Trotz großer Versprechungen der Politik sind viele Länder immer noch stark auf Öl, Kohle und Erdgas angewiesen. Während Russlands Angriffskrieg in der Ukraine die globale Öl- und Gasindustrie weiter in Mitleidenschaft zieht, hat die Internationale Energieagentur (IEA) angekündigt, dass die weltweiten Kohleinvestitionen aufgrund des anhaltenden Konflikts in diesem Jahr um zehn Prozent steigen könnten.
Sehen Sie hier die 30 Länder, die im weltweiten Vergleich noch immer am stärksten auf fossile Brennstoffe setzen – und wie Deutschland dabei abschneidet.
Im Hinblick auf den Energieverbrauch hat Finnland seine Nutzung von Wasserkraft und erneuerbaren Energien erhöht. Dennoch stammte im Jahr 2021 fast die Hälfte der verbrauchten Energie aus fossilen Brennstoffen und weitere 20 Prozent aus Atomkraft. Da Finnland über keine eigenen Öl-, Gas- oder Kohlereserven verfügt, ist das Land seit langem auf das benachbarte Russland angewiesen.
Nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im Februar 2022 ersetzte Finnland Russland schnell durch einen anderen Öllieferanten. Im Mai 2022 stellte Russland seine Erdgasexporte nach Finnland ein, nachdem sich das skandinavische Land geweigert hatte, in der russischen Währung Rubel zu bezahlen.
Das staatliche Unternehmen Gasgrid Finland, das für den Erdgastransport zuständig ist, sagte damals, dass es auf Lieferstopps aus Russland vorbereitet sei. Im Dezember 2022, nachdem Gasgrid Finland einen Zehn-Jahres-Vertrag mit dem amerikanischen Unternehmen Excelerate Energy unterzeichnet hatte, kündigte die Regierung den Bau eines schwimmenden Terminals für Flüssigerdgas (LNG) in der Ostsee an. Dieses soll Finnland in den nächsten zehn Jahren mit Erdgas versorgen.
Ähnlich wie Finnland nutzte die Schweiz im Jahr 2021 noch für fast die Hälfte ihres Energieverbrauchs fossile Brennstoffe. 2022 importierte sie einen Großteil ihrer Gaslieferungen aus Russland. Nach der russischen Invasion gingen in Bern jedoch Demonstranten auf die Straße, um ihre Unterstützung für die Ukraine zum Ausdruck zu bringen und ein Verbot von russischem Gas zu fordern.
In Zürich hatte die Stadtverwaltung bereits in den letzten zehn Jahren damit begonnen, den Einsatz von Erdgas zu reduzieren, um den Klimawandel zu bekämpfen. Die Einwohner waren nicht ganz einverstanden mit dieser Idee, aber die Einstellung änderte sich schnell, als die Menschen erkannten, dass sie nicht von Russland abhängig sein wollten. In Vorbereitung auf den Winter hat die Regierung einen Plan zur Energieeinsparung aufgelegt, um die Lieferungen zu rationieren.
Obwohl die Schweiz zu den Ländern mit dem höchsten Anteil an erneuerbaren Energien gehört, wurden im Jahr 2021 zudem 16 Prozent des Energieverbrauchs des Landes durch Kernkraft gedeckt.
Während im Jahr 2021 mehr als ein Drittel der in Frankreich verbrauchten Energie aus Kernkraftquellen stammte, wurden weitere 50 Prozent des Energiebedarfs mit fossilen Brennstoffen abgedeckt. Präsident Emmanuel Macron setzte die Kernenergie auf Frankreichs Prioritätenliste, um die Abhängigkeit Frankreichs von ausländischen Importen fossiler Brennstoffe zu verringern. Anfang 2022 kündigte er Pläne für 14 neue Reaktoren an, um das Land bis 2050 kohlenstoffneutral zu machen.
Mit dem Bau der Reaktoren wird jedoch wahrscheinlich nicht so bald begonnen; der erste Spatenstich ist für 2027 geplant.
Trotz erheblicher Investitionen in den Bau lokaler Windparks spielen fossile Brennstoffe im brasilianischen Energieverbrauch nach wie vor eine große Rolle. Anfang 2022 verabschiedete der Kongress ein Gesetz, das Subventionen für Kohle bis mindestens zum Jahr 2040 vorsieht. Diese Subventionen waren zuvor bis 2027 befristet.
Kritikern zufolge trage das Gesetz zur Erhöhung der Kohlendioxidemissionen bei und erneuerbare Energiequellen seien für die Verbraucher billiger. Der neu gewählte Präsident Luiz Inácio Lula da Silva und seine Regierung haben sich bereits zu ihren Absichten geäußert, die Abholzung im Amazonasgebiet deutlich zu reduzieren und mehr erneuerbare Energiequellen zu entwickeln.
Neuseeland verfügt zu seinem eigenen Glück über reichlich erneuerbare Energien, darunter Wasserkraft, Erdwärme und Windkraft. Doch trotz all dieser Ressourcen entfiel im Jahr 2021 der Großteil des Verbrauchs immer noch auf fossile Brennstoffe; Kohle wurde sogar deutlich mehr verbrannt als in den Vorjahren.
Dies ist größtenteils auf den niedrigen Wasserstand zurückzuführen, der die Stromerzeugung aus Wasserkraft begrenzt. Dem neuseeländischen Energieministerium zufolge will die Regierung solche Situationen in Zukunft vermeiden, indem sie in Möglichkeiten zur Speicherung von Energie aus erneuerbaren Quellen investiert. Wie diese Lösungen genau aussehen könnten, wird noch geprüft. Für die Umsetzung gibt es keinen konkreten Zeitplan.
2020 schloss Österreich sein letztes Kohlekraftwerk und ist mit diesem Schritt erst das zweite Land in Europa. Es verbraucht jedoch weiterhin überwiegend fossile Brennstoffe und setzt auf Erdgas anstelle von Kohle. Da die russischen Öllieferungen aufgrund des Ukraine-Krieges eingeschränkt sind, gab Österreich im Juni 2022 Pläne bekannt, das stillgelegte Kraftwerk wieder in Betrieb zu nehmen.
Österreich investiert jedoch rasch in erneuerbare Energien, einschließlich neuer Geothermie-, Wasserkraft- und Solarprojekte sowie -partnerschaften. Seit diesem Jahr dürfen in Neubauten keine Gasheizungen mehr verbaut werden – etwas, das andere europäische Länder noch in Erwägung ziehen.
Kanada ist führend bei der Nutzung von Wasserkraft, doch sein Energiebedarf wird immer noch zu einem großen Teil mit fossilen Brennstoffen gedeckt. Daneben gibt es auch noch einen lukrativen Markt für den Verkauf von Rohöl an Raffinerien südlich der Grenze. Bis zu 80 Prozent des Öls werden über Pipelines an Abnehmer in den USA geliefert. Viele davon haben in letzter Zeit Milliarden in Anlagen investiert, die speziell für die Verarbeitung von Rohöl aus den Ölsanden Albertas ausgelegt sind.
Während seiner Wahlkampagne hatte Premierminister Justin Trudeau versprochen, die kanadischen Subventionen für fossile Brennstoffe bis zum Jahr 2023 zu beenden. Dieses Versprechen löste er im Dezember 2022 ein. Solange aber die USA als Käufer auftreten, ist es schwer vorstellbar, dass jemand den Geldhahn zudrehen wird …
Portugal ist eines der europäischen Länder, das bei der Energieversorgung am wenigsten von Russland abhängig ist, obwohl der größte Teil des Verbrauchs auf importierte fossile Brennstoffe entfällt.
Portugal hat bei der Reduzierung seiner Treibhausgase Fortschritte gemacht und seine letzten beiden Kohlekraftwerke im Jahr 2021 geschlossen. Im Rahmen der Pandemiepläne des Landes werden EU-Zuschüsse für Investitionen in erneuerbare Energien, einschließlich der Produktion von Wasserstoff und Biomethangas, bereitgestellt. Biomethan wird aus den Abfällen und organischen Stoffen in Mülldeponien gewonnen. Im Juli 2022 feierten Regierungsvertreter die erste Einspeisung des Gases ins portugiesische Netz.
Portugals Nachbarland Spanien setzte im Jahr 2021 noch mehr auf fossile Brennstoffe für seinen Energieverbrauch. Weitere neun Prozent stammten aus Atomkraft. Obwohl das Land immer noch von fossilen Brennstoffen abhängig ist, legte die spanische Regierung bereits 2021 ihre Ziele für ein Stromsystem aus einzig und allein erneuerbaren Energien für das Jahr 2050 gesetzlich fest.
Das Gesetz verbietet alle neuen Öl-, Kohle- und Erdgasprojekte. Es schränkt auch die Subventionen für fossile Brennstoffe ein und verbietet den Verkauf von Fahrzeugen mit fossilen Brennstoffen bis zum Jahr 2040. Nach einem Jahrzehnt der Diskussion und Entwicklung war die Verabschiedung des Klimagesetzes durch das Parlament von vielen Spaniern sehnsüchtig erwartet worden.
Belgien verbrauchte im Jahr 2021 nur sehr wenig erneuerbare Energie, wenn man die zusätzlichen 17 Prozent berücksichtigt, die aus Kernkraft gewonnen wurden. Das Land gehört zu den Staaten in Europa, die am stärksten auf fossile Brennstoffe angewiesen sind. Analysten erwarten, dass diese Abhängigkeit in den nächsten zehn Jahren sogar noch zunehmen wird. Im Gegensatz dazu dürfte der Anteil der erneuerbaren Energien in Belgien im Vergleich zum Rest des Kontinents im Durchschnitt niedriger sein.
Gleichzeitig hat die belgische Regierung Pläne für die Abschaltung von Kernreaktoren im ganzen Land bis 2025 vorgelegt, was die Sorge um eine unzuverlässige Stromversorgung noch verstärkt. Da der Krieg in der Ukraine für Verunsicherung sorgt, wurden die Verträge für zwei der sieben belgischen Kernreaktoren bis zum Jahr 2036 verlängert.
Trotz der geplanten Energiewende der Bundesregierung, in deren Rahmen Deutschland bis zum Jahr 2050 fast vollständig auf Kohle verzichten will, ist das Land weiterhin stark auf fossile Brennstoffe angewiesen. Aufgrund des Krieges in der Ukraine sah sich Deutschland mit einer kritischen Öl- und Gasknappheit konfrontiert, zumal kein Gas mehr durch die Ostsee-Pipeline "Nord Stream" fließt. Bundeskanzler Olaf Scholz hat den Bau des ersten schwimmenden LNG-Terminals in Deutschland vorangetrieben, von dem aus im Dezember 2022 das erste Gas ins deutsche Netz eingespeist wurde.
Inzwischen verbrennt Deutschland wieder mehr Kohle, um die Engpässe durch russisches Gas auszugleichen. Dies ist jedoch sehr umstritten. Trotz alledem geht die Regierung davon aus, dass alle deutschen Kohlekraftwerke bis zum Jahr 2030 stillgelegt sein werden. Das wären acht Jahre früher als ursprünglich geplant.
Fossile Brennstoffe machen auch im Vereinigten Königreich einen erheblichen Teil des Energieverbrauchs aus, und ebenso wie Deutschland kehrt das Land zur Kohle zurück. Im Dezember 2022 genehmigte die Regierung das Whitehaven-Projekt im nordenglischen Cumbria, das die Erschließung der ersten neuen Steinkohlemine Großbritanniens seit mehr als 30 Jahren vorsieht.
Realistisch betrachtet macht Kohle nur einen Bruchteil der Energie des Vereinigten Königreichs aus; das Land ist weit mehr auf Öl und Gas angewiesen. Allerdings hat diese Abhängigkeit dazu geführt, dass die Haushalte aufgrund der schwankenden Öl- und Gaspreise mit steigenden Energierechnungen zu kämpfen haben und dadurch Millionen von Menschen in Energiearmut geraten sind.
Ungarn ist eines der am stärksten von fossilen Brennstoffen abhängigen Länder in Europa, wobei fast alle Erdöl- und Erdgaslieferungen aus Russland stammen. Weitere 14 Prozent der verbrauchten Energie stammen aus der Kernkraft, die eine wichtige Quelle für den Strombedarf des Landes darstellt.
Nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine rief die ungarische Regierung im Juli 2022 den „Energienotstand“ aus. Das ermöglichte der Politik, die geringe inländische Gas- und Kohleproduktion zu erhöhen und die Gasimporte aus Russland zu steigern. Ein umstrittener Schritt. Damals bekräftigte die Regierung ihr Engagement für erneuerbare Energien, erklärte aber auch, dass die sichere Versorgung mit Strom aus ihren Kernkraftwerken gewährleistet werden müsse. Seitdem hat sie zwei neue, in Russland gebaute Kernreaktoren genehmigt und eine Verlängerung für die vier bestehenden Anlagen gewährt.
Während viele Griechen im Oktober 2022 feierten, als das Stromnetz des Landes zum ersten Mal zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben wurde, sieht die Realität tatsächlich so aus, dass die in dem südeuropäischen Land verbrauchte Energie immer noch überwiegend aus fossilen Brennstoffen stammt. Ein Großteil davon – insbesondere Gas – wurde in der Vergangenheit aus Russland importiert. Mit der raschen Umstellung auf neue Quellen für sein LNG-Terminal im Jahr 2022 hat Griechenland nach eigenen Angaben seine Abhängigkeit von russischem Gas im September 2022 um die Hälfte reduziert.
In dem Bemühen, die Abhängigkeit von Erdgas generell weiter zu verringern, setzt das Land auch verstärkt Kohle ein, bezeichnet dies aber lediglich als vorübergehende Maßnahme.
Nach der Trump-Regierung, die voller Stolz eine fossilfreundliche Agenda verfolgte, scheinen Präsident Joe Biden und seine Regierung die Dinge umkehren zu wollen. Biden setzt sich zwar hohe Ziele für die Erzeugung erneuerbarer Energien, für die energiehungrige Nation ist es aber noch ein weiter Weg. Berücksichtigt man die acht Prozent, die durch Kernkraft erzeugt wurden, so stammte im Jahr 2021 nur sehr wenig der in Amerika verbrauchten Energie aus erneuerbaren Quellen.
Der russische Krieg in der Ukraine macht die Lage nicht einfacher. Er wirkt sich auf die weltweite Energienachfrage aus, während die Wirtschaft in den USA nach der COVID-19-Pandemie wieder anzieht.
Italien ist nach wie vor auf fossile Brennstoffe angewiesen, wobei sowohl Erdöl als auch Erdgas von massiven Subventionen und Steuervergünstigungen profitieren. Zwar hat Italien seine Investitionen in saubere Energien erhöht, aber wie viele seiner europäischen Nachbarn, die von russischen Energielieferungen abhängig sind, hatte es nach dem Einmarsch in der Ukraine mit Engpässen beim Gas zu kämpfen.
Der italienische Energiekonzern Eni hofft, seine Abhängigkeit von russischen Gasimporten bis zum Jahr 2025 vollständig beenden zu können – allerdings nicht durch einen Ausbau der erneuerbaren Energien. Stattdessen plant das Unternehmen, seine Importe aus nordafrikanischen Ländern, darunter Algerien und Ägypten, zu erhöhen.
Erneuerbare Energien mögen zwar die Hälfte der in der Türkei vorhandenen elektrischen Energie ausmachen. Doch wenn es darum geht, was tatsächlich verbraucht wird, ist es bei weitem nicht so, wie es auf dem Papier steht. Fossile Brennstoffe werden voraussichtlich weiterhin eine wichtige Quelle für die Energieversorgung des Landes sein. Im Juni 2022 wurde mit dem Bau einer Unterwasserpipeline begonnen, um ein Erdgasfeld zu erschließen, das im August 2020 im Schwarzen Meer entdeckt wurde.
Nach Angaben von Präsident Recep Tayyip Erdoğan soll das Sakarya-Feld bis zum Jahr 2026 seinen Förderhöhepunkt erreichen. Die türkische Regierung hofft, dass dies dem Land helfen wird, seine Abhängigkeit von ausländischen Energieimporten zu beenden und die Energiesicherheit zu gewährleisten.
China verbraucht mengenmäßig mehr fossile Brennstoffe als jedes andere Land, so dass seine starke Abhängigkeit von ihnen kaum überrascht. Da die weltweite Nachfrage nach Kohle aufgrund der russischen Sanktionen sprunghaft angestiegen ist, hat China seine Produktion hochgefahren und produzierte im Jahr 2022 eine Rekordmenge an Kohle und Gas.
Wie viele andere Staatsoberhäupter hat auch Präsident Xi Jinping erklärt, er müsse der Energiesicherheit Vorrang vor Umweltzielen einräumen. Das soll die Fortschritte des Landes bei der Umstellung auf umweltfreundliche Energien nicht schmälern – schließlich investiert China mehr als jedes andere Land in erneuerbare Energien –, aber es kann einfach nicht mit der wachsenden Nachfrage Schritt halten.
Fossile Brennstoffe machen den Löwenanteil des südkoreanischen Energiemixes aus, weitere elf Prozent entfallen auf die Kernenergie. Die fossilen Brennstoffe werden fast vollständig importiert, unter anderem aus Russland.
Obwohl das demokratische Südkorea seine Unterstützung für die Ukraine bekundet und einige Sanktionen gegen Russland verhängt hat, kaufte es 2022 weiterhin Kohle, Öl und Gas in Milliardenhöhe ein. Die südkoreanische Regierung verfolgt eine grüne „New Deal“-Agenda und hofft, bis zum Jahr 2034 mehr als 40 Prozent der Energie aus erneuerbaren Quellen zu gewinnen.
Eines der großen Ziele des Landes ist es, bei der Entwicklung von Elektrofahrzeugen mit Wasserstoff-Brennstoffzellen und stationären Brennstoffzellen in großem Maßstab führend zu werden. Ob dies jedoch beschleunigt werden kann, um die Abhängigkeit von ausländischen Importen zu verringern, bleibt abzuwarten.
Mit dem gleichen Verbrauch an fossilen Brennstoffen wie das benachbarte Südkorea hat Japan mehr als viele andere wohlhabende Länder damit zu kämpfen, seine Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern. Nach der Katastrophe von Fukushima im Jahr 2011, bei der ein Tsunami ein Kernkraftwerk beschädigte und eine Kernschmelze verursachte, kehrte das Land der Kernenergie weitgehend den Rücken und bezog im Jahr 2021 nur noch sieben Prozent seiner Energie aus dieser Quelle.
Ähnlich wie Südkorea kauft Japan trotz zahlreicher Sanktionen gegen das Land weiterhin fossile Brennstoffe in Russland. Angesichts einer drohenden Energiekrise beschloss die japanische Regierung im Dezember 2022, zur Sicherung der Energieversorgung wieder auf Kernkraft zu setzen. Neue Regelungen sollen stillgelegte Kernkraftwerke ersetzen, während die Laufzeiten der in Betrieb gebliebenen Anlagen verlängert werden sollen.
Die niederländische Regierung versucht, ihr Land von fossilen Brennstoffen zu entwöhnen. Ein Schwerpunkt ist die Verringerung der Abhängigkeit des Landes von russischen Importen, obwohl es in hohem Maße auf diese kohlenstoffemittierenden Energiequellen angewiesen ist.
Wie viele ihrer europäischen Nachbarn decken sich die Niederlande mit LNG-Importen ein und bemühen sich angesichts des Ukraine-Kriegs um eine Reduzierung des Gasverbrauchs. Das Land beherbergt das größte Gasfeld Europas: Groningen. Die Regierung ist entschlossen, es stillzulegen, da das Gasfeld aufgrund von Erdbeben und anderen seismischen Aktivitäten, die durch die Fördertätigkeit verursacht werden, nicht sicher ist. Diese Entscheidung ist sowohl vor Ort als auch in ganz Europa umstritten, insbesondere wegen der anhaltenden Energiekrise.
Australien ist einer der größten Kohle- und Erdgasproduzenten der Welt, was sich in einem überdurchschnittlich hohen Verbrauch fossiler Brennstoffe niederschlägt. Aufgrund des Verbots russischer Energielieferungen besteht eine große Nachfrage über den heimischen Markt hinaus. Australien schickte Ende 2022 eine LNG-Ladung nach Europa – etwas, das vor dem russischen Einmarsch in der Ukraine praktisch unbekannt war.
Die gestiegene internationale Nachfrage hat jedoch die Preise im Inland in die Höhe getrieben. Verbraucherschutzorganisationen berichten von immer mehr Haushalten, die Schwierigkeiten haben, ihre Rechnungen zu bezahlen.
Mit einer der höchsten Verbrauchsraten der Welt gehört Indien zu den Ländern, die sehr stark auf fossile Brennstoffe setzen. Wie viele der anderen Regierungen auf dieser Liste, die Sanktionen gegen Russland verhängt haben, ist auch Indien heute einer der größten Abnehmer von Putins Öl, Gas und Kohle. Tatsächlich war Russland sowohl im November als auch im Dezember 2022 der größte Öllieferant des Landes.
Die indische Regierung begründete ihre Entscheidung der Fortsetzung der Geschäfte mit Russland damit, dass sie die Energielieferungen zu den günstigsten Preisen einkaufen muss, die sie bekommen kann. Ende 2022 vereinbarten die westlichen Regierungen eine Preisobergrenze, um die weltweiten Ölpreise und damit auch die russischen Öleinnahmen zu senken. Die USA haben erklärt, dass solange diese Länder ihre Käufe in Russland nicht über westliche Unternehmen (wie Versicherungs- und Finanzunternehmen) abwickeln, sie einverstanden damit sind.
Polen ist auf dieser Liste das am stärksten von fossilen Brennstoffen abhängige Land in Europa. Der Energiebedarf wird größtenteils durch eigene Kohlekraftwerke gedeckt. Vor dem Krieg in der Ukraine sollte Erdgas Polen den Übergang weg von der Kohle erleichtern, während eine Infrastruktur für die Erzeugung von Solar- und Windenergie entwickelt werden sollte.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Energiekrise hat die polnische Regierung jedoch ihre Pläne zur Stilllegung bestehender Kohlekraftwerke verschoben und lässt möglicherweise sogar die Eröffnung neuer Anlagen zu. An dem Ziel, auf Kohle bis zum Jahr 2049 ganz zu verzichten, wird jedoch vorerst festgehalten.
Mit seinen Offshore-Erdgasvorkommen im Mittelmeer ist Israel nicht nur fast vollständig auf fossile Brennstoffe für seinen Energieverbrauch angewiesen, sondern auch in der Lage, Gas in die EU zu exportieren. Das Land sucht schon länger nach Möglichkeiten für den Bau von Pipelines zum Festland, aber eine Reihe geopolitischer und finanzieller Hindernisse haben bisher verhindert, dass ein Projekt genehmigt wurde.
Doch nun, da sich die Nachfrage nach Gas wegen der Invasion in der Ukraine bereits verdoppelt hat und die EU das Ziel verfolgt, die russischen Energieimporte bis zum Jahr 2027 ganz zu beenden, erschließt die israelische Regierung neue Parzellen für Offshore-Bohrungen. Der Bau einer Pipeline könnte so wieder in Betracht gezogen werden.
Südafrika hat einen der höchsten Verbräuche an fossilen Brennstoffen weltweit, insbesondere an Kohle. Aufgrund der enormen Abhängigkeit von seinen alten Kohlekraftwerken kam es im Jahr 2022 immer wieder zu Stromausfällen. Kritiker machen die Regierung dafür verantwortlich, die idealen klimatischen Bedingungen Südafrikas für Wind- und Solarenergie nicht genutzt zu haben, um eine Alternative zur Kohle zu finden.
Eine Änderung der Politik würde jedoch keine unmittelbare Auswirkung auf die Gesamtzahl der Tage haben, an denen das Land ohne Strom auskommen muss. 2022 waren es mehr als 200. Es wird erwartet, dass sich die Situation im Jahr 2023 noch verschlimmern wird.
Wie andere Länder des Nahen Ostens, die reich an Erdöl und Erdgas sind, sind die Vereinigten Arabischen Emirate in hohem Maße von fossilen Brennstoffen abhängig. Da Dubai Ende 2023 die UN-Vertragsparteienkonferenz (COP28) ausrichtet, besteht unter Kritikern die Sorge, dass die Ölindustrie zu viel Einfluss auf die Klimadebatten haben wird ⎯ insbesondere nachdem bekannt wurde, dass Sultan al-Jaber, CEO des staatseigenen Ölkonzerns Abu Dhabi National Oil, den Vorsitz des zweiwöchigen Gipfels übernehmen wird.
Ein NGO-Befürworter verglich dies mit der Einladung von „Waffenhändlern zur Leitung von Friedensgesprächen“. Al-Jabers Unterstützer verteidigten hingegen seine Wahl und betonten, dass er an grünen Initiativen mitgewirkt und als Klimabeauftragter fungiert habe.
Hongkong ist stark verstädtert, aber auch hügelig und hat deshalb weniger Platz als andere Staaten, um Solarenergie und andere erneuerbare Energiequellen zu installieren. Damit ist die Sonderverwaltungszone zu 99 Prozent von fossilen Brennstoffen abhängig.
Hongkong hat sich jedoch zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2050 kohlenstoffneutral zu werden, auch wenn zur Erreichung dieses Ziels maßgeschneiderte Lösungen erforderlich sind. Ein Beispiel dafür ist ein derzeit laufendes Pilotprogramm, in dem das Potenzial schwimmender Sonnenkollektoren getestet wird.
Die vielen Autos, Motorräder und Lastwagen in der Metropole sind jedoch die größte Herausforderung, wenn es darum geht, den Verbrauch fossiler Brennstoffe zu senken. Experten zufolge reiche es nicht aus, nur die Infrastruktur zu verändern, wie z. B. Ladestationen für Elektrofahrzeuge, zu bauen. Sie fordern politische Maßnahmen, die die Menschen dazu bewegen, ganz aufs Auto zu verzichten.
Der Stadtstaat Singapur, der beim Verbrauch fossiler Brennstoffe mit Hongkong gleichauf liegt, ist stark vom Öl abhängig. 2021 machte der Rohstoff den größten Teil seines Energieverbrauchs aus. Zwar hat die Regierung im Oktober 2022 neue Emissionsnormen für die Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen eingeführt, doch die Wirtschaft Singapurs profitiert in hohem Maße von diesen Industrien.
Die Insel Jurong ist ein petrochemisches Zentrum für globale Ölunternehmen, und die steigende Nachfrage in ganz Asien macht Singapur zu einem Hotspot für den LNG-Handel.
Fossile Brennstoffe dominierten den Energieverbrauch Saudi-Arabiens im Jahr 2021. Die Regierung des ölreichen Landes im Nahen Osten subventioniert die fossile Brennstoffindustrie jedes Jahr mit umgerechnet mehreren zehn Milliarden Euro.
Die Machthaber unternehmen zaghafte Schritte in Richtung sauberer Energie und planen eines der größten Solarkraftwerke der Region, das Ende 2025 in Betrieb genommen werden soll. Damit würde das Ziel der Regierung, bis 2030 die Hälfte des Stroms aus erneuerbaren Quellen zu erzeugen, gerade noch rechtzeitig erreicht – obwohl ähnliche Projekte in der Vergangenheit versprochen und die Pläne dann wieder verworfen wurden.
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