Wie dieser Betrüger fast die US-Wirtschaft zusammenbrechen ließ
Die unglaubliche Geschichte von Hochstapler Victor Lustig

Er gilt als einer der raffiniertesten Trickbetrüger aller Zeiten: Victor Lustig verkehrte geschickt zwischen der High Society und der kriminellen Unterwelt des frühen 20. Jahrhunderts. So gelangen dem gebürtigen Österreicher einige der größten Betrügereien der Geschichte – ein Falschgeldskandal, der fast die US-Wirtschaft zusammenbrechen ließ, und gleich zweimal der Verkauf des Eiffelturms. Sehen Sie hier die unglaubliche Geschichte des Hochstaplers in Bildern.
Der „Graf“ mit 47 Decknamen

Lustig benutzte insgesamt 47 verschiedene Decknamen im Laufe seines Lebens. Er sprach fünf Sprachen fließend und hatte Dutzende Pässe. Am liebsten gab er sich als „Graf Victor Lustig“ aus, der angeblich mehrere schöne Schlösser in Europa besaß. In Wirklichkeit stammte er aus wesentlich bescheideneren Verhältnissen.
Geheimnisvolle Herkunft
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Noch heute birgt Lustigs Herkunft Geheimnisse. In polizeilichen Vernehmungen gab der Betrüger an, aus Arnau in Böhmen zu kommen, einer Kleinstadt im heutigen Tschechien. Er sprach gelegentlich davon, dass sein Vater Bürgermeister der Stadt gewesen sei, doch später behauptete er dann, seine Eltern seien „die ärmsten Menschen“ gewesen.
Frühe Verbrechen

Als Teenager machte sich Lustig einen Ruf als Straßenkrimineller. Er entwickelte sich schnell vom Taschendieb zum Bettler und Straßengauner. Kriminalzeitschriften aus der damaligen Zeit beschreiben ihn als jemanden, der jeden Kartentrick perfektioniert habe.
Die Reichen bestehlen

Lustig argumentierte immer, dass er nur klaute, um zu überleben, und es nur auf die Reichen und Gierigen abgesehen hatte. Auf Kreuzfahrtschiffen, die zwischen Frankreich und New York verkehrten, fand er viele solcher Menschen.
Krimineller Ruf in den USA

Schon nach kurzer Zeit war Lustig den Behörden in 40 US-Städten bekannt. Einige nannten ihn „den Vernarbten“, da er sich eine Narbe auf seiner linken Wange von einem eifersüchtigen Rivalen in Paris zugezogen hatte. Trotz seiner Betrügereien benutzte Lustig nie eine Waffe und tauchte am liebsten in der Menge unter.
Al Capone ausgetrickst

Lustig beklaute auch namhafte Persönlichkeiten mit allen Tricks und Gaunereien. So geriet einst auch der berüchtigte Mafia-Boss Al Capone in sein Visier. Zum Glück für Lustig bemerkte Capone allerdings nie, dass er betrogen worden war.
Die Gelddruckmaschine

Lustigs erfolgreichste Betrugsmasche zu der Zeit war es, seine Opfer davon zu überzeugen eine angebliche Gelddruckmaschine zu kaufen. Das Gerät aus Zedernholz hatte viele komplizierte Knöpfe, was sehr überzeugend auf die Betrugsopfer wirkte. Ein Käufer zahlte mehr als 40.000 Dollar für die Maschine.
Falsche Investitionen

Schon nach kurzer Zeit hatte Lustig ein ganzes Repertoire an Betrügereien perfektioniert, von falschen Pferderennen bis hin zu ausgedachten Immobilieninvestitionen. Er machte ein beträchtliches Vermögen mit seinen Tricks, die ihn schon bald zur Zielscheibe der Polizei in ganz Amerika machten.
Der Eiffelturm-Betrug

1925 las Lustig einen Zeitungsartikel über den langsamen Verfall des Eiffelturms. Die Geschichte brachte ihn auf die Idee, das Bauwerk, das lediglich für die Weltausstellung 1889 errichtet worden war, zum Verkauf anzubieten. Mit gefälschten Regierungspapieren schrieb er Schrotthändler an und log ihnen vor, dass der Eiffelturm abgerissen werden müsse. So hätten sie nun die einmalige Gelegenheit, das Altmetall zu kaufen.
Das Betrugsopfer schweigt

Der Gedanke an all den wertvollen Schrott war für einen Händler zu schön, um widerstehen zu können. Er zahlte mindestens eine Million Francs. Als der Betrug aufflog, war er aber so beschämt, dass er das Verbrechen nie meldete. Lustig tauchte unter und nutzte die Gelegenheit, die gleiche Masche noch einmal zu versuchen.
Der Falschgeldskandal

Wieder in den USA startete Lustig 1930 eine massive Falschgeldoperation, bei der er 100.000 Dollar in den Verkehr brachte (nach heutigem Geldwert wären das 1,4 Mio. Dollar/ 1,2 Mio. Euro). Er fälschte 100-Dollar-Scheine, obwohl diese von Bankangestellten am genausten auf ihre Echtheit geprüft wurden. Doch sein Falschgeld war so gut, dass die Regierung damals sogar befürchtete, dass es das Vertrauen in die Währung untergraben könnte.
Staatsfeind Nummer eins

Lustigs Geldfälscherei machte ihn zum Staatsfeind Nummer eins und die Ermittler waren ihm bald auf den Fersen. Der Geheimagent Peter Rubano schwor, den Hochstapler hinter Gitter zu bringen. Die nächsten Jahre waren ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen dem Secret Service und dem cleveren Betrüger.
Ein Meister der Tarnung

Lustig zu fangen war keine leichte Aufgabe. Der Betrüger hatte viele verschiedene Verkleidungen und Kostüme, die er in einem Koffer bei sich führte. Sah er in einem Moment wie ein Geschäftsmann aus, war er im anderen wie ein Priester gekleidet.
Endlich gefasst

Am 10. Mai 1935 gelang es Ermittler Rubano schließlich, den Hochstapler zu fassen. Lustig (Bildmitte) wurde von seiner eigenen Freundin verraten, die eine Affäre ihres Geliebten witterte und ihn deshalb den Beamten auslieferte. Kurz darauf hieß es für Lustig „Hände hoch!“. Ganz der Gentleman, übergab er in Ruhe seinen Koffer voller teurer Anzüge.
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Der Gefängnisausbruch

Lustig saß allerdings nicht lange hinter Gittern. Während er im Gefängnis in Manhattan auf seinen Prozess wartete, knotete er ein Seil aus Bettlaken zusammen, durchbrach die Gitterstäbe und floh durchs Fenster seiner Zelle. Verblüfft sahen ihm Passanten dabei zu, wie er sich aus dem Gebäude abseilte, sich kurz verbeugte und dann verschwand.
Auf der Flucht

Lange frei war Lustig allerdings auch nicht. Seine Flucht löste eine gefährliche Verfolgungsjagd mit der Polizei aus. Die Polizisten blockierten schließlich die Räder von Lustigs Auto, was den Wagen zum Stehen brachte. Der Hochstapler ergab sich gelassen der Polizei und sagte: „Also Jungs, hier bin ich.“
Nach Alcatraz verbannt

Lustig (rechts im Bild) wurde im November 1935 einem Richter vorgeführt und zu 20 Jahren Haft im berüchtigten Gefängnis von Alcatraz verurteilt. Während der gesamten Verhandlung blieb der Betrüger ruhig, gefasst und höflich. Ein Geheimdienstagent war so beeindruckt, dass er sich angeblich vorbeugte und sagte: „Herr Graf, Sie sind der gelassenste Hochstapler aller Zeiten.“
Krankheit hinter Gittern

Im Gefängnis kränkelte Lustig sehr oder behauptete es zumindest. Während seiner Zeit in Alcatraz bat er mehr als tausend Mal um medizinische Behandlung. Das Gefängnispersonal ging von weiteren Täuschungsversuchen aus, 1947 aber erwiesen sich seine Beschwerden als wahr. Lustig wurde in eine gesicherte medizinische Einrichtung verlegt, wo er an den Folgen einer Lungenentzündung starb.
Bis zum Schluss ein Mysterium

Auch nach seinem Tod fasziniert der Hochstapler Victor Lustig die Welt bis heute. Ein Historiker versuchte, dem wahren Leben des Gauners in seiner Heimat auf den Grund zu gehen, konnte aber keinen einzigen Beweis finden. Es war, als hätte es Victor Lustig nie gegeben.
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