Unterirdische Milliardenprojekte, die heute niemand mehr nutzt
Aufgegebene Riesenbauten unter der Erde

Von geheimen Militärstützpunkten bis hin zu versteckten Raketenabwehrsystemen: Rund um die Welt verstecken sich geheime Riesenprojekte unter der Erdoberfläche, die irgendwann aufgegeben wurden – obwohl sie den Steuerzahler ein Vermögen gekostet haben.
Wie viel für die Ruinen ausgegeben wurde und warum sie aufgegeben wurden, haben wir hier in Bildern zusammengestellt. Kommen Sie mit uns auf einen virtuellen Rundgang ...
(Alle Geldbeträge basieren auf US-Dollarangaben und wurden inflationsbereinigt in Euro umgerechnet.)
Adaptiert von Helena Düll
Grönland: Camp Century

Diese geheime, mit Atomkraft betriebene Forschungseinrichtung wurde vom US-Militär zwischen 1959 und 1960 tief unter der grönländischen Eiskappe errichtet. Vorgeblich ein Stützpunkt für wissenschaftliche Forschungen, war das „Camp Century“ in Wirklichkeit Teil des streng geheimen Projekts „Iceworm“ und sollte dazu dienen, Atomwaffen zu lagern und im Falle eines Konflikts Atomraketen gegen die UdSSR loszuschicken.
Grönland: Camp Century

Rechnet man die Kosten in heutige Verhältnisse um, kostete das gesamte Projekt in etwa 64 Millionen Euro (damals 7,9 Millionen US-Dollar). Die Anlage besteht aus 21 Tunneln, die sich über eine Länge von rund drei Kilometern verteilen. Sie wurde 1966 nach Protesten von Dänemark, zu dem Grönland offiziell gehört, aufgegeben. Experten hatten festgestellt, dass die Eiskappe weniger stabil war, als man ursprünglich geglaubt hatte.
Noch immer befinden sich Tonnen von Giftmüll unter der Erde – und das Camp nähert sich immer mehr dem Rand der Eiskappe.
Chicago, USA: Block 37 Superstation

Der Stadt Chicago wird vorgeworfen, dass sie im Rahmen des Projekts „Block 37 CTA Superstation“ im wahrsten Sinne des Wortes einen Haufen Steuergelder im Herzen der Innenstadt versenkt hat. Denn obwohl sie keine Garantie dafür hatte, dass der Dienst, für den diese riesige Station gedacht war – eine futuristische Flughafenverbindung vorgeschlagen von Elon Musks The Boring Company – realisierbar war, gab die Stadt den Bau für 400 Millionen Dollar in Auftrag.
Chicago, USA: Block 37 Superstation

Die Arbeiten an der Superstation, die als innerstädtisches Terminal für Expresszüge vom internationalen Flughafen O'Hare gedacht war, begannen 2005. Es wurde jedoch schnell klar, dass der Expressdienst nicht zustande kommen würde. Deshalb stellte die Stadt Chicago die Bauarbeiten 2011 ein. Die Superstation ist bis heute unvollendet. Insgesamt soll das katastrophale Megaprojekt den Steuerzahler auf heutige Verhältnisse hochgerechnet etwa 472 Millionen Euro gekostet haben.
China: Nukleare Militäranlage 816

Unter den Bergen von Sichuan in China befindet sich das größte künstliche Tunnel- und Höhlennetzwerk der Welt. Das riesige Tunnelsystem, das von Zehntausenden von Arbeitenden unter entsetzlichen Bedingungen erbaut wurde, erstreckt sich über fast 23 Kilometer. Die größte von 18 Höhlen misst mehr als neun Hektar. Insgesamt verfügt der unterirdische Komplex über 13 Ebenen.
China: Nukleare Militäranlage 816

Zu Baubeginn sollte das streng geheime Bauwerk 359 Millionen Dollar kosten. Es wurde von der chinesischen Regierung in Auftrag gegeben, als die Spannungen im Kalten Krieg in den 1960er-Jahren ihren Höhepunkt erreichten. Die Anlage beherbergte ein Kernkraftwerk, das waffenfähiges Plutonium herstellen konnte.
Als sich der Kalte Krieg Anfang der 1980er-Jahre abschwächte, wurde das Projekt, das nur zu 85 Prozent fertiggestellt war, abgebrochen. Inzwischen ist der verlassene Komplex eine Touristenattraktion. Die Gesamtkosten für das Megaprojekt belaufen sich nach heutigem Geldwert auf über 2,7 Milliarden Euro.
Polen: Projekt „Riese“

Als sich der Zweite Weltkrieg deutlich zugunsten der Alliierten entwickelte, begannen die Nazis im April 1943 mit dem Bau einer gigantischen unterirdischen Stadt. Unter dem Deckmantel der Geheimhaltung umfasste das Projekt „Riese“ den Bau von sieben unterirdischen Bauwerken, die durch rund neun Kilometer lange Tunnel unter dem Eulengebirge im heutigen Polen miteinander verbunden waren.
Polen: Projekt „Riese“

Tausende von Kriegsgefangenen, darunter auch Kinder, wurden gezwungen, an dem mysteriösen Megaprojekt zu arbeiten – viele kamen dabei ums Leben. Die Bauarbeiten, die auf den heutigen Geldwert umgerechnet schätzungsweise etwa 920 Millionen Euro gekostet hätten (damals 60 Millionen Dollar), dauerten bis Mai 1945 an, als die Wehrmacht schließlich kapitulierte. Dann wurden sie abrupt eingestellt. Bis heute ist der genaue Zweck des Projekts unbekannt, aber Historikerinnen und Historiker gehen davon aus, dass die unterirdische Stadt als Bunker für Adolf Hitler oder als Militärstützpunkt gebaut worden sein könnte.
Norwegen: Marinestützpunkt Olavsvern

Dieser geheime Marinestützpunkt, der sich in der Nähe der norwegischen Stadt Tromsø in einem Berg versteckt, wurde in den späten 1960er-Jahren für damals 494 Millionen Dollar von der Marine gebaut. Heute entspricht das in etwa 4 Milliarden Euro.
Für den Stützpunkt wurden keine Kosten gescheut, er war mit der modernsten und ausgefeiltesten Technik ausgestattet, die man für Geld kaufen konnte, und verfügte über eine Fülle von Tunneln und Räumen. Die Bauarbeiten dauerten 30 Jahre.
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Norwegen: Marinestützpunkt Olavsvern

Die Anlage sieht aus, als könnte sie einem „James Bond“-Bösewicht gehören. Sie diente als wichtigster Stützpunkt für NATO-U-Boote, die in der norwegischen See und der Barentssee operierten. Nach dem Fall des Kommunismus verlor Olavsvern jedoch seine zentrale strategische Bedeutung und wurde 2002 stillgelegt, bevor es 2008 endgültig geschlossen wurde.
In einem ungewöhnlichen Schritt wurde der Stützpunkt auf einer norwegischen Auktionswebsite zum Verkauf angeboten und 2011 zu einem Spottpreis an ein Konsortium norwegischer Ölgesellschaften verkauft. Sehr zum Leidwesen der norwegischen Regierung und der NATO wurde der Stützpunkt zwischenzeitlich von Tochtergesellschaften des mit dem Kreml verbundenen russischen Energieriesen Gazprom angemietet. Mittlerweile ist die Anlage wieder in norwegischer Hand und soll erneut militärische Einheiten beherbergen.
Texas, USA: Superkonduktiver Superbeschleuniger (SSC)

Der Superconducting Super Collider (SSC) in Texas mit dem Spitznamen „Deserton“ hätte Amerikas eigener Teilchenbeschleuniger werden und mit dem berühmten Teilchenbeschleuniger der Europäischen Organisation für Kernforschung (CERN) in der Schweiz konkurrieren können. Wäre er vollständig gebaut worden, hätte der SSC das CERN bei der Entdeckung des Higgs-Bosons, des „Gottesteilchens“, vielleicht sogar geschlagen.
Texas, USA: Superkonduktiver Superbeschleuniger (SSC)

Die Idee für den SSC war erstmals 1976 besprochen worden, mit dem Bau wurde dann in den späten 1980er-Jahren begonnen. Doch zu Beginn der 1990er-Jahre gerieten die Kosten außer Kontrolle.
Die Verantwortlichen stellten die Durchführbarkeit des Projekts wegen der monströsen Kosten infrage. Im Jahr 1993 wurde das Megaprojekt auf Eis gelegt. Zu diesem Zeitpunkt waren die Kosten auf 2,4 Milliarden Dollar in die Höhe geschossen, was einem heutigen Geldwert von rund 4,6 Milliarden Euro entspricht – eine beachtliche Summe für einen leeren unterirdischen Tunnel in Texas.
Litauen: Raketenstützpunkt Plokštinė

Eine weitere streng geheime Militäreinrichtung aus der Zeit des Kalten Krieges, die Raketenbasis Plokštinė, wurde von den Sowjets zwischen 1960 und 1962 in der Nähe des Plateliai-Sees im heutigen Litauen errichtet. Die Baukosten für die größtenteils unterirdische Basis waren enorm und entsprachen den Kosten für den Bau einer Kleinstadt, also mehreren Milliarden Euro für heutige Verhältnisse.
Litauen: Raketenstützpunkt Plokštinė

Die aus mehreren tiefen Schächten, einer Reihe von Raketensilos und einem Tunnellabyrinth bestehende Anlage enthielt zahlreiche Atomraketen und war groß genug, um Hunderte von Mitarbeitern zu beherbergen. Der Stützpunkt wurde 1978 stillgelegt und war bis 2012 ein Magnet für Eindringlinge. Erst dann wurde er restauriert und in ein Museum über den Kalten Krieg umgewandelt.
North Dakota, USA: Raketenabwehrsystem Stanley R. Mickelsen

Der Stanley R. Mickelsen Safeguard Complex in Nekoma, im US-Bundesstaat North Dakota, kann wohl als eine verblüffende Verschwendung von Steuergeldern bezeichnet werden. Die Gesamtkosten der Anlage, die im April 1975 fertiggestellt wurde, beliefen sich für heutige Verhältnisse auf circa 6,4 Milliarden Euro.
Der hochmoderne Komplex, der unter und um eine auffällige Pyramidenstruktur herum gebaut wurde, diente dem Start und der Kontrolle von Kurz- und Langstreckenraketen zur Abwehr ballistischer Flugkörper.
North Dakota, USA: Raketenabwehrsystem Stanley R. Mickelsen

Kaum zu glauben, aber die milliardenschwere, hochmoderne Anlage war nur 24 Stunden lang voll betriebsbereit. Im Oktober 1975 erachtete der US-Kongress den Stützpunkt als ineffektiv, strich die Finanzierung und beschloss die Stilllegung des gesamten Komplexes – buchstäblich einen Tag, nachdem er von der anfänglichen zur vollen Betriebskapazität übergegangen war.
Der Stützpunkt wurde schließlich 2012 zum Spottpreis an eine religiöse Gemeinschaft verkauft.
Nevada, USA: Atommüll-Endlager Yucca Mountain

Yucca Mountain in der Wüste von Nevada wurde 1987 als Amerikas Endlager für Atommüll auserkoren. Nachdem die unterirdische Anlage schließlich 2002 vom Kongress genehmigt worden war, begannen kurz darauf die Bauarbeiten.
Das Megaprojekt stieß auf heftigen Widerstand. Zudem traten eine Reihe von Problemen auf, von der ungeeigneten Geologie des Standorts bis hin zu Bedenken hinsichtlich des Abfalltransports.
Nevada, USA: Atommüll-Endlager Yucca Mountain

Als sich bestätigte, dass Kernkraftwerke Abfälle über Jahrzehnte hinweg sicher an Ort und Stelle lagern können, begannen Politiker und Politikerinnen die Sinnhaftigkeit des Endlagers infrage zu stellen. Präsident Barack Obama zog 2011 die Bundesmittel zurück und stellte das Projekt damit ein.
Bis dahin waren rund 15 Milliarden Dollar investiert worden – was einem heutigen Geldwert von rund 18,7 Milliarden Euro entspricht. Da es keine wirklichen Pläne zur Wiederbelebung des Projekts gibt, bleibt das Endlager Yucca Mountain in der Schwebe.
Bosnien: Luftwaffenstützpunkt Željava

Der unterirdische Luftwaffenstützpunkt Željava wurde von jugoslawischen Streitkräften zwischen Ende der 1940er- und Anfang der 1960er-Jahre an einem geheimen Ort an der heutigen Grenze zwischen Bosnien und Kroatien errichtet. Als eine der größten Militäreinrichtungen Europas diente die höhlenartige Anlage als Kommandozentrale und beherbergte ein Raketenfrühwarnsystem. Sie bot Platz für bis zu 1.000 Personen und war so konstruiert, um einem direkten Schlag eines 20-Kilotonnen-Atomsprengkopfes standhalten zu können.
Bosnien: Luftwaffenstützpunkt Željava

Der Stützpunkt kostete damals schätzungsweise astronomische 6 Milliarden Dollar, was heute in etwa 56,5 Milliarden Euro entspricht. Željava war bis Anfang der 1990er-Jahre in Betrieb.
Trotz der enormen Kosten zerstörte die abziehende jugoslawische Volksarmee während der Jugoslawienkriege 1991 einen Großteil des Komplexes, um zu verhindern, dass die gegnerischen Streitkräfte ihn für ihre eigenen Zwecke nutzen konnten. Seitdem steht der Komplex leer.
Frankreich: Maginot-Linie

Die Maginot-Linie, benannt nach dem damaligen französischen Kriegsminister André Maginot, besteht aus einer Reihe von halb unterirdischen Grenzfestungen aus Beton, die durch unterirdische Eisenbahntunnel miteinander verbunden sind. Sie wurde in den 1930er-Jahren als Verteidigungsanlage gegen deutsche Invasoren gebaut.
Die französische Regierung gab damals drei Milliarden Francs für den Bau aus, was heute rund 3,6 Milliarden Euro wären.
Frankreich: Maginot-Linie

Für Frankreich gab es bei diesem Plan jedoch einen sehr großen Haken. Während die Grenzen zu Luxemburg, Deutschland, der Schweiz und Italien stark verteidigt wurde, war die Grenze zu Belgien, wenn überhaupt, nur wenig geschützt. Die Nazis nutzten diese Schwäche aus und fielen im Mai 1940 über die französisch-belgische Grenze in Frankreich ein.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Maginot-Linie wieder bemannt, aber während des Kalten Krieges wurde sie obsolet und in den 1960er-Jahren aufgegeben.
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