Im Ländervergleich: So hoch ist Deutschland verschuldet
Große Volkswirtschaften und ihre Schuldenberge

Klimakatastrophen, Energiekrise und Nachwehen der Corona-Pandemie – es gibt aktuell so einige Faktoren, die weltweit Löcher in die Staatskassen reißen. Viele Nationen sind so hoch verschuldet wie noch nie. So zum Beispiel auch Deutschland. Ob die Staatsverschuldung eines Landes noch tragbar ist oder volkswirtschaftliche Risiken birgt, das lässt sich anhand der sogenannten Schuldenquote messen. Sie errechnet sich aus dem Verhältnis der Staatsschulden zum Bruttoinlandprodukt (BIP).
Ein Anstieg dieser volkswirtschaftlichen Kennzahl kann auf eine drohende Rezession hinweisen, eine konstant hohe Schuldenquote ist in der Regel ein Zeichen für ein schwaches Wachstum. Bei einer Schuldenquote von über 100 Prozent übersteigen die Schulden die Wirtschaftsleistung eines Landes.
Im Folgenden führen wir Ihnen die Schuldenquoten von 24 der größten Volkswirtschaften der Welt auf – von der niedrigsten bis zur höchsten.
Russland, Schulden in Relation zum BIP: 18,2 %

Russlands Schuldenquote ist mit 18,2 Prozent der Wirtschaftsleistung deutlich niedriger als in vielen westlichen Industrieländern. Dass das Land schwarze Zahlen schreibt, verdankt es vor allem seinem Rohstoffreichtum und dem enormen Handelsüberschuss. Derzeit befindet sich die Wirtschaft jedoch in einer Rezession, die Kreditwürdigkeit wurde von internationalen Ratingagenturen auf Ramschniveau herabgestuft. Hauptgrund für die niedrige Verschuldung Russlands sind die internationalen Sanktionen, die vor allem westliche Staaten nach der Annexion der Krim durch Wladimir Putin 2014 und seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine seit Anfang 2022 verhängt haben.
Russlands Schuldenquote wurde im Dezember 2021 vor dem Einmarsch in die Ukraine ermittelt und dürfte allerdings derzeit bereits auf 22 Prozent gestiegen sein.
Australien, Schulden in Relation zum BIP: 22,3 %

Australiens enormer Rohstoffreichtum und ein hoher Handelsbilanzüberschuss sind der Schlüssel zu seiner niedrigen nationalen Staatsverschuldung. Gemessen am Pro-Kopf-Vermögen und am Gesamtvermögen gehört das Land zu den wohlhabendsten der Welt. Allerdings sind die australischen Privathaushalte im Vergleich zu anderen Industrieländern mit am höchsten verschuldet.
Saudi-Arabien, Schulden in Relation zum BIP: 30 %

Saudi-Arabiens aktuellste Schuldenquote stammt von Dezember 2021. Seitdem aber konnte das Land mit einer florierenden Außenbilanz aufwarten. Der Anstieg der Energiepreise nach der Pandemie spülte einen wahren Geldsegen in die Kassen des gas- und ölreichen Landes. So konnte die absolute Monarchie einen Großteil der Schulden tilgen, die sich auf dem Höhepunkt der Pandemie und im Zuge des Rohstoffpreisverfalls angehäuft hatten. Kein Wunder, dass die Ratingagentur Fitch die Kreditwürdigkeit des Landes kürzlich von A auf A+ heraufstufte.
Türkei, Schulden in Relation zum BIP: 31,7 %

Die Türkei konnte ihre Staatsverschuldung in den vergangenen Jahren auf zuletzt 31,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts senken. Doch das Land steckt in einer Wirtschaftskrise. Die hohe Inflation und der freie Fall der Landeswährung – maßgeblich verursacht durch die unorthodoxe Geldpolitik von Präsident Erdoğan – belasten die Bürger und verunsichern Investoren. Allerdings deutet die jüngste Leitzinserhöhung auf einen Wandel hin. Während die Auslandsverbindlichkeiten niedrig sind, ist die private Verschuldung in der Türkei ziemlich hoch. Im Mai senkte die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) die Bonitätsbeurteilung für das Land auf B – mit einem negativen Ausblick.
Neuseeland, Schulden in Relation zum BIP: 35,9 %

Eine Erhöhung der Staatsverschuldung kam für Neuseeland lange Zeit nicht in Frage. Doch der pazifische Inselstaat befindet sich in einer technischen Rezession – so nennt man es, wenn die Wirtschaft zwei Quartale in Folge schrumpft. Zudem belasten weitere Faktoren wie die Folgen der Pandemie und Naturkatastrophen die Staatsfinanzen und zwingen das Land zu einer höheren Kreditaufnahme.
Noch glauben Ratinagenturen wie S&P an die Bonität Neuseelands und bewerten die Kreditwürdigkeit des Landes mit AA+.
Indonesien, Schulden in Relation zum BIP: 40,9 %

Auch der indonesische Staat ist für seine strikte Haushaltsdisziplin bekannt, was sich in der relativ niedrigen Schuldenquote von 40,9 Prozent widerspiegelt. Hohe Rohstoffexporte und ein Handelsbilanzdefizit sind ebenfalls ausschlaggebend für geringe Auslandsverbindlichkeiten. Damit ist Indonesien im Gegensatz zu vielen anderen Ländern deutlich besser gegen eine globale Schuldenkrise gewappnet.
Schweiz, Schulden in Relation zum BIP: 41,4 %

Im Zuge der Corona-Pandemie sind die Schulden der Schweiz in die Höhe geschossen. Im internationalen Vergleich halten sich die Verbindlichkeiten allerdings noch sehr in Grenzen und konnten sogar mittlerweile wieder gesenkt werden. Das verdankt der Bund vor allem auch der „Schuldenbremse“, die sogar in der Verfassung verankert ist. Allerdings kann eine strikte Weigerung einer Geldaufnahme sich auch negativ auf die Wirtschaftsleistung auswirken.
Von der US-Ratingagentur Fitch wird die Schweiz mit der Bonitäts-Bestnote AAA ausgezeichnet.
Südkorea, Schulden in Relation zum BIP: 49,6 %

Eine Schuldenquote von 50 Prozent kann negative wirtschaftliche Folgen nach sich ziehen. Auch das Risiko eines Zahlungsausfalls steigt. Die Staatsverschuldung Südkoreas ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen, und zwar 2,5-mal schneller als im Durchschnitt der 35 größten Volkswirtschaften. Aufgrund der steigenden Auslandsverschuldung schneidet Südkorea in diesem Jahr bei der globalen Wettbewerbsfähigkeit schlechter ab als je zuvor.
Mexiko, Schulden in Relation zum BIP: 49,6 %

Die mexikanische Regierung ist bestrebt, die Staatsverschuldung „auf einem stabilen und nachhaltigen Weg“ zu halten. Laut dem Finanzminister Rogelio Ramírez de la O soll sie im Jahr 2023 auf 49,4 Prozent gesenkt werden. Um unter der vereinbarten Obergrenze von 5,5 Milliarden Dollar (4,9 Mrd. Euro) zu bleiben, wurden bereits öffentlichen Ausgaben gekürzt. S&P stuft Mexikos Bonität mit stabilen BBB ein.
Niederlande, Schulden in Relation zum BIP: 51 %

Die Niederlande gehören zu den am wenigsten verschuldeten Ländern der EU. Sie waren nach der Pandemie auch eine der ersten Nationen, die einen ausgeglichenen Haushalt aufweisen und die Schulden unter den vereinbarten 60 Prozent der Wirtschaftsleistung halten konnten. Gemeinsam mit Deutschland drängen die Niederlande alle Mitgliedsländer mit einer Schuldenlast oberhalb dieser Obergrenze ihre Verbindlichkeiten drastisch zu senken.
Deutschland, Schulden in Relation zum BIP: 66,3 %

In der Diskussion um strengere Mindestvorgaben bei der Schuldenregulierung steht die Bundesrepublik immer an vorderster Front. Dabei hält Deutschland selbst das 60-Prozent-Ziel nicht ein. Und wird es vorerst auch nicht können. Angesichts der schwächelnden Konjunktur rechnet das Bundesfinanzministerium in diesem Jahr mit einer Ausweitung des BIP-Defizits. In der Folge dürfte die Schuldenstandsquote auf 66,8 Prozent steigen und bis in die zweite Hälfte der 2020er-Jahre deutlich über dem Schwellenwert liegen. Im G7-Vergleich bleibt Deutschland aber das Land mit der geringsten Verschuldung.
Südafrika, Schulden in Relation zum BIP: 67,4 %

Die relativ hohe Schuldenquote des ressourcenreichen Schwellenlandes Südafrika ist im Vergleich zu vielen Industrienationen recht niedrig. Doch das ist schon einer der wenigen Pluspunkte, die eines der wichtigsten Wirtschaftszentren Afrikas zu vermelden hat. Hohe Inflation, überhöhte Zinsen und eine beispiellose Energiekrise – verschärft durch weit verbreitete Korruption – belasten die Staatsfinanzen und schwächen das Wachstum. S&P hat den Ausblick für Südafrika bereits auf Ramschniveau befindliches Rating auf negativ gesenkt.
Brasilien, Schulden in Relation zum BIP: 72,9 %

Ende 2022 ist die Schuldenquote Brasiliens auf den niedrigsten Stand seit mehr als fünf Jahren gesunken – trotz steigender Haushaltsausgaben. Faktoren wie die Aufwertung des Reals gegenüber dem US-Dollar und das positive Wachstum hellen die wirtschaftlichen Aussichten des Landes auf. S&P hat den Ausblick für das Land angehoben, obwohl die Kreditwürdigkeit des Landes auf Ramschniveau bleibt.
China, Schulden in Relation zum BIP: 76,9 %

China näherte sich Ende des vergangenen Jahres einer Schuldenquote von knapp 77 Prozent des BIP – eine Schwelle, die laut Weltbank gefährlich werden könnte. Eine steigende Schuldenlast bedroht die Stabilität der Wirtschaft und dämpft das Wachstum. Sollte sich der Trend steigender Staatsverschuldung in China fortsetzen und eine Finanzkrise auslösen, hätte dies auch gravierende Auswirkungen auf die Weltwirtschaft.
Argentinien, Schulden in Relation zum BIP: 85 %

Argentinien ist in der Vergangenheit mehrfach mit der Rückzahlung seiner Staatsschulden in Verzug geraten. Da Staaten mit schlechter Bonität an den Kapitalmärkten deutlich mehr zahlen müssen als Nationen mit einem besseren Rating und nur wenige Länder ein schlechteres Rating haben als Argentinien, muss das lateinamerikanische Land tief in die Staatskasse greifen.
Die Regierung des Landes, dessen größter Gläubiger der Internationale Währungsfonds (IWF) ist, benötigt weitere Rettungsmaßnahmen. Die Inflation explodiert, der Peso verliert gegenüber dem US-Dollar an Wert und die Devisenreserven werden knapp. Keine Frage, dass die Schuldenquote Argentiniens in den kommenden Jahren steigen wird.
Indien, Schulden in Relation zum BIP: 83,1 %

Indiens Schuldenquote lag Ende 2021 pandemiebedingt noch bei 89,3 Prozent, konnte aber inzwischen auf 83,1 Prozent gesenkt werden. Laut dem IWF wird sich Indiens Verschuldung in den nächsten Jahren um die 83-Prozent-Marke einpendeln. Die Auslandsverschuldung ist immer noch höher als vor dem Corona-Ausbruch. Laut Shaktikanta Das, dem Gouverneur der indischen Zentralbank, hält sich die Verschuldung aber noch in erträglichen Grenzen.
Vereinigtes Königreich, Schulden in Relation zum BIP: 101 %

Bei einer Schuldenquote ab 100 Prozent übersteigen die Schulden eines Landes dessen Wirtschaftsleistung. Diese empfindliche Schwelle überschritt nun kürzlich und zum ersten Mal seit 1961 das Vereinigte Königreich. Probleme bereiten neben der notorisch hohen Inflationsrate vor allem die Finanzierung des Energiesystems, steigende Sozialleistungen sowie Gehaltserhöhungen im öffentlichen Dienst.
Frankreich, Schulden in Relation zum BIP: 112 %

Um die Wirtschaft etwa gegen die Folgen der Corona-Pandemie oder der Energiekrise zu wappnen, nahm Frankreich Kredite im großen Stil auf. Das ließ die Schuldenquote in die Höhe schnellen. Fraglich ist, ob die Regierung den Schuldenberg auch wieder in den Griff bekommen kann.
Um die Staatsfinanzen wieder auszugleichen, müsste die französische Regierung auf die Ausgabenbremse treten. Dies könnte jedoch auf massiven Widerstand in der Bevölkerung stoßen, wie bereits die Reaktion auf Präsident Macrons berüchtigte Rentenreform zur Anhebung des Renteneintrittsalters von 62 auf 64 Jahre gezeigt hat.
Spanien, Schulden in Relation zum BIP: 113 %

Der Anstieg der Staatsausgaben und die allgemeine Verlangsamung der Wirtschaftsleistung infolge der Pandemie in den Jahren 2020 und 2021 haben zu einem Anstieg der spanischen Schuldenquote um mehr als 20 Prozentpunkte geführt. Dank des starken Wirtschaftswachstums, einer restriktiveren Finanzpolitik und unerwartet hoher Steuereinnahmen konnte Spanien seine Schuldenquote um zwei Prozentpunkte nach unten revidieren. Dennoch werden die Verbindlichkeiten in den kommenden Jahren relativ hoch bleiben.
Kanada, Schulden in Relation zum BIP: 113 %

Oberste Priorität für die kanadische Finanzministerin Chrystia Freeland ist die Senkung der postpandemischen Schuldenquote. Nur so könnten die Staatsfinanzen kontrollierbar bleiben. Interessanterweise stufte die Zeitschrift „Global Finance“ Kanada – anhand aussagekräftiger Kennzahlen wie etwa Haushaltsverschuldung und Kreditkartenbesitz – als das am höchsten verschuldete Land der Welt ein.
USA, Schulden in Relation zum BIP: 129 %

Mit absoluten Auslandsschulden in Höhe von umgerechnet mehr als 30 Billionen US-Dollar (27,5 Bill. Euro) – dem höchsten Stand seit dem Zweiten Weltkrieg – stellen die USA wohl jedes andere Land in den Schatten. Um eine Zahlungsunfähigkeit mit weitreichenden Folgen abzuwenden, konnten sich das Repräsentantenhaus sowie der Senat auf einen Gesetzesentwurf zur Aussetzung der Schuldenobergrenze bis 2025 einigen.
Die Schuldenquote, die pandemiebedingt in die Höhe ging, wird nach Expertenmeinung auf hohem Niveau bleiben. Sollte das BIP jedoch schneller als erwartet wachsen, bestehen Chancen auf eine Schuldentilgung.
Italien, Schulden in Relation zum BIP: 145 %

Italien hat mit über 2,75 Billionen Euro die zweithöchste Staatsverschuldung in der Eurozone. Doch trotz einer Schuldenquote von 145 Prozent sind die Aussichten für das Land nicht nur düster. Italien konnte die prognostizierte Zwischenrezession abwenden und die Wirtschaft wächst leicht über dem europäischen Durchschnitt. Ökonomen rechnen sogar mit einem Rückgang der Schuldenquote bis Ende des Jahres auf rund 140 Prozent des BIP.
Singapur, Schulden in Relation zum BIP: 160 %

Eine absolute Ausnahmeerscheinung ist Singapur. Trotz einer Schuldenquote von fast unbezahlbaren 160 Prozent ist die Bonität des finanzstarken Stadtstaates hervorragend. Anders als andere hoch verschuldete Länder, die Kredite zur Finanzierung öffentlicher Ausgaben benötigen, nutzt Singapur das Geld aus Staatsanleihen zur Gewinnmaximierung. Zudem macht die Kreditaufnahme nur einen Bruchteil des singapurischen Staatsvermögens aus.
Japan, Schulden in Relation zum BIP: 264 %

Das Platzen der Vermögenspreisblase im Jahr 1991 löste in Japan eine lange Phase der wirtschaftlichen Stagnation aus, die allgemein auch als das „verlorene Jahrzehnt“ bekannt ist. Während das BIP schrumpfte, schnellte die Auslandverschuldung in die Höhe und nahm in den vergangenen 30 Jahren kontinuierlich weiter zu. Als Grund werden vor allem die steigenden Sozialversicherungen aufgrund einer rasch alternden Bevölkerung genannt. Viel Geld steckte Japan auch in ein Konjunkturpaket zur Ankurbelung der stagnierenden und coronageplagten Wirtschaft.
Seit mehr als zwei Jahrzehnten hält Japan die Zinsen unverändert niedrig. Sollte die Zentralbank jedoch in Zukunft höhere Zinsen für langfristige Anleihen zulassen, könnte dies weitreichende Folgen für die hohe Verschuldung Japans sowie den gesamten asiatischen Markt haben.
Lesen Sie jetzt: Ranking: Diese 25 Nationen werden 2037 am mächtigsten sein
Comments
Do you want to comment on this article? You need to be signed in for this feature