So sieht es in der verlassenen Villa des Coca-Cola-Erben aus
Das vergessene Briarcliff-Haus in Bildern

Dieses verlassene Herrenhaus war einst Schauplatz glamouröser High-Society-Partys, doch mittlerweile ist die Villa im georgianischen Stil auf dem Briarcliff-Campus der Emory University im US-amerikanischen Bundesstaat Georgia mit Brettern zugenagelt und verfällt zu einer Ruine.
Dabei hat das in den 1920er-Jahren für den exzentrischen Coca-Cola-Erben Asa „Buddy“ Griggs Candler Jr. gebaute Anwesen eine faszinierende Geschichte und steckt voller Geheimnisse. Auch ein Privatzoo mit äußerst exotischen Haustieren und mysteriöse Tunnelnetzwerke sind Teil davon – sowie ein Mord ...
Klicken oder scrollen Sie sich hier durch unsere Bilder aus der spektakulären Briarcliff-Villa und erfahren Sie, was mit dem einst so prachtvollen Anwesen passieren soll.
Adaptiert von Barbara Geier und Ina Hieronimus
Ein exzentrischer Hausherr

Candler Jr., dessen Vater 1893 die Kultmarke Coca-Cola gründete, soll ein „schillernder Charakter“ gewesen sein. Er hatte eine Reihe kurioser Hobbys, zauberte gerne und sammelte exotische Tiere.
Nachdem Candler Jr. seine Firmenanteile 1919 verkauft hatte, wurde er Immobilienentwickler und ließ das imposante Herrenhaus Briarcliff Mansion erbauen – inklusive eigenem Zoo.
17 Hektar Märchenland

„17 Hektar Märchenland“ – so beschrieb die Presse das Anwesen nach seiner Fertigstellung im Jahr 1922. Der frühere Glanz lässt sich noch erahnen: Inmitten der elegant angelegten Gärten steht auch heute noch das aufwendig gestaltete Gewächshaus, in dem Candler Jr. einst Poolpartys und Abendessen veranstaltete.
Im Laufe der Jahre modernisierte der Hausherr sein Anwesen mehrmals. Neben einem Golfplatz und einer Wäscherei kam auch der bereits erwähnte Zoo hinzu, der später in ein öffentliches Schwimmbad mit Coca-Cola-Stand umgebaut wurde.
Löwen, Tiger, Elefanten

Doch bevor das geschah, ertönte von dem Anwesen das Gebrüll und Geschrei exotischer Tiere. Löwen, Vögel, ein bengalischer Tiger, ein schwarzer Leopard, vier Elefanten (die angeblich Coca, Cola, Refreshing und Delicious hießen) und ein Pavian: Candler Jr. scheute für seinen Privatzoo weder Kosten noch Mühen und auf seinem Anwesen war ganz schön was los.
Im Jahr 1935 sorgte der Pavian allerdings kurzzeitig für Aufregung: Er büxte aus dem Zoo aus, biss eine Frau, stahl ihren Geldbeutel und verspeiste kurzerhand die 60 Dollar, die sich darin befanden. Die Dame verklagte Candler Jr. und erhielt eine Entschädigung von 10.000 Dollar, was einem heutigen Geldwert von umgerechnet etwa 207.000 Euro entsprechen würde.
Aus für den Privatzoo

Auch die Nachbarn waren nicht allzu begeistert über den Lärm und Geruch der exotischen Tiere. Candler Jr. musste seine private Menagerie letztendlich wegen ihrer Beschwerden schließen. In den 1930er-Jahren schenkte er daher alle seine Tiere dem Zoo Atlanta (damals Grant Park Zoo), der heute eine der Hauptattraktionen der Stadt ist.
Die kunstvollen Gewächshäuser, die hier zu sehen sind, waren einst voller exotischer Pflanzen und Blumen.
Mondäne Partys im Musikzimmer

Angesichts ihres heutigen Zustands mag man kaum glauben, dass die Briarcliff-Villa in den 1920er- und 1930er-Jahren ein angesagter Treffpunkt der Reichen und Schönen war. Doch Candler Jr. und seine Frau Helen, damals eine prominente Dame der Gesellschaft, veranstalteten in ihrem mit prächtigen Möbeln und teuren Gemälden ausgestatteten Haus mondäne Partys.
Der im Tudor-Stil gestaltete Hauptsaal (Bild) war als Musikzimmer bekannt und verfügte über eine hohe, dreistöckige Gewölbedecke, holzgetäfelte Wände und einen riesigen Kamin aus Kalkstein.
Grandioses Interieur

In seiner Blütezeit umfasste das Herrenhaus mehr als 40 Zimmer, zwei Swimmingpools und einen Ballsaal. Zu dem 158 Quadratmeter großen Musikzimmer gehörte auch eine riesige Orgel, die einer Kathedrale würdig war. Der Raum wurde später in „DeOvies Hall“ umbenannt und ist das am besten erhaltene Zimmer des Hauses.
Die Orgel

Auf diesem Foto von 1953 ist nur noch der Spieltisch der Orgel zu sehen. Ein Jahr vor der Aufnahme des Bildes wurde der Rest des Instruments dem Wesleyan College in Georgia geschenkt (bzw. laut einiger Quellen an die neuen Besitzer verkauft). Die Orgel wurde 2008 renoviert und ist heute als Goodwin-Candler-Panoz-Orgel bekannt.
Das Instrument wurde ursprünglich für Candler Jr. von dem New Yorker Orgelbauer Aeolian konstruiert und war angeblich die achtgrößte Pfeifenorgel, die jemals für ein Privathaus gebaut wurde.
Kunstvoller Kamin

An architektonischen Besonderheiten mangelt es dem Musikzimmer definitiv nicht. Zu dem kunstvoll gemeißelten, 2,7 Meter hohen Steinkamin gehört auch eine riesige Feuerstelle, die fast zwei Meter breit und 1,5 Meter hoch ist. Selbst in seinem heutigen renovierungsbedürftigen Zustand ist die Pracht des Kamins noch unverkennbar.
Die Wände des Musikzimmers sind mit dicken, reich geschnitzten Eichentafeln verkleidet. Drei große Erkerfenster sorgen dafür, dass der Raum mit Licht durchflutet wird. Auch in der Bibliothek sind die Wände mit exquisiten handgeschnitzten Holztäfelungen verkleidet.
Essen in stilvoller Umgebung

Die glorreiche Vergangenheit des prunkvollen Anwesens lässt sich heute nur noch erahnen. Zu dem Herrenhaus gehörten auch der hier zu sehende Speisesaal für 75 Personen, ein Wintergarten mit großen Ölgemälden und mehrere Schlafzimmer für die zahlreichen Gäste des Hausherrn.
Im Laufe der Jahre gab es eine ganze Reihe von Vorschlägen und Plänen, was mit dem verlassenen Gebäude geschehen sollte. Eine Idee war es z. B., die Villa in ein Boutique-Hotel mit 54 Zimmern zu verwandeln. Doch daraus wurde bisher nichts.
Magische Momente in Briarcliff

Eine der prächtigsten Erweiterungen des Hauses war der mit Blattgold verzierte Ballsaal im obersten Stockwerk. Hier bewahrte der Coca-Cola-Erbe eine Weltklasse-Sammlung von Zauberzubehör auf.
Der leidenschaftliche Hobby-Zauberer veranstaltete „magische Soireen“, an denen auch berühmte Zauberer der damaligen Ära teilnahmen (wie Howard Thurston und Dante the Magician). Candler Jr. soll sogar mit dem legendären Entfesselungs- und Zauberkünstler Houdini befreundet gewesen sein.
Von Houdini gelernt

Beweise, dass Houdini jemals in Briacliff Mansion zu Gast war, gibt es keine. Candler Jr. behauptete jedoch, ein guter Freund des legendären Magiers gewesen zu sein und einige Tricks von ihm gelernt zu haben. Möglich ist es, denn eine Verbindung gab es: Houdinis Büro lag im Candler Building in New York, das von Candler Jr. selbst verwaltet wurde.
Mord im Märchenland

Die Zauberleidenschaft des Hausherrn sorgte dafür, dass er 1931 in einen Mordfall verwickelt wurde. Denn José Cruz, Zauberassistent und Butler von Candler Jr. erschoss erst seine Freundin und nahm sich dann auf dem Gelände von Briarcliff das Leben. Tatwaffe war angeblich eine der Pistolen seines Arbeitgebers.
Obwohl Candler Jr. nichts direkt mit dem Fall zu tun hatte, gab es negative Schlagzeilen und der Coca-Cola-Erbe distanzierte sich von seinem Hobby, das nun von der Tragödie überschattet wurde.
Schlechte Zeiten für Candler Jr.

Ab den späten 1930er-Jahren ging es bergab für den Sohn des Coca-Cola-Gründers: Fehlinvestitionen, extravagante und kostspielige Hobbys wie Jachten und Flugzeuge sowie ehrgeizige Pläne zur Umgestaltung des Westview-Friedhofs in Atlanta führten schließlich zu seinem Bankrott.
Candler Jr. musste Briarcliff 1948 verkaufen. Das Anwesen wurde zu einem Behandlungszentrum für Alkoholkranke umfunktioniert – nicht ganz unpassend, da der ehemalige Hausherr selbst lange Zeit seines Lebens Alkoholiker war.
Die Krankheit lag in der Familie. Candlers Sohn John, das älteste von insgesamt sieben Kindern mit seiner ersten Frau Helen, starb 1947 an den Folgen einer experimentellen Behandlung, die seine Alkoholabhängigkeit heilen sollte.
Tod von Asa Candler Jr.

Nach dem Verkauf seines geliebten Anwesens zog Candler Jr. mit seiner zweiten Frau Florence, seiner ehemaligen Sekretärin, die er nach Helens Tod 1927 geheiratet hatte, in das oberste Stockwerk des Briarcliff Hotels in Atlanta. Das Hotel war 1924 von seiner Immobilienfirma gebaut worden. Der Coca-Cola-Erbe lebte dort bis 1953, als er an den Folgen seiner Leberkrebserkrankung starb.
Die Geschichte von Briarcliff Mansion geht jedoch noch weiter ...
„Haus des Schreckens“

Die Villa wurde 1965 zu einem psychiatrischen Krankenhaus mit Platz für 141 Patientinnen und Patienten umfunktioniert, das dort bis 1997 betrieben wurde. Das brachte der Villa auch den unheilvollen Namen „Haus des Schreckens“ ein.
Es wird noch gruseliger: Auf einem Zimmerbrunnen im ehemaligen Wintergarten stehen die Worte „Es wurde mit Blut betrieben“. Auch wenn das vermutlich nur ein harmloser Streich von Jugendlichen war, gibt es doch einige Hinweise darauf, dass sich hinter den Mauern der Klinik tatsächlich Düsteres zugetragen hat ...
Unterirdische Tunnel

Berichten zufolge gab es auf dem Gelände halbkreisförmig angeordnete kleine Hütten, die über unterirdische Tunnel mit dem Hauptgebäude verbunden waren. Über diese Verbindungen wurden die Patienten von ihren Unterbringungen zum Krankenhaus transportiert. So sollte die Zeit, die die Kranken im Freien verbrachten, begrenzt werden, um eine mögliche Flucht zu verhindern.
Dieses Bild zeigt eine der kleinen Küchen dieser Häuschen. Es ist hier schon in einem desolaten Zustand, nachdem es im Laufe der Jahre von Feuchtigkeit und Schimmel befallen wurde.
Düstere Vergangenheit

Auf diesem Bild sind Spuren der Nutzung als psychiatrische Klinik zu erkennen. Der hier zu sehende Raum könnte eine der vielen Krankenstationen des Komplexes gewesen sein.
Charlie Paine, der sich für den Erhalt des Anwesens einsetzt, erzählte vor einigen Jahren einem lokalen Nachrichtenmedium, dass er mit einer älteren Frau ins Gespräch kam, die auf dem unheimlichen Anwesen herumlief und sich als ehemalige Krankenschwester der Klinik entpuppte. Dabei seien ihm Blutspuren an ihren aufgekratzten Händen aufgefallen. Sein Fazit: „Was auch immer hier passiert ist, wirkt nach.“
Geisterhaus

Inzwischen ranken sich viele gruselige Legenden um das Haus. Nach Einbruch der Dunkelheit sollen Geister die endlosen Flure heimsuchen und in seinen vielen verlassenen Zimmern herumspuken.
Die leeren Räume und die Wände sind mittlerweile auch von den zahlreichen Eindringlingen gezeichnet, die im Laufe der Jahre in dem einst prachtvollen Anwesen ihre Spuren hinterlassen haben.
Betreten verboten

Ein Absperrband der Polizei soll potenzielle Eindringlinge daran hindern, die Räume zu betreten. Seit den 1990er-Jahren ist das Haus auch mit Brettern zugenagelt, da es nach jahrzehntelanger Vernachlässigung ein Sicherheitsrisiko darstellt.
Das Anwesen müsste dringend renoviert werden: Das Dach ist undicht, es gibt große Wasserschäden und überall ist Schimmel zu sehen.
Neuer Eigentümer

1998, nach der Nutzung als psychiatrische Klinik, wurde das Herrenhaus von der Emory University erworben. Obwohl das Gebäude seit 1988 im amerikanischen National Register of Historic Places als erhaltenswertes Denkmal gelistet ist, wurde es noch immer nicht renoviert.
Der auf diesem Bild zu sehende Raum mit der großen Schultafel könnte zu Zeiten des psychiatrischen Krankenhauses eine Art Klassenzimmer gewesen sein.
Ein Hauch von Übernatürlichkeit

Dieses in den Innenräumen von Briarcliff aufgenommene Foto fängt die karge Schönheit und Trostlosigkeit des einstmals so grandiosen Herrenhauses perfekt ein. Abblätternde Farbe, zerrissene Vorhänge und Dämmerlicht tun ihr Übriges, um die unheimliche Atmosphäre des Anwesens noch zu verstärken.
Es verwundert nicht, dass beliebte US-Serien wie „Stranger Things“ und „Vampire Diaries“ in dem verfallenen Haus bereits die richtige Kulisse für Dreharbeiten gefunden haben.
Kulisse für „Stranger Things“

Das Gebäude des ehemaligen Georgia Mental Health Institute war in den ersten Staffeln der Netflix-Serie „Stranger Things“ zu sehen und diente als Kulisse für das Äußere des Hawkins National Laboratory, in dem Eleven, gespielt von Millie Bobby Brown, gegen ihren Willen für Experimente festgehalten wird.
Renovierungspläne für die Zukunft

Abgesehen von der bereits erwähnten Idee, aus dem Anwesen ein Boutique-Hotel zu machen, gab es in der Vergangenheit auch Pläne, es in ein Veranstaltungszentrum umzuwandeln. Daraus wurde aber auch nichts.
Laut Medienberichten aus dem Jahr 2015 würde es mindestens 13 Millionen Euro kosten, um das Haus wieder bewohnbar zu machen. Mittlerweile dürften die Kosten aufgrund des fortschreitenden Verfalls noch höher sein. Es scheint allerdings jemanden zu geben, der sich davon nicht abschrecken lässt ...
Eine neue Ära

Die Emory University hat angeblich 13 der 17 Hektar des Briarcliff-Campus an Galerie Living verpachtet – ein in Atlanta ansässiges Unternehmen, das Seniorenwohnungen baut. Im November 2022 wurden Pläne für die Komplettsanierung des historischen Geländes genehmigt, die es in eine Seniorenwohnanlage mit 500 Wohnungen namens Corso Druid Hills verwandeln sollen.
Die Emory University wird vier Hektar und das Library Service Centre auf dem Campus behalten. Das sogenannte „Building A“ – das ehemalige Krankenhaus für psychisch Kranke – wird abgerissen, um Platz für die neuen Wohnungen sowie für Einzelhandels-, Gastronomie- und Freizeiteinrichtungen zu schaffen.
Restaurierung eines prachtvollen Gebäudes

Obwohl die Seniorinnen und Senioren nicht in dem ehemaligen Briarcliff-Herrenhaus selbst wohnen werden, sieht die Vereinbarung mit der Universität vor, dass Galerie Living auch dieses Gebäude restauriert.
Laut Angaben der Emory University und von Galerie Living soll die Villa dann wieder vielfältig genutzt werden können, wie z. B. für Hochzeiten, Empfänge, Veranstaltungen der Gemeinde und Firmenevents. Es sieht also so aus, dass das Haus nach vielen Höhen und Tiefen doch noch ein Happy End bekommt.
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