So soll in dieser verlassenen Riesenvilla wieder Leben einkehren
Die tragische Geschichte von Lynnewood Hall

Dieses neoklassizistische Bauwerk mit 110 Räumen gilt als eines der größten noch existierenden Herrenhäuser des Gilded Age, einer wirtschaftlichen Blütezeit Ende des 19. Jahrhunderts in den USA. Lynnewood Hall in Philadelphia zählte einst zu den prächtigsten Anwesen seiner Zeit, doch wegen einer tragischen Familiengeschichte verfiel die Villa. Nun erwacht sie endlich aus ihrem Dornröschenschlaf und soll in den nächsten Jahren wieder in ihrer alten Pracht erstrahlen.
Blicken Sie mit uns hinter die Fassade von Lynnewood Hall: Was das alte Gebäude mit der „Titanic“ und Geheimtunneln zu tun hat und wie es gerettet werden soll ...
(Alle Geldbeträge wurden an die Inflation angepasst und von US-Dollar in Euro umgerechnet.)
Adaptiert von Sandra Schröpfer, Jasmin Moore und Tascha Walker Dean
Die Entstehung von Lynnewood Hall

Lynnewood Hall wurde zwischen 1897 und 1900 für den US-amerikanischen Transportunternehmer und Kunstsammler Peter Arrell Browne Widener erbaut. Das Anwesen befand sich ursprünglich auf einem 195 Hektar großen Grundstück im Elkins Park in Montgomery County, Pennsylvania.
Bis heute zählt es zu den größten historischen Gebäuden in den Vereinigten Staaten. Wegen seiner außergewöhnlichen Architektur wird es auch als „das letzte Versailles der USA“ bezeichnet.
Der Herr des Hauses

Widener, der Herr des Hauses, gilt heute als einer der reichsten Personen in der Geschichte Amerikas. Sein Reichtum und makelloser Geschmack spiegeln sich in der prächtigen Gestaltung seines ehemaligen Wohnhauses wider. Dieses Porträt wurde von John Singer Sargent gemalt, der damals zu den renommiertesten Künstlern des Landes zählte.
Aus Trauer erbaut

Trotz seiner Pracht hatte das Herrenhaus, das hier auf einer Archivaufnahme aus dem Jahr 2021 von Fotograf Leland Kent von „Abandoned Southeast“ zu sehen ist, einen traurigen Anfang. Widener hatte seine Frau Hannah 1896 bei einem Unfall mit der Jacht der Familie vor der Küste von Maine verloren.
In seiner Trauer zog Widener aus dem Stadthaus an der Broad Street in Philadelphia aus und schuf einen prächtigen Familiensitz auf dem Land. Allerdings war das Schiffsunglück nicht das einzige, das die Familie erleben sollte …
Entworfen von Architekt Horace Trumbauer

Widener bat den US-amerikanischen Architekten Horace Trumbauer, ihm ein neues Zuhause zu entwerfen – einen Ort, an dem er und seine Kinder sich wohlfühlen konnten. Mit einer Wohnfläche von 9.290 Quadratmetern wurde Lynnewood Hall aus Kalkstein in einer T-Form erbaut, die auf diesem ursprünglichen Grundriss zu sehen ist.
Große Ambitionen

Trumbauer ließ sich für den Entwurf des Anwesens angeblich von zwei architektonischen Meisterwerken inspirieren: den Landhäusern Prior Park im englischen Bath und Ballingarry im US-amerikanischen New Jersey. Auf diesem Bild ist die Fassade seines Werks zu erkennen, die es durchaus mit den prächtigsten Herrenhäusern der Welt aufnehmen kann.
Das riesige Anwesen besteht aus 110 Räumen, davon 55 Schlafzimmer und 20 Badezimmer sowie einer Kunstgalerie und einem Ballsaal für 1.000 Gäste. Der Bau soll damals bereits acht Millionen US-Dollar gekostet haben, was nach heutigem Geldwert umgerechnet rund 274 Millionen Euro entspricht.
Seide, Samt und Gold

Das Haus war Wideners Ein und Alles, weshalb er es nur mit den feinsten Möbeln einrichtete. Die Zeitung „Philadelphia Inquirer“ beschrieb die Räume des Anwesens einmal als „von Seide, Samt und Vergoldungen durchtränkt“. Die Räume seien mit Stühlen aus dem Palast Ludwigs XV. eingerichtet gewesen, sowie mit Perserteppichen, chinesischem Porzellan und Malereien von Raffael, Rembrandt, El Greco, Van Dyck und Donatello.
Zur Blütezeit hatte er 37 Hausangestellte sowie weitere 60 Gehilfen, die sich um den weitläufigen Garten kümmerten. Der Eigentümer ging zweifellos davon aus, dass das Anwesen jahrhundertelang in Familienbesitz bleiben würde – doch dazu kam es allerdings nicht ...
Die Eingangshalle

Architekt Trumbauer beauftragte zwei Innenarchitekten mit der Gestaltung von Lynnewood Hall, das Pariser Unternehmen Jules Allard et Fils und die renommierte US-Firma William Baumgarten. Das Herrenhaus ließ sich durch zwei Türen betreten, die eine mit Bronze- und die andere mit Goldbeschichtung. Dahinter befand sich die spektakuläre Eingangshalle.
Erhalten gebliebene Schönheit

In der extravaganten Halle gab es Säulen im Renaissancestil und eine zentrale Treppe, die an einen Königspalast erinnert. Dieses Foto von 2021 zeigt den Treppenaufgang mit der Eingangshalle. Die Halle war so gut erhalten wie sonst kaum ein anderer Raum in der Villa.
Außergewöhnliche Einrichtung

Zu den auffälligsten Räumen zählt das von Baumgarten entworfene Speisezimmer, das einst mit französischem Nussbaumholz vertäfelt und später mit grün-weißem Marmor verziert war. Darin befanden sich unter anderem zwei Gobelinteppiche sowie eine Büste mit dem Titel „Grand Condé“, die den Fürsten Ludwig II. von Bourbon (1621-1686) zeigt.
Folgen Sie uns schon? Klicken Sie oben auf das Pluszeichen und lesen Sie mehr von loveMONEY
Die verfallene Küche

Die alte Speisekammer des Butlers befindet sich im Erdgeschoss, direkt neben dem Speisesaal. Hier wurden mit Sicherheit unzählige üppige Mahlzeiten und Aperitifs zubereitet.
Bei einer Besichtigung des Hauses in jüngerer Vergangenheit wurde sogar ein riesiger Silbertresor in der Speisekammer entdeckt, in dem zweifellos Wideners Sammlung von feinem Tafelsilber aufbewahrt wurde.
Das geheime Stockwerk

Doch das war nicht das einzige gut gehütete Geheimnis, das ans Licht kam. Das halbe Stockwerk über der Speisekammer des Butlers, das mehr als 60 Jahre lang verborgen und mit Brettern vernagelt war, liegt zwischen dem ersten und zweiten Stock des Herrenhauses.
Nach Angaben der Lynnewood Hall Preservation Foundation war das Zwischengeschoss ursprünglich für die kostbare Porzellansammlung der Familie Widener vorgesehen und mit schönen Einbauschränken ausgestattet. Als das Haus Mitte der 1950er-Jahre in den Besitz eines Glaubensseminars überging, wurde es zu einem Lagerraum umfunktioniert.
Die Erben von Lynnewood Hall

Widener und seine Familie zogen 1900 in Lynnewood Hall ein, lebten aber nur 15 Jahre in der Villa. Widener starb im November 1915 im Alter von 80 Jahren nach anhaltenden gesundheitlichen Problemen auf dem Anwesen.
Sein ältester Sohn, George Dunton Widener Sr., hätte das prächtige Herrenhaus eigentlich erben sollen. Allerdings hatte die Familie drei Jahre zuvor eine Tragödie ereilt ...
Die Verbindung zur „Titanic“

Widener war ein Großaktionär der International Mercantile Marine Company, einer Muttergesellschaft der Reederei White Star Line, zu der die legendäre „Titanic“ gehörte. 1912 hatten sein Sohn George, dessen Frau Eleanor und Sohn Harry geplant, nach einem Familienurlaub in Europa auf der Jungfernfahrt des damals größten Schiffes der Welt nach Hause zu reisen.
George soll an Bord eine luxuriöse Dinnerparty veranstaltet haben, um die Pracht des Schiffes (und die Investition seines Vaters) zu feiern. An der Veranstaltung nahm auch der Kapitän der „Titanic“, E.J. Smith, teil.
Die „Titanic“-Katastrophe

Als die „Titanic“ einen Eisberg rammte und auf den Grund des Nordatlantiks sank, kamen sowohl George (links) als auch Harry (rechts) ums Leben. Von den schätzungsweise 2.224 Menschen an Bord starben mehr als die Hälfte – eine der verheerendsten Schiffskatastrophen der Geschichte.
Von der Familie überlebte lediglich Eleanor, die es in eines der wenigen Rettungsboote schaffte.
Ein Haus der Kunst

Durch ihren frühzeitigen Tod konnten also weder George noch Harry Widener Lynnewood Hall erben. Damit ging das Anwesen sowie Wideners geschätztes Vermögen von rund 60 Millionen US-Dollar (nach heutigem Geldwert rund 1,8 Milliarden Euro) an dessen einzig verbliebenen Sohn Joseph.
Joseph teilte die Liebe seines Vaters zur Kunst und machte die Privatsammlung der Familie zwischen 1915 und 1940 der Öffentlichkeit zugänglich.
Die Kunstgalerie

Der Nation gestiftet

Besucher der National Gallery of Art bekommen den Wandteppich „Traum von Rinaldo“ zu sehen, der 1751 von Rokoko-Künstler François Boucher gestaltet worden war. Das Werk hing einst in der Eingangshalle von Lynnewood Hall.
1903 hatte der Maler John Singer Sargent ein Porträt von Joseph Wideners Frau Ella Pancoast vor dem Wandteppich angefertigt.
Was aus der Kunstgalerie geworden ist

2021, als Fotograf Leland Kent diese Aufnahme machte, war die einst prächtige Kunstgalerie nur noch ein Schatten ihrer selbst. Nachdem jegliche Kunstwerke entfernt wurden, war nur noch ein leerer Raum übrig. Die hübsche Glasdecke war jedoch noch intakt.
Der Prachtraum des Hauses

Nach dem Untergang der „Titanic“ wurde die Bibliothek von Lynnewood Hall in einen extravaganten Ballsaal verwandelt. Mit einer Fläche von mehr als 230 Quadratmetern war der Raum der größte des Hauses.
Die Wände waren mit Nussbaumholz vertäfelt und überall gab es Blattgoldverzierungen, darunter auch die Stuckdecke. Dieses Foto zeigt die ursprüngliche Einrichtung des Raumes.
Was aus dem Ballsaal geworden ist

Wie diese Aufnahme von 2021 zeigt, war der ehemalige Ballsaal zuletzt in einem erstaunlich guten Zustand. Die vergoldete Decke war noch immer erhalten, bedarf aber sicherlich einer Restauration. Den Wow-Faktor hatte sie aber immer noch.
Die Gärten von Gréber

Die damals perfekt gepflegten Gärten des Anwesens umfassten knapp 195 Hektar. 1916 war der französische Landschaftsarchitekt Jacques Gréber mit der Neugestaltung des Grundstücks um Lynnewood Hall beauftragt worden. Dieses Bild zeigt den Garten in seiner einstigen Pracht.
Die Gärten von Gréber

Gréber schuf einen Rosengarten und eine Brunnenanlage sowie eine lange Auffahrt zum Herrenhaus, über die Gäste königlich willkommen geheißen wurden. Die Gärten füllte der Architekt mit Statuen, die die Eleganz des Anwesens betonen sollten.
Beginn des Verfalls

Als Joseph 1943 verstarb, wollte keines seiner Kinder die Verantwortung für Lynnewood Hall übernehmen. Das Anwesen wurde aufgegeben und dem Verfall überlassen.
Wäre die „Titanic“ nicht gewesen, hätte die Prachtvilla noch heute im Besitz der Familie Widener sein können. Stattdessen kaufte 1948 ein Bauunternehmer das Anwesen zu einem erstaunlich niedrigen Preis von nur 130.000 US-Dollar, was heute einem Geldwert von 1,6 Millionen Euro entspricht.
Der erste Eigentümerwechsel

1952 wurde Lynnewood Hall für 192.000 US-Dollar (das entspricht heute rund 2,1 Millionen Euro) an ein theologisches Glaubensseminar weitergegeben.
Der neue Eigentümer verkaufte allerdings einen Großteil der prächtigen Einrichtung sowie 142 Hektar des Grundstücks, sodass heute nur noch 14 Hektar übrig sind.
Ausverkauf der Schätze

Um Geld einzutreiben, verkaufte das Glaubensseminar auch Teile der Innenausstattung des Hauses, darunter sogar Kaminsimse, Walnussholzvertäfelungen und seltene Gartenobjekte. Zum Beispiel tauchte 2006 ein französischer Brunnen mit Bronzefiguren bei einer Auktion auf, den Architekt Gréber gestaltet hatte.
Überreste der Pracht

Dennoch sind Überreste der Pracht in vielen der kunstvollen Räume des Hauses erhalten geblieben – manche in besserem, manche in schlechterem Zustand.
Dieser Empfangssaal im geräumigen ersten Stock wurde 1915 fertiggestellt, als Joseph E. Widener die Inneneinrichtung des Hauses neu gestaltete. Der im Louis-XV-Stil dekorierte Saal ist mit 24-karätiger Vergoldung versehen und wäre der ideale Ort gewesen, um wichtige Gäste zu empfangen.
Die Badezimmer

Auf diesem Bild ist eines der 20 Badezimmer des Hauses zu sehen. Zwar war der Raum bei der Begehung von Fotograf Kent 2021 inzwischen verfallen, doch könnte er mit ein wenig Zuwendung wieder in altem Glanz erstrahlen.
Die Schlafzimmer

Trotz des deutlichen Verfalls wirkte dieses Schlafzimmer – eines von insgesamt 55 – im Jahr 2021 noch immer herrschaftlich. Von der Stuckleiste an der Decke über die doppelte Balkontür bis hin zu den königlich wirkenden Möbeln erinnerte der Raum an die Pracht von damals.
Relikte von damals

In den Räumen fanden sich noch immer zahlreiche Gegenstände aus vergangenen Zeiten. Diese Koffer zum Beispiel scheinen nur darauf zu warten, wieder mit ihrem Besitzer vereint zu werden.
Zu Glanzzeiten des Gilded Age beherbergte Lynnewood Hall Hunderte von Gästen aus der amerikanischen Oberschicht. So sollen etwa der Geschäftsmann William Kissam Vanderbilt, der Erfinder Frank A. Seiberling und der Unternehmer Harvey Samuel Firestone auf dem Anwesen zu Gast gewesen sein.
Beispiellose Architektur

Selbst in dem desolaten Zustand, in dem Kent das Haus fotografierte, war das erstaunliche Grundgerüst des Gebäudes zu erkennen. Dem Fotografen zufolge handelte es sich bei diesem Raum um das ehemalige Schlafzimmer von Peter Widener.
Obwohl der Kamin und der Kronleuchter erhalten blieben, war dies das einzige Schlafzimmer im Haus, das entkernt und dessen kunstvolle Holzvertäfelung Anfang der 2000er-Jahre verkauft wurde.
Kampf um den Erhalt von Lynnewood Hall

Die Größe dieses Salons mit seinen Stuckdecken konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Villa zuletzt in einem schlechten Zustand befand.
2003 wurde Lynnewood Hall auf die Denkmalliste gesetzt, die sich für den Erhalt historischer Gebäude in Philadelphia einsetzt. Trotz der Sicherheitsvorkehrungen vor Ort wurde das Herrenhaus von Eindringlingen heimgesucht, ehe es erneut den Eigentümer wechselte.
Das ehemalige Schwimmbad

Wie schlecht es um das ehemalige Schwimmbad schon 2021 stand, ist hier zu sehen. 1910 befanden sich neben dem Becken ein damals hochmoderner Squash-Platz und mehrere Umkleidekabinen.
Später erzeugte das Anwesen seinen eigenen Strom, Wasser wurde aus einem Rückhaltebecken zum Haus geleitet. Und Lynnewood Hall hat noch mehr zu bieten als prächtige Räume. Ein Geheimnis versteckt sich bis heute unten im Keller …
Der Geheimtunnel

Als sich Fotograf Kent auf dem Anwesen umsehen durfte, stieß er im Keller der Villa auf diesen mysteriösen Geheimtunnel. Zu welchem Zweck die unterirdischen Gänge genau gebaut wurden, ist nicht bekannt. Einer Vermutung nach konnten die Hausangestellten so diskret die Wideners und ihre Gäste bedienen.
Der Tunnel verzweigt sich in mehrere Richtungen, vermutlich zum Kutschen- und zum Pförtnerhaus des Anwesens.
Der Geheimtunnel

Bei seiner Besichtigungstour bekam Fotograf Kent nur wenige Meter der Geheimgänge zu sehen, die sich in einem sehr schlechten Zustand befanden. Der Schutt zeigt deutlich, dass sich hier seit langem niemand mehr durchgewagt hat.
Laut der Lynnewood Hall Preservation Foundation ist das Grundstück zudem mit Einstieglöchern übersät, die den Zugang zu einem komplizierten Tunnelnetz ermöglichen, in dem die Wasser- und Abwasserrohre sowie Stromkabel des Anwesens verlegt wurden.
Die vielen Verkaufsversuche

Lynnewood Hall und seine Geheimnisse standen im Laufe der Jahre immer wieder zum Verkauf. Richard S. Yoon, Pastor der Ersten Koreanischen Kirche von New York, erwarb das Anwesen 1996 bei einer Zwangsversteigerung. 2014 wurde das Herrenhaus dann für 20 Millionen Dollar (heute rund 24,6 Millionen Euro) zum Verkauf angeboten.
Im Mai 2017 war die Villa dann für 16,2 Millionen Euro erneut auf dem Immobilienmarkt, bevor der Preis auf 15,2 Millionen Euro gesenkt wurde. 2019 wurde das Anwesen schließlich für 10,2 Millionen Euro angeboten.
Endlich gerettet

Im Juni 2023 wendete sich das Schicksal von Lynnewood Hall jedoch zum Guten. Das Herrenhaus wurde von der Lynnewood Hall Preservation Foundation (LHPF) erworben, die im Juli 2022 mit dem Ziel gegründet worden war, das Anwesen aufzukaufen und „in seiner früheren atemberaubenden Pracht wiederherzustellen“.
Die Stiftung hatte Yoon bereits bei der Instandhaltung des Anwesens unterstützt. Angie Van Scyoc, Betriebsdirektorin des LHPF, sagte gegenüber der Tageszeitung „The Philadelphia Inquirer“: „Dr. Yoon war wirklich entschlossen, das Anwesen nicht in die Hände von Bauunternehmern fallen zu lassen. So hat er Lynnewood Hall gerettet.“
Ein 83-Millionen-Euro-Restaurationsprojekt

Den Kaufpreis des Anwesens will die Stiftung nicht nennen. Sie gab jedoch bekannt, dass sie bisher rund 8,8 Millionen Euro aufgebracht hat, um den Kauf des Anwesens sowie dringende Arbeiten und Stabilisierungsmaßnahmen zu finanzieren. Nach einem umfassenden Restaurierungsplan, dessen Kosten auf umgerechnet über 83,2 Millionen Euro geschätzt werden, will die Gruppe das Haus der Öffentlichkeit als „kulturelles Zuhause und Museum“ zugänglich machen.
Die erste Phase der Restaurierung, die die Sanierung kritischer Systeme und der Außenanlagen sowie die Konservierungsplanung umfasst, wird voraussichtlich bis zu 27,7 Millionen Euro kosten. Die Gruppe will die Mittel für die Restaurierung durch eine Crowdfunding-Initiative auf ihrer Website und durch weitere Einnahmequellen wie Partnerschaften mit Bildungseinrichtungen aufbringen.
Auf den Spuren der Vergangenheit

Die erste Aufgabe des Teams bestand darin, den Wildwuchs auf dem einst gepflegten Gelände zu bändigen und die Grünflächen so schnell wie möglich der örtlichen Gemeinde zugänglich zu machen. Während die Sommerhitze das Gelände austrocknete, machte die Gruppe eine unglaubliche Entdeckung: Die ursprüngliche Landschaftsgestaltung, Wege und Zufahrten kamen zum Vorschein, von denen einige mehr als 80 Jahre lang verborgen waren.
Das Team hat die ursprüngliche Gestaltung der Grünflächen dokumentiert, und die Restaurierung der französischen Gärten ist neben der der Gebäude als zweite Phase ihrer Arbeit geplant. Die Kosten für diese Phase werden auf rund 23 Millionen Euro geschätzt.
Ein ehrgeiziges Unterfangen

Auch im Inneren des Anwesens hat sich einiges getan. Im September 2023 wurde zum ersten Mal seit Jahrzehnten die Beleuchtung der Galerie über der großen Haupttreppe wieder in Betrieb genommen.
Andere Bereiche des Hauses bedürfen jedoch größerer Aufmerksamkeit. Teile der Innenräume müssen dringend saniert werden. Sie sind jedoch asbestbelastet und können nicht gefahrlos restauriert werden.
Gefährliche Bereiche

Ein solcher gefährlicher Bereich ist dieser Teil des Kellers. In diesem vernachlässigten Raum soll sich einst eine private Kegelbahn der Familie Widener befunden haben. Sie wurde später in ein Billardzimmer umgewandelt, in dem sich das Hauspersonal entspannen konnte – eine für die damalige Zeit ungewöhnliche Einrichtung. Heute ist nur noch der imposante Steinkamin übrig.
Trotz seiner einstigen Pracht ist offensichtlich, dass der Keller dringend renovierungsbedürftig ist. Im Juli 2023 gab die LHPF bekannt, dass sie mehr als 1,1 Millionen Euro für die Asbestsanierung aufbringen muss.
Dramatische Veränderung

An anderen Stellen wird bereits deutlich, dass ein neues Kapitel in der Geschichte von Lynnewood Hall begonnen hat. Die Umgestaltung dieses herrschaftlichen Raumes ist zwar noch nicht abgeschlossen, aber der Fußboden, der einst mit Schutt und Staub bedeckt war, liegt nun wieder frei. Die Türverkleidungen wurden freigelegt und die Bücherregale wieder instand gesetzt.
Die letzte Phase des Restaurierungsplans für das Anwesen wird sich mit der Neugestaltung der Innenräume befassen, die behutsam modernisiert werden sollen. So sollen Kunstgalerien, Bildungsbereiche, Cafés und Veranstaltungsräume geschaffen werden. Das Budget für diese Phase beläuft sich auf umgerechnet stolze 37 Millionen Euro.
Neuentdeckung der Lynnewood Lodge

Die Lynnewood Lodge stand lang im Schatten des großen Haupthauses. Das Gebäude gehörte zum ersten Bau des Anwesens im Jahr 1899 und diente ursprünglich als Kutschenhaus und Stallung.
Zwischen 1918 und 1924 sollen die Räumlichkeiten von Peter A. B. Widener II., dem Enkel des Erbauers von Lynnewood Hall, für die Zucht von Deutschen Schäferhunden genutzt worden sein. Nachdem das Gebäude 1925 umgebaut wurde, zog er mit seiner Frau Gertrude ein.
Renovierungsbedürftig

Die Lodge erstreckt sich über knapp 1.500 Quadratmeter. Doch hat die jahrelange Vernachlässigung ihren Tribut gefordert: Die eindrucksvolle doppelstöckige Eingangshalle ist zwar noch erhalten, aber das Gebäude ist dringend renovierungsbedürftig.
Die LHPF plant derzeit ein umfangreiches Restaurierungsprogramm.
Neue Hoffnung für Lynnewood Hall

Die Restaurierung von Lynnewood Hall wird mühsam und kostspielig sein, dennoch erfreut es viele, dass dieses Stück US-Architekturgeschichte für künftige Generationen erhalten bleibt. So langsam erwacht das Herrenhaus auch wieder zum Leben: Im Sommer 2023 fand in der Villa ein Modeshooting statt und sie diente sogar als Kulisse für ein Musikvideo der US-amerikanischen Punk-Rock-Band The Menzingers.
Im November 2023 wurde die LHPF mit dem „Turning Point Award“ der gemeinnützigen Organisation Preservation Pennsylvania ausgezeichnet, eine Anerkennung für die Arbeit des Teams.
Kunstverkauf für die Finanzierung von Lynnewood Hall

Auch im September 2024 machte Lynnewood Hall wieder Schlagzeilen, als ein Gemälde des US-amerikanischen Künstlers John Singer Sargent verkauft wurde. Laut Medienberichten sollte ein Teil des Erlöses an die Lynnewood Hall Preservation Foundation gespendet werden.
Das Porträt entstand 1903 in Lynnewood Hall und zeigt den ursprünglichen Bauherrn, Peter A. B. Widener. Dessen Ur-Ur-Ur-Enkel Peter R. Widener (links im Bild) verkaufte das Gemälde an den CEO der Investmentgesellschaft Blackstone Group, Stephen Schwarzman (rechts). Die genaue Verkaufssumme ist zwar nicht bekannt, aber es dürften einige Millionen Dollar gewesen sein, die jetzt in die Restaurierung des Anwesens fließen.
Folgen Sie uns schon? Klicken Sie oben auf das Pluszeichen und lesen Sie mehr von loveMONEY
Comments
Do you want to comment on this article? You need to be signed in for this feature