13 Erfindungen, die jeder kennt – doch eigentlich geklaut sind
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Ideenklaus: Die berüchtigtsten Fälle aller Zeiten
Es ist kaum zu glauben, aber zahlreiche weltbekannte Produkte sind eigentlich eine Kopie und die Idee dafür geklaut. Sei es der Spieleklassiker Monopoly, die einfache Glühbirne oder der Legostein, hier sind die berüchtigtsten Fälle.
(Alle Geldbeträge wurden von US-Dollar in Euro umgerechnet.)
Adaptiert von Sandra Schröpfer
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Intervallscheibenwischer
Ingenieur Robert Kearns baute 1963 den ersten Intervallscheibenwischer der Welt, für den er im darauffolgenden Jahr Patent anmeldete. Um Geld aus seiner Erfindung zu machen, ging der US-Amerikaner auf die Autohersteller Ford, Chrysler und General Motors zu. Alle drei lehnten den Einbau von Kearns Technik ab, waren aber besonders dreist.
Intervallscheibenwischer
Sie kopierten die Scheibenwischer einfach für ihre Fahrzeuge. Wütend über diese äußerst hinterhältige Aktion verklagte Kearns die drei Autobauer. Der Rechtsstreit wurde immer komplexer und zog sich über zehn Jahre hin. Doch schließlich gewann der rechtmäßige Erfinder den Prozess und Ford und Chrysler wurden zur Zahlung von Schadensersatz verurteilt.
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Fernrohr
Galileo Galilei wird allgemein als der Erfinder des Teleskops angesehen. Allerdings kam der geniale Astronom und Physiker, dessen zahlreichen Entdeckungen als bahnbrechend gelten, nicht selber auf die Idee. Die Anerkennung gebührt in diesem Fall dem deutsch-niederländischen Brillenmacher Hans Lipperhey.
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Fernrohr
1608 kam Lipperhey auf die Idee zum Fernrohr und versuchte sogar, ein Patent für seine Erfindung zu erhalten, das er jedoch nicht bekam. Galileo kannte den Entwurf des sogenannten niederländischen Fernrohres und hatte womöglich auch Zugang zu einer detaillierten Bauanleitung. Jedenfalls kopierte der italienische Astronom Lipperheys Erfindung, die als Galilei-Fernrohr bekannt wurde.
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Radio
Der italienische Physiker Guglielmo Marconi (im Bild) gilt als der Erfinder des Radios und wurde für seine praktischen Arbeiten in der Funktelegrafie 1909 sogar mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Die Anerkennung muss Nikola Tesla ziemlich wütend gemacht haben, denn der serbische Erfinder behauptete, Marconi habe 17 seiner Patente verwendet.
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Radio
Ob Tesla (im Bild) der wahre Erfinder des Radios ist, ist fraglich, aber der Ingenieur und Physiker hatte definitiv viele Ideen, die Marconi den großen Durchbruch ermöglicht hätten. Tesla hatte bereits 1900 in den USA Patente in der Funktechnologie angemeldet, weswegen Marconi einige Patente wegen einer zu großen Ähnlichkeit verweigert worden waren. Allerdings hob das US-Patentamt 1904 seine Entscheidung auf und erteilte Marconi ein Patent für das Radio. Experten gehen davon aus, dass dabei Geld eine Rolle spielte. Tesla versuchte zu klagen, hatte aber nicht die finanziellen Mittel, um den Fall vor Gericht zu bringen.
Jack Daniel’s Whiskey
2016 enthüllten die Macher von Jack Daniel's, dass sie bei der Entwicklung des bekannten Tennessee-Whiskys maßgebliche Hilfe von einem afrikanischen Sklaven hatten. 150 Jahre lang gebührte dem Priester Daniel Call aus Lynchburg der Ruhm. Offiziell hieß es, Call habe Jasper Newton „Jack“ Daniel beim Brennen des Whiskys beraten.
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Jack Daniel’s Whiskey
Tatsächlich aber war es wohl Calls Sklave Nathan „Nearest“ Green, der Unternehmer Daniel in die Spirituosenbrennerei einführte. Call soll sogar zu Daniel gesagt haben: „Onkel Nearest ist der beste Whiskybrenner, den ich kenne.“ Doch Greens Verdienst wurde unter den Teppich gekehrt.
Heute werden jedes Jahr 13,3 Millionen Kisten Jack Daniel’s Whisky verkauft, was die US-amerikanische Marke zur meistverkauften weltweit macht. 2017 kam in Tennessee eine neue Whisky-Marke namens Uncle Nearest auf den Markt, um den eigentlichen Whiskybrenner zu ehren. Hier im Bild ist Greens Sohn George (links) neben Jack Daniel zu sehen.
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Monopoly
Das Brettspiel Monopoly ist bis heute weltweit mehr als 250 Millionen Mal verkauft worden. Der weit verbreiteten Entstehungsgeschichte nach soll der arbeitslose Verkäufer Charles Darrow das Spiel während der Großen Depression in den 1930er-Jahren in seinem Keller erfunden haben. Doch wie viele Legenden in der Unternehmenswelt ist auch diese nicht ganz korrekt. Die wahre Geschichte sieht etwas anders aus.
Monopoly
Bereits 1904 ließ sich die linke Feministin Lizzie Magie das Spiel „The Landlord's Game“ („Das Vermieterspiel“) patentieren, mit dem sie die Idee der Grundsteuer fördern und vor den Gefahren der Enteignung warnen wollte. Tatsächlich war es ihr Spiel, das Darrow 1935 an den US-Spielehersteller Parker Brothers verkaufte – inklusive eines Rechtschreibfehlers, der auch im Original von Magie vorkam.
Die Parker Brothers wichen einem Rechtsstreit aus, indem sie die Markenrechte am „Landlord's Game“ erwarben. Es vergingen 40 Jahre, bis das Unternehmen endlich zugab, dass Magie der eigentliche Kopf hinter dem Spieleklassiker war.
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Legosteine
Auf der ganzen Welt spielen Kinder seit Generationen mit Legosteinen. 2023 erzielte der größte Spielzeughersteller der Welt einen Rekordumsatz von rund 9 Milliarden Euro. Ole Kirk Christiansen, der Gründer des dänischen Unternehmens, kam 1946 auf die Idee zu seinen unverwechselbaren Spielsteinen, als ihm eine Maschine zum Formen von Plastik gezeigt wurde. Das Gerät produzierte kleine Plastikquader für die britische Firma Kiddicraft, die Ende der 1940er-Jahre ihre „Bri-Plax Interlocking Building Cubes“ auf den Markt brachte.
Chas Saunter/CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)
Legosteine
Zwar verbesserte Christiansen das Design der Plastikquader, doch sind seine Legosteine im Prinzip eine Kopie des englischen Fabrikats. Zum Zeitpunkt des Todes von Kiddicraft-Chef Hilary Fisher Page hatte die britische Firma nicht bemerkt, dass Lego womöglich zu weit gegangen war.
1982 erwarb Lego geschickt in einer außergerichtlichen Einigung das Patentrecht von Kiddicraft und entfernte alle Verweise auf die englische Firma aus seiner Unternehmensgeschichte.
Isaac Singer [Public domain], via Wikimedia Commons
Nähmaschine
Der US-Unternehmer Isaac Merritt Singer gilt weithin als Erfinder der Nähmaschine und sein gleichnamiges Unternehmen hat über die Jahre einen Umsatz in Milliardenhöhe gemacht. Weltweit steht der Markenname Singer für Innovation. Nur hat Singer die Nähmaschine gar nicht erfunden, sondern das Design, einschließlich der Einstellung für den Steppstich, von dem US-Nähmaschinenentwickler Elias Howe kopiert.
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Sci. Am. NY [Public domain], via Wikimedia Commons
Nähmaschine
Auch Howe kannte sich allerdings mit Plagiaten aus, hatte er doch einen wesentlichen Teil seines Nähmaschinenentwurfs von Erfinder John Fisher übernommen. Im Gegensatz zu Fisher ließ Howe seine Maschine jedoch 1846 patentieren und verklagte Singer wegen Patentverletzung.
Howe gewann den Rechtsstreit, der fünf Jahre andauerte, und erhielt Schadensersatz sowie eine anteilige Beteiligung an Singers Gewinn. Fisher dagegen ging leer aus.
Glühbirne
Thomas Edison hat die Glühbirne erfunden – zumindest haben Sie das vermutlich in der Schule gelernt. In Wahrheit aber hat der Amerikaner mehrere Ideen von anderen Erfindern aufgegriffen und sie etwas verändert, woraus 1879 dann die erste richtige Glühbirne entstand. Ein Teil der Zusammensetzung geht auf die kanadischen Erfinder Henry Woodward und Matthew Evans zurück, die ihr Patent an Edison verkauften, weil sie selbst nicht genug Geld hatten.
Tyne & Wear Archives & Museums/No restrictions
Glühbirne
Für seine elektrischen Kohlefadenlampen stützte sich Edison stark auf Entwürfe des britischen Physikers Joseph Swan, die in der Fachzeitschrift „Scientific American“ veröffentlicht worden waren. Da Swan (im Bild) vor Edison ein Patent für die Technik angemeldet hatte, klagte der Erfinder wegen Patentverletzung und bekam Recht.
Edison verwendete für seine Glühbirne außerdem Entwürfe des US-Ingenieurs William Sayer, was schließlich dazu führte, dass die US-Behörden Edisons Patent annullierten.
Filmprojektor
Kaum zu glauben, aber Edison wurde sogar beschuldigt, noch weitere Ideen geklaut zu haben, darunter auch die für den ersten Filmprojektor. 1895 präsentierten die Studenten Charles Francis Jenkins und Thomas Armat ein Gerät, das sie „Phantoscope“ nannten. Da sie die Herstellung des Projektors jedoch nicht finanzieren konnten, verkauften sie ihre Idee an die Kinetoscope Company.
Metropolitan Print Company/Raff & Gammon [Public domain], via Wikimedia Commons
Filmprojektor
Das Unternehmen wandte sich zur Finanzierung dann an Erfinder Thomas Edison. Der geschäftstüchtige Unternehmer stellte das Geld unter einer Bedingung bereit: Dass er als Erfinder genannt werde. Die wirklichen Erfinder gingen leer aus und ihr Projektor wurde in „Edison's Vitascope“ umbenannt.
Levin C. Handy [Public domain], via Wikimedia Commons
Phonograph
Edison wird von vielen auch als Erfinder des Phonographen angesehen (im Bild mit seiner Erfindung). Der Amerikaner entwickelte 1877 einen Apparat, der Schall aufnehmen und wiedergeben konnte. Zwar gehen Wissenschaftler davon aus, dass Edison von sich aus auf die Idee kam, allerdings stammt das älteste Schallaufzeichnungsgerät von dem französischen Drucker Édouard-Léon Scott de Martinville.
Nikolay Antonov/Shutterstock
Phonograph
De Martinville erhielt 1857 das Patent für sein Gerät, 20 Jahre vor Edisons Erfindung. Die erste Methode zur Tonaufzeichnung, aus der einmal das Grammophon werden sollte (im Bild), wurde 1877 von dem französischen Erfinder Charles Cros entwickelt. Dennoch gilt Edison in der Regel als der Erfinder der Technik.
Facebook
Die Anfänge von Facebook waren gelinde gesagt steinig, da Plagiatsvorwürfe im Raum standen. Die Harvard-Studenten Cameron und Tyler Winklevoss entwickelten 2002 gemeinsam mit Kommilitone Divya Narendra den Vorläufer von Facebook, den sie HarvardConnection (später ConnectU; im Bild) nannten. Im November 2003 holten sie Kommilitone Mark Zuckerberg dazu, um das soziale Netzwerk zum Laufen zu bringen. Doch der hatte andere Dinge im Kopf.
Facebook
Zuckerberg (hier ein Bild aus Unizeiten) hatte kurz zuvor auf dem Campus mit der Seite FaceMash Entsetzen ausgelöst, über die das Aussehen von Frauen bewertet werden konnte. Während der spätere Milliardär angeblich für die Winklevoss-Brüder und Narendra arbeitete, entwickelte Zuckerberg in Wahrheit sein eigenes soziales Netzwerk, das im Februar 2004 als thefacebook.com startete – die Winklevoss-Brüder und Narendra blieben auf der Strecke.
Die Studenten verklagten Zuckerberg wegen Raubes geistigen Eigentums. Der jahrelange Rechtsstreit endete 2008 in einem Vergleich, in dem Zuckerberg 65 Millionen US-Dollar an seine drei ehemaligen Kommilitonen zahlen musste – das entspricht heute rund 88,3 Millionen Euro.
Maryna Stamatova/Shutterstock
Laser
Der Laser ist eine bahnbrechende Innovation, die in zahlreichen Bereichen Anwendung findet. Jährlich werden weltweit 16,9 Milliarden Euro mit Lasertechnik umgesetzt. Erstmals gelang es dem Amerikaner Gordon Gould als Uniabsolvent, monochromatisches Licht zu einem Strahl zu bündeln. 1957 prägte er auch den Begriff „Laser“. Da Gould jedoch zunächst die praktische Umsetzung erforschen wollte, reichte er erst 1959 das Patent ein.
Unbekannter Fotograf/CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)
Laser
In der Zwischenzeit hatten Kollegen aus Goulds Labor allerdings ihre eigenen Patente für die Technologie angemeldet. Der Erfinder (im Bild) leitete rechtliche Schritte ein, was in einen 30 Jahre langen Streit ausartete. Der lange Kampf lohnte sich für den Physiker jedoch letztendlich: 1987 wurden Gould 48 Patente zugesprochen, aus denen ihm Millionen von Dollar zustanden.
Unbekannter Fotograf [Public domain], via Wikimedia Commons
Telefon
Hat Alexander Graham Bell wirklich das Telefon erfunden? Italien ist da anderer Meinung. 2008 erklärte die italienische Regierung aus gutem Grund den florentinischen Telekommunikationspionier Antonio Meucci (im Bild) zum wahren Erfinder. 1871 präsentierte Meucci seine Erfindung, das „Telettrofono“, und meldete sein Gerät zum Patent an – mehrere Jahre vor Bell.
Museo Nazionale Scienza e Tecnologia Leonardo da Vinci [Public domain], via Wikimedia Commons
Telefon
Da Meucci das endgültige Patent für das „Telettrofono“ (im Bild) aber nicht bezahlen konnte, lief das vorläufige Patent 1874 aus. Auch eine Kontaktaufnahme mit der „Western Union Telegraph Company“ war erfolglos. Hätte der italienische Erfinder das Patent, das heutzutage 211 Euro gekostet hätte, bezahlen können, würde Bell heute vermutlich nicht als Erfinder des Telefons gelten. Meucci versuchte zu klagen, starb jedoch, bevor das Verfahren abgeschlossen war.
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