Wenn wir zu viel arbeiten, kann sich das auf unsere Gesundheit auswirken. Allein im Jahr 2016 starben einer Erhebung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge rund 745.000 Menschen weltweit an Schlaganfällen und Herzerkrankungen, die eine Folge von Überarbeitung waren. Bei einer vorherigen Erhebung im Jahr 2000 war diese Zahl noch um satte 30 Prozent niedriger.
Die WHO kam außerdem zu dem Schluss, dass bei einer Wochenarbeitszeit von 55 Stunden oder mehr das Risiko einen Schlaganfall zu bekommen um 35 Prozent höher und das an einer Herzerkrankung zu sterben um 17 Prozent erhöht ist, als wenn nur 35 bis 40 Stunden gearbeitet werden. Doch in welchen Ländern wird am meisten geschuftet? Hier kommt das Ranking der Top 30 beginnend mit den wenigsten Stunden – basierend auf den neuesten Daten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).
Mit einer durchschnittlichen Wochenarbeitszeit von 34,6 Stunden im Jahr 2021 bildet Deutschland das Schlusslicht in den Top 30 der Länder, in denen am härtesten geschuftet wird. Das sind 2,6 Stunden weniger als der OECD-Durchschnitt. Dass die Arbeitszeit in Deutschland im Vergleich so niedrig ausfällt, liegt vor allem aber an einem hohen Anteil an Beschäftigten in Teilzeit. Vollzeiterwerbstätige arbeiteten 2021 im Durchschnitt 40,5 Stunden pro Woche, Teilzeiterwerbstätige 20,8 Stunden, wie aus Daten des Statistischen Bundesamts hervorgeht.
Die Arbeitnehmenden im deutschen Nachbarland verbrachten 2021 laut der OECD-Erhebung durchschnittlich 35,2 Stunden auf der Arbeit. In Österreich gilt die 40-Stunden-Woche, pro Tag dürfen maximal zwölf Stunden – inklusive etwaiger Überstunden – gearbeitet werden. Das Besondere: Im Land ist es gesetzlich geregelt, dass Arbeitnehmende mit familiären Verpflichtungen wie beispielsweise Kinderbetreuung oder Pflege kranker Angehöriger nicht zu Mehrarbeit verpflichtet werden können.
Menschen in Belgien arbeiteten im Jahr 2021 im Durchschnitt wöchentlich etwas mehr als Österreicherinnen und Österreicher. Im Land darf grundsätzlich nicht länger als acht Stunden am Tag gearbeitet werden. Ausnahmen gibt es für bestimmte Arbeitnehmende. Außerdem ist es bis auf bestimmte Branchen nicht erlaubt, zwischen 20 Uhr abends und 6 Uhr morgens zu arbeiten.
Während vielerorts flexible Arbeitszeiten meist nur diskutiert werden, sind sie in Finnland seit 1996 rechtlich vorgeschrieben. Finninnen und Finnen können deshalb in den meisten Branchen ihren Arbeitstag flexibel beginnen und beenden – jeweils um bis zu drei Stunden.
In Irland darf nicht mehr als 48 Stunden pro Woche gearbeitet werden. Das wird aber nicht wöchentlich, sondern über einen Zeitraum von vier Monaten berechnet. 2021 lag die durchschnittliche Wochenarbeitszeit der Iren laut der OECD-Erhebung bei 35,4 Stunden.
Obwohl etwaige Überstunden bezahlt werden, ist es in Italien verboten, mehr als 48 Stunden wöchentlich auf der Arbeit zu verbringen. Die meisten Arbeitnehmenden haben zudem Anspruch auf mindestens vier Wochen Urlaub pro Jahr. Hinzu kommen zwölf nationale Feiertage. Italienerinnen und Italiener lieben eine ausgedehnte Mittagspause, die zwischen einer und zwei Stunden dauert. Je nach Branchen arbeiten sie entsprechend in der Regel von acht bis 18 Uhr oder von neun bis 19 Uhr.
Die Französinnen und Franzosen haben 2021 weniger gearbeitet als in den drei Jahren davor. Dem Gesetz zufolge beträgt die wöchentliche Arbeitszeit 35 Stunden. Jede Überstunde muss mit einem Zuschlag von 125 bis 150 Prozent entlohnt werden. Seit dem 1. Januar 2017 haben französische Arbeitnehmende zudem das „Recht, außerhalb ihrer vertraglichen Arbeitszeit Anrufe und E-Mails zu ignorieren“. Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten sind seitdem sogar gesetzlich verpflichtet, die Zeiten festzulegen, in denen ihre Arbeitnehmenden keine E-Mails senden oder beantworten müssen.
Spanierinnen und Spanier entspannen mittags häufig bei einer Siesta von rund zwei Stunden. Deshalb könnte man den Eindruck gewinnen, dass ihr Arbeitstag ziemlich kurz sei. Tatsächlich aber verlängert sich der Tag entsprechend. In der Regel machen die Menschen in Spanien nicht vor 20 Uhr Feierabend, wenn sie um 9 Uhr morgens beginnen. Forderungen, die Siesta abzuschaffen und sich so an die meisten anderen europäischen Gegenden anzupassen, scheiterten bislang. Aber: Das Land testet nun die Einführung einer Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich.
Gesetzlich dürfen Isländerinnen und Isländer bei einer Fünf-Tage-Woche höchstens 40 Stunden arbeiten. Im Jahr 2021 lag der Durchschnitt mit 36,7 Stunden deutlich darunter. Als eines der wenigen Länder hat Island bereits eine Vier-Tage-Woche erprobt. Zwischen 2015 und 2019 arbeiteten 2.500 Arbeitnehmende im Rahmen einer Studie kürzer, bekamen aber vollen Lohn. Die Forschenden kamen zu dem Ergebnis, dass die Menschen genauso produktiv und weniger krank waren. Zudem gaben die Teilnehmenden an, mit ihrer Arbeit zufriedener zu sein.
Im Vereinigten Königreich lag die wöchentliche Arbeitszeit 2021 bei 36,8 Stunden. Die Coronapandemie wirkte sich in Großbritannien insofern aus, als dass viele Menschen im Homeoffice von längeren Arbeitszeiten berichteten als zuvor. Allerdings steigerte das insgesamt nicht die durchschnittliche wöchentliche Arbeitszeit. Das liegt daran, dass Millionen von Menschen zwar Lohn bekamen, aber wegen Corona überhaupt nicht arbeiten konnten – und so die durchschnittliche Wochenarbeitszeit im Land sank. Seit 2020 nimmt sie aber wieder zu.
Neuseeland schreibt ebenfalls eine Arbeitswoche mit maximal 40 Stunden vor. Die Arbeitszeit verteilt sich auf fünf Tage wöchentlich. Die Regierung des Landes hatte schon vor dem Ausbruch der Coronapandemie sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ermutigt, weniger auf die Zeit und mehr auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie Flexibilität zu achten. Eine Initiative, die sich auszuzahlen scheint.
Estinnen und Esten arbeiten in der Regel zwischen 9 und 18 Uhr und durchschnittlich unter 40 Stunden pro Woche. Im Jahr 2021 sank die durchschnittliche Wochenarbeitszeit dabei leicht – von zuvor mehr als 38 auf 37,9 Stunden. Übrigens: Meistens haben die Arbeitnehmenden im Land 28 Tage Urlaub.
Der durchschnittliche schwedische Arbeitnehmende war 2021 fast zwei Stunden mehr mit seinem Job beschäftigt als im Jahr davor. Die vom Arbeitsschutzgesetz vorgeschriebene Höchstarbeitszeit von 40 Stunden wird bei durchschnittlich 38 Stunden wohl seltener erreicht. Die Menschen im Land haben außerdem Anspruch auf jährlich mindestens fünf Wochen Urlaub.
In Luxemburg ist es gesetzlich geregelt, dass ein Arbeitstag nicht länger als zehn Stunden dauern darf. Auch die wöchentliche Arbeitszeit ist auf 40 Stunden begrenzt. Bei einer wöchentlichen Arbeitszeit von durchschnittlich 38 Stunden im Jahr 2021 dürfte beides wohl kaum überschritten worden sein. Außerdem haben die Arbeitnehmenden im Fürstentum ziemlich viel Urlaub. Gesetzlich sind im öffentlichen Dienst 32 Tage im Jahr und im privaten Sektor 26 Tage vorgeschrieben – nationale Feiertage kommen obendrauf.
Die durchschnittliche Arbeitszeit in Griechenland mag aufgrund der wirtschaftlichen Probleme im Land wenig überraschend sein. Im Jahr 2021 waren noch 15 Prozent der Menschen arbeitslos – eine Zahl, die dennoch zeigt, dass sich die Wirtschaft erholt. Trotzdem darf nicht unterschätzt werden, wie sich die Coronapandemie auf wichtige Branchen wie etwa den Tourismus ausgewirkt hat.
In Amerika sind Arbeitgeber dazu verpflichtet, Überstunden zu bezahlen. Die wöchentliche Höchstarbeitszeit beträgt 40 Stunden. Durchschnittlich ist die Arbeitszeit von 38,7 Stunden pro Woche im Jahr 2020 auf 38,8 in 2021 gestiegen. Die USA sind nur eines von 13 Ländern auf der Welt, in denen Arbeitnehmende kein Anrecht auf bezahlten Urlaub haben. Arbeitgeber können diesen freiwillig gewähren.
Wie vielerorts gilt auch in Lettland die klassische 40-Stunden-Woche. Die Arbeitszeit verteilt sich dabei in der Regel auf fünf Tage. In Lettland gehen 71,6 Prozent der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter einer bezahlten Arbeit nach. Das sind mehr als der OECD-Durchschnitt von 66,3 Prozent.
In Tschechien geben die Arbeitgeber vor, wie die gesetzliche wöchentliche Arbeitszeit von 39 Stunden verteilt wird. Menschen unter 18 Jahren dürfen außerdem nicht mehr als sechs Stunden pro Tag oder mehr als 30 Stunden pro Woche arbeiten.
Arbeitnehmende in der Slowakei dürfen höchstens 40 Stunden in der Woche arbeiten – es sei denn, sie sind in Schichten tätig. In diesem Fall ist die Höchstarbeitszeit niedriger. Außerdem können sie jährlich bis zu 400 Überstunden sammeln.
Seit 2017 gilt in Litauen ein neues Arbeitsgesetz. Darin ist festgelegt, dass Arbeitnehmende an sieben aufeinanderfolgenden Tagen höchstens 48 Stunden arbeiten dürfen. Die Menschen haben zudem Anspruch auf 20 Tage Urlaub im Jahr. Litauer und Litauerinnen arbeiteten 2021 mehr als je zuvor seit Beginn der OECD-Erfassung 2010. Ein Indikator, der darauf hindeuten könnte, dass das Gesetz eventuell nicht die gewünschte Wirkung haben könnte.
Auch wenn die 40-Stunden-Woche in Slowenien gilt, arbeiten die Menschen in der Privatwirtschaft im Land oft bis zu zehn Stunden am Tag. Mit 39,3 Stunden durchschnittlicher Wochenarbeitszeit im Jahr 2021 lag das Land auch deutlich über dem von der OECD erfassten Durchschnitt aller Länder von 37,2 Stunden.
2020 arbeiteten die Menschen in Ungarn durchschnittlich zwölf Minuten mehr als noch 2020. Seit 2018 gibt es in Ungarn ein Arbeitsgesetz, das den Mangel an Arbeitnehmenden bekämpfen soll. Darin ist auch festgelegt, dass Unternehmen bis zu 400 Überstunden im Jahr verlangen können – für die Bezahlung können sie sich allerdings bis zu drei Jahre Zeit lassen. Zuvor lag die Höchstgrenze bei 250 Stunden. Bei der Einführung dieses Gesetzes gab es zahlreiche Proteste, denn die Menschen befürchteten, dass die Arbeitszeiten steigen könnten. Bislang ist das nur geringfügig der Fall.
Ein typischer Arbeitstag in Portugal geht von 9 bis 19 Uhr – mit einer Mittagspause von zwei Stunden. Auch hier gilt die für Europa typische 40-Stunden-Woche, 2021 wurden im Durchschnitt 39,6 Stunden gearbeitet.
Polinnen und Polen arbeiten in der Regel werktags von acht bis 16 Uhr und samstags von acht bis 14 Uhr. In den 2000ern herrschte eine enorm hohe Arbeitslosigkeit im Land, die 2003 ihren Höhepunkt erreichte. Damals hatten 20,7 Prozent der Menschen keine Arbeit. Im Jahr 2021 hatte Polen lediglich noch 3,4 Prozent Arbeitssuchende.
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Seit April 2018 arbeiten die Menschen in Israel offiziell weniger. Denn die gesetzliche Wochenarbeitszeit wurde von 43 auf 42 Stunden heruntergesetzt. Eine weitere Besonderheit: Wegen des Shabbats arbeiten die Menschen von Sonntag bis Donnerstag.
In Chile beginnt ein Arbeitstag in der Regel zwischen 8.30 und 9 Uhr und endet gegen 18 Uhr. Im Jahr 2021 verbrachten die Menschen im Durchschnitt 42,7 Stunden pro Woche an ihrem Arbeitsplatz.
In Costa Rica arbeiten die Menschen acht Stunden am Tag – entweder in einer Tagschicht zwischen 5 und 19 Uhr, oder in einer Nachtschicht zwischen 17 und 7 Uhr. Es ist gesetzlich erlaubt, bis zu 48 Stunden in der Woche zu arbeiten. Anspruch auf zwei Wochen bezahlten Urlaub haben Arbeitnehmende einmal in 50 Arbeitswochen, was rund einem Jahr entspricht. Im Jahr 2011 arbeiteten die Menschen in Costa Rica pro Woche noch 45,9 Stunden durchschnittlich, 2021 waren es 44.
Im Jahr 2021 arbeiteten Mexikanerinnen und Mexikaner genau so viel wie im Vorjahr. Weil die Arbeitsgesetze im Land recht lax sind, legen Arbeitgeber die Arbeitszeiten fest. Hinzu kommt, dass viele Menschen schwarzarbeiten. Obwohl der Mindestlohn 2019 um 16 Prozent, 2020 um 20 Prozent und 2021 nochmals um 15 Prozent erhöht wurde, gehören die Menschen zu den Schlechtbezahltesten weltweit. Die jüngsten Gesetzesänderungen konnten an der Armut der Mexikanerinnen und Mexikaner deshalb noch nicht viel ändern.
Seit 2018 ist die durchschnittliche Wochenarbeitszeit in der Türkei kontinuierlich gesunken – von 47 Stunden im Jahr 2018 auf 45,6 Stunden 2020 (Daten für 2021 nicht verfügbar). Damit liegt sie noch knapp über der 45-Stunden-Woche, die durch eine Änderung des Arbeitsgesetzes im Jahr 2003 eingeführt wurde. Nach türkischem Recht dürfen Arbeitnehmende nicht mehr als 270 Überstunden jährlich ansammeln.
Laut der OECD-Erhebung arbeiten die Menschen in Kolumbien durchschnittlich am längsten – 2021 waren es 47,8 Stunden wöchentlich. Gesetzlich ist dort maximal eine 48-Stunden-Woche erlaubt, bis 2026 soll die aber schrittweise auf 42 Stunden pro Woche reduziert werden. Arbeitnehmende, die zwischen 21 und 6 Uhr arbeiten, müssen mit 135 Prozent ihres Lohns bezahlt werden. Ein typischer Arbeitstag in Kolumbien beginnt um 8 Uhr und endet um 17 Uhr, in der Verwaltung geht er von 8 bis 18 Uhr.
Die chinesischen Arbeitsgesetze besagen, dass Arbeitnehmende nicht mehr als 44 Stunden wöchentlich oder acht Stunden täglich arbeiten dürfen. Überstunden sind erlaubt. Eine von der Sun-Yat-Sen-Universität in der chinesischen Provinz Guangzhou im Jahr 2017 veröffentlichte Umfrage ergab jedoch, dass der Durchschnitt 44,7 Stunden pro Woche bei der Arbeit verbringt und dass über 40 Prozent der Befragten mehr als 50 Stunden pro Woche arbeiten.
In der Technologiebranche sind Überstunden ein besonders großes Problem. Bei einer Umfrage des Personalvermittlungsdienstes Zhaopin gaben 45 Prozent der Angestellten an, im Jahr 2018 mehr als zehn Überstunden pro Woche zu machen. Ein besonders schockierender Fall aus dem Jahr 2016 war der des 44-jährigen Zhang Rui. Der Gründer einer Gesundheitsapp starb an einem Herzinfarkt. Viele Menschen führten seine Arbeitsgewohnheiten als mögliche Ursache für seinen frühen Tod an. Denn er war dafür bekannt, oft bis spät in die Nacht zu arbeiten.
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