Für mehr als ein Jahrhundert war diese Villa für die Öffentlichkeit gesperrt: Das architektonische Meisterwerk in Kalifornien wurde in den 1880er-Jahren für den Millionär und Kartenverleger Andrew McNally gebaut, das Haus wechselte im Laufe der Jahre jedoch mehrmals den Eigentümer. Zuletzt wurde es für umgerechnet rund 2,7 Millionen Euro verkauft.
Hier nehmen wir Sie mit auf einen virtuellen Rundgang durch das luxuriöse Anwesen in Altadena.
Adaptiert von Sandra Schröpfer und Tascha Walker Dean
Andrew McNally, der in Irland als Sohn schottischer Einwanderer geboren wurde, zog 1857 mit 19 Jahren in die USA, um das große Geld zu machen. Im Gegensatz zu vielen anderen irischen Einwanderern hatte er tatsächlich Erfolg. In Chicago gründete er zusammen mit William Rand den Kartenverlag Rand McNally & Co. – was beide zu Millionären machte. Als er über 40 war, reiste McNally zum ersten Mal nach Kalifornien und verliebte sich in das Klima und die Landschaft. Er war fest entschlossen, sich hier sein Zuhause zu bauen und ein „Gutsbesitzer“ zu werden.
McNally hielt sein Wort und ließ schließlich diese beeindruckende Villa in Altadena von dem heute renommierten Architekten Frederick Roehrig bauen. 1888 war das Haus fertiggestellt.
Wie viele Viktorianer damals war auch McNally fasziniert von den botanischen und biologischen Entdeckungen der Zeit. Die exotischen Pflanzen, die er importierte, waren ein Statussymbol. Hier zeigt eine Postkarte die aufwendige Gartengestaltung.
Die dreistöckige Villa befand sich ursprünglich auf einem rund fünf Hektar großen Grundstück und wurde direkt vor der Bergkette von San Gabriel errichtet – eine atemberaubende Kulisse, vor allem im Winter mit den schneebedeckten Gipfeln im Hintergrund. Hier im Bild ist das Anwesen um 1900 zu sehen.
Die Architektur gilt als vereinfachte Version des „Queen-Anne-Stils“: Auffällige Merkmale sind der runde Turm, hinzu kommen dezentere Verzierungen als bei herkömmlichen Gebäuden der Epoche. McNally entschied sich für schnörkellose Holzverkleidungen und Schindeln.
Nach seinem Umzug nach Kalifornien überzeugte McNally viele seiner Freunde und Bekannte, sich im warmen Klima des „Golden State“ niederzulassen. Doch starb er 1904 unerwartet an einer Lungenentzündung. Danach war der Garten der Verwilderung überlassen.
Ein Großteil des Grundstücks wurde schließlich verkauft, doch glücklicherweise wurde das Haus weiter gepflegt. Im Laufe der Jahre hatte es mehrere Eigentümer, aber seinen heute wunderbaren Zustand verdankt es vor allem der Familie Dupuy.
Sie unterhielt das Haus für über 50 Jahre und blieb bei allen Renovierungsarbeiten stets dem Ursprungsdesign treu.
Die außergewöhnliche Villa wurde 2007 in die Liste der Kulturdenkmäler, den National Register of Historic Places, aufgenommen.
Die Bilder von Susan Pickering gewähren einen spannenden Einblick ins Innere des historischen Gebäudes. Die Fotografin hielt das Anwesen 2020 fest, als es über die Immobilienmaklerin Teresa Fuller zum Verkauf stand.
Auf fast 650 Quadratmetern umfasst das heutige Gebäude neun Schlafzimmer und fünf Badezimmer. Das gesamte Anwesen bietet einen atemberaubenden Blick auf Catalina Island.
Jedes Detail des Anwesens, von den Türen und Balustraden bis hin zu den sieben Kaminen, erinnert an seinen Ursprung im 19. Jahrhundert. Besonderheiten sind die vielen Schnitzereien, schönen Buntglasfenster und Holzverkleidungen aus Douglastanne. Moderne Annehmlichkeiten wie Sanitäranlagen und Beleuchtung wurden geschmackvoll hinzugefügt, ohne aufdringlich zu wirken.
Die Villa ist außerordentlich geräumig. Das Erdgeschoss besteht aus mehreren großen Wohnräumen mit hohen Decken und großen Fenstern, die den Raum mit Licht füllen.
Bereits das Foyer ist ein beeindruckender Raum mit Deckenbalken aus Zucker-Kiefer, einem Holz aus der Region. Im Erdgeschoss sind noch viele der ursprünglichen Glasfenster aus dem 19. Jahrhundert erhalten (ebenso wie einige spätere Ergänzungen).
Entlang der Paneele, Treppen und Balustraden ist zudem zu erkennen, mit wie viel Liebe zum Detail gearbeitet wurde.
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Ein besonderes Detail im Erdgeschoss ist dieser zweiseitige Kamin. Er trennt das Wohnzimmer von einem gemütlichen Bereich, der als Bibliothek dient, und ist sehr geschickt in der Raummitte platziert.
Dank des architektonischen Tricks wird der Fluss des Hauses aufrechterhalten, Wände sind nicht nötig. Hinzu kommen zarte florale Deckenmalereien, die beide Räume interessant machen.
Der Salon an der Vorderseite des Hauses diente der Familie als Wohnzimmer und ist zum Teil in den Turm gebaut, was ihn architektonisch besonders interessant macht.
Auffällig sind die viktorianischen Details, wie zum Beispiel die Fliesen und das Mahagoni-Holz um den Kamin sowie die Zierleiste an der Decke. Leider wurde die Wandverzierung im Laufe der Jahre durch Feuchtigkeit und Erdbeben beschädigt. Die damaligen Besitzer ließen sie jedoch reparieren und anschließend möglichst originalgetreu streichen.
Dieses gemütliche Zimmer liegt auf der anderen Seite des zweiseitigen Kamins und ist zum Großteil noch so, wie es zu Lebzeiten von McNally eingerichtet war. Es verfügt über ebenso viele Originaldetails wie die restlichen Räume der Villa. Neben den riesigen Sprossenfenstern und der verzierten Decke kommen die hölzernen Bücherregale besonders gut zur Geltung.
Im Kamin ist noch der ursprüngliche Kohlekorb zu sehen, der verrät, dass es sich um einen Kohlekamin (keinen Holzkamin) handelt.
Das achteckige Türkische Zimmer ist die größte Überraschung des Hauses. Der Raum ist mit opulenten maurischen Details versehen: Es gibt Holzvertäfelungen im orientalischen Stil, luxuriöse Seidenstoffe mit Stickereien, farbenfrohe Teppiche und niedrige Sofas.
Im oberen Bereich der Wände sind arabische Phrasen zu lesen, vermutlich Zitate aus dem Koran. Der bemerkenswerte Raum ist mehr als sieben Meter breit und ebenso hoch.
Es gibt mehrere Theorien darüber, wie dieser Raum zustande kam. Eine Variante des Raums wurde bei der Weltausstellung 1893 gezeigt, von deren Design McNally angeblich begeistert war.
Es heißt, McNally habe den Raum auseinandergenommen und in seinem eigenen Haus wieder zusammengebaut – jedoch gibt es auch die Theorie, dass er eine originalgetreue Kopie in Auftrag gab.
Das Esszimmer war und ist ein eleganter Raum, für den kein Detail ausgelassen wurde. Die Holzvertäfelungen stechen sofort ins Auge und die Türrahmen und Einbauschränke aus Douglaskiefer stammen noch aus dem 19. Jahrhundert.
Ein ganz besonderes Detail ist der handbedruckte Fries, der den ganzen Raum umsäumt. Der einzige moderne Gegenstand im Raum ist der Kamin, der nach einem Erdbeben ersetzt werden musste.
Im ersten Stock des Türmchens befindet sich das Hauptschlafzimmer. Es hat abgerundete Wände und eine kleine Sitzecke gegenüber dem Bett (siehe nächstes Foto).
Die ungewöhnlichen Dimensionen des Raums ermöglichen faszinierende architektonische Lösungen, wie die Platzierung des Kamins hier in einer kleinen Ecke.
Die Sitzbank am Kamin stammt ebenfalls aus dem 19. Jahrhundert. Gut zu sehen ist auch, wie der Raum sowohl mit einem Kamin als auch mit traditionellen Heizkörpern beheizt wurde.
Mit seinem türkisfarbenen Teppichboden, den schweren pfirsichfarbenen Vorhängen und klassischen Holzdetails gibt dieses Zweibett-Schlafzimmer den Stil der Epoche sehr schön wieder.
Ein herausragendes Element des Zimmers ist der Kamin, der mit rot-braunen Fliesen verziert ist, die einen eleganten Kontrast zur Tapete mit Paisley-Muster bilden.
Neben dem Turm ist die Veranda das Vorzeigemerkmal, das die Fassade des McNally-Anwesens ausmacht. Architekt Frederick Roehrig wollte unbedingt die Aussicht auf das Tal von San Gabriel in den Mittelpunkt stellen.
Wer auf der Veranda sitzt und den Blick genießt, könnte sich keinen idyllischeren Ort vorstellen. Sie wurde erhöht über dem Boden gebaut, damit auch im heißen kalifornischen Sommer kühle Luft unter dem Haus zirkulieren kann.
In den letzten 100 Jahren hat sich die Veranda nicht großartig verändert. Hier zu sehen sind vermutlich einige Familienmitglieder der McNallys, die im milden kalifornischen Winter die Veranda und den Garten voller Blumen genießen.
Das Türmchen ist eines der markantesten Merkmale der Villa und bietet einen herrlichen Ausblick, der auch von dem kleinen Balkon aus bewundert werden kann.
Ursprünglich wurde der Raum angeblich als eine Art Herrenzimmer genutzt, in der viele Jahre ein Billardtisch stand.
Heute ist das Turmzimmer gemütlich eingerichtet und lädt zum Entspannen ein. Es ist der ideale Ort für eine Soirée unter Freunden, könnte aber auch als Yoga-Studio genutzt werden.
Die moderne Küche ist der einzige Raum der Villa, der nicht original ist. An den gemusterten Fliesen und den Holzdetails an der Abzugshaube lässt sich jedoch erkennen, wie sehr man sich bemüht hat, dem ursprünglichen Stil treu zu bleiben.
Die Küche grenzt an zwei ursprünglich belassene Anrichtekammern. Die hohen Decken und Glasvitrinen bieten einen herrlichen Blick in die Vergangenheit.
Im Laufe des letzten Jahrhunderts wurde ein Großteil der ursprünglich 4,8 Hektar großen Außenanlage verkauft, sodass sie heute „nur“ noch knapp 3.200 Quadratmeter umfasst. Einige besondere Details sind jedoch erhalten geblieben ...
Das Vogelhaus steht bis heute im Garten der Luxusvilla. Das Gebäude ist ein Überbleibsel von McNallys Begeisterung für tropische Flora und Fauna.
Dieses Schwarz-Weiß-Bild zeigt das Vogelhaus zu seiner Blütezeit. Sehr viel hat sich im Laufe des letzten Jahrhunderts nicht verändert – ein weiterer Beweis dafür, wie gut das Anwesen erhalten wurde.
Auch die ursprüngliche Grundstücksgrenze ist zum Teil noch sichtbar. So lässt sich hier etwa erkennen, wo das Eingangstor für die Kutschen einmal stand.
Besucher müssen bei ihrer Ankunft begeistert von dem architektonischen Meisterwerk gewesen sein.