In der verlassenen Schlossvilla, die ein exzentrischer Millionär verfallen ließ
Ein Lost Place in Bildern

Diese schlossartige Villa im US-amerikanischen Memphis hat eine bewegte Vergangenheit. Erst ein prächtiges Familienanwesen, dann ein Nachtklub, spielten sich hinter den alten Steinmauern viele Geschichten ab. Fotograf Leland Kent hat das verfallene Gemäuer für „Abandoned Southeast“ festgehalten und gibt einen Einblick in die Ruine. Hier verraten wir, welche Geheimnisse hinter der Ruine und ihrem eigenwilligen Eigentümer stecken …
Adaptiert von Sandra Schröpfer und Maren Jannen
Ein einst prächtiges Anwesen

Nach seinem Abschluss an der Universität Princeton kehrte der Immobilienentwickler Robert Brinkley Snowden in seine Heimatstadt Memphis in Tennessee zurück, wo er eine prächtige Villa für sich und seine Familie baute. Sein Anwesen, das 1896 fertiggestellt wurde, nannte er „Ashlar Hall“ nach dem englischen Wort für „Werkstein“ („ashlar“), aus dem das Gebäude gebaut worden war. Das Anwesen kostete damals 25.000 US-Dollar, was einer heutigen Summe von umgerechnet rund 862.000 Euro entspricht.
Neuanfang als Restaurant

Der exzentrische Eigentümer

1990 kaufte der exzentrische Millionär Robert Hodges aus Memphis die Schlossvilla. Hodges ist für sein skurriles Auftreten bekannt und behauptet unter anderem, ein 333 Jahre alter Flüchtling von einem Planeten namens Sambodia zu sein, der 33 Ehefrauen und 33 Kinder habe. „Ich bin hier, um die Erdbewohner zu retten, und das werde ich zu gegebener Zeit auch tun“, sagte er dem „Memphis Flyer“ im Jahr 2000.
Seit Ende der 1970er-Jahre tritt der selbsternannte Prinz immer wieder bei der Bürgermeisterwahl in Memphis an. 2009 machte er Schlagzeilen, weil er für die Wahl sogar sein verrücktes Kostüm ablegte. Trotz seiner zahlreichen Bemühungen hat er bis heute keine Wahl gewonnen. Im Jahr 2023 beklagten die Einwohner auf den sozialen Medien dann das Fehlen des selbsternannten Prinzen auf dem Stimmzettel für die Bürgermeisterwahlen, die am 5. Oktober stattfanden. Ein Nutzer schrieb dazu auf X: „Porträt einer untergehenden Gesellschaft“.
Der Nachtklub

Neben seinen politischen Bemühungen verwandelte der Exzentriker Ashlar Hall in den Nachtklub „The Castle“ – das Schloss. Auf diesem Bild von 2017, das der Fotograf Leland Kent für „Abandoned Southeast" aufgenommen hat, ist allerdings gut zu erkennen, wie weit die Blütezeit des Anwesens bereits zurückliegt. Die Tapete blättert von den Wänden, die mit Graffiti beschmiert sind. Im Flur erinnert ein altes Klavier an die musikalische Vergangenheit in der Villa.
Florierendes Nachtleben

Ein Schloss zum Feiern

Leerstand einer Luxusvilla

Die verfallene Pracht

Das Ende einer Ära

Trauriger Zustand

Jahrelanger Leerstand

Nach Jahren des Leerstands ist der einst so belebte Nachtklub nur noch eine heruntergekommene Ruine, die von der Natur zurückerobert wird. Die Wandbilder von damals sind inzwischen kaum mehr zu erkennen. Das Schloss wirkte, als ob es zuerst einer gründlichen Reinigung bedurfte, bevor es überhaupt in seinen früheren Zustand zurückversetzt werden könnte.
Überreste aus Partyzeiten

Hodges ließ einen Teil der Einrichtung nach der letzten Party im Schloss zurück. Um dieses Tonbandgerät zum Beispiel scheint die Zeit still zu stehen, seit die Villa aufgegeben wurde.
2013 erwarb eine gemeinnützige Organisation das leer stehende Schloss nach einer Verzichtserklärung des exzentrischen Eigentümers. Die Organisation suchte daraufhin nach Sponsoren, um die Villa in ein Rehazentrum für Kriegsveteranen umbauen zu können.
Pracht alter Zeiten

An den Glasmalereien ist zu erahnen, wie schön die Räume einmal gewesen sein müssen. Leider sieht man dem historischen Gebäude zum Zeitpunkt der Aufnahme dieses Fotos im Jahr 2017 den Verfall deutlich an – Staub und Schmutz waren in jede Ecke eingedrungen. Das Erkerfenster war früher sicherlich ein idyllischer Platz, um ein Buch zu lesen oder eine Tasse Tee zu trinken. Jetzt kann man die einst prachtvolle Umgebung nur noch erahnen.
In den verfallenen Räumen

Die gescheiterte Renovierung

Nicht alles lief allerdings nach Plan. Der damalige Eigentümer der Villa beklagte sich in einem Artikel der „Memphis Daily News“ darüber, dass die engagierte Baufirma bei der vermeintlichen Renovierung Kupfer vom Dach sowie Teile der Holzbalken und Steinmauern gestohlen habe. Die Materialien tauchten nie wieder auf.
Erneuter Leerstand

Der Neustart?

Auf der riesigen Betonfläche hinter der Schlossvilla feierten einst Hunderte von Nachtschwärmern, dann jedoch bedeckte Unkraut die ehemalige Tanzfläche. Doch es war noch nicht alles verloren. 2016 kaufte der Unternehmer und Investor Juan Montoya die verlassene Immobilie für umgerechnet rund 55.000 Euro und begann mit der Fortsetzung der Renovierung. Doch auch dabei kam es zu Problemen ...
Baustopp durch die Behörden

Im Februar 2020 berichtete die Zeitung „Daily Memphian“, dass ein Baustopp verhängt worden sei, da es für die Reparaturen am Gebäude keine Baugenehmigung gegeben habe. Die Renovierungsarbeiten kamen zum Stillstand, und die Zukunft für die imposante alte Villa sah zunächst düster aus ...
Eine rosige Zukunft

Glücklicherweise wurde die Arbeit jedoch wieder aufgenommen: Auf diesem aktuellen Bild ist zu sehen, dass die Renovierung der Villa fast abgeschlossen ist. Im Zuge des Verfalls war Wasser durch den stark beschädigten Westturm eingedrungen und hatte den Haupteingang und das mittlere Foyer stark beschädigt, wie das US-Nachrichtenportal „Commercial Appeal“ berichtete. Allein die Restaurierung des Turms soll umgerechnet rund 254.000 Euro gekostet haben.
Insgesamt hat die Familie wohl bereits mehr als 940.000 Euro in die aufwändige Renovierung investiert: So brauchte es beispielsweise drei Jahre, um die hölzernen Details im Foyer zu restaurieren. Montoyas Tochter bezeichnet das Projekt als „Herzensangelegenheit“. Die Familie geht davon aus, dass es noch etwas dauern wird, bis in dem Gebäude wieder Veranstaltungen stattfinden können. Im August 2023 wurden jedoch neue Genehmigungen beantragt – die Zukunft des historischen Gebäudes sieht somit endlich wieder rosiger aus.
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