Pensionsalter: So lange arbeiten die Schweizer im weltweiten Vergleich
Renteneintritt im Ranking

In vielen Ländern müssen Berufstätige immer länger arbeiten, bis sie Anspruch auf eine gesetzliche Rente haben. Regierungen versuchen dadurch, finanzielle Lücken nachhaltig zu schließen. Doch während viele von uns dazu verpflichtet werden, bis zu einem Alter von 67 Jahren Geld zu verdienen, ist das tatsächliche Pensionsalter in vielen Nationen deutlich niedriger.
Laut den jüngsten Daten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) müssen die Menschen in den folgenden Ländern am längsten für ihre Rente arbeiten. Erfahren Sie, wie die Schweiz im internationalen Vergleich abschneidet.
Adaptiert von Jasmin Moore und Martina Horrobin
Südafrika: 59,55 Jahre

Türkei: 60,85 Jahre

Im Durchschnitt gehen türkische Männer mit 61,5 Jahren und Frauen mit 60,2 Jahren in den Ruhestand, was zu einem Gesamtdurchschnitt von 60,85 Jahren führt.
Belgien: 61,2 Jahre

In Belgien liegt das gesetzliche Renteneintrittsalter bei 65 Jahren, doch tatsächlich gehen viele Menschen dank bestimmter Regelungen in den Vorruhestand – Männer im Schnitt im Alter von 61,1 Jahren und Frauen unüblicherweise etwas später, mit 61,3 Jahren.
Laut OECD-Angaben sind 30 Prozent der belgischen Bevölkerung über 65 Jahre alt. Der europäische Durchschnitt liegt bei 28 Prozent.
Das belgische Renteneintrittsalter sollte bis 2025 auf 66 und bis 2030 auf 67 Jahre angehoben werden. Diese Entscheidung hatte bei ihrer Einführung im August 2015 landesweit Streiks und Proteste ausgelöst. Im Januar 2023 wurde jedoch bekannt, dass Belgien das Renteneintrittsalter vollständig abschaffen wird. Stattdessen wird die Fähigkeit eines Bürgers, in den Ruhestand zu treten, auf der Grundlage der Dauer seiner beruflichen Laufbahn berechnet. Wer in Zukunft staatliche Rente beziehen möchte, muss mindestens 42 Jahre lang gearbeitet haben.
Österreich: 61,25 Jahre

Griechenland: 61,45 Jahre

Frankreich: 61,45 Jahre

Das Rentenalter ist in Frankreich jedoch ein heikles Thema. Schon Premierminister Édouard Philippe versuchte, es auf 64 Jahre anzuheben, was zu monatelangen Demonstrationen führte. Anfang 2023 gingen die Arbeitnehmer wieder auf die Barrikaden, als die damalige Premierministerin Élisabeth Borne vorschlug, das Renteneintrittsalter ab September jedes Jahr um drei Monate und bis 2030 auf 64 Jahren anzuheben. Laut Umfragen finden 80 Prozent der französischen Bevölkerung die Idee alles andere als gut. Die umstrittene Rentenreform trat im September 2023 dennoch in Kraft.
Spanien: 61,95 Jahre

Wie die meisten europäischen Länder musste auch Spanien aus Kostengründen Rentenreformen durchführen und das Pensionsalter anheben. Gewerkschaften hatten daraufhin mit Streiks gedroht, sich aber von der Zusage der Regierung besänftigen lassen, dass auch die Rente mit 65 möglich ist, sofern Erwerbstätige mindestens 37,5 Jahre lang Beiträge gezahlt haben. Alle anderen müssen ab 2027 bis zum 67. Lebensjahr warten.
Lettland: 62,45 Jahre

Lettland hat mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 73 Jahren eine der niedrigsten in Europa. Dies könnte erklären, warum das effektive Renteneintrittsalter in den letzten Jahren gesunken ist. Nach früheren OECD-Daten hatte Lettland das dritthöchste effektive Renteneintrittsalter aller OECD-Länder.
Italien: 62,5 Jahre

Aus Kostengründen schlug die damalige Regierung 2011 ein Renteneintrittsalter von 67 Jahren vor. In jüngster Zeit hat die Koalitionsregierung aus der Anti-Establishment-Bewegung Fünf Sterne und der rechtskonservativen Lega-Partei die geplante Anhebung wieder rückgängig gemacht. Das von der OECD angegebene offizielle Renteneintrittsalter beträgt 62 Jahre. Wer 42 Jahre und zehn Monate (Männer) bzw. 41 Jahre und zehn Monate (Frauen) einer versicherungspflichtigen Beschäftigung nachgegangen ist, kann sich auch eher in den Ruhestand verabschieden.
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Polen: 62,7 Jahre

Das neu festgelegte Alter spiegelt das tatsächliche Alter wider, in dem viele Polen aufhören zu arbeiten. Es liegt im Durchschnitt für Männer bei 64,2 Jahren und für Frauen bei 61,2 Jahren. Die Regierung versuchte 2018 auch, die Pensionierung von 40 Prozent der Richter am Obersten Gerichtshof zu erzwingen, indem sie deren Rentenalter senkte, was jedoch 2019 als Verstoß gegen EU-Recht festgestellt wurde.
Vereinigtes Königreich: 63 Jahre

2020 stieg das Alter für alle auf 66 Jahre. Bis 2046 soll es sogar auf 68 Jahren weiter angehoben werden. OECD-Daten zeigen allerdings, dass das tatsächliche Renteneintrittsalter im Durchschnitt Jahr für Jahr sinkt.
Deutschland: 63,55 Jahre

Das Beratergremium des Bundeswirtschaftsministeriums schlug 2021 die Anhebung des Rentenalters bis 2042 auf 68 Jahre vor, um die „schockartig steigenden Finanzierungsprobleme in der gesetzlichen Rentenversicherung ab 2025“ zu bewältigen. Konkrete Pläne gibt es dazu allerdings noch nicht.
Norwegen: 63,65 Jahre

Pläne für eine Änderung stehen zwar derzeit nicht im Raum, allerdings gibt es bereits Vorschläge von Experten, über eine schrittweise Erhöhung des Renteneintrittsalters nachzudenken.
Finnland: 63,75 Jahre

Laut einer Untersuchung der finnischen Rentenanstalt vergrößerte sich der Gender Gap beim Rentenalter. So ist seit den 2000er-Jahren das zu erwartende Erwerbsleben um 4,2 Jahre bei Männern und um 6,5 Jahre bei Frauen gestiegen.
Dänemark: 64,15 Jahre

Das gesetzliche Renteneintrittsalter in Dänemark liegt derzeit bei 66 Jahren. Laut einer früheren Reform sollte es bis 2022 auf 67 Jahre und bis 2030 auf 68 Jahre angehoben werden. Diese Pläne wurden inzwischen wieder geändert, wobei auf die letzte Anhebung verzichtet wurde.
Demzufolge wurde erwartet, dass 2023 doppelt so viele Dänen das gesetzliche Rentenalter erreichen würden wie in den Jahren zuvor. Tatsächlich geht der durchschnittliche dänische Mann aber bereits mit 64,5 Jahren in Rente, die durchschnittliche dänische Frau mit 63,8 Jahren. Der Gesamtdurchschnitt von 64,15 Jahren liegt somit unter dem offiziell festgelegten Eintrittsalter.
Interessanterweise ist das dänische Rentensystem laut dem Global Pension Index der australischen Consultingfirma Melbourne Mercer das drittbeste der Welt.
Kanada: 64,2 Jahre

Das Durchschnittsalter für den tatsächlichen Renteneintritt liegt unter dem offiziell festgelegten. So hören Männer mit 64,9 Jahren und Frauen mit 63,5 Jahren auf zu arbeiten. Die ehemalige Regierung wollte das Alter ab 2023 auf 67 Jahre anheben, doch der derzeitige Premierminister Justin Trudeau kippte die Pläne wieder.
Schweiz: 64,3 Jahre

In der Schweiz liegt das tatsächliche Durchschnittsalter für den Renteneintritt bei 64,6 Jahren für Männer und 64 für Frauen, was zusammen einen Schnitt von 64,3 Jahren ergibt. Das entspricht dem gesetzlich festgelegten Alter von 65 für Männer und 64 für Frauen. Das Schweizer Rentensystem ist dennoch flexibel und erlaubt einen früheren Eintritt gegen weniger Leistungen genauso wie einen bis zu fünf Jahre späteren mit höheren Bezügen.
Niederlande: 64,45 Jahre

Dennoch plant die Regierung angesichts höherer Kosten durch eine alternde Gesellschaft, das Eintrittsalter bis Ende 2024 auf 67 Jahre anzuheben. Zudem sollen verschiedene Maßnahmen Anreiz bieten, länger zu arbeiten. So erhalten Berufstätige, die über das offizielle Rentenalter hinaus arbeiten, höhere Leistungen und Arbeitgeber, die diese beschäftigen, zusätzliche Boni. Der Plan scheint aufzugehen: Laut OECD-Daten haben die Niederlande die sechsthöchste Beschäftigungsquote der 55- bis 64-Jährigen weltweit.
Australien: 64,75 Jahre

Die Liberale Partei hatte versucht, das Rentenalter auf 70 zu erhöhen, doch dabei zogen die anderen Parteien nicht mit. Tatsächlich gehen Männer in Australien derzeit im Durchschnitt mit 65,1 Jahren in den Ruhestand, Frauen mit 64,4.
Schweden: 65 Jahre

USA: 65,25 Jahre

Der männliche Durchschnittsamerikaner scheidet mit 65,2 Jahren aus dem Erwerbsleben aus, Frauen mit 65,3 Jahren. Laut dem Wirtschaftsmagazin „Forbes“ hat sich das Renteneintrittsalter allerdings nach der Corona-Pandemie leicht nach unten verschoben.
Das allgemeine Vertrauen in das US-amerikanische Rentensystem scheint zu schwinden. Wie das Magazin „Wall Street Journal“ im April 2023 berichtete, glauben nur noch 64 Prozent der Amerikaner daran, ihren Ruhestand finanziell bequem genießen zu können. 2022 waren es immerhin noch 73 Prozent.
Chile: 65,5 Jahre

2019 gab es Proteste gegen das Rentensystem, nachdem Rentner, denen 70 Prozent ihres letztgezahlten Gehalts versprochen wurde, Schwierigkeiten hatten, über die Runden zu kommen. Nach der Corona-Pandemie verschärfte sich die Situation noch weiter. Um die finanziell harten Zeiten zu überstehen, konnte sich die Bürger und Bürgerinnen einen Teil ihrer privat angesparten Beiträge aus der Rentenkasse ausschütten lassen. Eine Maßnahme, die das Land in den kommenden Jahren in ein finanzielles Chaos stürzen könnte.
Irland: 65,6 Jahre

Portugal: 65,6 Jahre

Portugal, das 2011 ein internationales Rettungspaket erhalten hatte, setzte 2017 das Renteneintrittsalter bereits herauf – als Folge einer immer älter werdenden Gesellschaft und dadurch resultierenden Finanzengpässen.
Mexiko: 66,25 Jahre

Laut einem Artikel des Wirtschaftsmagazins „The Economist“ von 2021 gelten rund 38 Prozent der älteren Generation im Land als „arm“. Da sich die meisten Mexikaner in der Regel mit Gelegenheitsjobs über Wasser halten und somit keinen Zugang zu staatlich geförderten Rentenfonds haben, kommt weniger als die Hälfte überhaupt in den Genuss einer Rente.
Israel: 66,25 Jahre

In Israel arbeitet der Durchschnitt bis zu einem Alter von 66,25 Jahren. Männer gehen mit 66,5 und Frauen mit 66 in Rente. Das liegt über dem gesetzlichen Eintrittsalter von 67 Jahren für Männer und 62 für Frauen. Seit Jahren gibt es Pläne, diese Lücke zu schließen.
2021 verabschiedeten israelische Abgeordnete einen Antrag für eine stufenweise Anhebung des Renteneintrittsalters von 62 auf 65 Jahre für Frauen. Demnach soll die Anpassung zwischen 2022 und 2024 um vier Monate pro Jahr und zwischen 2025 und 2032 um drei Monate pro Jahr vorgenommen werden.
Neuseeland: 66,4 Jahre

Die Regierung plant, das Alter auch gesetzlich auf 67 Jahre bis Ende der 2030er-Jahre anzuheben. Damit verbunden sollen auch die Wohnsitzregelungen für die Leistungsansprüche verändert werden. So müssen künftige Rentner statt bisher zehn Jahre dann 20 Jahre im Land gelebt haben, um eine gesetzliche Rente beziehen zu können.
Island: 67,05 Jahre

Japan: 67,65 Jahre

Um in der Corona-Krise Geld zu sparen, verdoppelte sich 2020 die Zahl der Unternehmen mit Vorruhestandsangeboten. Laut einer Studie von Tokyo Shoko Research sind demnach zum Teil schon Menschen im Alter zwischen 20 und 30 anspruchsberechtigt.
Ein Trend, der sich fortsetzte: Mindestens 80 börsennotierte Unternehmen boten auch 2021 und 2022 Vorruhestandsregelungen an.
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