sarajevo eine Hyperinflation erlebte, kann man nur grob schätzen, wie teuer diese Spiele wirklich waren.
Aus einer Oxford-Studie aus dem Jahr 2016 geht hervor, dass das Budget damals um unglaubliche 118 Prozent überschritten wurde. Viele der Austragungsorte und Anlagen, wie dieses verlassene Hotel, wurden ein Jahrzehnt später während der Belagerung von Sarajevo abgerissen.
Sarajevo, Bosnien und Herzegowina, 1984, Kosten: unbekannt

Die verlassenen olympischen Orte von Sarajevo gehören zu den gespenstischen Ruinen der Spiele überhaupt. Als sich Soldaten während der Belagerung der Stadt in die umliegenden Berge der Stadt zurückzogen, dienten ihnen die olympischen Einrichtungen als Versteck und Waffenlager.
Die Bobbahn (Bild) wurde als Artilleriestützpunkt genutzt. Man kann heute noch deutlich die Schießscharten im Mauerwerk erkennen und die Graffitis, die die Soldaten hinterlassen haben. Die Skisprungschanzen wurden durch die Kämpfe so schwer beschädigt, dass sie seitdem nicht mehr genutzt werden können und als bizarres Denkmal an diese Zeit in den Himmel ragen.
Sarajevo, Bosnien und Herzegowina, 1984, Kosten: unbekannt

Während der Belagerung von Sarajevo kamen Schätzungen zufolge ungefähr 12.000 Menschen ums Leben. In der gesamten Stadt mussten behelfsmäßige Friedhöfe angelegt werden – so auch neben der Zetra-Olympiahalle.
Einige Orte konnten mittlerweile restauriert oder anderweitig genutzt werden. Der Großteil des olympischen Erbes wurde jedoch durch den Konflikt zerstört und verfällt.
Montreal, Kanada, 1976, Kosten: ca. 1,5 Mrd. €

Das Olympiastadion in Montreal zählt zu den teuersten gescheiterten Großprojekten weltweit. Trotz aller Versuche und massivem Kostenaufwand konnte es nach einer Serie von Pannen und Problemen nicht rechtzeitig zu den Sommerspielen 1976 eröffnet werden.
Im Jahr 2006 schätzte man die Ausgaben für das Stadion auf heute umgerechnet ca. 1,5 Milliarden Euro.
Montreal, Kanada, 1976, Kosten: ca. 1,5 Mrd. €

Das Stadiondach wurde erst elf Jahre später, also 1987, fertiggestellt. Doch selbst dann riss die Pannenserie nicht ab: Nachdem die Konstruktion mehrfach beschädigt wurde, stürzte ein Teil des Daches 1999 sogar ein. Im Laufe der Jahre wurde die Sportanlage immer mal wieder zur Zwischennutzung freigegeben. Ein dauerhafter Mieter fand sich jedoch nie.
Berichten zufolge wären die Kosten für den Abriss des Stadions höher als eine gelegentliche Nutzung. Daher gilt also abzuwarten, ob sich dieser Ort endgültig in die olympischen Ruinen einreiht oder vielleicht doch noch wiederbelebt wird.
Montreal, Kanada, 1976, Kosten: ca. 1,5 Mrd. €

In den vergangenen Jahren fanden im Olympiastadion Fußballspiele und Konzerte statt. Während der Corona-Pandemie wurde das Gebäude als Impfzentrum genutzt. Dennoch verursacht es mehr Kosten als Nutzen. Die geplante Erneuerung des Daches wird voraussichtlich vier Jahre in Anspruch nehmen und umgerechnet ungefähr 580 Millionen Euro verschlingen.
Die Einwohner von Montreal nennen den Veranstaltungsort passenderweise „The Big O“ („Die große Schuld“).
Berlin, Deutschland, 1936, Kosten: ca. 2 Mrd. €

1936 richtete Berlin die Olympischen Sommerspiele aus und setzte bezüglich der Ausgaben für damalige Verhältnisse ganz neue Maßstäbe. Dazu gehörten ein aufwendig gestalteter Multi-Sportpark, ein Großstadion mit einem Fassungsvermögen von 100.000 Menschen und der weltweit erste olympische Fackellauf.
Berücksichtigt man die Inflation, würden sich die geschätzten Gesamtkosten der Spiele im Jahr 2024 auf rund 2 Milliarden Euro belaufen.
Berlin, Deutschland, 1936, Kosten: ca. 2 Mrd. €

Das ehemalige Olympische Dorf in Elstal in der Gemeinde Wustermark am Rande Berlins erinnert auf düstere Weise an diese Spiele. In der Zeit, in der die Anlagen errichtet wurden, waren die Nazis auf dem Vormarsch und Juden wurden systematisch ihrer Rechte beraubt.
Versuche jüdischer und linker Gruppen, die Austragung der Spiele zu verhindern, scheiterten. Das Internationale Olympische Komitee setzte sich durch und hoffte vergebens, dass dieses Sportereignis Einheit bringen und die deutschen Machtbestrebungen ausbremsen würde.
Berlin, Deutschland, 1936, Kosten: ca. 2 Mrd. €

Im Olympischen Dorf befanden sich ein Trainingsbecken (Bild), eine Sporthalle und 38 Speisesäle für die Athleten. Während des Zweiten Weltkriegs wurde es zum Lazarett und zur Ausbildungsstätte der Armee umfunktioniert. 1945 zog das sowjetische Militär ein und nutzte bis 1992 das gesamte Areal. Derzeit wird diskutiert, das ehemalige olympische Dorf in ein Museum umzuwandeln und Führungen anzubieten.
Das Olympiastadion blieb vom Verfall verschont und wurde 2005 für die im Jahr darauf stattfindende FIFA-Weltmeisterschaft restauriert. Die Sportstätte ist Austragungsort vieler Großveranstaltungen, wie Konzerten oder dem UEFA EURO Finale 2024.
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Rio de Janeiro, Brasilien, 2016, Kosten: 15,8 Mrd. €

Die Ehre, als erstes südamerikanisches Land die Olympischen Spiele auszurichten, kostete Brasilien 13,2 Milliarden US-Dollar, was einem heutigen Geldwert von etwa 15,8 Milliarden Euro entspricht.
In Rio de Janeiro wurden zehn neue Arenen und Sporteinrichtungen aus dem Boden gestampft und zusätzlich bestehende Sportstätten, die 2007 für die Panamerikanischen Spiele gebaut wurden, renoviert und umfunktioniert. Außerdem ließ die Stadt entlang des Standes mehrere temporäre Gebäude errichten.
Während die Organisatoren betonten, dass alle neuen Austragungsorte über einen langfristigen Nutzungsplan verfügen, argumentierten Kritiker, dass diese Gebäude zu groß und deren Unterhaltung viel zu teuer seien.
Rio de Janeiro, Brasilien, 2016, Kosten: 15,8 Mrd. €

Gerade mal sechs Monate nach dem Ende der Spiele glich das olympische Dorf einer Geisterstadt. Der Grund: Streitigkeiten über unbeglichene Nebenkosten. Während die Betreiber des Veranstaltungsortes und die Regierung nach einer Lösung suchten, fielen die Gebäude dem Vandalismus und Plünderungen zum Opfer.
Die temporären Gebäude wurden abgerissen und der Schutt türmt sich seitdem. Im Jahr 2017 sagte der Bundesstaatsanwalt Leandro Mitidieri über die Sportstätten: „Wir stehen vor einem gescheiterten Großprojekt und versuchen zu prüfen, wie man die Gebäude in etwas Brauchbares verwandeln kann.“
Rio de Janeiro, Brasilien, 2016, Kosten: 15,8 Mrd. €

Nur das Gelände des Olympiaparks blieb für die Öffentlichkeit zugänglich und war Schauplatz vieler Konzerte und anderer Veranstaltungen. Die Besucher beklagten jedoch den schlechten Zustand und die mangelnde Instandhaltung der Anlage.
Anfang 2020 ordnete ein Richter sogar die Schließung des Olympiaparks an, da er nicht den Sicherheitsstandards entsprach. Er befürchtete eine tragische Wendung, denn „die unzureichende Pflege hat den Park allmählich ruiniert“. Zwei Wochen später konnte er wieder geöffnet werden.
Athen, Griechenland, 2004, Kosten: 17,6 Mrd. €

Athen war Gastgeber der Olympischen Sommerspiele 2004, die auf heute umgerechnet etwa 17,6 Milliarden Euro gekostet hätten. Es wurden Stimmen laut, dass die Austragung der Spiele die Ursache der finanziellen Notlage des Landes sei. Die griechische Regierung weist jedoch alle diesbezüglichen Anschuldigungen zurück.
Wie bei vielen eigens für die Olympiade errichteten Sportstätten wurde auch beim Bau der riesigen Anlagen in Griechenland die langfristige Nutzung nicht ausreichend mitgedacht.
Athen, Griechenland, 2004, Kosten: 17,6 Mrd. €

Heute sind die meisten Sportstätten von damals verlassen, während das Land weiterhin seine Schulden tilgt. Aus Mangel an realistischen Plänen und den nötigen finanziellen Mitteln ist der Staat gezwungen, die ehemals so imposanten Gebäude dem Verfall preiszugeben: Das Wassersportzentrum liegt brach, im Trainingsbecken sammelt sich der Müll und die Wände sind mit Graffiti bedeckt.
Athen, Griechenland, 2004, Kosten: 17,6 Mrd. €

Viele Spielstätten, wie diese Kanu- und Kajakanlage, sind mit Unkraut überwuchert und man kann darunter nur schemenhaft den eigentlichen Glanz der Olympischen Spiele vermuten.
Das Baseballgelände wurde bis 2017 als Flüchtlingslager genutzt, in dem bis zu 5.000 Menschen lebten. Andere Orte wurden zu COVID-19-Impfzentren umfunktioniert und dienen heute nur noch sporadisch als Veranstaltungsräume.
Peking, China, 2008, Kosten: 53,2 Mrd. €

Die Olympischen Spiele 2008 in Peking haben unfassbare 40 Milliarden US-Dollar gekostet; umgerechnet und die Inflation berücksichtigt, wären das heute 53,2 Milliarden Euro. Mehr als ein Jahrzehnt später sind viele der Austragungsorte baufällig.
Die Becken der Schwimmarena sind schon lange nicht mehr mit Wasser gefüllt, der Holzboden des Volleyballstadions (Bild) ist verrottet und die Maskottchen, die einst das Publikum begeisterten, fristen ein äußerst trauriges Dasein.
Peking, China, 2008, Kosten: 53,2 Mrd. €

Die beiden wichtigsten Veranstaltungsorte, das Stadion (auch als „Vogelnest“ bekannt) und das nationale Schwimmzentrum Water Cube (deutsch: Wasserwürfel), sind nach wie vor beliebte Touristenattraktionen. Für die Olympischen und Paralympischen Winterspiele 2022 wurden sie wieder als Sportstätten genutzt.
Viele andere olympische Orte in und um Peking stehen heute allerdings leer und verfallen. Diese Tatsache stößt selbst bei Olympia-Fans auf Kritik, denn für deren Bau wurden schätzungsweise zwei Millionen Einwohner teilweise gewaltsam aus ihren Häusern vertrieben.
Peking, China, 2008, Kosten: 53,2 Mrd. €

Die BMX-Strecke (Bild), die Kajakbahn und zahlreiche andere kostspielige Bauwerke wurden vollständig aufgegeben und sind heute nur noch Ruinen, die an bessere Zeiten und große Siege erinnern.
Sotschi, Russland, 2014, Kosten: 60,6 Mrd. €

Dass das Budget bei der Ausrichtung der Olympischen Spiele regelmäßig überschritten wird, überrascht kaum noch. Den bisherigen Höhepunkt erreichte das Olympia-Finanz-Debakel mit den Winterspielen 2014 im russischen Sotschi.
Als Russland 2007 den Zuschlag erhielt, einigte man sich auf einen Etat von umgerechnet rund 11 Milliarden Euro. Schlussendlich kosteten diese Spiele weit mehr als das Vierfache – was aus heutiger Sicht einer Rekordsumme von etwa 60,6 Milliarden Euro entspricht.
Sotschi, Russland, 2014, Kosten: 60,6 Mrd. €

Mit 88 teilnehmenden Nationen und 2.873 Athleten in 98 Disziplinen waren es die größten Olympischen Winterspiele aller Zeiten. Trotz dieses Erfolges sind sie umstritten. Es ist die Rede von Korruption und zwielichtigen Beziehungen der Regierung zu Oligarchen, die für die Kostenexplosion verantwortlich sein sollen. Ferner wird Russland vorgeworfen, Wanderarbeiter für den Bau der Spielstätten ausgebeutet zu haben.
Obwohl in Sotschi während der FIFA-Weltmeisterschaft 2018 einige Spiele ausgetragen wurden, kann man dennoch von einer beispiellosen Misswirtschaft sprechen.
Sotschi, Russland, 2014, Kosten: 60,6 Mrd. €

Ein Teil des Budgets wurde für die Verbesserung der Infrastruktur in der Region ausgegeben, zum Beispiel für eine neue Umgehungsstraße, für barrierefreie Wege in der Stadt und für die Erweiterung des öffentlichen Verkehrsnetzes. Den olympischen Austragungsorten selbst versucht man heute mit Müh und Not durch Sport- und Musikveranstaltungen neues Leben einzuhauen. Russlands Krieg in der Ukraine verschärft diese Problematik zusätzlich.
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