Diese bekannten Marken verlassen China
Firmen, die dem Reich der Mitte den Rücken kehren

Zwischen den USA und China tobt ein Handelskrieg, die Fronten zwischen dem Westen und Peking verhärten sich – Stichwort Diebstahl geistigen Eigentums, Menschenrechtsverletzungen und die Rückgabe von Hongkong an die Volksrepublik –, weshalb immer mehr internationale Firmen die Volksrepublik verlassen. Laut dem Forschungsinstitut Gartner will ein Drittel der Unternehmen bis Ende 2023 zumindest einen Teil seiner Produktion aus China abziehen. Corona-bedingte Verkaufseinbrüche und Unterbrechungen der Lieferketten sowie steigende Produktionskosten haben den Exodus weiter beschleunigt. Sehen Sie hier, welche bekannte Marken der Volksrepublik jetzt ganz oder teilweise den Rücken kehren …
Stanley Black & Decker

Da der Handelskrieg zwischen den USA und China keine Anzeichen einer Abschwächung zeigt, ist auch Stanley Black & Decker in Bewegung. Der Hersteller von Industriewerkzeugen und Haushaltswaren schloss im November 2021 seine Fabrik in Shenzhen nach 25 Jahren Betrieb endgültig. Als Gründe für die Schließung wurden der wachsende Wettbewerb sowie steigende Arbeits- und Grundstückskosten genannt. Stanley Black & Decker hatte geplant, sein neues, 82 Millionen Euro teures Werk in Fort Worth, Texas, bis Ende 2020 zu eröffnen, doch die Eröffnung wurde nach hinten verschoben.
Dell

Als sich die Beziehungen zwischen den USA und China verschlechterten und sich der Handelskonflikt verschärfte, zog Dell ohne viel Aufsehen seine Produktions- und Lieferketten aus der Volksrepublik ab. Der „Nikkei Asian Review“ berichtete 2019, dass der Technologie-Riese einen neuen Hauptsitz in Texas plane und bis zu 30 Prozent seiner Laptop-Produktion von China in die USA verlagern wolle.
HP

Im selben Bericht bestätigte eine anonyme Quelle, dass auch HP 30 Prozent seiner Notebook-Herstellung aus China abziehen wolle. Hauptgrund für beide Unternehmen waren die erhöhten US-Zölle auf Tech-Produkte, die in China produziert und in den USA verkauft werden. Im Jahr 2021 wurde außerdem berichtet, dass HP seine chinesische Laserdruckerproduktion an das taiwanesische Unternehmen Foxconn verkauft habe.
Hasbro

Der amerikanische Spielzeug-Gigant Hasbro hat einen erheblichen Teil seiner Produktion von China nach Vietnam und Indien abgezogen. Hatte die führende börsennotierte Firma 2019 noch zwei Drittel ihrer für den US-Markt bestimmten Produkte in der Volksrepublik hergestellt, war es Ende 2020 nur noch die Hälfte.
Intel

Obwohl Intel bis heute auf die chinesische Wirtschaft baut und in der Volksrepublik bleiben will, ist der im Silicon Valley ansässige Hersteller von Halbleiterchips dem Beispiel vieler US-Unternehmen gefolgt und hat Teile seiner Produktion nach Vietnam abgezogen. Im November 2020 ersuchte Intels ehemaliger CEO, Bob Swan, dem designierten US-Präsidenten Joe Biden um eine „nationale Fertigungsstrategie“, um „sicherzustellen, dass amerikanische Unternehmen unter gleichen Wettbewerbungsbedingungen konkurrieren“. Swan bezog sich dabei auf die Dominanz Chinas am Halbleiterchip-Markt im nächsten Jahrzehnt. Sein Nachfolger Pat Gelsinger bestätigte diese Botschaft im März 2021 und kündigte an, etwa 18 Milliarden Euro in den Bau neuer Fertigungsstätten in Arizona und Ohio zu investieren.
Im September 2021 kündigte Intel außerdem an, bis zu 87 Milliarden Euro in die Produktion von Chips in Europa zu investieren, um angesichts des weltweiten Halbleitermangels zusätzliche Produktionskapazitäten zu schaffen. Jüngsten Berichten zufolge ist der Bau einer europäischen Giga-Fabrik in Magdeburg geplant.
Samsung Electronics

Doch nicht nur amerikanische Unternehmen planen den Rückzug. Der südkoreanische Konzern Samsung hat bereits 2019 seine Smartphone-Fabrik in China geschlossen und der Ort mit dem ehemaligen Hauptsitz gleicht Berichten zufolge nun einer Geisterstadt. 2020 reduzierte die Firma weiter ihre Präsenz: Im August 2022 stellte Samsung die Computer-Produktion in seinem letzten Werk in China ein und zog nach Vietnam, im November folgte die TV-Produktion.
Stattdessen wird sich Samsung Berichten zufolge auf die Chip-Produktion in den USA konzentrieren. Laut Kim Young-woo von SK Securities hat das Unternehmen „seine Strategien aufgrund des Technologiekriegs zwischen den USA und China überdacht und tendiert nun aufgrund der geopolitischen Risiken stärker zu den USA“. Die Entscheidung dürfte durch den am 9. August 2022 unterzeichneten US CHIPS and Science Act motiviert sein, der Chip-Herstellern in den USA Milliarden von Dollar unter der Bedingung gewährt, dass sie in den nächsten zehn Jahren nicht ihre Chip-Aktivitäten in China ausweiten.
LG Electronics

Das südkoreanische Unternehmen LG tat es Samsung gleich und verlagerte einige seiner Produktionsstätten aus China. Um hohe Zölle zu vermeiden, wanderte etwa die gesamte Herstellung von Kühlschränken für den amerikanischen Markt aus der chinesischen Provinz Zhejiang nach Südkorea ab.
Puma

Im Gegensatz zu seinem Erzrivalen Adidas, der seine Produktion in China seit 2010 um die Hälfte reduziert hat, spürt Puma immer noch die Auswirkungen eines Boykotts chinesischer Verbraucher, der durch die Äußerungen über die Behandlung uigurischer Muslime im März 2021 ausgelöst wurde. Das Unternehmen, das früher mehr als ein Viertel seiner Produkte in der Volksrepublik herstellte, ist bestrebt, seine Produktionsbasis und Lieferketten zu diversifizieren. Die hohen US-Zölle spielen dabei ebenso eine Rolle. Es lässt jetzt mehr seiner Laufschuhe, Sportbekleidung und anderen Produkte in Bangladesch, Kambodscha, Indonesien und Vietnam herstellen.
Airbnb

Der globale Unterkunfts-Gigant Airbnb hat alle seine Angebote in China eingestellt, da die COVID-19-Sperren den Tourismusmarkt im Land hart getroffen haben. Berichten zufolge will das Unternehmen ein Büro in China aufrechterhalten, um chinesischen Touristen bei Buchungen in anderen Teilen der Welt zu helfen, hat jedoch den chinesischen Markt, in den es 2016 eingestiegen ist, aufgegeben.
Sharp

Um unabhängiger von China zu werden, investierte die japanische Regierung im April 2020 243,5 Milliarden Yen (1,9 Mrd. Euro) in neue Produktionswerke in Japan und Südasien. Unter den 87 Firmen, die von den staatlichen Subventionen profitierten, war auch das Unterhaltungselektronik-Unternehmen Sharp, das mehrheitlich im Besitz der taiwanesischen Foxconn ist.
Kia Motors

Ebenso wie Samsung und LG schloss auch der südkoreanische Autohersteller Kia 2019 eines seiner wichtigsten Werke in China. Das in Seoul ansässige Unternehmen begründete den Schritt mit dem Umsatzeinbruch in der Volksrepublik, nachdem zwei Jahre zuvor südkoreanische Unternehmen aufgrund der Stationierung eines in den USA hergestellten Raketenabwehrsystems durch das Militär boykottiert worden waren. Im Jahr 2021 entfielen nur 5,6 Prozent der Kia-Fahrzeugverkäufe auf China, verglichen mit 16,8 Prozent in Europa, 19,2 Prozent in Korea und 21,2 Prozent in den USA.
Hyundai Motor Group

Wenig überraschend reduzierte auch die Muttergesellschaft von Kia, die Hyundai Motor Group, ihre Präsenz. Infolge der Umsatzeinbußen schloss das südkoreanische Unternehmen im Mai 2019 sein Werk in Peking. Die Hyundai-Gruppe verzeichnete in China 2020 Verluste von 1,152 Billionen Won (84 Mio. Euro) – das größte Minus seit der Eröffnung der dortigen Produktionsstätte 2002. Während Hyundai die Produktion in China zurückschraubte, baute der Konzern diese in Indien aus.
Hyundai Mobis

Die Firma Hyundai Mobis, die der Hyundai-Gruppe und Kia zuliefert, folgte dem Beispiel und zog sich aus Peking zurück. Im Gegenzug erhöhte man die Investitionen in Südkorea und baut derzeit in der Stadt Pyeongtaek eine dritte Fabrik für Elektrofahrzeug-Teile. Die Anlage wurde in der zweiten Jahreshälfte 2021 fertiggestellt. Die bisherigen Standorte sind Chungju und Ulsan.
Nike

Die Zulieferer von Nike verlagern bereits seit einiger Zeit ihre Produktionsstätten nach Südostasien und Afrika. Nach Berichten über die angebliche Misshandlung von muslimischen Uiguren in der Region überprüfte das Unternehmen auch seine Lieferketten in Xinjiang. Weite Teile der chinesischen Bevölkerung boykottierten daraufhin internationale Marken wie Nike, die sich gegen die Vorgänge in Xinjiang aussprachen. Die Verkäufe von Nike-Produkten in China sind aufgrund dieser Ereignisse und der COVID-Sperren zurückgegangen.
Google/Alphabet

Während Google in China mehr oder weniger gesperrt ist, produziert Alphabet, die Muttergesellschaft der Suchmaschine, im Land immer noch Hardwareprodukte. Doch auch damit könnte in Kürze Schluss sein. Aufgrund der unterbrochenen Lieferketten hat der Tech-Gigant die Herstellung seines Smartphones Pixel nach Vietnam verlagert, andere Waren sollen künftig in Thailand statt in der Volksrepublik produziert werden. Die Herstellung der Cloud-Motherboards und Nest-Produkte wiederum wandert nach Taiwan und Malaysia ab.
Die Verlagerung der Produktion weg von China hat sich zu einem längeren Prozess als ursprünglich erwartet entwickelt, da es in Ländern wie Vietnam zu Ausbrüchen von COVID-19 kam. Einige der neuesten Pixel-Handys von Google jedoch werden jetzt in China hergestellt, wie die „New York Times“ im September 2022 berichtete.

Das Karrierenetzwerk LinkedIn hat seinen Standort in China geschlossen. „Wir sehen uns in China mit einem deutlich schwierigeren Betriebsumfeld und höheren Compliance-Anforderungen konfrontiert“, teilte der Senior Vice President von LinkedIn, Mohak Shroff, als Begründung mit. Das Unternehmen, das inzwischen zu Microsoft gehört, war dafür kritisiert worden, die Profile einiger Journalisten zu blockieren. Im Dezember 2021 wurde eine reine Jobversion der Website mit dem Namen InCareer eingeführt.
GoPro

Noch bevor Corona die Lieferketten unterbrach und sich der Handelskrieg zwischen den USA und China weiter zuspitzte, hatte der amerikanische Hersteller von Action-Kameras einen Großteil seiner Werke von China nach Mexiko verlagert – ein Schritt, den GoPro bereits im Dezember 2018 angekündigt hatte.
Sony

Sony schloss seine Handy-Produktion in Peking 2019 und verlagerte sie in die Nähe von Thailands Hauptstadt Bangkok. Doch der japanische Konzern versicherte schnell, dass die Gründe Umsatzeinbußen und steigende Kosten in China, nicht aber der Konflikt mit den USA seien. Dazu versetzte der Tech-Konzern seine Manager 2020 von Hongkong nach Singapur.
BlackRock

Die New Yorker Investmentbank BlackRock hatte vor, ein bedeutender Player auf dem chinesischen Markt zu werden. Im August 2020 erhielt der weltgrößte Vermögensverwalter von der chinesischen Wertpapieraufsichtsbehörde die Genehmigung, in Shanghai eine hundertprozentige gemeinsame Investmentfondsgesellschaft zu gründen. Im Mai 2021 erhielt die Bank außerdem eine Lizenz für ein Vermögensverwaltungsunternehmen, das sie gemeinsam mit der China Construction Corp und dem staatlichen Investor Temasek Holdings aus Singapur mehrheitlich besitzen wollte.
Im November 2022 gab das Unternehmen jedoch bekannt, dass es die Einführung seines börsengehandelten Fonds (ETF) in China auf „unbestimmte Zeit“ verschoben habe. Nach Angaben der „Financial Times“ hat BlackRock diese Kehrtwende aufgrund der Spannungen zwischen den USA und China und dem Risiko politischer Gegenreaktionen sowie der Tatsache, dass US-Staatsanleihen derzeit eine höhere Rendite als chinesische Anleihen bieten, vollzogen.
Nintendo

Nintendo verlagerte 2019 einen Teil seiner Konsolen-Produktion von China nach Vietnam, begründete dies aber, wie Sony, ebenfalls mit wirtschaftlichen anstatt politischen Gründen. Man wolle, so hieß es, nicht von einem einzigen Land abhängig sein.
Steve Madden

Die Schuhe und Handtaschen von Steve Madden werden künftig nicht mehr in China hergestellt. Das in New York ansässige Modeunternehmen wurde von den Zöllen getroffen, die die Trump-Regierung auferlegt hatte. Es plant nun, die Produktion seiner Schuhe und Accessoires schrittweise nach Kambodscha, Brasilien, Mexiko und Vietnam zu verlagern. Damit sollen die Kosten für die US-Kunden im Rahmen gehalten werden.
Old Navy/Gap

Viele Unternehmen schließen nicht nur ihre Produktionsstätten in China, sondern ziehen sich gleich ganz aus dem Land zurück. Dazu gehört etwa Old Navy, Teil des Gap-Imperiums. Im März 2020 schloss die US-Bekleidungsfirma ihre zehn Geschäfte im Land. Stattdessen will man sich künftig auf den nordamerikanischen Markt konzentrieren.
Under Armour

Auch die amerikanische Sport- und Bekleidungsmarke Under Armour will lieber auf Nummer sicher gehen. Während 2018 noch 18 Prozent der Waren in China produziert wurden, sollen es 2023 nur noch sieben Prozent sein. Stattdessen kommen Länder wie Vietnam, Jordanien, die Philippinen und Indonesien zum Zug.
Superdry

Der britische Modehändler Superdry, der weltweit für seine amerikanischen Designs mit japanisch inspirierten Grafiken bekannt ist, verabschiedet sich nach einer strategischen Analyse vom chinesischen Markt. Aufgrund von sinkenden Umsätzen hat das Unternehmen beschlossen, alle 25 eigenen Geschäfte sowie die 41 Franchise-Standorte zu schließen. Wie viele andere Unternehmen importiert auch Superdry zunehmend Kleidung von indischen Lieferanten statt aus China.
Space NK

Auch Space NK hatte in China zu kämpfen. Der 1993 in London gegründete Luxus-Beauty-Händler expandierte 2018 nach China, beschloss jedoch 2020, sich wieder zurückzuziehen. Die acht Standorte sowie der Online-Shop Tmall sind seit Mai 2020 Geschichte.
New York Times

Als Reaktion auf Pekings umstrittenes Sicherheitsgesetzt, das im Juni 2020 in Kraft trat und die Meinungsfreiheit weiter einschränkte, hat die „New York Times“ einen Teil ihrer Redaktion in Hongkong nach Seoul in Südkorea verlegt. Laut der Zeitung habe das Gesetz „Medien verunsichert, was die Zukunft von Hongkong als Drehschreibe für den Journalismus betrifft“.
Naver

Der Wirbel war groß, als Naver seinen Rückzug aus Hongkong ankündigte. Das südkoreanische Webservice-Unternehmen, das die Mehrheit an Line, Japans Antwort auf WhatsApp, besitzt, war die erste große ausländische Firma, die China aufgrund von Sorgen um den Datenschutz verließ. Neuer Standort ist Singapur.
Quanta Computer

Taiwans Quanta Computer ist der weltweit drittgrößte Elektronikhersteller und ein wichtiger Zulieferer für amerikanische Technologieunternehmen wie Google und Facebook. Quanta Computer verlegte 2019 einen Teil seiner Fabriken für rund 460 Millionen Euro nach Taoyuan in Taiwan.
Lesen Sie jetzt: Diese fünf Länder wollen sich dem Westen entgegenstellen
Comments
Be the first to comment
Do you want to comment on this article? You need to be signed in for this feature