27 internationale Unternehmen, die sich aus China zurückziehen
Diese Großkonzerne wenden sich von China ab

Während der Handelskrieg zwischen den USA und China und der Streit um Taiwan weiter schwelen, verschlechtern sich die Beziehungen zwischen dem Westen und Peking weiter. Hinzu kommen weitere Probleme wie der Diebstahl geistigen Eigentums, die Besorgnis über Menschenrechtsverletzungen in Xinjiang und die Aushöhlung der Autonomie Hongkongs.
Viele weltbekannte Unternehmen haben sich entschieden, China ganz oder teilweise den Rücken zu kehren. Welche das sind, erfahren Sie hier...
Alle Fremdwährungen in Euro umgerechnet.
Adaptiert von Martina Horrobin und Barbara Geier
Dell

Mit den zunehmend schlechter werdenden Beziehungen zwischen den USA und China und der Verschärfung des Handelskonflikts zog Dell ohne viel Aufsehen seine Produktions- und Lieferketten aus der Volksrepublik ab. Der „Nikkei Asian Review“ berichtete 2019, dass der Technologie-Riese einen neuen Hauptsitz in Texas plane und bis zu 30 Prozent seiner Laptop-Produktion von China in die USA verlagern wolle.
Anfang 2023 kündigte Dell sogar an, keine in China produzierten Chips mehr zu verbauen und auch seine Zulieferer auffordern zu wollen, die Zahl von „Made in China“-Komponenten zu reduzieren.
„Wir prüfen ständig, wie wir unsere Lieferkette weltweit so diversifizieren können, dass es für unsere Kunden und unser Unternehmen am besten ist“, hieß es in einer Erklärung von Dell. Die Abkehr von China erfolgte kurz nachdem die Biden-Regierung in den USA neue Beschränkungen für den Export von US-Halbleiterchips in die Volksrepublik verhängt und den chinesischen Chiphersteller YMTC sowie 21 „große“ KI-Unternehmen auf eine schwarze Liste gesetzt hatte.
HP

Im selben „Nikkei Asian Review“-Bericht bestätigte eine anonyme Quelle, dass auch Dell-Konkurrent HP 30 Prozent seiner Notebook-Herstellung aus China abziehen wolle. Beide Unternehmen gaben als Hauptgrund die Erhöhung der US-Zölle auf in China hergestellte und in den USA verkaufte Technologieprodukte an. Im Jahr 2021 wurde zudem berichtet, dass HP seine chinesische Laserdruckerproduktion an das taiwanesische Unternehmen Foxconn verkauft habe.
Laut der Nachrichtenagentur „Reuters“ erwägt auch HP, seine Produktion und Montage aus China abzuziehen und soll diesbezüglich bereits Gespräche mit seinen Zulieferern führen.
Puma

Im Gegensatz zu seinem Erzrivalen Adidas, der seine Produktion in China seit 2010 um die Hälfte reduziert hat, spürt Puma immer noch die Auswirkungen eines Boykotts chinesischer Verbraucher, der durch die Äußerungen über die Behandlung uigurischer Muslime im März 2021 ausgelöst wurde. Das deutsche Unternehmen, das früher mehr als ein Viertel seiner Sportartikel in der Volksrepublik herstellte, ist bestrebt, seine Produktionsbasis und Lieferketten zu diversifizieren. Die hohen US-Zölle spielen dabei ebenso eine Rolle. Puma lässt jetzt mehr seiner Laufschuhe, Sportbekleidung und andere Produkte in Bangladesch, Kambodscha, Indonesien und Vietnam herstellen.
Google/Alphabet

Während Google in China mehr oder weniger blockiert ist, produziert Alphabet, die Muttergesellschaft der Suchmaschine, immer noch Hardware-Produkte in China. Doch auch damit könnte bald Schluss sein. Wegen der unterbrochenen Lieferketten hat der Tech-Riese die Produktion seines Pixel-Smartphones nach Vietnam verlagert, andere Smart-Home-Produkte sollen künftig in Thailand statt in der Volksrepublik hergestellt werden. Die Produktion von Cloud-Motherboards und Nest-Produkten ist bereits nach Taiwan und Malaysia abgewandert.
Die Verlagerung der Produktion weg von China hat sich zu einem längeren Prozess als ursprünglich erwartet entwickelt, da es in Ländern wie Vietnam zu Corona-Ausbrüchen kam. Einige der neuesten Pixel-Handys von Google jedoch werden inzwischen in Vietnam hergestellt, wie die „New York Times“ im September 2022 berichtete.
Airbnb

Der globale Unterkunfts-Gigant Airbnb stellte alle seine Angebote in China ein, als die Corona-Sperren den Tourismusmarkt im Land zum Erliegen brachten. Berichten zufolge unterhält das Unternehmen ein Büro in China, um chinesischen Touristen bei Buchungen in anderen Teilen der Welt zu helfen, hat jedoch den chinesischen Markt, in den es 2016 eingestiegen war, aufgegeben.
Blizzard Entertainment

Bereits seit Januar 2023 haben chinesische Spieler keinen Zugang mehr zu erfolgreichen Videospielen von Blizzard Entertainment wie „World of Warcraft“ oder „Diablo“. Das kalifornische Unternehmen hatte bereits im November 2022 das Ende der Zusammenarbeit mit dem chinesischen Partner NetEase angekündigt – wegen unüberbrückbarer Differenzen bezüglich Blizzards „Geschäftsprinzipien und Verpflichtungen gegenüber Spielern und Mitarbeitern“. Auch NetEase – das zweitgrößte Spieleunternehmen in China – teilte mit, dass sich die Partner nicht über die wichtigsten Bedingungen einigen konnten.
Nach Bekanntwerden des Kooperations-Aus fielen die NetEase-Aktien um etwa elf Prozent. Berichten zufolge scheiterten Blizzards Bemühungen, die Partnerschaft um weitere sechs Monate zu verlängern. Mit Auslaufen des Vertrages am 23. Januar 2023 verschwanden auch Blizzards beliebten Spiele, die seit 2008 in China erhältlich waren, von den Servern. Simon Zhu, NeatEase-Präsident für globale Investitionen und Partnerschaften, beschrieb die Abschaltung der Dienste als „einen sehr traurigen Moment“.

Das Karrierenetzwerk LinkedIn hat seinen Standort in China geschlossen. „Wir sehen uns in China mit einem deutlich schwierigeren Betriebsumfeld und höheren Compliance-Anforderungen konfrontiert“, teilte der Senior Vice President von LinkedIn, Mohak Shroff, in einer Erklärung mit. Das Unternehmen, das inzwischen zu Microsoft gehört, war dafür kritisiert worden, die Profile einiger Journalisten zu blockieren. Im Dezember 2021 wurde eine reine Jobversion der Website mit dem Namen InCareer eingeführt.
Stanley Black & Decker

Da der Handelskrieg zwischen den USA und China keine Anzeichen einer Abschwächung zeigt, hat auch Stanley Black & Decker seine Aktivitäten in China beendet. Der Hersteller von Industriewerkzeugen und Haushaltswaren schloss bereits im November 2021 seine Fabrik in Shenzhen nach 25 Jahren Betrieb endgültig.
Als Gründe für die Schließung wurden der wachsende Wettbewerb sowie steigende Arbeits- und Grundstückskosten genannt. Stanley Black & Decker eröffnete 2021 in der texanischen Stadt Fort Worth sein neues, rund 75 Millionen Euro teures und knapp 40.000 Quadratmeter großes Werk.
Hasbro

Der amerikanische Spielzeug-Gigant Hasbro hat einen erheblichen Teil seiner Produktion von China nach Vietnam und Indien abgezogen. Während das marktführende börsennotierte Unternehmen 2019 noch zwei Drittel seiner für den US-Markt bestimmten Produkte in der Volksrepublik hergestellt hatte, war es Ende 2020 nur noch die Hälfte.
Intel

Obwohl Intel bis heute auf die chinesische Wirtschaft setzt und in der Volksrepublik bleiben will, ist der Halbleiterchip-Hersteller aus dem Silicon Valley dem Beispiel vieler US-Unternehmen gefolgt und hat einen Teil seiner Produktion nach Vietnam verlagert.
Im November 2020 forderte der ehemalige CEO von Intel, Bob Swan, vom designierten US-Präsidenten Joe Biden eine „nationale Fertigungsstrategie“, um „sicherzustellen, dass amerikanische Unternehmen unter gleichen Wettbewerbsbedingungen konkurrieren“. Swan verwies auf die Dominanz Chinas auf dem Markt für Halbleiterchips im nächsten Jahrzehnt. Sein Nachfolger Pat Gelsinger bestätigte diese Botschaft im März 2021, als er eine 18,3-Milliarden-Euro-Investition für den Bau von zwei neuen Chipfertigungsanlagen in Arizona ankündigte.
Einige Monate später ließ Intel zudem verlauten, bis zu 80 Milliarden Euro in die Chipproduktion in Europa zu investieren, um angesichts der weltweiten Verknappung von Halbleitern zusätzliche Produktionskapazitäten zu schaffen.
Samsung

Mit Samsung Electronics kehrt ein weiterer Technologiekonzern China den Rücken. Der südkoreanische Konzern will 216 Milliarden Euro in den Bau von fünf Chipfabriken im eigenen Land investieren. Bereits 2019 hatte Samsung seine Smartphone-Fabrik in China geschlossen und den Ort des ehemaligen Hauptsitzes Berichten zufolge als Geisterstadt zurückgelassen. 2020 wurden weitere Schließungen verkündet. Im November 2020 schloss das Unternehmen seine einzige TV-Fabrik in der Volksrepublik. Im August 2022 stellte Samsung auch die Computerproduktion in seiner letzten Fabrik in China ein und verlagerte sie nach Vietnam.
Stattdessen konzentriert sich Samsung nun auf die Chipproduktion in den USA. Laut Kim Young-woo von SK Securities hat das Unternehmen „seine Strategie aufgrund des Technologiekrieges zwischen den USA und China überdacht und tendiert nun aufgrund der geopolitischen Risiken mehr zu den USA“. Die Entscheidung könnte durch den am 9. August 2022 unterzeichneten „US CHIPS and Science Act“ motiviert worden sein, der Chip-Herstellern in den USA Milliarden von Dollar unter der Bedingung gewährt, dass sie ihre Chip-Aktivitäten in den nächsten zehn Jahren nicht nach China ausweiten.
LG Electronics

Das südkoreanische Unternehmen LG tat es Samsung gleich und verlagerte einige seiner Produktionsstätten aus China. Um hohe US-Zölle zu vermeiden, wanderte die gesamte Herstellung von Kühlschränken für den amerikanischen Markt aus der chinesischen Provinz Zhejiang nach Südkorea ab.
GoPro

Noch bevor Corona die Lieferketten unterbrach und sich der Handelskrieg zwischen den USA und China weiter zuspitzte, hatte GoPro einen Großteil seiner Werke von China nach Mexiko verlagert – ein Schritt, den der amerikanische Hersteller von Action-Kameras bereits im Dezember 2018 angekündigt hatte.
Sony

Sony schloss seine Handy-Produktion in Peking 2019 und verlagerte sie in die Nähe von Thailands Hauptstadt Bangkok. Doch der japanische Konzern versicherte schnell, dass die Gründe Umsatzeinbußen und steigende Kosten in China, nicht aber der Konflikt mit den USA seien. Dazu versetzte der Tech-Konzern seine regionalen Manager im Juli 2020 von Hongkong nach Singapur.
Nike

Die Zulieferer von Nike verlagern bereits seit einiger Zeit ihre Produktionsstätten nach Südostasien und Afrika. Nach Berichten über die angebliche Misshandlung von muslimischen Uiguren in der Region überprüfte das Unternehmen auch seine Lieferketten in Xinjiang. Weite Teile der chinesischen Bevölkerung boykottierten daraufhin internationale Marken wie Nike, die sich gegen die Vorgänge in Xinjiang aussprachen. Die Verkäufe von Nike-Produkten in China sind aufgrund dieser Ereignisse und der Corona-Sperren zurückgegangen.
Sharp

Um unabhängiger von China zu werden, stellte die japanische Regierung im April 2020 umgerechnet 2,1 Milliarden Euro bereit, um Anreize für einheimische Unternehmen zu schaffen, ihre Produktion von der Volksrepublik nach Japan und Südostasien zu verlagern. Unter den 87 Firmen, die von den staatlichen Subventionen profitierten, war auch das Unterhaltungselektronik-Unternehmen Sharp, das mehrheitlich im Besitz des taiwanesischen Elektronikriesen Foxconn ist.
BlackRock

Die New Yorker Investmentbank BlackRock hatte vor, ein bedeutender Player auf dem chinesischen Markt zu werden. Im August 2020 erhielt der weltgrößte Vermögensverwalter von der chinesischen Wertpapieraufsichtsbehörde die Genehmigung, in Shanghai eine hundertprozentige gemeinsame Investmentfondsgesellschaft zu gründen. Im Mai 2021 erhielt die Bank außerdem eine Lizenz für ein Vermögensverwaltungsunternehmen, das sie gemeinsam mit der China Construction Corp und dem staatlichen Investor Temasek Holdings aus Singapur mehrheitlich besitzen wollte.
Im November 2022 gab das Unternehmen jedoch bekannt, dass es die Einführung seines börsengehandelten Fonds (ETF) in China auf „unbestimmte Zeit“ verschoben habe. Nach Angaben der Zeitung „Financial Times“ hat BlackRock diese Kehrtwende aufgrund der Spannungen zwischen den USA und China und dem Risiko politischer Gegenreaktionen sowie der Tatsache, dass US-Staatsanleihen derzeit eine höhere Rendite als chinesische Anleihen bieten, vollzogen.
Nintendo

Nintendo verlagerte 2019 einen Teil seiner Konsolen-Produktion von China nach Vietnam. Wie Sony auch erklärte das Unternehmen, dass dieser Schritt nichts mit dem Handelskrieg zwischen den USA und China zu tun habe, sondern vielmehr der Diversifizierung seiner Produktionsmöglichkeiten diene.
Steve Madden

Die Schuhe und Handtaschen von Steve Madden sollen nicht mehr in China hergestellt werden. Das hatte das New Yorker Modeunternehmen, das bereits von durch die Trump-Regierung auferlegten Zöllen getroffen war, schon vor längerer Zeit angekündigt. Die geplante Produktionsverlagerung nach Kambodscha, Brasilien, Mexiko und Vietnam, um so die Kosten für die US-Kunden im Rahmen zu halten, konnte jedoch erst 2021 nach der Corona-Pandemie wieder aufgenommen werden.
Old Navy/Gap

Neben vielen Unternehmen, die ihre Produktionsstätten in China schließen, habe auch eine Reihe internationaler Einzelhändler beschlossen, sich aus dem Land zurückzuziehen. Dazu gehört etwa Old Navy, Teil des Gap-Imperiums. Im März 2020 schloss die US-Bekleidungsfirma ihre zehn Geschäfte im Land.
Under Armour

Auch die US-amerikanische Sport- und Bekleidungsmarke Under Armour hat angesichts des Handelskriegs zwischen den USA und China einen Plan entwickelt, um ihre Abhängigkeit von der Produktion in China zugunsten von Ländern wie Vietnam, Jordanien, den Philippinen und Indonesien zu verringern. Während 2018 noch 18 Prozent der Waren in China produziert wurden, sollten es bis Ende 2023 nur noch sieben Prozent gewesen sein.
Superdry

Der britische Modehändler Superdry, der weltweit für seine amerikanischen Designs mit japanisch inspirierten Grafiken bekannt ist, hat sich nach einer strategischen Analyse vom chinesischen Markt verabschiedet. Aufgrund von sinkenden Umsätzen beschloss das Unternehmen, alle 25 eigenen Geschäfte sowie 41 Franchise-Standorte zu schließen. Wie viele andere Unternehmen importiert auch Superdry zunehmend Kleidung von indischen Lieferanten statt aus China.
Space NK

Auch Space NK hat sich aus China zurückgezogen. Der 1993 in London gegründete Luxus-Beauty-Händler expandierte 2018 nach China, beschloss jedoch 2020, seine dortigen Aktivitäten wieder einzustellen. Die acht Standorte sind seit Mai 2020 Geschichte.
New York Times

Als Reaktion auf Pekings umstrittenes Sicherheitsgesetz, das im Juni 2020 in Kraft trat und die Meinungsfreiheit in Hongkong einschränkt, hat die „New York Times“ einen Teil ihrer Hongkong-Redaktion nach Seoul in Südkorea verlegt. Laut der Zeitung habe das Gesetz „Medien verunsichert, was die Zukunft von Hongkong als Drehscheibe für den Journalismus betrifft“.
Naver

Der Wirbel war groß, als Naver seinen Rückzug aus Hongkong ankündigte. Das südkoreanische Webservice-Unternehmen, das die Mehrheit an Line, Japans Antwort auf WhatsApp, besitzt, war die erste große ausländische Firma, die die Sonderverwaltungszone aufgrund von Sorgen um den Datenschutz verließ. Neuer Standort ist Singapur.
Quanta Computer

Die taiwanesische Firma Quanta Computer ist der weltweit drittgrößte Elektronikhersteller und ein wichtiger Zulieferer von Rechenzentrumsservern für amerikanische Technologieunternehmen wie Google und Facebook. Quanta Computer verlegte 2019 einen Teil seiner Fabriken für rund 450 Millionen Euro nach Taoyuan in Taiwan.
Dentons

Die mitarbeiterstärkste Anwaltskanzlei der Welt, Dentons, hat sich von ihrer chinesischen Dependance getrennt. Seit August 2023 agiert die Niederlassung in China als eigenständiges Unternehmen. Unter ihrem bisherigen lokalen Namen Dacheng wird sie weiterhin als „bevorzugte Kanzlei“ mit Dentons zusammenarbeiten.
Als Grund für den Rückzug aus dem China-Geschäft nannte Dentons in einer Mitteilung „neue Anforderungen an Datenschutz, Cybersicherheit, Kapitalkontrolle und Governance“.
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