Diese Länder schulden China Milliarden – warum die Rückzahlung schwierig ist
Von Kenia bis Pakistan: Chinas größte Schuldner im Überblick

2013 rief Chinas Präsident Xi Jinping die „Belt and Road Initiative“ (BRI) ins Leben, die im Deutschen als „Neue Seidenstraße“ bekannt ist. Das Ganze war ursprünglich als riesiges Investitionsprogramm für die Entwicklung von Infrastruktur gedacht, die Asien mit Europa verbinden sollte. Der Plan wurde später allerdings weltweit ausgeweitet, insbesondere auf Entwicklungsländer.
Zehn Jahre später ist China nun offiziell der größte Schuldeneintreiber der Welt – und die Summe der überfälligen Zahlungen wird immer größer. Gleichzeitig hat Peking mit eigenen finanziellen Problemen zu kämpfen. Laut der Organisation AidData, die Entwicklungshilfedaten aufbereitet, gehen geschätzt 80 Prozent der chinesischen Auslandskredite derzeit an Länder, die sich in einer finanziellen Notlage befinden. Die Gesamtsumme der Schulden beläuft sich dabei auf knapp 920 Milliarden Euro.
Welche 30 Nationen Chinas größte Schuldner sind – und wer Probleme bei der Rückzahlung hat, im Ranking.
(Die Zahlen basieren auf Angaben von AidData und beziehen sich auf die Gesamtverschuldung für den Zeitraum von 2000 bis 2021. Alle Geldbeträge von US-Dollar in Euro umgerechnet.)
Adaptiert von Barbara Geier
Belarus: 10,1 Milliarden Euro Gesamtverschuldung

Im Rahmen der BRI-Initiative vergab China viele Darlehen für großvolumige Infrastrukturprojekte, ohne dass ein angemessenes Risikomanagement zur Gewährleistung der Rückzahlung vorhanden war.
Ein Beispiel dafür war die Vergabe von Dollar- und Euro-Krediten an Länder wie Belarus, die später mit internationalen Sanktionen belegt wurden, nach denen die Durchführung von Transaktionen in diesen Währungen untersagt war. Das osteuropäische Land schuldet China inzwischen 10,1 Milliarden Euro.
Ein Großteil dieses Geldes wurde in Logistik und Produktion investiert, unter anderem in den Industriepark Great Stone, der chinesische Firmen mit Steuervergünstigungen anlockte.
Turkmenistan: 11,2 Milliarden Euro Gesamtverschuldung

China hat dem zentralasiatischen Turkmenistan, das über große Gas- und Ölvorkommen verfügt, mit hohen Summen eine rund 6.430 Kilometer umfassende Pipeline-Infrastruktur finanziert, um Erdgas aus Turkmenistan quer über den Kontinent in seine westliche Provinz Xinjiang zu bringen.
Das Projekt wurde 2009 abgeschlossen und die turkmenische Regierung teilte mit, dass sie die Pipeline bis 2021 vollständig abbezahlt habe. Die genauen Kosten wurden jedoch nie veröffentlicht. Schätzungen gehen von ungefähr zwischen sieben und neun Milliarden Euro aus.
Kenia: 11,7 Milliarden Euro Gesamtverschuldung

Kenia hat sich von China rund 4,6 Milliarden Euro für den Bau einer Bahnlinie zwischen Mombasa und Nairobi geliehen. Die Strecke wurde 2017 eröffnet und wird weithin als Erfolg angesehen, da sie die Fahrzeit halbiert.
Einige Kritiker haben jedoch auf die ökologischen und sozialen Auswirkungen der Bahnlinie hingewiesen, die durch den Nairobi-Nationalpark führt. Andere haben Zweifel am straffen Tilgungsplan für den Kredit. Ursprünglich sah das Projekt auch eine Verbindung zum Nachbarland Uganda vor, die jedoch später gestrichen wurde. Da die Strecke nun daher keinen grenzüberschreitenden Handel ermöglicht, könnte sich die Bahnlinie als finanziell nicht tragfähig erweisen.
Im Oktober 2023 wurde bekannt, dass der kenianische Präsident William Ruto China um Aufschub bei der Darlehensrückzahlung bitten wolle. Berichten zufolge plante er außerdem, zusätzliche Kredite in Höhe von rund 920 Millionen Euro für anstehende Straßenprojekte zu beantragen. Wie die Nachrichtenagentur AP berichtete, behielt die Regierung Gehälter für Beamte ein, um Gelder für die Rückzahlung der ausländischen Kredite zur Verfügung zu haben. Angesichts drohender Streiks traten im Juli 2024 jedoch Gehaltserhöhungen für Beamte in Kraft.
Insgesamt schuldet das ostafrikanische Land China 11,7 Milliarden Euro.
Demokratische Republik Kongo: 12 Milliarden Euro Gesamtverschuldung

Die Demokratische Republik Kongo soll laut AidData-Angaben zwischen 2000 und 2021 Schulden in Höhe von mehr als 12 Milliarden Euro bei China angehäuft haben. Ein Großteil davon entfällt auf Bergbau- und Infrastrukturinvestitionen.
Wie viele andere China-Schuldnerländer ist der Kongo im Rahmen seines BRI-Darlehens laut AidData verpflichtet, ein Mindestguthaben in Höhe von 20 Prozent seiner gesamten ausstehenden Schulden im Rahmen mehrerer Darlehensverträge mit der China Eximbank auf einem vom Kreditgeber kontrollierten Offshore-Treuhandkonto vorzuhalten.
Wenn die Wirtschaft schlecht läuft oder finanzielle Notlagen entstehen, wird es für Kreditnehmer immer schwieriger, die Anforderungen zu erfüllen. Potenzielles Wirtschaftswachstum, das andernfalls zur Rückzahlung der Kredite beitragen könnte, wird im Keim erstickt – ein Teufelskreis. Gleichzeitig zögern andere Kreditgeber, Rettungsmaßnahmen anzubieten, da China durch die Treuhandkonten als erstes Land an sein Geld käme, sollte das jeweilige Land seine Kredite nicht zurückzahlen können. Viele Kritiker haben die BRI-Initiative daher als Schuldenfalle bezeichnet.
Anfang 2024 wurde berichtet, dass die ausländischen Bargeldreserven des Kongo um mehr als 50 Prozent gesunken sind. Es gibt Befürchtungen, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis dem verarmten Land das Geld für wichtige Importe wie Lebensmittel und Treibstoff komplett ausgeht.
Sambia: 12,4 Milliarden Euro Gesamtverschuldung

Die Situation in Sambia ist ähnlich wie im Kongo: Das Land hat 12,4 Milliarden Euro für den Bau von Straßen, Eisenbahnen und Staudämmen geliehen.
Seinen Verpflichtungen gegenüber China nachzukommen, hat das Land einen Großteil seiner Steuereinnahmen gekostet, sodass es im Endeffekt seine Kredite nicht mehr bedienen konnte. Infolgedessen ist die Inflation um 50 Prozent in die Höhe geschnellt und die Landeswährung hat 30 Prozent ihres Wertes verloren. Die Arbeitslosigkeit hat ein Rekordhoch erreicht und laut Schätzungen der Vereinten Nationen können sich rund 3,5 Millionen Bürger in dem circa 20-Millionen-Einwohner-Land keine Lebensmittel mehr leisten.
China und Sambia verhandeln seit Monaten über Möglichkeiten zur Umschuldung, haben bisher aber noch keine Einigung bekannt gegeben.
Myanmar: 12,6 Milliarden Euro Gesamtverschuldung

Myanmar ist aufgrund von Menschenrechtsverletzungen von vielen internationalen Kreditgebern mit Sanktionen belegt worden und verlässt sich seit Jahren auf China als Geldgeber. Die jüngste Finanzierungsspritze wurde 2018 vereinbart und umfasst Gelder für eine Kupfermine, ein Eisenbahnprojekt und einen Tiefseehafen. Viele der Projekte werden von der lokalen Bevölkerung abgelehnt.
Während des Militärputschs im Februar 2021, der das südostasiatische Land in politische Instabilität stürzte, führte die antichinesische Stimmung im Land zur Zerstörung vieler chinesischer Fabriken. Seit dem Putsch hat Myanmar viele seiner zuvor geplanten Projekte jedoch wieder aufgenommen. Das Land hat sich zudem an andere Länder wie Singapur und Indien gewandt, um seine Abhängigkeit von China zu verringern.
Nigeria: 13,3 Milliarden Euro Gesamtverschuldung

Nigerias Verbindlichkeiten gegenüber China belaufen sich auf 13,3 Milliarden Euro. Milliarden chinesischer Dollar wurden in eine ganze Reihe von Infrastrukturprojekten investiert, wie in den Tiefseehafen Lekki, Eisenbahnlinien, Flughäfen und der ersten U-Bahn-Linie in der Hauptstadt Lagos (im Bild).
Wegen der prekären wirtschaftlichen Situation des westafrikanischen Landes nimmt es zudem gesonderte Notkredite von Peking auf. Berichten zufolge verlangt China dafür höhere Zinssätze von rund 5 Prozent, also deutlich mehr als der üblicherweise angesetzte Zinssatz von 2 Prozent des Internationalen Währungsfonds (IWF).
Ägypten: 13,8 Milliarden Euro Gesamtverschuldung

Chinesische Baufirmen haben einen Großteil der jüngsten ägyptischen Infrastruktur errichtet, darunter Kraftwerke und eine neue Verwaltungshauptstadt. Sie liegt 45 Kilometer östlich von Kairo und soll Regierungsbehörden und mehr als fünf Millionen Einwohner beherbergen.
Diese neue, aktuell namenlose Stadt mit dem höchsten Gebäude Afrikas ist noch weitgehend unbewohnt und wird oft als politisches Prestigeprojekt betitelt, dessen Gesamtkosten auf knapp 37 Milliarden Euro geschätzt werden. China hat sich an seiner Finanzierung beteiligt.
Im Jahr 2022 war die ägyptische Wirtschaft an einem Tiefpunkt und die Regierung musste sich um Darlehen und Hilfspakete vom Internationalen Währungsfonds, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Saudi-Arabien bemühen. Im Oktober 2023 unterzeichnete sie ein Schuldentauschabkommen mit China zur Finanzierung von noch mehr Entwicklungsprojekten.
Malaysia: 14,6 Milliarden Euro Gesamtverschuldung

Von allen Ländern, die an der BRI-Initiative teilnehmen, hat Malaysia einige der ehrgeizigsten Projekte durchgeführt – zum Beispiel eine 640 Kilometer lange Bahnlinie an der Ostküste.
Trotzdem ist es dem Land weitgehend gelungen, nicht in dieselbe Schuldenfalle wie andere Länder auf dieser Liste zu geraten. Das hat damit zu tun, dass die Projekte eher von lokalen Akteuren als von Peking initiiert wurden.
Allerdings hat die mangelnde Sorgfaltspflicht chinesischer Investoren dazu geführt, dass Veruntreuungen, rechtliche Probleme und Verzögerungen im Zeitplan die Durchführung der Projekte beeinträchtigen.
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Kambodscha: 15 Milliarden Euro Gesamtverschuldung

Kambodscha ist eines der vielen Länder, dessen Verbindlichkeiten gegenüber China 20 Prozent des nominalen Bruttoinlandproduktes übersteigen. Einige Politikwissenschaftler befürchten, dass Kambodscha aufgrund dieser übermäßigen Abhängigkeit von China in der Schuldenfalle landet. Andere machen sich mehr Sorgen über die Qualität der gebauten Infrastruktur sowie über die überzogenen Versprechungen, die Politiker hinsichtlich der positiven Effekte der BRI-Initiative machen.
Eines der größten chinesischen Investitionsprojekte in Kambodscha, die Sonderwirtschaftszone Sihanoukville, wird jedoch weitgehend als Erfolg gewertet. Zu dem Gebiet gehören Hunderte von Fabriken und andere Infrastrukturinitiativen, einschließlich milliardenschwerer Straßenprojekte, um die Zone mit der nahe gelegenen Hafenstadt Sihanoukville zu verbinden.
Peru: 15,5 Milliarden Euro Gesamtverschuldung

Die BRI-Initiative war ursprünglich nur auf die Region Eurasien beschränkt, doch China erweiterte das Programm und lieh auch Ländern wie Peru Geld, das China inzwischen 15,5 Milliarden Euro schuldet.
China ist in dem südamerikanischen Land der größte Investor, insbesondere im Bergbausektor. Da peruanischen Rohstoffe in China sehr gefragt sind, wurden die Investitionen auch auf den Bereich Logistik ausgeweitet und chinesische Unternehmen bauen einen Mega-Hafen in der Stadt Chancay.
2020 stellte China staatliche Kredite an lateinamerikanische Regierungen ein. Der staatliche US-Auslandssender Voice of America meldete im Mai 2022, dass sich das Land nun auf private Finanzierungen für Bergbau- und Energieprojekte mit chinesischer Beteiligung konzentrieren wird, da es befürchtet, dass die Kreditnehmer zu hoch verschuldet sind.
Sudan: 16,5 Milliarden Euro Gesamtverschuldung
China investiert seit langem in die sudanesische Landwirtschaft sowie in den Transport- und Energiesektor. Laut Schätzungen sind bis zu 2,8 Milliarden Euro in die Entwicklung von Ölfeldern und Pipelines geflossen.
Da der Westen den Sudan mit Wirtschaftssanktionen belegt hat, konnte das nordafrikanische Land die in Dollar und Euro aufgenommenen Kredite nicht tilgen. Im März 2022 schuldete die sudanesische Regierung ihren chinesischen Gläubigern beispielsweise 117 Millionen Euro an Strafzinsen.
Die Schulden werden also immer höher. Diese Situation verschärft sich noch weiter, da die Zivilbevölkerung aufgrund des dort herrschenden Bürgerkriegs aus dem Land flieht.
Usbekistan: 16,5 Milliarden Euro Gesamtverschuldung
Aufgrund der großen Erdgasvorkommen des Landes ist der Energiesektor für China ein Hauptziel in Usbekistan. Eines der größten Projekte in dem eurasischen Land ist eine Gas-to-Liquid-Anlage, die Erdgas in synthetische Kraftstoffe umwandelt. Sie wurde 2021 eröffnet, ihr Bau kostete 3,1 Milliarden Euro.
Chinesische Unternehmen haben auch Textil- und Keramikfabriken finanziert, die lokale Verbraucher und Importeure in China bedienen sollen. Um diesen Handel zu befördern, wurde zudem die Verkehrs- und Logistikinfrastruktur verbessert. All das kostete viel Geld: In den letzten zwei Jahrzehnten hat Usbekistan eine Gesamtverschuldung von 16,5 Milliarden Euro angehäuft.
Sri Lanka: 17,9 Milliarden Euro Gesamtverschuldung
Genauso wie Sambia konnte auch Sri Lanka seine chinesischen Kredite nicht zurückzahlen. Im Frühjahr 2022 waren nicht einmal mehr die Zinszahlungen für die Schulden möglich.
Seitdem befindet sich das Land in der schlimmsten Wirtschaftskrise seiner Geschichte. Hunderttausende Menschen haben ihre Arbeitsplätze verloren, die Inflation hat 50 Prozent erreicht und ein Großteil der Bevölkerung lebt in Armut. Steuererhöhungen haben umfangreiche Proteste ausgelöst, unter anderem von Ärzten, Universitätsprofessoren, Hafen- sowie Erdölarbeitern.
Obwohl der Internationale Währungsfonds (IWF) Sri Lanka Anfang des Jahres ein Rettungspaket zugesagt hat, hatte es Probleme, sich für die nächste Auszahlungsrunde zu qualifizieren. Im Juli 2024 unterzeichnete Sri Lanka mit China und anderen Gläubigern eine Umschuldungsvereinbarung in Höhe von rund 9,2 Milliarden Euro. Wie andere Länder auch hat das südasiatische Land Notkredite von China in Anspruch genommen, die mit weniger Bedingungen, aber höheren Zinssätzen verbunden sind.
Bangladesch: 18,4 Milliarden Euro Gesamtverschuldung
Bei der BRI-Initiative geht es nicht nur um Handel und Infrastruktur. China möchte sich vor allem auch bei Entwicklungsländern beliebt machen und positive Berichterstattung über seine internationalen Aktivitäten generieren.
Das sieht man beispielsweise an Bangladesch. China hat sein jährliches finanzielles Engagement von 912 Millionen Euro zu Beginn des Programms auf fast 3,2 Milliarden bis zum Anfang dieses Jahrzehnts aufgestockt. Die Einstellung in Bangladesch gegenüber China ist entsprechend wohlwollend, denn mit den Geldern konnte man Armut bekämpfen und große Infrastrukturanlagen wie Kraftwerke und Brücken bauen. Ungefähr gleichzeitig hat China seinen Nachbarn Indien als größten Handelspartner Bangladeschs überholt.
Äthiopien: 18,7 Milliarden Euro Gesamtverschuldung
Für die Finanzierung und den Bau von Infrastrukturanlagen ziehen äthiopische Beamte nach eigenen Angaben die Zusammenarbeit mit China gegenüber anderen Geldgebern wie der Weltbank vor. Zwar seien die chinesischen Kredite teurer, die schnellere und einfachere Kooperation mit Peking sei allerdings ausschlaggebend.
Daher haben chinesische Firmen die Aufträge für Großprojekte wie das Addis Africa International Convention and Exhibition Center (AAICEC) erhalten. Die Bauarbeiten an diesem Veranstaltungs- und Messezentrum laufen seit 2017. Allerdings musste Äthiopien China und andere Gläubiger um Schuldenerlass bitten. Wie andere Länder auf dieser Liste, die ihre Schulden an China nicht zurückzahlen können, werden auch Äthiopiens Bargeldreserven für den Kauf von lebenswichtigen Gütern wie Kraftstoff und Lebensmitteln immer kleiner. Im Juli 2024 stimmte der IWF einem vierjährigen Kreditprogramm in Höhe von rund 3,1 Milliarden Euro zu, um Wirtschaftsreformen zu unterstützen. Rund 920 Millionen Euro wurden sofort bewilligt.
Laos: 19 Milliarden Euro Gesamtverschuldung
Eine Untersuchung der Weltbank über die Vergabe chinesischer Kredite deckte Hunderte von Krediten an Länder auf, die nicht offiziell ausgewiesen worden waren. Der Grund: Die Staaten, die Kredite im Rahmen der BRI-Initiative für den Ausbau dringend benötigter Infrastruktur in Anspruch genommen hatten, verschuldeten sich schnell sehr stark. Man wollte vermeiden, von den Rating-Agenturen entsprechend heruntergestuft zu werden.
Als Abhilfe gründete China für viele große Infrastrukturprojekte in Ländern wie Laos Briefkastenfirmen. Die Kreditnehmer konnten so Privatschulden anhäufen, auch wenn eigentlich Regierungen dahinter standen. Die Untersuchung ergab, dass in 88 Ländern – viele davon in einer Wirtschaftskrise – chinesische Schulden in Höhe von 353 Milliarden Euro versteckt bzw. nicht korrekt ausgewiesen sind. In Laos zum Beispiel wurde ein Eisenbahnsystem mit einem Darlehen in Höhe von 3,2 Milliarden Euro finanziert, für dessen Rückzahlung laut Weltbank rund 25 Prozent der Jahresproduktion des Landes erforderlich wären. 2023 verdoppelten sich die Auslandsschulden des Landes noch einmal und die Währung schwächelte.
Südafrika: 19,5 Milliarden Euro Gesamtverschuldung
Mit rund 19,5 Milliarden Euro an zwischen 2000 und 2021 gesammelten Schulden ist Südafrika einer der größten Schuldner Chinas des afrikanischen Kontinents.
Trotzdem gehört das Land nicht zu der großen Gruppe der Länder, die mit diesen Schulden zu kämpfen haben. Laut Experten profitiert Südafrika davon, dass es bereits vor dem Start der BRI-Initiative über eine gute Handels- und Logistikinfrastruktur verfügte. Investitionen in neue Infrastrukturen werfen daher mit größerer Wahrscheinlichkeit eine höhere Rendite ab und die Regierung ist besser positioniert, ihre Schulden zu bedienen.
Ecuador: 24,1 Milliarden Euro Gesamtverschuldung
Ein Großteil der Schulden Ecuadors ist an Verträge für Rohöl gebunden und die Bedingungen für diese Kredite sind alles andere als günstig. Nachdem China in den Bergbau und andere Infrastrukturen investiert hat, muss die ecuadorianische Regierung im Rahmen der Kreditrückzahlungen bis zu 160 Millionen Barrel Öl (1 Barrel Rohöl = 159 Liter) liefern. Letztes Jahr hat sie ihre chinesischen Schulden umstrukturiert, sodass Ecuador mehr Öl auf dem Markt verkaufen kann.
Die USA sind sich der vielfältigen Auswirkungen der chinesischen Kredite bewusst, vor allem des verbesserten Zugangs zu wertvollen Mineralien und anderen Ressourcen sowie der wirtschaftlichen Notlage, in der sich viele andere Kreditnehmer befinden. Deshalb schloss das Land im Jahr 2021 ein Abkommen mit Ecuador in Höhe von 2,6 Milliarden Euro. Dem südamerikanischen Land soll damit bei der Rückzahlung eines Teils seiner Schulden gegenüber China geholfen werden. Die Gegenleistung? Laut der „Financial Times“ muss Peru chinesische Konzerne von den Telekommunikationsnetzen des Landes fernhalten.
Iran: 25,7 Milliarden Euro Gesamtverschuldung

Laut der AidData-Informationen hat sich der Iran zwischen 2000 und 2021 mit insgesamt 25,7 Milliarden Euro bei China verschuldet. Allerdings wird nur sehr wenig davon öffentlich bestätigt oder mit der BRI-Initiative in Verbindung gebracht.
In den letzten zehn Jahren hat China Berichten zufolge 321 Millionen Euro für ein Stahlprojekt im Iran sowie 2,1 Milliarden Euro für eine Bahnlinie zwischen Qom und Isfahan bereitgestellt.
Kritikern zufolge sei die neue Bahnlinie wirtschaftlich nicht vertretbar, während andere iranische Bahnprojekte mit mehr Erfolgspotenzial angeblich unvollendet bleiben. Außerdem werden für diese Arbeiten hauptsächlich chinesische Arbeitskräfte und Materialien eingesetzt, sodass der Iran nur wenig davon profitiert.
Türkei: 26 Milliarden Euro Gesamtverschuldung

Die Türkei und China arbeiten seit langem im Bereich der Infrastrukturentwicklung zusammen. Seit dem Start der BRI-Initiative liegt der Fokus auf dem Verkehrs- sowie Energiesektor.
Seit 2023 steht eine Handelsroute auf dem Programm, die zentralasiatische Länder mit den Kaukasusstaaten verbinden soll. Die Idee für diesen sogenannten mittleren Korridor, der Aserbaidschan, Georgien und Kasachstan einschließen würde, ist seit Jahrzehnten im Gespräch und wurde wieder aufgegriffen, um aus dem internationalen Interesse an einer alternativen Handelsroute, die Russland umgeht, Kapital zu schlagen.
Obwohl die Türkei laut AidData zu den zehn Ländern mit den meisten Schulden bei China gehört, kann sie anders als viele andere Länder auf dieser Liste positive Ergebnisse aus dem BRI-Programm verzeichnen.
Vietnam: 26,4 Milliarden Euro Gesamtverschuldung

AidData schätzt, dass Vietnam China im Jahr 2017 fast 15 Milliarden Euro allein für die Finanzierung von Bauprojekten schuldete, darunter eine Hochbahnlinie in Hanoi.
Mit der steigenden Gesamtverschuldung versuchte das Land, sich von Chinas Einfluss zu lösen. Die schlechten Bedingungen wie hohe Zinssätze und der obligatorische Einsatz chinesischer Arbeitskräfte machten sich bemerkbar. Seitdem wurden keine neuen Projekte angekündigt, die offiziell mit der BRI-Initiative in Verbindung stehen.
Vietnam scheint der chinesischen Schuldenfalle entkommen zu sein und kann seine Kredite zurückzahlen. Der Erhalt des schnell wachsenden Wohlstands im Land hängt allerdings von einer angemessenen Infrastruktur ab – und einheimisches Kapital wird zunehmend knapp.
Argentinien: 34,6 Milliarden Euro Gesamtverschuldung
China ist traditionell ein Geldgeber Argentiniens und mit dem Start des BRI-Programms begann das Geld so richtig zu fließen. China finanzierte alles von Kraftwerken und Bewässerungssystemen bis hin zu Autobahnen, Eisenbahnen und sogar einer Weltraumüberwachungsstation. Als Argentinien in eine Rezession schlitterte und 2014 mit seinen Krediten in Verzug geriet, sprang Peking mit Schuldentauschgeschäften ein, um die Wirtschaft ohne westliche Intervention zu sichern.
Diese Großzügigkeit ist mit erheblichen Auflagen verbunden und die daraus resultierenden Kosten für Gebühren und Kreditversicherungen sind ein Problem. Argentinien musste beispielsweise für ein Darlehen chinesischer Banken in Höhe von 4,3 Milliarden Euro für den Bau eines Wasserkraftwerks eine Ausfallgebühr von 1,5 Prozent und eine Versicherungspolice des chinesischen Unternehmens Sinosure im Wert von 7 Prozent (464 Millionen Euro) des Darlehens in Kauf nehmen.
Argentinien befindet sich nun mitten in einer Wirtschaftskrise und hat Schwierigkeiten, seine Gesamtschulden von 34,6 Milliarden Euro zu bedienen. Die einzige Lösung bisher? Man bittet China weiterhin um Hilfe und versucht mit dem IWF ein Hilfspaket zu verhandeln.
Brasilien: 49,8 Milliarden Euro Gesamtverschuldung

In Südamerika ist Brasilien mit Abstand der größte Empfänger von BRI-Mitteln und schuldet China insgesamt am meisten Geld. Chinesische Unternehmen haben fast die Hälfte dieser Mittel in die Elektrizitätswirtschaft des Landes gesteckt und auch in Öl und Bergbau wurde viel investiert.
Die USA haben Lateinamerika vor der Schuldenfalle gewarnt, die weltweit zu Wirtschaftskrisen geführt hat. Auch der ehemalige brasilianische Präsident Jair Bolsonaro hat sich lautstark gegen den chinesischen Einfluss ausgesprochen. Dennoch hat Brasilien seine Handelsbeziehungen mit China noch verstärkt.
Indonesien: 50,5 Milliarden Euro Gesamtverschuldung
Indonesien gehört zu den Ländern, in denen chinesische Darlehen vor den öffentlichen Augen verborgen wurden. Die Finanzierung von 3,7 Milliarden für eine Hochgeschwindigkeitsbahnlinie kam allerdings ans Licht, als die Bauarbeiten das Budget um weitere 1,4 Milliarden überstiegen und die indonesische Regierung staatliche Mittel zur Rettung der Bahn einsetzen musste.
Im April 2023 nahm sie einen Kredit in Höhe von 514 Millionen Euro bei der China Development Bank auf, damit die Bahn im Oktober in Betrieb genommen werden konnte. Experten zitieren dieses Projekt als ein Zeichen dafür, dass Indonesien in dieselbe Schuldenfalle wie andere Länder tappt – und bei einer geschätzten Gesamtverschuldung von 50,5 Milliarden Euro hört sich das alles andere als unwahrscheinlich an.
Kasachstan: 59 Milliarden Euro Gesamtverschuldung
Die Beziehungen zwischen Peking und Kasachstan waren in den letzten 20 Jahren nicht ganz einfach. Gleichzeitig hat Kasachstan bei China Gesamtschulden von 59 Milliarden Euro angehäuft. Während das Land mit der Rückzahlung seiner Kredite kämpft, hat sich China einen signifikanten Anteil an der Ölindustrie des Landes gesichert. Wie prekär die Situation ist, zeigt sich an folgendem Beispiel: Während einer Wirtschaftskrise stellte China Finanzmittel in Höhe von 4,6 Milliarden Euro zur Verfügung, von denen etwa 3,2 Milliarden allein zur Tilgung der Schulden für aus China gekaufte Maschinen verwendet wurden.
Kasachstan arbeitet nichtsdestotrotz weiterhin mit China zusammen, um seine Bahninfrastruktur in den gemeinsamen Grenzregionen auszubauen. Ein neues Großprojekt läuft seit 2023.
Angola: 59,5 Milliarden Euro Gesamtverschuldung
Ein Merkmal der chinesischen Kreditvergabe ist die Bereitschaft, hohe Risiken einzugehen. So setzt man beispielsweise darauf, dass Länder in der Lage sein werden, ihre Kredite mit den Erlösen aus Rohstoffexporten – im Fall von Angola Öl – zurückzuzahlen.
Im Jahr 2015 gewährte die China Development Bank ein Darlehen in Höhe von 13,8 Milliarden Euro, das die angolanische Regierung dazu verpflichtete, ein Mindestguthaben von 1,4 Milliarden Euro auf einem Treuhandkonto als Sicherheit zu hinterlegen. Dann fielen die Ölpreise und die Regierung konnte ihre Schulden nicht mehr bedienen.
China stimmte einer Umschuldung des Darlehens zu, wobei der größte Teil der Zahlung aufgeschoben und das Treuhandkonto zur Deckung der Zinsen verwendet wurde. Im März 2024 einigten sich die beiden Länder jedoch darauf, die monatlichen Schuldenzahlungen zu senken. Laut der Ratingagentur S&P Global hatte Angola im Februar rund 2,3 Milliarden Euro auf einem Treuhandkonto.
Pakistan: 63,2 Milliarden Euro Gesamtverschuldung
Im Rahmen der BRI-Initiative wurden in Pakistan 200.000 Arbeitsplätze geschaffen, 1.400 Kilometer an Straßen gebaut, Häfen ausgebaut und die Stromversorgung des Landes verbessert. Die meisten Investitionen, die diese Infrastrukturentwicklungen ermöglichten, wurden durch Kredite zu bzw. fast zu marktüblichen Zinssätzen finanziert.
Inzwischen wird Pakistan von Auslandsschulden erdrückt und die Bargeldreserven des Landes sind fast aufgebraucht. Die Wirtschaft ist gelähmt, Millionen von Arbeitsplätzen wurden vernichtet und die Menschen in die Armut gestürzt. Das Land ist zudem auf hochverzinsliche Notkredite aus China angewiesen, dessen staatliche Banken die wirtschaftlichen Auswirkungen eines Zahlungsausfalls von Ländern wie Pakistan fürchten.
Und das aus gutem Grund. Anfang dieses Jahres hatte Pakistan Schwierigkeiten, die Zahlungen für ein chinesisches Darlehen in Höhe von rund 13,8 Milliarden Euro für ein Kraftwerk zu leisten, und versucht nun, eine Umschuldung auszuhandeln.
Venezuela: 103 Milliarden Euro Gesamtverschuldung

In Venezuela hat China groß auf Ölkredite gesetzt, bei denen die Rückzahlung in Form von Ölexporten erfolgen könnte, falls der Kreditnehmer seinen Verpflichtungen nicht nachkommt. Zu den Darlehen gehört eine finanzielle Vereinbarung über die Kreditvergabe sowie eine kommerzielle Vereinbarung für chinesische Importeure über den Kauf von Öl von Venezuelas staatlicher Erdöl- und Erdgasgesellschaft PDVSA, die gleichzeitig als Sicherheit für das Finanzgeschäft dient.
Infolge der Auswirkungen der Finanzkrise auf die Ölindustrie gerieten China und Venezuela in eine Zwickmühle. Die Öleinnahmen flossen zunehmend nach China, anstatt in PDVSA reinvestiert zu werden. Das Staatsunternehmen hatte daraufhin Schwierigkeiten, seinen Betrieb zu finanzieren. Dies wiederum gefährdete die Produktion und letztlich auch die Fähigkeit Venezuelas, die Schulden zurückzuzahlen. Laut Analysten des amerikanischen Think Tanks Wilson Center hat China im Fall von Venezuela keine Schuldenfalle für den Kreditnehmer geschaffen, sondern ist selbst in eine Gläubigerfalle geraten.
Russland: 155,3 Milliarden Euro Gesamtverschuldung

Russland ist der größte Empfänger von Mitteln aus dem BRI-Programm und mit Abstand der größte Kreditnehmer Chinas. Die Gesamtverschuldung von 2000 bis 2021 beläuft sich auf unglaubliche 155,3 Milliarden Euro und realistischerweise ist diese Zahl seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine noch gestiegen.
Angesichts der westlichen Sanktionen hat sich Moskau für hohe Geldbeträge an Peking gewandt. Laut Berichten haben die vier größten chinesischen Banken ihr Engagement im russischen Bankensektor seit Februar 2022 vervierfacht. Allerdings gibt es demnach auch andere Banken, die aufgrund der internationalen Sanktionen keine Kredite vergeben wollen.
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