Diese Länder halten weiter an Russland fest
An Moskaus Seite

Viele Regierungen haben Sanktionen gegen Russland verhängt, die den Handel mit dem inzwischen weitgehend ausgestoßenen Staat unterbinden oder stark einschränken. Dennoch gibt es eine Reihe von Ländern, die weiterhin mit Russland Geschäfte machen – und somit indirekt Wladimir Putins Krieg in der Ukraine finanzieren. Lesen Sie hier, wer wie gewohnt weitermacht oder die Beziehungen sogar ausbaut.
Iran

Bereits im November 2022 wurde bekannt, dass der Iran von Russland nicht nur 140 Millionen Euro in bar, sondern auch jede Menge westlicher Waffen erhalten hatte. Diese sollen aus dem Vereinigten Königreich und den USA stammen und bei Kämpfen in der Ukraine erbeutet worden sein. Als Dank dafür erhielt Putin angeblich mehr als 160 unbemannte Drohnen. Berichten zufolge haben sich die Geschäftsbeziehungen beider Länder weiter gefestigt.
Iran

Im Juli 2022 unterzeichnete der Iran ein Abkommen mit dem russischen Energieunternehmen Gazprom in Höhe von umgerechnet rund 38 Milliarden Euro. Demnach will der Iran russisches Gas importieren und eigenes Gas weiter exportierten. Der strategische Zusammenschluss ermöglicht es Russland außerdem, Ölfelder und Gasvorkommen im Iran zu erschließen.
Da beide Länder wegen internationaler Sanktionen vom westlichen SWIFT-Zahlungssystem ausgeschlossen sind, haben sie ihre Bankkommunikations- und -transfersysteme miteinander verknüpft. Berichten zufolge wollen der Iran und Russland mit diesem alternativen Zahlungssystem ihr Handelsvolumen steigern. Außerdem ist eine mit Gold unterlegte Kryptowährung geplant, die den US-Dollar für Zahlungen im internationalen Handel schwächen könnte.
China

Zwar hat sich die chinesische Regierung gegen Putins gedrohtem Einsatz von Atomwaffen ausgesprochen, wirklich verurteilt hat das Land Russlands Einmarsch in die Ukraine allerdings bis heute nicht.
China gilt als der wichtigste Handelspartner des kriegführenden Landes. Und der Warenverkehr scheint zu florieren, denn laut eigenen Angaben erreichte der Handel mit Russland im Jahr 2022 ein Rekordhoch. Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine hat China seine Importe – vor allem von billigem russischem Öl und Gas – aus dem nördlichen Nachbarland stetig erhöht. Russland ist somit zum wichtigsten Energielieferanten Chinas geworden.
China

Dafür kaufte Russland chinesische Mikrochips und andere für sein Militär benötigte Komponenten und Rohstoffe. China bestreitet nach wie vor, Waffen an Russland zu verkaufen. Allerdings stiegen im vergangenen Jahr die Aluminiumoxid-Exporte in das kriegführende Land um das 400-Fache an. Die Sauerstoffverbindung des chemischen Elements Aluminium wird zum Beispiel für die Herstellung von Waffen und Flugzeugen verwendet.
Nicht nur in der Rüstungsindustrie ist ein Anstieg des Handels zu verzeichnen. Da westliche Unternehmen nicht mehr an Russland verkaufen, bezieht die Föderation viele Konsumgüter wie Autos, Maschinen und Ausrüstungen aus China.
Belarus

Vor dem Krieg gegen die Ukraine war Deutschland der zweitwichtigste Handelspartner Russlands, gefolgt von den Niederlanden, Belarus und den USA. Während die drei westlichen Länder den Handel mit Russland aufgrund der Aggression eingeschränkten, hat Belarus das Gegenteil getan und die Exporte gesteigert. Mittlerweile ist der osteuropäische Binnenstaat nach China der zweitwichtigste Handelspartner Russlands. Und eine wichtige Importquelle: So nimmt Belarus dem Westen Konsumgüter wie Smartphones und Autos ab und exportiert diese in sein östliches Nachbarland.
Belarus

Wenig überraschend, schließlich ist Belarus der treueste Verbündete Russlands, der sich offen zu Putin bekennt. Sein Staatschef und Diktator Alexander Lukaschenko wird sogar als Marionette des Kremls bezeichnet. Belarus' Bereitschaft, trotz Sanktionen mit Russland Handel zu treiben, ist aber wahrscheinlich das geringste Problem für den Westen. Das ehemalige Sowjetland hat gegen die UN-Resolution gestimmt, den Krieg in der Ukraine zu beenden, und es Russland erlaubt, von seinem Territorium aus Raketen auf die Ukraine abzufeuern. Sogar den Transport russischer Truppen, Panzer und Flugzeuge hat Lukaschenko ermöglicht – womit sich das Land selbst Sanktionen eingehandelt hat.
Türkei

Als Ausreißer innerhalb der NATO legt die Türkei im Vergleich zu den anderen Mitgliedern eine sehr nachsichtige Haltung gegenüber Russland an den Tag. Obwohl die Regierung in Ankara die Invasion in der Ukraine als unrechtmäßig bezeichnete, verfolgt Präsident Recep Tayyip Erdogan eine Politik der Neutralität. Und weigert sich, Sanktionen zu verhängen. Noch immer blockiert die Türkei übrigens den NATO-Beitritt von Finnland und Schweden. Beide Länder hatten nach Russlands Angriff auf die Ukraine am 24. Februar 2022 die Aufnahme ins militärische Verteidigungsbündnis beantragt.
Türkei

Die Handelsbeziehungen zwischen der Türkei und Russland verstärkten sich im Jahr 2022. Der bilaterale Warenaustausch verdoppelte sich im April des vergangenen Jahres, als die Türkei – als eines der wenigen Länder – die Ausfuhren nach Russland steigerte. Gleichzeitig wurden die Importe von russischem Öl erhöht. So bezog die Türkei mit 246.000 Barrel pro Tag dreimal so viel wie noch im Vormonat März. Im August 2022 stiegen die türkischen Exporte nach Russland um 110 Prozent. Berichten zufolge sollen die Präsidenten Putin und Erdoğan vereinbart haben, den Handel zwischen ihren Ländern bis 2030 auf 95 Milliarden Euro zu steigern.
Russland sieht in der Türkei genau wie in Belarus eine Möglichkeit, westliche Sanktionen wie etwa bei Haushaltsgeräten und elektronischen Waren zu umgehen. Das russische Transportunternehmen FESCO hat die Schiffsverkehr-Kapazitäten zwischen den beiden Ländern im Schwarzen Meer erhöht und auf zusätzliche Häfen ausgebaut.
Kasachstan

Nach dem Angriff auf die Ukraine versuchte Kasachstans Präsident Kassym-Jomart Tokajew die diplomatische Gratwanderung. Einerseits wollter er den Westen besänftigen, andererseits es sich aber auch nicht mit den Verbündeten in Moskau verscherzen. Das hätte er aber allerdings fast: Auf dem Sankt Petersburger Wirtschaftsforum im Juni 2022 wagte er es, die Rechtmäßigkeit der Republiken Donezk und Luhansk infrage zu stellen, während er direkt neben Präsident Putin saß.
Kasachstan

Trotz dieses Vorstoßes gelten die Beziehungen zwischen Russland und Kasachstan nach wie vor als solide. Im vergangenen Jahr hatte sich der bilaterale Handel sogar vervierfacht, der allein im ersten Quatral 2022 einen Wert von umgerechnet rund elf Milliarden Euro erreichte. Viele der nach Russland verkauften Waren wie Computer oder Mobiltelefone stammen aus westlichen Ländern – von Kasachstan importiert und dann nach Russland reexportiert. Mittlerweile sind bereits umgerechnet rund 16 Miilarden Euro aus Russland in die Wirtschaft der ehemaligen Sowjetrepublik geflossen. Weitere gemeinsame und ehrgeizige Infrastruktur-Megaprojekte sollen bereits in Arbeit sein.
Trotdem bemüht sich die Regierung von Präsident Tokajew um einen guten Draht zum Westen, was womöglich daran liegt, dass die EU derzeit versucht, Kasachstan mit Handelsmöglichkeiten und erneuerbaren Energien zu umwerben.
Indien

Wie einige andere asiatische Länder hat auch Indien eine neutrale Haltung gegenüber dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine eingenommen – schon allein seiner geopolitischen Lage wegen. Das siebtgrößte Land der Erde pflegt zwar sowohl mit Russland als auch mit der Ukraine eine offene Kommunikation, Indiens Außenminister Subrahmanyam Jaishankar allerdings bezeichnete die Landesbeziehungen zu Moskau als „stark und beständig“. Die Nation betrachtet Russland weiterhin als nützliches Gegengewicht zur wachsenden Macht Chinas. Zusätzliche Vorteile sind die derzeit günstige Energie aus Russland sowie seine Investitionsmöglichkeiten.
Indien

Und so deckte sich Indien im vergangenen Jahr mit mit einer Menge verbilligtem russischem Öl ein. Die Einfuhren stiegen von 100.000 Barrel pro Tag im Januar 2022 auf ein Rekordwert von 870.000 pro Tag im Mai 2022. Nach Angaben der britischen Zeitung „Financial Times“ war Russland im November desselben Jahres Indiens wichtigster Öllieferant – eine Position, die es bis Dezember 2022 beibehielt.
Auch bei russischem Flüssigerdgas und Kohle griff Indien mächtig zu, allein die Kohleeinfuhren stiegen im ersten Quartal 2022 um 345 Prozent. Insgesamt sind noch zwölf große indische Unternehmen in Russland tätig.
Brasilien

Russland ist bestrebt, die Beziehungen zu seinen BRICS-Bündispartnern Brasilien, Indien, China und Südafrika weiter zu vertiefen. Auf der letzten Jahreskonferenz im Juni 2022 erklärte Putin (hier noch im Bild mit Brasiliens Ex-Präsident Bolsorano), dass der Handel zwischen Russland und den BRICS-Ländern in den ersten drei Monaten des Jahres um 38 Prozent gestiegen sei.
Wie Indien und China hat sich auch Brasilien in Bezug auf den Krieg gegen die Ukraine neutral verhalten. Es ist aber noch zu früh, um zu beurteilen, wie der neue Präsident Luiz Inácio Lula da Silva die Beziehungen des Landes zu Moskau gestalten wird.
Brasilien

Präsident Putin tut gut daran, den brasilianischen Staatschef – seit 1. Januar 2023 im Amt – zu hofieren. 2022 erreichte der Handel zwischen den beiden Ländern ein Rekordhoch. Die russischen Exporte nach Brasilien haben sich in der ersten Jahreshälfte 2022 fast verdoppelt, was Russland zum fünftgrößten Lieferanten des lateinamerikanischen Landes machte. Dies ist vor allem auf die Ausfuhren von Düngemitteln und Kraftstoffen zurückzuführen. Brasilianische Exporte nach Russland hingegen haben zum ersten Mal den Wert von umgerechnet knapp einer Milliarde Euro überschritten.
Südafrika

Ähnlich wie die BRICS-Kollegen China, Indien und Brasilien spricht sich auch Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa gegen die westlichen Sanktionen gegen Russland aus. Die guten Beziehungen der beiden Länder reichen bis in die Zeit zurück, als die UdSSR den Kampf gegen die Apartheid unterstützte.
Südafrika

In die Kritik geriet Südafrika, als es russischen Milliardären erlaubte, ihre Superyachten im Hafen von Kapstadt zu parken. Und mitterweile dürfen dort sogar Kriegsschiffe und andere sanktionierte Schiffe einlaufen. Noch beunruhigender für den Westen sind die gemeinsamen Marineübungen mit China und Russland, die Ende Februar 2023 ausgeführt wurden und mit dem Jahrestag der russischen Invasion der Ukraine zusammenfielen.
Viele Politikexperten können derzeit Südafrikas Beziehung zu Russland nicht wirklich einschätzen. Einerseits betreibt die Republik mit den Russen – im Vergleich zum hohen Handelsvolumen mit Ländern wie etwa der USA – einen vernachlässigbaren Warenverkehr. Andererseits stößt Russlands antiimperialistische und antiwestliche Rhetorik bei vielen afrikanischen Ländern, die als ehemalige Kolonien vom Westen unterdrückt wurden, auf offene Ohren.
Sri Lanka

Sri Lanka befindet sich in der schwersten Finanzkrise seit seiner Unabhängkeit vor 70 Jahren. 2022 konnte das Land seine Schulden nicht mehr bedienen, die Inflation stieg auf einen Höchststand von 90 Prozent. Wegen der steigenden Kosten für lebensnotwendige Güter wie Nahrungsmittel, Treibstoff und Medikamente konnten viele Bürger nicht mal mehr ihre Grundbedürfnisse befriedigen. Im ganzen Land kam es zu Protesten und Gewalt (hier ein Bild von Anfang Juli 2022), die Mitte Juli zum Rücktritt des damaligen Präsidenten Gotabaya Rajapaksa führten.
Sri Lanka

Eine Woche zuvor hatte sich der ehemalige Präsident Rajapaksa (hier auf dem COP-26-Gipfel) in seinem Bemühen, die Treibstoffversorgung Sri Lankas zu sichern und die Spannungen abzubauen, an Russland gewandt. „Ich habe um ein Angebot für eine Kreditunterstützung zur Einfuhr von Treibstoff gebeten“, twitterte Rajapaksa und fügte hinzu: „Wir waren uns einig, dass die Stärkung der bilateralen Beziehungen in Bereichen wie Tourismus, Handel und Kultur für die Festigung der Freundschaft zwischen unseren beiden Nationen von größter Bedeutung ist.“
Moskau hatte sich bereit erklärt, das südasiatische Land beim Bau von zwei Mini-Kernkraftwerken zu unterstützen, und hat die Möglichkeit angedeutet, weitere zu bauen.
Andere Länder, die weiter Geschäfte mit Russland machen

Auch viele andere Länder pflegen weiterhin ihre Handelsbeziehungen mit Russland. Armenien als sein langjähriger Verbündeter zum Beispiel oder Indonesien, dessen Regierungschef Joko Widodo im Juni 2022 mit Präsident Putin zusammentraf (im Bild). Nach Angaben des russischen Staatschefs stieg der Handel zwischen den beiden Ländern im vergangenen Jahr um 42 Prozent. Auch Israel scheint seine Handelsbeziehungen zur Föderation auszubauen. Ausfuhren nach Russland sollen in den vergangenen Monaten zugenommen haben.
Andere Länder, die weiter Geschäfte mit Russland machen

Seit dem Einmarsch in die Ukraine Ende Februar 2022 haben mehrere Länder Sanktionen gegen Russland verhängt. Darunter die USA, die EU-Staaten, Japan, das Vereinigte Königreich, Kanada, Südkorea, Australien, die Schweiz, Norwegen, Taiwan, Singapur, Neuseeland und die Bahamas. Zu den strengen Maßnahmen gehören Öl- und Goldembargos, Exportverbote für kritische Technologien und das Einfrieren von Oligarchen-Vermögen. Von diesen weitreichenden Sanktionen sind jedoch einige Schlüsselindustrien und -rohstoffe ausgenommen. Atombrennstoff zum Beispiel.
Dies brachte die deutsche Bundesregierung im September 2022 in eine missliche Lage. Sie konnte nicht verhindern, dass eine russische Uranlieferung – für französische Kernkraftwerke bestimmt – zur Verarbeitung im niedersächischen Lingen landete (hier im Bild: Bundeskanzler Olaf Scholz (r.) mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron). Laut einem Sprecher des Umweltministeriums habe der deutsche Staat „keine rechtliche Handhabe“, um die Einfuhr von Uran aus Russland zu verhindern. „Sie können sich vorstellen, dass wir solche Urantransporte wegen der russischen Invasion, aber auch wegen des deutschen Atomausstiegs im Allgemeinen, sehr kritisch sehen.“
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