So wurde Red Bull zum globalen Milliarden-Imperium
Wie ein Energy-Drink die Welt eroberte

Seit seiner Erfindung vor fast 50 Jahren in Thailand hat Red Bull einen beispiellosen Aufstieg zum beliebtesten Energy-Drink der Welt erlebt. Das koffeinhaltige Getränk mit Kultstatus verfolgt eine erfolgreiche Marketingstrategie: eine effektive Mischung aus Guerilla-Kampagnen, viralen Videos, Sport- und Musiksponsoring – und nicht zuletzt auch der Coup, Fußball-Startrainer Jürgen Klopp als Head of Soccer zu engagieren.
Aber wie wurde aus einem einst kaum bekannten Getränk ein globales Milliarden-Imperium? Lesen Sie hier die Erfolgsgeschichte von Red Bull und der beiden Männer, die dabei steinreich wurden ...
(Alle Geldbeträge von US-Dollar in Euro umgerechnet.)
Adaptiert von Jasmin Moore
Der Vorläufer des Energy-Drinks

Der internationale Aufstieg von Red Bull begann 1976 mit der Einführung von Krating Daeng, dem thailändischen Vorläufer des weltweit führenden Energy-Drinks. Das Getränk war die Idee des Pharma-Unternehmers Chaleo Yoovidhya. Yoovidhya wurde im ländlichen Thailand als Sohn armer chinesischer Einwanderer geboren und wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf der kleinen Entenfarm seiner Familie auf.
Trotz minimaler Schulbildung war er Mitte der 1950er-Jahre nach Bangkok gezogen, um Antibiotika zu verkaufen, und hatte schnell ein erfolgreiches Pharmaunternehmen namens TC Pharmaceutical Industries aufgebaut. Anfang der 1970er-Jahre kam er auf die Idee, einen Energy-Drink zu entwickeln.
Inspiration aus Japan

Zu dieser Zeit waren südkoreanische und japanische Energy-Drinks in Thailand vor allem bei der städtischen Mittelschicht sehr beliebt. Marktführer war ein japanisches Getränk, Lipovitan D, das 1962 auf den Markt kam.
Yoovidhya untersuchte die Inhaltsstoffe von Lipovitan D, identifizierte Koffein und die Aminosäure Taurin als Schlüsselkomponenten und stellte eine eigene Version her. Auf dem japanischen Heimatmarkt richtete sich Lipovitan D an Lastwagenfahrer, Fabrikarbeiter und andere Arbeiter, war aber für die thailändische Arbeiterklasse zu teuer. Yoovidhya zielte direkt auf diesen unerschlossenen Markt und produzierte eine preiswertere Alternative mit den gleichen Wirkstoffen, aber einem höheren Zuckergehalt, was den thailändischen Geschmack genau traf.
Die Namensfindung

Yoovidhya nannte seine Kreation Krating Daeng, was übersetzt „Roter Gaur“ bedeutet. Dabei handelt es sich um eine Anspielung auf den Wirkstoff Taurin, der seinen Namen vom lateinischen Wort für Stier hat (denn Taurin wurde ursprünglich aus Ochsengalle gewonnen). Der aus Südasien stammende Gaur ist die größte Rinderart der Welt und steht für Kraft, Stärke und Männlichkeit.
Yoovidhya entwarf ein auffälliges Logo, um die Marke zu präsentieren: zwei rote Gaur-Bullen, die aufeinander losgehen, im Hintergrund eine gelbe Sonne, angeblich inspiriert von einem chinesischen Tierkreiszeichen. Die Farbe Rot wurde gewählt, weil sie für Leidenschaft und Ausdauer steht, während die gelbe Sonne Energie und Vitalität symbolisiert.
Krating Daeng wird zum Kultgetränk Thailands

Yoovidhya verzichtete auf die wohlhabenden Stadtbewohner und vertrieb das Getränk zunächst an thailändische Landarbeiter. Diese fühlten sich Berichten zufolge von dem auffälligen Logo angezogen, da es an den „lebhaften Geist“ der Stierkämpfe erinnerte, die einst in den ländlichen Gebieten Thailands weit verbreitet waren.
Yoovidhyas geschicktes Marketing war ein voller Erfolg. Bereits 1978 war Krating Daeng der meistverkaufte Energy-Drink Thailands. Der findige Unternehmer begann daraufhin, das Getränk bei den Muay-Thai-Boxern des Landes zu bewerben. Große Sponsorenverträge folgten, die den Marktanteil von Krating Daeng festigten und den Weg für die sportorientierte Markenidentität von Red Bull ebneten.
Dietrich Mateschitz entdeckt Krating Daeng

Yoovidhya und Dietrich Mateschitz lernten sich im Jahr 1982 kennen. Als Marketingleiter des deutschen Konsumgüterunternehmens Blendax war Mateschitz gerade nach einem 14-stündigen Flug von Österreich in Bangkok angekommen, um den lokalen Vertriebspartner des Unternehmens zu besuchen, der Yoovidhyas TC Pharmaceutical Industries war.
Yoovidhya bot dem erschöpften Reisenden ein Glas Krating Daeng an und Mateschitz fühlte sich sofort munter. „Ein Glas und der Jetlag war weg“, sagte der Österreicher später. Mateschitz soll bei jeder Geschäftsreise nach Bangkok als Erstes eine Flasche Krating Daeng bestellt haben. Dann las er zufällig einen Bericht, in dem Taisho Pharmaceutical, der Hersteller von Lipovitan D, als größter Steuerzahler Japans gelobt wurde. Aus Mateschitz’ Interesse an Krating Daeng wurde schnell eine Leidenschaft.
Mühsame Suche nach Investoren

Mateschitz war überzeugt, dass das Getränk in Europa und anderen Teilen der Welt ein großer Erfolg werden würde, und überredete Yoovidhya, mit ihm an einer westlichen Version zu arbeiten. Yoovidhya sollte sich um die Produktion kümmern, Mateschitz um Vertrieb und Marketing.
Auf der Suche nach einer Finanzierung für das Getränk wandte sich Mateschitz an mehrere westliche Investoren. Doch alle lehnten das Getränk ab, weil sie glaubten, dass es außerhalb Thailands keinen Markt dafür gäbe.
Mateschitz gründet die Red Bull GmbH

Da es keine Startfinanzierung gab, investierten Mateschitz und Yoovidhya jeweils 500.000 Dollar (inflationsbereinigt wären das heute rund 1,3 Millionen Euro) in die Gründung der Red Bull GmbH. Das Unternehmen wurde 1984 im österreichischen Fuschl am See gegründet, wo es bis heute seinen Sitz hat (im Bild). Die Partner sollten jeweils 49 Prozent an dem in Österreich ansässigen Unternehmen halten, Yoovidhyas Sohn Chalerm die restlichen zwei Prozent. Damit hatten die Yoovidhyas die Kontrollmehrheit.
Rückblickend war es ein Segen, dass sie ihr eigenes Geld investiert hatten. Nur so konnten die Partner vom Erfolg ihrer Arbeit profitieren, ohne mit externen Geldgebern teilen zu müssen.
Der Energy-Drink in der Entwicklungsphase

Mateschitz konzentrierte sich auf Zutaten, Verpackung, Markenpositionierung und Marketing und arbeitete eng mit der deutschen Werbeagentur Kastner & Partners zusammen, die von seinem Freund Johannes Kastner geleitet wurde. Er optimierte die Rezeptur, machte sie weniger sirupartig, kreierte einen völlig einzigartigen Geschmack und fügte dem Getränk Kohlensäure hinzu.
Statt der kleinen braunen Flaschen von Krating Daeng setzte man auf hohe, schlanke Dosen, aber Mateschitz nahm nur geringfügige Änderungen am Logo von Yoovidhya vor. Was den Namen anbelangt, so wäre „Red Gaur“ unpassend gewesen, da das Tier im Westen so gut wie unbekannt ist. Mateschitz entschied sich für Red Bull. Die Krönung war der von Kastner stammende Slogan „Red Bull verleiht Flügel“.
Red Bull kommt in Österreich auf den Markt

Anstatt das Getränk als billigen Muntermacher zu vermarkten, entschied Mateschitz, dass Red Bull auf junge, wohlhabende Partygänger, Extremsportler und Abenteurer abzielen sollte. Um der Zielgruppe gerecht zu werden, bekam das Getränk einen Premiumpreis. Da anfangs nur ein geringes Marketingbudget zur Verfügung stand, musste die Werbung kreativ und unkonventionell sein, ohne dabei ein Vermögen auszugeben.
Die Entwicklung des Produkts und die Erlangung der Lizenz für den Verkauf in Österreich dauerten drei mühsame Jahre. Am 1. April 1987 wurde Red Bull trotz skeptischer Investoren schließlich in Österreich eingeführt. Am Ende sollte sich die Taktik von Mateschitz und Yoovidhya auszahlen ...
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Unkonventionelles Marketing

Da Mateschitz kein Budget für Fernsehwerbung hatte, nutzte er Guerilla-, Grassroots- und andere unkonventionelle Marketingtechniken, um die Marke bekannt zu machen. Er verließ sich auf Mundpropaganda und konzentrierte sich auf gehobene Skigebiete, angesagte Bars und Nachtclubs. Die Clubgänger der aufkommenden Dance-Music-Szene nahmen das Getränk begeistert auf.
Zu dieser Zeit war Red Bull in mehreren europäischen Ländern (darunter auch Deutschland) wegen seiner angeblich stimulierenden Wirkung und seines hohen Tauringehalts verboten. Ironischerweise wirkte sich das Verbot positiv auf die Marke aus ...
Sponsor verschiedenster Sportarten

Die deutschen Clubbesucher waren von dem verbotenen Getränk so begeistert, dass Nachtclubs in Deutschland angeblich Red-Bull-Kisten über die österreichische Grenze schmuggelten und das Getränk illegal verkauften.
In der Zwischenzeit begann Mateschitz, das Getränk mit der Sportwelt in Verbindung zu bringen, um seine Sichtbarkeit zu steigern und eine Markenassoziation mit Abenteuer und Spannung zu schaffen. In der Saison 1987/88 sponserte Red Bull seine erste Mannschaft, den österreichischen Eishockeyclub EC Salzburg. Dies sollte das erste von vielen Sponsoring-Engagements von Red Bull für Sportmannschaften sein. Red Bull übernahm den EC Salzburg schließlich vollständig.
Das erste Red-Bull-Event

Mateschitz’ ungewöhnliche Strategie ging auf: Im ersten Jahr wurden über eine Million Dosen Red Bull verkauft. 1988 verfeinerte er die Marketingstrategie und organisierte das erste Event, den Red Bull Dolomitenmann, einen Extremsport-Staffellauf in den österreichischen Dolomiten. Die Verbindung von Red Bull und Extremsport war ein Geniestreich, der den Ruf von Red Bull als Getränk für Adrenalinjunkies festigte.
Red Bull sponsert den ersten Spitzensportler

Der nächste Geniestreich in Sachen Marketing gelang Mateschitz 1989, als der österreichische Rennfahrer Gerhard Berger (im Bild) als erster Spitzensportler von Red Bull gesponsert wurde. Der Deal markierte auch den ersten Vorstoß der Marke in die Formel 1. Nachdem Red Bull fünf Jahre lang österreichische Athleten unterstützt hatte, wurde die Marke 1994 mit der Unterstützung von zwei Windsurfern, dem Amerikaner Robby Naish und dem Dänen Björn Dunkerbeck, international.
Heute sponsert Red Bull über 800 Athleten, von Motorsportstars über Fußballspieler bis hin zu Snowboardern, Surfern und Basejumpern.
Das Kultgetränk wird global erhältlich

1992 war für Red Bull ein wichtiges Jahr. Das Getränk wurde in Slowenien und Ungarn eingeführt und läutete damit die internationale Expansion ein. In Wien veranstaltete Red Bull seinen ersten Flugtag – eine Veranstaltung, die seither in Städten auf der ganzen Welt stattfindet. Außerdem veröffentlichte das Unternehmen seinen ersten seiner bekannten Zeichentrick-Werbespots mit einem animierten Leonardo da Vinci und dem Slogan „Red Bull verleiht Flügel“. Die erste Printwerbung von Red Bull stammt übrigens aus dem Jahr 1987.
Deutschland hebt das Red-Bull-Verbot auf

Als die Regulierungsbehörden in vielen Ländern ihre Haltung gegenüber dem Getränk lockerten, beschleunigte sich die internationale Expansion. 1993 wurde das Getränk in Großbritannien auf den Markt gebracht. Um für das Produkt zu werben, wurden leere Dosen in Mülleimern rund um die angesagtesten Nachtclubs Londons verteilt. Das erweckte den Eindruck, Red Bull sei bei den Partygängern der Stadt unglaublich beliebt.
Nach Deutschland kam Red Bull erst im Jahr 1994. Das Getränk war jedoch bereits bekannt und hatte Kultstatus. Bald wurden mehr als eine Million Dosen pro Tag verkauft. Laut dem Wirtschaftsmagazin „Forbes“ konnte Red Bull der hohen Nachfrage kaum nachkommen.
Sponsor in der Formel 1

1995 soll der Umsatz von Red Bull in Europa bei 85 Millionen US-Dollar gelegen haben, was heute inflationsbereinigt rund 157 Millionen Euro entspricht. Damals beschäftigte das Unternehmen zwischen 20 und 30 Mitarbeiter, heute sind es mehr als 17.800.
Im selben Jahr startete Red Bull seine Formel-1-Ambitionen und ging eine Partnerschaft mit dem Schweizer Sauber-Rennstall ein. Wenig später stand das Team zum ersten Mal auf dem Siegerpodest – passend zur Produkteinführung in der Schweiz.
Red Bull expandiert in die USA

Das Geschäft in Europa boomte. Das blieb auch dem US-amerikanischen Getränkehändler Jack Dadam nicht verborgen, dem das Getränk 1995 bei einer Europa-Reise überall auffiel. Dadam wollte es nach Amerika bringen, schloss einen Deal mit Mateschitz ab und im Frühjahr 1997 war Red Bull auch in den USA erhältlich, zunächst in Kalifornien, Arizona und Utah. Das Unternehmen investierte 50 Millionen US-Dollar, was heute rund 88 Millionen Euro entspricht, um in den Staaten Fuß zu fassen.
Das Produkt war anfangs schwer zu verkaufen, da Energy-Drinks für US-Verbraucher, die mit Softdrinks wie Coca-Cola und Pepsi aufgewachsen waren, ein völlig neues Konzept darstellten. Red Bull musste sich wieder etwas Besonderes einfallen lassen ...
Kreatives US-Marketing

Alle möglichen Marketingtricks wurden eingesetzt. Der Vertrieb erfolgte zunächst selektiv und konzentrierte sich auf angesagte Nachtclubs und Bars. Der bekannte Wodka Red Bull wurde zum alkoholischen Getränk der Stunde, nachdem er in der Rave-Bar Butter in San Francisco populär geworden war.
Nach dem Vorbild einer in Europa erfolgreichen Strategie wurden Studenten führender US-Universitäten als Markenmanager eingestellt. Sie erhielten später sogar Mini Cooper mit dem Markenzeichen und einer riesigen Red-Bull-Dose auf dem Dach (im Bild). Um sichtbarer zu werden und Extremsport-Fans anzuziehen, begann Red Bull in den USA mit der Organisation von Events.
Red Bull in der Musikbranche

Ende der 1990er-Jahre stieg Red Bull in das Musikmarketing ein. 1998 gründete das Unternehmen seine Music Academy inklusive einer Reihe von Workshops und Festivals, die sich auf aufstrebende Künstler konzentrieren.
Seither hat die Marke ein Künstlerentwicklungsprogramm namens Red Bull Sound Select sowie ein eigenes Plattenlabel zur Förderung innovativer Talente gegründet, einen Radiosender ins Leben gerufen und mit etablierten Stars zusammengearbeitet. Im Jahr 2018 wurde Red Bull vom Wirtschaftsmagazin „Forbes“ als eine der angesehensten Marken in der Musikindustrie bezeichnet.
Red Bull verkauft die milliardste Dose

2001 war Red Bull in 40 Ländern vertreten und verkaufte die milliardste Dose. 2002 schnellte der Absatz um 80 Prozent in die Höhe – 1,6 Milliarden Dosen wurden in 62 Ländern verkauft. Sowohl etablierte Unternehmen wie Coca-Cola als auch Newcomer wollten mitmischen. Im selben Jahr brachte das US-amerikanische Unternehmen Hansen Natural Company den Energy-Drink Monster Energy auf den Markt, gefolgt von einer Reihe weiterer Konkurrenten. Monster erwies sich als Hauptkonkurrent von Red Bull. Doch obwohl es Red Bull in den USA eine Zeit lang den Rang ablief, konnte es die weltweite Dominanz von Red Bull nicht übertreffen.
In dem Jahr setzte Red Bull stolze 35 Prozent seines Umsatzes für Marketingzwecke ein. Auch heute noch gibt das Unternehmen bis zu einem Drittel seines Umsatzes in diesem Bereich aus. Auch Monster ist ein wichtiger Sponsor im Extremsport und in der Musik, hat im Verhältnis aber nie so viel in sein Marketing investiert wie Red Bull. Traditionelle Getränkemarken lassen sich ihre Werbung im Verhältnis zu ihrem Gesamtbudget noch weniger kosten.
Mateschitz und Yoovidhya sind Milliardäre

Mit den steigenden Umsätzen von Red Bull wuchs auch das Vermögen der beiden Gründer. 2003 tauchten Mateschitz und Yoovidhya erstmals in der jährlichen Milliardärsliste des Wirtschaftsmagazins „Forbes“ auf. Mateschitz’ Vermögen wurde auf eine Milliarde Dollar geschätzt, was heute inflationsbereinigt rund 1,5 Milliarden Euro entspricht. Yoovidhyas Nettovermögen wurde mit 1,1 Milliarden Dollar sogar etwas höher angegeben, was heute 1,7 Milliarden Euro entsprechen würde. Allerdings bezog „Forbes“ dabei vermutlich die Einnahmen von Krating Daeng mit ein.
Mateschitz befand sich 2003 auf einem Höhenflug, als mit dem Hangar-7 am Salzburger Flughafen sein neuestes Lieblingsprojekt eröffnet wurde. Die Flugzeughalle wurde gebaut, um die „Flying Bulls“, eine Flotte restaurierter Oldtimer-Flugzeuge, und eine Sammlung von Formel-1-Rennwagen zu beherbergen. Außerdem befinden sich darin das Sterne-Restaurant Ikarus, ein Café, zwei Bars und mehrere Lounges.
Mehr als eine Milliarde Jahresumsatz

2003 wurde Red Bull zu einem Milliardenunternehmen mit einem weltweiten Umsatz von 1,3 Milliarden Dollar, was heute inflationsbereinigt knapp zwei Milliarden Euro entspricht. 2004 stieg der Umsatz um weitere 30 Prozent auf 1,7 Milliarden Dollar, was heute rund 2,5 Milliarden Euro wären. Allein im Jahr 2004 wurden 1,9 Milliarden Dosen des Getränks verkauft.
Im selben Jahr wurde Red Bull in Kanada eingeführt. Zu diesem Zeitpunkt war das Getränk bereits in 120 Ländern erhältlich.
Red Bull kauft sein Formel-1-Team

2005 übernahm Red Bull das Jaguar-Racing-Team von der Ford Motor Company. Damit verfügte die Marke über ein eigenes Rennteam, geleitet vom ehemaligen Rennfahrer Christian Horner. 2006 übernahm Red Bull das italienische Minardi-Team. Ursprünglich unter dem Namen Scuderia Toro Rosso bekannt, ist der Rennstall heute als „Racing Bulls“ bekannt und gilt als Juniorteam von Red Bull.
Sebastian Vettel holte 2008 den ersten Sieg für das Team und triumphierte 2009 erneut beim Großen Preis von China. Seitdem hat sich Red Bulls Formel-1-Team zu einem der erfolgreichsten der letzten Jahre entwickelt und gewann in den Jahren 2010 bis 2013 sowie 2022 und 2023 sowohl die Konstrukteurs- als auch die Fahrerwertung.
Max Verstappen (im Bild) gilt als Superstar unter den Red-Bull-Fahrern und ist derzeit die Nummer eins der Weltrangliste. Laut dem Wirtschaftsmagazin „Forbes“ war Red Bull Racing 2023 mit einem Wert von 2,3 Milliarden Euro das drittwertvollste Formel-1-Team.
... und mehrere Fußball-Teams

2005 erwarb Red Bull den österreichischen Bundesligaverein SV Austria Salzburg, der in FC Red Bull Salzburg umbenannt wurde. Der Verein floriert seither und hat bereits 14 Meistertitel in 19 Spielzeiten gewonnen, darunter zehn in Folge von 2014 bis 2023. Er brachte auch Toptalente wie Erling Haaland von Manchester City hervor.
Inzwischen hat Red Bull auch die New York Red Bulls der Profifußball-Liga Major League Soccer, zwei brasilianische Vereine, den österreichischen Zweitligisten FC Liefering, den deutschen Bundesligisten RB Leipzig und eine Minderheitsbeteiligung am englischen Erstligisten Leeds United erworben.
Um sich im Weltfußball weiter zu etablieren, hat das Unternehmen nun den ehemaligen deutschen Fußballprofi und Startrainer Jürgen Klopp (im Bild) als Head of Global Soccer engagiert. Der ehemalige Dortmund- und Liverpool-Coach, der seine neue Rolle am 1. Januar 2025 antritt, soll laut Pressemitteilung „die sportlich Verantwortlichen bei der Weiterentwicklung der Red Bull Spielphilosophie“ unterstützen.
Neben Formel 1 und Fußball besitzt und sponsert Red Bull zahlreiche Teams in verschiedensten Sportarten, von Eishockey, Basketball und Radsport bis hin zu NASCAR und E-Sport.
Ein Multimedia-Imperium

In der zweiten Hälfte der 2000er-Jahre setzte Red Bull verstärkt auf die Produktion multimedialer Inhalte. 2007 wurde die Tochtergesellschaft Red Bull Media House gegründet. Die Medienplattform produziert eine große Vielfalt an hochwertigen Inhalten, von Dokumentarfilmen, TV- und Webserien, Live-Übertragungen und Online-Inhalten bis hin zu Printmagazinen und Büchern.
Auch die Social-Media-Kanäle von Red Bull bringen ein virales Video nach dem anderen hervor. 2016 war Red Bull die am häufigsten geteilte Videomarke. In Bezug auf die Follower-Zahlen übertrifft Red Bull seinen größten Konkurrenten Monster Energy mit einem deutlichen Vorsprung auf Facebook (49 Millionen Follower im Vergleich zu 25 Millionen von Monster), Instagram (24 Millionen Follower im Vergleich zu 9,3 Millionen von Monster), YouTube (18,4 Millionen Abonnenten im Vergleich zu 3,4 Millionen von Monster) und auf der von jüngeren Generationen bevorzugte Plattform TikTok (14,3 Millionen Follower im Vergleich zu 3,4 Millionen von Monster).
Red Bull diversifiziert sich und expandiert weiter

Red Bull hat in den 2010er-Jahren einen wahren Höhenflug erlebt. Eine Vielzahl neuer Geschmacksrichtungen wurde eingeführt, um den immer vielfältigeren Vorlieben der Konsumenten gerecht zu werden. Red Bull setzte seinen innovativen Marketingansatz fort und trieb die internationale Expansion des Energydrinks voran, während das österreichische Unternehmen gleichzeitig sein Engagement für Nachhaltigkeit verstärkte.
Ende der 2010er-Jahre galt Red Bull bereits als Weltmarktführer mit 7,5 Milliarden verkauften Dosen im Jahr 2019 (2010 waren es 4,2 Milliarden). Doch trotz der vielen Höhen erlebte Red Bull in den 2010er-Jahren auch einige Tiefen ...
Starke Konkurrenz und der Tod Yoovidhyas

Im Laufe des Jahrzehnts musste sich Red Bull einem immer härteren Konkurrenzkampf stellen und sich mit gesundheitlichen Bedenken gegen das Getränk auseinandersetzen. Das Unternehmen war in mehrere Rechtsstreitigkeiten verwickelt, die von Auseinandersetzungen um geistiges Eigentum bis hin zu Vorwürfen wegen irreführender Werbung reichten.
Im März 2012 verstarb Mitbegründer Chaleo Yoovidhya, der ein Vermögen von fünf Milliarden Dollar angehäuft hatte. Wie die Nachrichtenagentur „Bloomberg“ berichtete, ging Yoovidhyas 49-prozentiger Anteil auf zehn Mitglieder seiner Familie über. Mit seinem Sohn Chalerm (Archivbild), der weitere zwei Prozent hält, hat der Clan die Kontrolle über das Unternehmen behalten. Zu den Erben gehört auch Chalerms Sohn Vorayutha. Er war 2012 in einen Unfall mit Fahrerflucht verwickelt, bei dem ein Polizist getötet wurde. 2017 floh er aus Thailand und ist bis heute untergetaucht.
Red Bull Stratos: Ein spektakulärer Fallschirmsprung

Wenige Monate nach dem Tod von Yoovidhya im Jahr 2012 begeisterte Red Bull die Welt mit seinem bisher waghalsigsten Stunt: dem spektakulären Stratos-Sprung. Bei dem 30-Millionen-Dollar-Projekt sprang der österreichische Extremsportler Felix Baumgartner aus einem Heliumballon aus 39 Kilometern Höhe in Richtung Erde und brach damit den Weltrekord für den höchsten Sprung.
Der freie Fall war ein weltweites Ereignis, das auf YouTube einen Livestream-Rekord aufstellte und von Millionen Zuschauern verfolgt wurde. Für Red Bull war das Ereignis ein enormer Marketingerfolg, der dem Unternehmen angeblich mehr als 447 Millionen Euro Umsatz einbrachte. Das Video von Alan Eustaces Stratosphärensprung aus dem Jahr 2014, bei dem er Baumgartners Rekord brach, erreichte nur einen Bruchteil der Zuschauerzahl.
COVID-19-Pandemie und Dietrich Matzeschitz’ Tod

Entgegen allen Erwartungen florierte Red Bull während der COVID-19-Pandemie und schaffte einige waghalsige Stunts, darunter den ersten Flug durch einen Tunnel durch den italienischen Stunt-Piloten Dario Costa im Jahr 2021.
Mit dem Tod von Dietrich Mateschitz im Oktober 2022 ging für Red Bull jedoch eine Ära zu Ende. Der Unternehmer starb als sehr reicher Mann – das Wirtschaftsmagazin „Forbes“ schätzte sein Vermögen auf umgerechnet 18,1 Milliarden Euro. Mateschitz’ Sohn Mark (links im Bild) erbte einen 49-prozentigen Anteil an Red Bull und wurde damit zum reichsten Millennial Europas. Er einigte sich mit den Yoovidhyas darauf, sich auf seine Anteile zu konzentrieren, während drei Top-Manager mit der Leitung von Red Bull betraut wurden.
Red Bulls einzigartiges Erfolgsrezept

Red Bull ist weitaus mehr als nur ein Energy-Drink. Das Unternehmen ist heute ein riesiges Konglomerat, das Sportmannschaften, Athleten-Sponsoring, ein Medienimperium, ein Eventunternehmen und unzählige andere Beteiligungen umfasst. Dazu zählen sogar eine Modelinie und eine Website zur Karriereförderung. Im Mittelpunkt steht aber nach wie vor das Kultgetränk. Der weltweit führende Energy-Drink, der mittlerweile in über 175 Ländern erhältlich ist, hat weit über 100 Milliarden Dosen weltweit verkauft. 2023 war es sogar die Rekordmenge von 12,1 Milliarden Dosen. Auch der Jahresumsatz des Konzerns 2023 brach mit 10,6 Milliarden Euro alle Rekorde.
Die Gründerfamilien von Red Bull wurden mit ihrem Produkt steinreich. Mark Mateschitz verfügt laut dem Wirtschaftsmagazin „Forbes“ derzeit über 36,2 Milliarden Euro. Das gemeinsame Vermögen der Yoovidhyas dürfte aufgrund ihres größeren Anteils noch höher liegen. Und wer weiß, vielleicht beginnt mit dem Engagement von Fußballstar Jürgen Klopp ja ein weiteres Erfolgskapitel des Milliarden-Imperiums.
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