BRICS: Wer sind die Länder, die sich gegen den Westen stellen?
Ein Staatenbündnis als geopolitisches Gegengewicht?

BRICS – so nennt sich der informelle Zusammenschluss von ursprünglich fünf aufstrebenden Volkswirtschaften, die mehr Mitspracherecht beim Internationalen Währungsfonds und den Vereinten Nationen fordern.
Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika wollen zum Gegenpol der G7 werden und suchen deshalb nach neuen Allianzen und mehr politischem Gewicht. Welchen Einfluss die Schwellenländer auf die globale Entwicklung haben und ob die wachsende BRICS-Allianz wirklich eine Bedrohung für die etablierten Mächte darstellen kann, das erfahren Sie im Folgenden.
Hinweis: Alle Geldangaben basieren auf US-Dollarbeträgen und wurden in Euro umgerechnet, sofern nicht anders angegeben.
Adaptiert von Martina Horrobin und Barbara Geier
Der BRICS-Begriff

Als Vorbild für das BRICS-Bündnis gilt das strategische „Dreieck“ Russland-Indien-China (RIC-Gruppe), das vom russischen Premierminister Jewgeni Primakow in den 1990er-Jahren „als Gegengewicht zum westlichen Bündnis“ initiiert worden ist.
Der Begriff „BRIC“ wurde 2001 vom ehemaligen Chefvolkswirt von Goldman Sachs, Jim O'Neill, geprägt, der in einem Bericht das rasche Wirtschaftswachstum der damals weltweit führenden Schwellenländer hervorhob: Brasilien, Russland, Indien und China.
Erstes Treffen

Nach Anschluss Brasiliens an die RIC-Gruppe kam es 2006 erstmals zu einem informellen Treffen. Der erste offizielle BRIC-Gipfel fand im Juni 2009 in der russischen Stadt Jekaterinburg statt, bei dem sich die Länder für ein diversifiziertes Weltwährungssystem aussprachen.
Nach intensiver Lobbyarbeit der Regierung von Jacob Zuma wurde 2010 Südafrika in den Block aufgenommen. Aus dem BRIC-Kürzel wurde offiziell das Akronym BRICS.
Wachsender Einfluss

Zum 1. Januar 2024 traten auch Ägypten, Äthiopien, Iran und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) dem Bündnis bei. Seitdem kursiert der Begriff BRICS+. Saudi-Arabien, das ebenfalls eine Einladung erhalten hatte, zieht den Beitritt nach eigenen Angaben in Erwägung, hat ihn aber noch nicht vollzogen. (Mehr dazu später.)
Seit dem jüngsten BRICS-Gipfel, der im Oktober 2024 im russischen Kasan stattfand, bestehen mit 13 neuen „Partnerstaaten“ Assoziierungsabkommen: Algerien, Belarus, Bolivien, Kuba, Indonesien, Kasachstan, Malaysia, Nigeria, Thailand, Türkei, Uganda, Usbekistan und Vietnam. Zwar sind diese Länder damit keine vollwertigen BRICS-Mitglieder, doch zeigt sich anhand ihres Interesses an dem Bündnis sein wachsender Einfluss in der Welt deutlich.
Die Türkei hatte bereits zuvor ihr Interesse an einem Beitritt zur Allianz bekundet. Manche Beobachter erklären diesen Zug mit den schleppenden Fortschritten, die das Land bei den Gesprächen zur EU-Aufnahme macht. Allerdings scheint der Status als BRICS-Partnerstaat inzwischen für die Türkei die neutralere Option zu sein, um den Westen nicht ganz zu verschrecken.
BRICS versus G7

Etwa 3,5 Milliarden Menschen – oder rund 45 Prozent der Weltbevölkerung – leben zusammengenommen in den jetzt neun BRICS-Ländern. Sie stellen etwa 28 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts (BIP).
Die bedeutenden G7-Industrienationen – Deutschland, Frankreich, Kanada, Italien, Japan, Großbritannien und die USA – machen nur etwa ein Viertel der Weltbevölkerung aus. Ihr gemeinsames BIP liegt allerdings bei umgerechnet rund 42,7 Billionen Euro, das Bruttoinlandsprodukt der BRICS-Länder dagegen bei nur 26,3 Billionen Euro.
Wachstumsprognosen

Dennoch erwarten Ökonomen, dass in den kommenden Jahren die BRICS-Staaten die G7-Nationen hinsichtlich des BIPs überholen werden. Wann aber genau das sein wird, darüber gibt es unterschiedliche Prognosen.
In den späten 2000er-Jahren, als die fünf Schwellenländer allesamt große Wachstumsführer waren, war sich das weltweit agierende Investmentunternehmen Goldman Sachs sicher, dass dies bis 2027 der Fall sein würde. Danach sieht es nach jüngsten Prognosen zur wirtschaftlichen Situation in den BRICS-Ländern allerdings nicht mehr aus.
Das BIP der Mitglieder

Bei den BRICS-Staaten hat sich vor allem China in den vergangenen Jahrzehnten durch seine Warenexporte zum wichtigsten Wirtschaftsakteur gemausert. Mit einem BIP von umgerechnet 17,1 Billionen Euro steht die Volksrepublik nach den USA auf Position zwei der Weltrangliste und lässt die anderen BRICS-Länder weit hinter sich.
Indien – sechstgrößte Volkswirtschaft der Welt – kann dagegen nur mit einem BIP von umgerechnet rund 3,6 Billionen Euro aufwarten. Brasilien verzeichnet mit 2,2 Billionen Euro das drittstärkste BIP der BRICS-Staaten und Russland liegt mit 1,9 Billionen Euro knapp dahinter. Absolutes Schlusslicht ist Südafrika, mit einem BIP von umgerechnet 344,9 Milliarden Euro.
Ungleiches Wachstum

In der Vergangenheit wiesen alle fünf BRICS-Staaten ein relativ robustes Wirtschaftswachstum auf. Heute sieht das anders aus. Während beispielsweise Indien nach wie vor beeindruckende Zahlen schreibt, schwächelt die Wirtschaft in Brasilien, Russland und Südafrika seit Jahren.
Chinas Wachstumsprognose für dieses Jahr wurde inzwischen auf fünf Prozent gesenkt, was verglichen zu den 12,7 Prozent im Jahr 2006 schon sehr mager ist. Analysten bezweifeln aktuell sogar, dass die Volksrepublik die USA beim Bruttoinlandsprodukt überholen kann. In der Vergangenheit wurde davon ausgegangen, dass dies bis 2030 passieren würde.
BRICS-Gipfel mit Putin per Videoschalte

Seit 2009 kommen die Regierungen der BRICS-Länder zu jährlichen Gipfeltreffen zusammen. Beim letzten Treffen, das im Oktober 2024 im russischen Kasan stattfand, erschien der russische Präsident in seiner Heimat persönlich wieder auf der Weltbühne. 2023 in Südafrika hatte er nur per Videoschalte dabei sein können. Grund: Gegen Wladimir Putin liegt ein Haftbefehl des Internationalen Gerichtshofs wegen mutmaßlicher illegaler Verschleppung ukrainischer Kinder vor. Daher wurde seine Verhaftung befürchtet, sollte er persönlich erscheinen.
Die Tagesordnung dieser Treffen hat sich im Laufe der Jahre ausgeweitet und umfasst nun Themen von der Sicherheit bis zur Gesundheit. Inzwischen wurden Schritte unternommen, um den Einfluss des Westens auf das globale Finanzsystem zu lockern und eine multipolare Welt zu schaffen.
BRICS-Institutionen als Konkurrenz zum Westen

2014 gründeten die BRICS-Staaten die Neue Entwicklungsbank (New Development Bank; NDB) als Alternative zu den westlich dominierten Institutionen Weltbank und Internationaler Währungsfonds (IWF). Ein Jahr später wurde eine Vereinbarung über Sonderrücklagen (Contingent Reserve Arrangement; CRA) in Höhe von umgerechnet rund 92,2 Milliarden Euro beschlossen, die bei wirtschaftlichen Schwierigkeiten von den Ländern in Anspruch genommen werden können.
Doch obwohl beide Institutionen ihre Arbeit aufgenommen haben, ist ihre Wirkung bisher gering. Die von Putin mitfinanzierte NDB gab in einer offiziellen Erklärung bekannt, dass sie angesichts der umfassenden Sanktionen gegen das Land keine neuen Projekte in Russland plane.
Papier-Tiger

Tatsächlich wurde das Gründungsmitglied Russland bereits auf Druck des Westens aus den BRICS-Versionen der Weltbank und des IWF ausgeschlossen. Dies kann nicht nur als ein Beweis für die anhaltende Dominanz der etablierten Ordnung gesehen werden, sondern verdeutlicht auch die Unfähigkeit dieser neuen Institutionen, der wirtschaftlichen Vorherrschaft der G7 die Stirn zu bieten. Andere wichtige Initiativen sind ins Stocken geraten oder ganz auf der Strecke geblieben.
Folgen Sie uns schon? Klicken Sie oben auf das Pluszeichen und lesen Sie mehr von loveMONEY
Untätigkeit der BRICS

Zu den Initiativen, die es bisher kaum über das Reißbrett hinausgeschafft haben, gehören zum Beispiel das Freihandelsabkommen sowie das bereits 2012 angekündigte BRICS-Kabel. Das unterseeische Kommunikationskabelsystem sollte die fünf Länder verbinden und den Zugriff westlicher Geheimdienste auf ihre Kommunikation verhindern.
Während der COVID-Pandemie bekam die BRICS-Gruppe in den Ruf, nur zu reden und wenig zu tun. Experten wiesen auf den mangelnden Zusammenhalt innerhalb des Bündnisses hin. Eine der aktuell vorgeschlagenen Initiativen ist der Plan Russlands, ein spezielles Modul für seine Russische Orbitalstation (ROSS) zu bauen, das die BRICS-Mitglieder zur Entwicklung ihrer eigenen nationalen Raumfahrtprogramme nutzen können. Das ROSS-Projekt selbst soll erst 2027 starten. Es bleibt also abzuwarten, was aus dieser BRICS-Initiative wird.
BRICS-Unterschiede

Die fünf BRICS-Gründungsländer sind politisch und wirtschaftlich sehr heterogen und haben in Wirklichkeit nur wenig gemeinsam – abgesehen von ihrem Wunsch, sich gegen den Westen zu emanzipieren. Aber selbst in dieser Hinsicht sind sie sich uneins.
Für dieses strategische Bündnis haben sich solide Demokratien mit repressiven, korrupten Autokratien zusammengetan. Und auch wirtschaftlich gesehen – vom boomenden Indien bis zu den trägen Ländern Brasilien und Südafrika – ist es eine ziemlich bunte Truppe.
Gemeinsamkeiten der G7

Der Zusammenhalt der G7-Staaten ist dagegen weitaus größer. Die Länder sind allesamt sehr transparente und liberale Demokratien, treue Verbündete und starke Handelspartner, die vor ähnlichen wirtschaftlichen Herausforderungen stehen.
Die BRICS-Staaten dagegen sind weniger eng miteinander verbunden und haben bei einigen Themen Schwierigkeiten, sich auf Augenhöhe zu begegnen. Zuweilen standen sie sich sogar ziemlich feindselig gegenüber.
Angespannte Beziehungen

Das angespannteste Verhältnis haben wohl China und Indien. Die Beziehung der beiden Länder erreichte 2020 einen Tiefpunkt, als es zu Grenzscharmützeln zwischen Soldaten kam, bei denen 24 Menschen starben.
Auch China und Brasilien sind sich nicht gerade grün. Der ehemalige Präsident Jair Bolsonaro war sogar ein lautstarker Kritiker der chinesischen Regierung und vertrat eine viel härtere Position als sein Vorgänger.
Gespaltene Verbundenheit

Nach Russlands aggressivem Einfall in die Ukraine wurde das BRICS-Bündnis auf die Probe gestellt. Zwar verurteilten die Länder den Einmarsch offiziell nicht, einige von ihnen müssen aber eine diplomatische Gratwanderung hinlegen. Indien ist beispielsweise besonders vorsichtig und nimmt eine entschieden neutrale Haltung ein, um den Westen nicht zu verärgern.
Interessenkonflikt

Indien ist neben Australien, Japan und den USA ebenso Mitglied im sogenannten quadrilateralen Sicherheitsdialog – kurz Quad. Ziel dieses sicherheits- und militärpolitisch ausgerichteten Zusammenschlusses ist die Gewährleistung eines offenen Indopazifiks.
Dies bringt das Land in Konflikt mit Peking, da das Bündnis versucht, den wachsenden Einfluss Chinas in der indopazifischen Region zurückzudrängen.
Inzwischen werden Indien und Südafrika von der G7 umworben und regelmäßig zu Gipfeltreffen eingeladen.
Identitätskrise

Indien will im Gegensatz zu Russland und China keine Konfrontation mit dem Westen. Dieser Widerspruch, den die Zeitung „Times of India“ schon als „Identitätskrise“ bezeichnete, könnte das Bündnis ernsthaft untergraben. Doch die BRICS-Gruppe scheint sich trotz aller Gegensätze nicht aufhalten zu lassen und der Ukraine-Krieg hat den Block in vielerlei Hinsicht sogar gestärkt.
Neuer Antrieb

Die wirtschaftliche Ausgrenzung Russlands durch den Westen beschleunigt den Plan der BRICS-Länder, eine Alternative zum westlichen Zahlungssystem SWIFT sowie eine internationale Reservewährung zu schaffen, die auf einem Währungskorb der Mitgliedsländer basiert und sich der Vorherrschaft des US-Dollars entgegenstellen soll. Dies würde es den BRICS-Staaten unter anderem ermöglichen, die westlichen Sanktionen zu umgehen.
In jüngster Zeit scheinen Russlands Bemühungen um eine Entdollarisierung noch mehr zuzunehmen: Das Land kündigte kürzlich an, dass es nach der Ausweitung der US-Sanktionen den Yuan als Referenzwechselkurs zum Rubel einführt. Im Mai 2024 machte der Yuan 54 Prozent des russischen Devisenhandels aus.
Nichtsdestotrotz liegt eine neue BRICS-Währung aber wohl noch in weiter Ferne, obwohl Russland auf dem Gipfel in Kasan wiederholt ein alternatives internationales Zahlungssystem zur Entdollarisierung der Welt forderte. „Es war nie die Rede von einer BRICS-Währung“, sagte der südafrikanische Diplomat Anil Sooklal. „Was wir gesagt haben und weiter vertiefen werden, ist der Handel in lokalen Währungen.“
Wendepunkt Ukraine-Konflikt

Seit der Gründung der Organisation ist der Handel zwischen den BRICS-Ländern nicht nennenswert gewachsen. Der Konflikt in der Ukraine markiert allerdings einen Wendepunkt:
China und Indien sind eifrige Abnehmer des günstigen russischen Öls, Brasilien will große Mengen Diesel und Düngemittel von dem sanktionierten Land kaufen und auch Südafrika liebäugelt mit dem billigen Öl aus Russland. Dieser Aufschwung bei der BRICS-Gruppe ist auch anderen Schwellen- und Entwicklungsländern nicht entgangen.
Mögliche BRICS+-Kandidaten

Besonders China ist bestrebt, das Bündnis zu erweitern. Als Gastgeber des Gipfeltreffens im Jahr 2022 lud Präsident Xi Jinping die Regierungen von 13 Ländern zur Teilnahme an der virtuellen Veranstaltung ein. In alphabetischer Reihenfolge waren dies: Ägypten, Algerien, Argentinien, Äthiopien, Fidschi, Indonesien, Iran, Kambodscha, Kasachstan, Malaysia, Senegal, Thailand und Usbekistan.
Von den Ländern, die an dem Gipfeltreffen teilnahmen, bewarben sich der Iran und Argentinien direkt um eine BRICS-Aufnahme. Nach der Wahl des neuen Präsidenten Javier Milei machte Argentinien im Dezember 2023 allerdings einen Rückzug. Im Vergleich zur vorherigen Regierung „unterscheidet sich die Außenpolitik seiner Regierung in vielerlei Hinsicht“, ließ der neue Präsident verlauten.
Neues Mitglied Iran

Wie anfangs erwähnt, trat der Iran im Januar 2024 zusammen mit Ägypten, Äthiopien und den Vereinigten Arabischen Emiraten offiziell dem BRICS-Bündnis bei. Die Mitgliedschaft in der Gruppe wird dem Iran möglicherweise einen wirtschaftlichen Bonus verschaffen, da es so die US-Sanktionen ausgleichen könnte.
Im September 2022 war der Iran auch der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit beigetreten, zu der auch China, Russland und Indien gehören. Das Land unterhält damit bereits Beziehungen zu BRICS-Mitgliedern.
Malaysia als weiterer BRICS-Kandidat

Nach den vier neuen Mitgliedern zum Jahresanfang 2024 schien auch Malaysia ein weiteres Land in der BRICS-Allianz zu werden, hat sich nun aber auf den Staus als Partnerstaat verständigt. Ganz zur Überraschung von Beobachtern. In einem Interview mit dem chinesischen Medienunternehmen Guancha hatte der malaysische Premierminister Anwar Ibrahim (Bild) gesagt, das Land werde „die formellen Verfahren bald einleiten“. Ein Regierungssprecher bestätigte dies später gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.
Im Gegensatz zu einigen anderen BRICS-Staaten hat Malaysia ein gutes Verhältnis zu China. Im Juni 2024 besuchte der chinesische Ministerpräsident Li Qiang das Land, um das 50-jährige Bestehen der diplomatischen Beziehungen zwischen China und Malaysia zu feiern. In diesem Rahmen wurde eine Reihe von Handels- und Wirtschaftsabkommen unterzeichnet.
Petrodollar-Killer?

Die Aufnahme des Irans und die Erwägung Saudi-Arabiens, dem Bündnis beizutreten, könnte ein echter Wendepunkt sein und das BRICS-Bündnis zu einer Größe machen, mit der man im Energiebereich rechnen muss. Laut dem Wirtschaftsmagazin „Forbes“ könnte der wachsende Block das Ende des Petrodollars bedeuten, der den US-Dollar als globale Reservewährung Nummer eins stützt.
Die BRICS-Staaten produzieren jetzt rund 44 Prozent des Erdöls weltweit. Auf die G7-Staaten entfallen etwa 27 Prozent der derzeitigen Öl-, Gas- und Kohleproduktion.
Neue BRICS+-Mitglieder

Als der Beitritt der neuen BRICS+-Staaten auf dem Gipfel 2023 bekannt gegeben wurde, bezeichnete der chinesische Staats- und Parteichef Xi Jinping diese Vereinbarung als „historisch“. Doch nicht jeder ist davon überzeugt, dass der Schritt den neuen Mitgliedern konkrete Vorteile bringen wird.
Margaret Myers, die bei dem amerikanischen Thinktank „Inter-American Dialogue“ das Asien- und Lateinamerika-Programm leitet, weist darauf hin, dass die Ausweitung des Bündnisses in erster Linie symbolische Bedeutung habe und die neuen BRICS-Mitglieder ein Zeichen dafür seien, dass es „im globalen Süden eine breite Unterstützung dafür [gibt], die globale Ordnung zu kalibrieren“.
Die äthiopische Perspektive

Mit einem BIP von rund 189,2 Milliarden Euro ist das neue Mitglied Äthiopien der einzige BRICS+-Staat in der Kategorie der Länder mit niedrigem Einkommen. Die afrikanische Nation hofft laut Weltbank, bis 2025 ein Land mit einem mittleren Einkommen im niedrigen Bereich zu sein. Der BRICS-Beitritt könnte dabei helfen, dieses Ziel zu erreichen, wenn das Land seine Handelsbeziehungen mit China und Indien stärkt. Der äthiopische Premierminister Abiy Ahmed bezeichnete die Aufnahme Äthiopiens als „großen Moment“ für das Land.
Hier ist die Präsidentin des Landes, Sahle-Work Zewde, zu sehen.
Große Herausforderungen

Mit der Abschaffung der bisherigen Leitwährung und der Unterminierung des westlich dominierten Weltwirtschaftssystems haben sich die BRICS-Staaten auf jeden Fall mehr als große Aufgaben gestellt.
Abgesehen davon, dass sich der Westen einer neuen Reservewährung und anderen Initiativen entgegenstellen könnte, müssten auch die BRICS-Staaten erst einmal eine gemeinsame Basis finden. Das hat sich bereits in der Vergangenheit als schwierig erwiesen – wird mit der Bündnis-Erweiterung sicherlich nicht einfacher werden.
Eingeschworene Feinde

Bislang wurde der BRICS-Zusammenschluss immer mal wieder durch die geopolitischen Rivalitäten besonders zwischen Indien und China auf die Probe gestellt. Die Aufnahme der Erzfeinde Iran und voraussichtlich auch Saudi-Arabien könnte in dem strategischen Bündnis für weitere Unruhe sorgen.
Allerdings sind beide Länder Gründungsmitglieder der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) und schaffen es dort immerhin auch, innerhalb einer Organisation zusammenzuarbeiten.
Widersprüchliche Prognosen

Die Liste der Länder, die an einem Beitritt zu den BRICS interessiert sind, wird immer länger. Zu den möglichen Kandidaten gehören neben den bereits genannten auch Bangladesch, Mexiko, Pakistan, Sudan und Syrien. Könnte dieses neue Bündnis also den Anbruch einer neuen Ära und letztendlich das Ende einer eher unipolaren Weltordnung einläuten?
Die Meinungen der Experten darüber sind sehr unterschiedlich und reichen von „das BRICS-Bündnis ist eine tödliche Bedrohung für den Westen“ bis hin zu „die BRICS sind nicht mehr wichtig“.
Angesichts der politischen und ökonomischen Gegensätze innerhalb der Allianz bleibt es abzuwarten, ob die Länder ihre Differenzen zugunsten des gemeinsamen Ziels ad acta legen.
Folgen Sie uns schon? Klicken Sie oben auf das Pluszeichen und lesen Sie mehr von loveMONEY
Comments
Do you want to comment on this article? You need to be signed in for this feature