Sie waren einst die reichste Familie der Welt: Mit dem Ölgeschäft baute sich der Getty-Clan ein Vermögen auf. Doch die Geschichte der berühmt-berüchtigten Milliardärs-Dynastie ist nicht nur von Ruhm und Reichtum geprägt, sondern auch von Affären, Ehekriegen, Geiz, einer Entführung und tragischen Todesfällen. Erfahren Sie hier mehr über die vielen Schicksalsschläge der Gettys. Ein Überblick in Bildern ...
US-Dollar-Beträge wurden in Euro umgerechnet.
Adaptiert von Barbara Geier
Jean Paul Getty, besser bekannt als J. Paul Getty, wurde am 15. Dezember 1892 in Minneapolis (USA) geboren. Er war das einzige Kind des wohlhabenden Anwalts George Getty (im Bild) und dessen Ehefrau Sarah. Durch seine Tätigkeit im Versicherungs- und Gesellschaftsrecht in der boomenden Stadt im Mittleren Westen hatte George Getty ein ansehnliches Einkommen und ermöglichte J. Paul somit eine privilegierte Kindheit.
Mit weiser Voraussicht stieg George Getty 1903 in das wachsende Geschäft mit Erdöl ein und ging nach Oklahoma, wo er die Minnehoma Oil Company gründete. Oklahoma war das Zentrum der Ölindustrie, die damals noch in den Kinderschuhen steckte, und sollte bald der größte Produzent in den Vereinigten Staaten werden.
Innerhalb von nur zwei Jahren hatte Getty genug Geld verdient, um mit seiner Familie in ein prächtiges Anwesen in Los Angeles zu ziehen – und sein Sohn J. Paul wurde zu einem sehr reichen Teenager.
J. Paul war ein exzellenter Schüler und studierte an den besten Universitäten Kaliforniens sowie an der angesehenen Universität Oxford in England. Dort freundete er sich mit dem späteren britischen König Edward VIII. an, der damals Prinz von Wales war.
1914 machte der junge Amerikaner seinen Abschluss am Magdalen College in Oxford (Bild). Mit einem Diplom in Politik- und Wirtschaftswissenschaften verfügte der spätere Milliardär über ein solides Wissen in den Bereichen Finanzen und Handel und beherrschte zudem mehrere Sprachen fließend. Als Liebhaber der klassischen Antike hatte er auch Latein und Altgriechisch zu lesen gelernt. Und als Nächstes stand eine umfassende Einführung in das Thema Erdöl auf dem Plan …
Nachdem J. Paul im September 1914 in die USA zurückgekehrt war, lieh ihm sein Vater George – inzwischen Multimillionär – Geld, um Ölkonzessionen in der „Red-Beds“-Region in Oklahoma zu erwerben. Da die Gettys zu dem Zeitpunkt die einzigen waren, die an dieser spezifischen Stelle an Öl glaubten, konnte J. Paul die Konzessionen zu Tiefstpreisen erwerben – und sie nach dem tatsächlichen Ölfund zu massiv überhöhten Preisen wieder verkaufen.
Bis Juni 1916 hatte J. Paul seine erste Million verdient, was nach heutigem Wert umgerechnet beachtliche 28,3 Millionen Euro wären. Mit Geld im Überfluss auf dem Konto zog der 23-jährige Öl-Mogul zurück nach Los Angeles, wo er mehrere Jahre lang ein Leben in Saus und Braus genoss – ganz zum Entsetzen seines christlichen Vaters.
1919 zog J. Paul dann zurück nach Oklahoma und machte weiter, wo er aufgehört hatte. Er sicherte sich die ergiebigsten Ölquellen und verkaufte andere mit Gewinn. In den 1920er-Jahren verfeinerte der Jungunternehmer seine Gabe, schnell Geld zu machen, und verdiente weitere drei Millionen US-Dollar, was heute umgerechnet knapp 52,6 Millionen Euro entspricht.
J. Paul hatte einen Hang zu jüngeren Frauen und so heiratete er 1923 die gerade 18-jährige Jeanette Dumont. Seine Eltern erfuhren erst danach von der Hochzeit. Nur ein Jahr später kam der gemeinsame Sohn George Franklin II. (im Bild) zur Welt. Doch die Ehe hielt nicht lange und schon 1926 heiratete J. Paul Ehefrau Nummer zwei, Allene Ashby. Doch auch diese Ehe zerbrach und noch im selben Jahr trat J. Paul 1928 bereits zum dritten Mal vor den Traualtar. Ehefrau Nummer drei, Adolphine Helmle, brachte 1929 Sohn Jean Ronald zur Welt.
Wie er später selbst zugab, war J. Paul mit drei Ehen in fünf Jahren alles andere als ein idealer Ehemann. Bis zu seinem Tod brachte es der notorische Frauenheld auf nicht weniger als fünf Ehefrauen und unzählige Geliebte.
Für J. Paul stand seine Arbeit immer an erster Stelle und er verbrachte nur wenig Zeit mit seiner Familie. Ein 18-Stunden-Arbeitstag war im Leben des Öl-Moguls keine Seltenheit. Auch an Wochenenden und im Urlaub konnte er das Geschäft nicht ruhen lassen.
In einem Interview mit der „BBC“ sprach der Geschäftsmann 1963 darüber, wie schwer es für seine Frauen gewesen war, mit dem Geschäft konkurrieren zu müssen. Auch gibt es ein Schriftstück, in dem er sein großes Bedauern über das Scheitern seiner Ehen ausdrückte und zugab, dass er seinen Reichtum für eine glückliche und dauerhafte Beziehung eintauschen würde. Dazu kam es jedoch nie.
George Getty war zwar stolz auf den Geschäftssinn und die harte Arbeit seines Sohnes. Doch entsetzten ihn der frühere Lebemann-Lebensstil und die vielen gescheiterten Ehen von J. Paul. Scheidungen waren in den 1920er-Jahren gesellschaftlich noch sehr verpönt. George Getty war davon überzeugt, dass sein Sohn mit seinen Frauengeschichten das Familienunternehmen eines Tages ruinieren würde.
Möglicherweise spiegelte sich diese Enttäuschung im Testament des Getty-Patriarchen wider. Als er 1930 starb, hinterließ er J. Paul nur 500.000 US-Dollar. Das entspricht inflationsbereinigt heute etwa 8,7 Millionen Euro, war aber nur fünf Prozent des damaligen Gesamtvermögens. Der Großteil des Erbes sowie eine Mehrheitsbeteiligung an dem Unternehmen ging an J. Pauls Mutter Sarah.
Wie sich herausstellte, hatte J. Paul das Erbe seines Vaters ohnehin nicht nötig. Der junge Geschäftsmann hatte ein Gespür für das große Geld, sogar in den dunklen Zeiten der Großen Depression in den 1930er-Jahren. Entgegen allen Expertenratschlägen kaufte J. Paul Erdölvorräte zu Tiefstpreisen auf – was sich schließlich auszahlte.
Zu jener Zeit stieg J. Paul in die Pacific Western Oil Corporation ein und erwarb Anteile an der Mission Corporation, dem Mutterkonzern von Skelly Oil und Tidewater Oil. Daraus formierte sich schließlich das Unternehmen Getty Oil.
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J. Paul und Adolphine ließen sich 1932 scheiden. Noch im selben Jahr heiratete der Öl-Baron die Stummfilm-Schauspielerin Ann Rork (im Bild). Das Paar bekam zwei gemeinsame Kinder: John Paul Junior, den Vater des später entführten John Paul Getty III., und Gordon Peter.
Doch auch diese Ehe hielt nur wenige Jahre und das Paar trennte sich 1936. Laut J. Paul habe sich Ann über seine ständige Abwesenheit beschwert, während seine Ehefrau ihm Missbrauch und Vernachlässigung vorwarf.
Die fünfte Ehefrau von J. Paul war die Nachtclub-Sängerin Louise Dudley „Teddy“ Lynch. Das Paar (im Bild) heiratete 1939 in Rom, nachdem es sich vier Jahre zuvor in einem New Yorker Nachtclub kennengelernt hatte. Der gemeinsame Sohn Timothy war das fünfte und letzte Kind des Öl-Magnaten.
Auch diese Ehe stand unter keinem guten Stern: Als Louise ihren Mann um finanzielle Unterstützung für ihre Ausbildung zur Opernsängerin bat, stimmte dieser angeblich nur unter der Bedingung zu, dass sie ihm einen Anteil ihrer späteren Verdienste ausbezahlte, sollte sie eines Tages Erfolg haben.
Im Zweiten Weltkrieg half J. Paul den Alliierten bei der Produktion von Flugzeugteilen, deren Herstellung er in seiner Firma Spartan Aircraft Company beaufsichtigte, einem Tochterunternehmen von Skelly Oil. Er meldete sich auch für den Dienst bei der Navy. Im Jahr 1942 gründete er die Getty Oil Company.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs zog J. Paul nach Europa. Der Geschäftsmann hatte große Flugangst und auch allgemein war ihm Reisen nicht geheuer. Also entschied er sich, in der Mitte zwischen seinen Ölfeldern in den USA und denen im Nahen Osten zu bleiben. In den späten 1940er- und den 1950er-Jahren lebte J. Paul in Hotels, die meiste Zeit davon im George V. in Paris und im Ritz in London. Nachdem er New York 1951 verlassen hatte, kehrte er nie wieder in die USA zurück.
1949 gelang J. Paul wohl der gerissenste Schachzug seiner Karriere, als er einen 60-jährigen Pachtvertrag für ein karges Stück Land in der neutralen Zone zwischen Saudi-Arabien und Kuwait unterschrieb. Dafür zahlte er einen Schnäppchenpreis von 9,5 Millionen US-Dollar (heutiger Wert rund 121,2 Millionen Euro) an König Saud. Getty willigte außerdem ein, eine weitere Million US-Dollar pro Jahr für die Dauer der Pacht und das 2,5-fache des üblichen Preises pro gefördertem Barrel Öl zu zahlen.
Das Projekt erforderte zudem enorme Investitionen: Der Geschäftsmann steckte weitere 30 Millionen US-Dollar in die Ölexploration in seinem neuen Gebiet, was nach heutigem Geldwert umgerechnet etwa 388,2 Millionen Euro entsprechen würde.
Nicht wenige in der Branche waren entsetzt und hielten Gettys Deal für einen schlimmen Fehler, da die US-Erdölpreise zu der Zeit sanken.
Das Geschäft zahlte sich für J. Paul jedoch aus: 1953 wurde ein riesiges Ölvorkommen auf seinem Stück Land im Nahen Osten entdeckt, das die Förderung von 16 Millionen Fässern des Schwarzen Goldes pro Jahr erlaubte. Im selben Jahr übernahm J. Paul die Führung der Mission Corporation und deren Tochterunternehmen, darunter auch Skelly Oil und Tidewater Oil. Gleichzeitig konnte er seine Mutter überreden, ihm die Leitung des Familienunternehmens zu übergeben.
Die Geschäfte liefen gut, im Familienleben zeigte sich J. Paul aber weiterhin alles andere als geschickt. Als sein jüngster Sohn Timothy 1952 an einem Gehirntumor erkrankte, reiste der in Europa lebende Getty nicht mal in die USA zurück, um bei ihm zu sein.
Noch schlimmer: Als klar wurde, dass Timothy nicht überleben würde, wies Getty seine Mutter Louise angeblich an, nur noch Kontrolluntersuchungen vornehmen zu lassen, um die Arztkosten niedrig zu halten. Als Timothy 1958 dann starb, kam sein Vater nicht zur Beerdigung, weil er angeblich zu beschäftigt war. Im selben Jahr reichte Louise (im Bild) die Scheidung ein.
Mit einem geschätzten Vermögen von rund einer Milliarde US-Dollar führte J. Paul 1957 die vom Magazin „Fortune“ veröffentlichte Liste der reichsten Amerikaner an – das entspricht einem heutigen Wert von 10,7 Milliarden Euro. Damit stellte sein Reichtum den von weitaus etablierteren amerikanischen Dynastien wie den Rockefellers, Mellons und Astors in den Schatten.
Der Öl-Baron beschrieb sich selbst als einen Finanzfreak, der über Nacht zum Star wurde. Einerseits genoss er diesen Ruhm und suchte die Bewunderung durch die Öffentlichkeit geradezu. Andererseits verachtete er seinen Promi-Status aber auch und klagte über dessen Nachteile.
J. Paul steckte in einer Misere. Er beklagte sich immer wieder darüber, wie hart das Leben als Milliardär doch sei. Nie habe er gewusst, ob Freunde ihm wirklich treu seien oder ob sie es einfach auf sein Geld abgesehen hätten, sagte er zum Beispiel.
Eine frühere Mitarbeiterin von J. Paul beschrieb ihn einmal als einen Menschen, der aussehe, als würde er zu seiner eigenen Beerdigung gehen. Er lebte zunehmend zurückgezogen und konzentrierte sich auf seine Geschäfte. Kontakte mit Frauen hatte er bis ins hohe Alter, zu einer weiteren Heirat kam es aber nicht mehr.
1959 kaufte J. Paul für 840.000 US-Dollar das Tudor-Anwesen Sutton Place aus dem 16. Jahrhundert in Südengland. Dieser Kaufpreis entspricht heute umgerechnet rund 8,7 Millionen Euro. Neben aufwändigen Sicherheitsvorkehrungen wie vergitterten Fenstern und Flutlicht ließ der geizige Milliardär in dem Landhaus ein Münztelefon installieren, um seine Gäste von teuren Gesprächen abzuhalten. Seine Erklärung dafür war, dass dies den Gästen die Peinlichkeit erspare, ob sie telefonieren dürften.
Darüber hinaus hatte J. Paul unter anderem eine Luxusvilla im kalifornischen Malibu, einen Palast aus dem 15. Jahrhundert bei Rom und ein Anwesen in Kuwait.
J. Paul liebte es, mit seinem Geiz zu prahlen und trug immer nur ganz wenig Bargeld bei sich. Manchmal trug er zerknitterte Anzüge und ausgetragene Pullover, um ärmer zu wirken. Für den Eintritt zu einer berühmten Hundeschau mussten seine Freunde angeblich mit den billigsten Karten auskommen.
Getty war auch dafür bekannt, dass er nur ins Restaurant ging, nachdem die Orchester dort nicht mehr spielten und kein Eintritt mehr verlangt wurde. Dabei hatte er Ende der 1960er-Jahre ein Vermögen von drei Milliarden Dollar, was heute etwa 26,2 Milliarden Euro entspricht, und war der Chef von rund 200 Unternehmen.
Der Verlust von J. Pauls jüngstem Sohn Timothy im Jahr 1958 war die erste von mehreren Tragödien in der Großfamilie Getty. In den 1960er-Jahren musste J. Paul mit dem Alkohol- und Drogenproblem seines Sohnes John Paul Jr. fertig werden. Dessen zweite Ehefrau Talitha (im Bild) starb 1971 an einer tödlichen Überdosis.
Doch es sollte noch schlimmer kommen …
J. Pauls ältester Sohn, George Franklin II., arbeitete mit seinem Vater an den saudischen Ölgeschäften. Die Beziehung zwischen Vater und Sohn war allerdings nicht nur geografisch – George lebte in Kalifornien, J. Paul in seinem englischen Anwesen – distanziert. George, der seinen Vater mit „Mr. Getty“ ansprach, beklagte sich darüber, dass J. Paul kalt und ablehnend sei. Statt Lob für seine Arbeit gäbe es nur kritische Briefe.
Gettys ältester Sohn verfiel in eine tiefe Depression. 1973 gerieten die Dinge dann außer Kontrolle: Er versuchte, sich selbst zu erstechen, bevor er in ein Koma fiel und am nächsten Tag in einem Krankenhaus in Los Angeles starb. Dort wurde festgestellt, dass er eine tödliche Dosis Medikamente eingenommen hatte.
Nur wenige Monate nach Georges Tod ereignete sich der berüchtigtste Vorfall in der Familiengeschichte der Gettys:
Der Enkel des Öl-Barons, John Paul Getty III. (im Bild), war in der römischen Künstler- und Bohèmeszene unterwegs. Als seine Mutter im Sommer 1973 telefonisch über seine Entführung informiert wurde, vermutete sie zunächst, dass ihr Sohn selbst dahinter steckte und versuchte, Geld für seinen ausschweifenden Lebensstil zu erpressen. Wie sich herausstellte, war der 16-Jährige aber wirklich von einer Gruppe kalabrischer Mafiosi entführt worden, die für seine Freilassung ein Lösegeld von 17 Millionen US-Dollar verlangten. Das wären inflationsbereinigt heute rund 116,8 Millionen Euro.
J. Pauls Reaktion auf die Entführung seines Enkels war bezeichnend für seine geizige Natur. Der Geschäftsmann lehnte die Lösegeldforderung ab, mit der Begründung: „Ich habe 14 Enkel. Wenn ich nur einen Penny zahle, dann habe ich bald 14 entführte Enkel.“ Zur Einordnung: Die Lösegeldforderung entsprach lediglich einem Tagesertrag, den der Unternehmer mit seinen Ölfeldern machte.
Die Ereignisse um die Entführung des Milliardärsenkels wurden später in „Alles Geld der Welt“ (2017) von Ridley Scott verfilmt (im Bild). Während der erfolglosen Lösegeldverhandlungen schleppten die Entführer ihr Opfer von Versteck zu Versteck – bis sie auf brutale Weise versuchten, die Lösegeldzahlung zu erzwingen …
Im November 1973 verloren die Entführer nach fünf Monaten die Geduld und schnitten ihrer Geisel ein Ohr ab, das sie zusammen mit einem Haarbüschel des Jungen an eine italienische Tageszeitung schickten.
Danach erklärte sich J. Paul bereit, einen Teil der geforderten Summe zu zahlen, nämlich 2,9 Millionen US-Dollar, was nach heutigem Geldwert umgerechnet rund 20,4 Millionen Euro entspricht. Den Rest der Lösegeldforderung lieh er seinem Sohn John Paul Getty Jr. – unter der Bedingung, das Geld zuzüglich Zinsen zurückzuzahlen.
Im Dezember 1973 wurde John Paul Getty III. schließlich von den Entführern freigelassen. Doch war er danach nie wieder wie vorher und litt bis zu seinem Lebensende unter einem schweren psychischen Trauma.
Durch eine versehentliche Überdosis Medikamente erlitt er 1981 einen Schlaganfall und war seitdem gelähmt, fast blind und hatte eine schwere Sprachbehinderung. Die nächsten drei Jahrzehnte war er an den Rollstuhl gefesselt, bevor er 2011 im Alter von nur 54 Jahren an Organversagen starb.
J. Paul mag der geizigste Milliardär aller Zeiten gewesen sein. Wenn es allerdings um den Erwerb von Kunst ging, saß das Geld locker. In den 1930er-Jahren begann der Unternehmer, Werke von Meistern wie Rembrandt, Tintoretto und Monet zu kaufen. Heute sind die meisten seiner Kunstobjekte im Getty Museum in Kalifornien zu sehen.
Allerdings bewies der Öl-Baron auch bei seinen Investments in die Alten Meister Geschäftssinn. In einem „BBC“-Dokumentarfilm über Getty aus dem Jahr 1963 wies der britische Fernsehjournalist Alan Whicker darauf hin, dass viele seiner Kunstwerke erheblich an Wert zunahmen. So waren ein Rembrandt- und Rubens-Gemälde zu dem Zeitpunkt bereits das Doppelte bzw. Dreifache dessen wert, was Getty dafür bezahlt hatte.
1976 starb J. Paul Getty im Alter von 83 Jahren in seinem Anwesen im englischen Surrey an Herzversagen. Er hinterließ ein Vermögen von vier Milliarden Dollar, was nach heutigem Geldwert umgerechnet rund 21,4 Milliarden Euro entspricht. Das meiste Geld ging in den J. Paul Getty Trust über – die Kunststiftung ist heute die vermögendste der Welt.
Am 20. November 2020 wurde der 52-jährige Enkel von J. Paul, John Gilbert, tot in einem Hotelzimmer in Texas aufgefunden. Erst zwei Monate zuvor war John Gilberts Mutter Ann an einem Herzinfarkt im Alter von 79 Jahren gestorben.
Der Musiker war der zweite Sohn des Geschäftsmanns und Komponisten Gordon Getty (im Bild). Dessen ältester Sohn Andrew war bereits im Alter von 47 Jahren an einem Darmgeschwür gestorben, allerdings sollen auch Drogen in seinem Körper festgestellt worden sein.
Gordon Getty ist das reichste noch lebende Familienmitglied. 1984 verkaufte er Getty Oil für 10,1 Milliarden US-Dollar (heutiger Wert über 30,2 Milliarden Euro) an das US-amerikanische Mineralölunternehmen Texaco. Der Verkauf war umstritten und führte zu einem langwierigen Rechtsstreit mit einigen Familienmitgliedern. Laut dem Wirtschaftsmagazin „Forbes“ beläuft sich das Vermögen von Gordon Getty derzeit auf rund zwei Milliarden Euro.
Der Enkel von J. Paul Getty, Mark Getty, hat heute ein Vermögen von geschätzt 486,3 Millionen Euro. Im Jahr 1995 gründete er gemeinsam mit dem Südafrikaner Jonathan Klein die Bilddatenbank Getty Images, die sich seitdem zu einem weltweit führenden Anbieter von Fotos und anderen Bildern entwickelt hat.
Der in Rom geborene und lebende Geschäftsmann war auch lange Jahre in der britischen Kunstszene engagiert, u. a. als Vorsitzender der National Gallery von 2008 bis 2015. 2016 wurde er in Anerkennung seiner Verdienste um die Kunst mit einem britischen Verdienstorden ausgezeichnet, der ihn in den Adelsstand erhob.
Der Schauspieler und Musiker Balthazar Getty (im Bild) ist der Sohn des Entführungsopfers John Paul Getty III. und der Urenkel von J. Paul Getty. Er soll über ein Vermögen von rund 194,4 Millionen Euro verfügen.
Während die derzeitige Getty-Generation nach wie vor sehr wohlhabend ist, scheint ihr Leben um einiges „normaler“ zu sein, als das von J. Paul und seinen Zeitgenossen. Die Familie taucht seit etwa zehn Jahren nicht mehr in der „Forbes“-Liste der reichsten Amerikaner auf.
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