Häuser, die auf dem Kopf stehen, die engste Straße der Welt oder ein aus einem See hervorragender Kirchturm – Deutschland hat so einiges an ausgefallenen Bauten und spektakulärer Architektur zu bieten.
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Adaptiert von Barbara Geier
Architektonische Besonderheiten gibt es in allen Formen und Größen und können sogar wie riesige Versionen beliebter „Star Wars“-Figuren aussehen. Die Ähnlichkeit dieser auf einem Hügel gelegenen Universitätssternwarte mit dem Robotercharakter R2-D2 ist kein Zufall: Die Renovierung der Sternwarte im Jahr 2018 wurde von Dr. Hubert Zitt geleitet, seines Zeichens großer „Star Wars“-Fan. Der Dozent spannte seine Studenten für die originelle Science-Fiction-Kreation ein und angeblich hat es 120 Stunden gedauert, bis das Bauwerk fertig bemalt war.
Die deutsche Sternwarte ist nicht das erste Gebäude, das als R2-D2 bemalt wurde. Bereits 2010 verwandelte sich die Goodsell Observatory im US-amerikanischen Minnesota in einen freundlichen Droiden.
Das Gebäude im pfälzischen Zweibrücken ist ein kleines öffentliches Observatorium, das eher für Führungen und Vorführungen als für die universitäre Forschung genutzt wird – und eine beliebte Touristenattraktion für Star-Wars-Fans ist es jetzt natürlich auch.
Kurios: Im malerischen Lübeck steht ein Fachwerkhaus, das in einen halbrunden Festungsturm der Stadtmauer eingebaut wurde. Das Halbturmhaus wurde 1672 von einem cleveren Architekten konstruiert, der sich das hohle Turmsegment zunutze machte.
Die ungewöhnliche Zusammenstellung ergibt ein einzigartiges Bauwerk. Die Mauer aus dem 13. Jahrhundert, die sich um das Haus windet, erstreckte sich früher über die gesamte Straße, was auch ihren Namen erklärt. 1884 wurde sie größtenteils abgerissen.
Die engste Straße der Welt liegt in Reutlingen: Die Spreuerhofstraße wurde 2007 offiziell ins Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen und ist an ihrer schmalsten Stelle nur 31 Zentimeter und im Durchschnitt 40 Zentimeter breit.
Man geht davon aus, dass in der Straße bald noch weniger Platz ist, da sich eines der angrenzenden Gebäude langsam in den Durchgang hinein neigt. Sobald sie so schmal wird, dass niemand mehr hindurchpasst, verliert sie ihren Status als engste Straße der Welt.
Die Burg Frankenstein, in der um 1600 ein geheimnisvoller Alchemist lebte, könnte die britische Autorin Mary Shelley zu ihrem berühmten, gleichnamigen Schauerroman inspiriert haben.
Der verrückte Wissenschaftler war Johann Konrad Dippel, von dem behauptet wird, dass er sich mit Zaubertränken, Elektrotherapien und schaurigen Experimenten mit Leichenteilen beschäftigte, die er auf benachbarten Friedhöfen gestohlen haben soll.
Heute ist die Burg, die auf einem Hügel über Darmstadt thront, eine Ruine. Zwei Türme, ein Restaurant und eine Kapelle sind erhalten geblieben, aber dank ihrer literarischen Verbindung ist sie nach wie vor ein beliebtes Touristenziel.
Von Ende Oktober bis Anfang November lockt die Halloween-Party der Burg Frankenstein Besucher an, die als Geister, Vampire, Werwölfe und Hexen verkleidet an verschiedenen, gruseligen Veranstaltungen teilnehmen.
Das monumentale Völkerschlachtdenkmal gehört zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Leipzig und wurde 1913 im Gedenken an die Befreiungsschlacht gegen die napoleonische Herrschaft im 19. Jahrhundert fertiggestellt. Der davor liegende „See der Tränen“, ein künstliches Wasserbecken, soll die Tränen der Menschen symbolisieren, die um die Opfer der Völkerschlacht trauern. Im Jahr 1813 hatte bei Leipzig eine alliierte Armee aus Russen, Preußen, Österreichern und Schweden gegen Napoleon und seine Alliierten gekämpft und gewonnen.
Das Völkerschlachtdenkmal ist ein besonderes Mahnmal für Gefallene. Wer schon von außen beeindruckt ist, wird im Inneren erst recht staunen: In der Krypta stehen ganz im „Herr der Ringe“-Stil jeweils zwei monumentale Ritterfiguren als Totenwächter vor acht Pfeilern, die als riesige Totenmasken gestaltet sind. In der darüber liegenden Ruhmeshalle machen Besucher Bekanntschaft mit vier weiteren Riesen, die jeweils eine beeindruckende Höhe von 9,5 Metern erreichen und die Eigenschaften des deutschen Volkes während der Befreiungskriege darstellen. Wer dann noch 500 Stufen hochklettert, gelangt auf eine Dachterrasse mit atemberaubendem Blick über Leipzig.
Einen Großteil des Jahres über erscheint diese Kirche wie ein Kubus aus Stahl und Glas. Die Herz-Jesu-Kirche im Münchner Stadtteil Neuhausen hält allerdings eine Überraschung bereit …
An besonderen Festtagen öffnen sich die Türen, die gleichzeitig die weltweit größten Kirchentüren sind, und geben den Blick auf die Holzkirche im Inneren frei. Die Glasfassade ist außerdem mit Nägeln bedeckt, die in einem eigens entwickelten Code Zitate aus der Bibel ergeben. Ein wahrhaft kryptisches Gotteshaus.
Der Berliner Flughafen Tempelhof war ab 1923 offiziell in Betrieb und wurde in der Zeit des Nationalsozialismus im Rahmen eines Neubaus zu einem „Weltflughafen“ erweitert, nicht zuletzt für Propagandazwecke des NS-Regimes.
Das riesige Abfertigungsgebäude mit einer Kalksteinfassade war einst eines der größten der Welt. Sein innovatives, freitragendes Dach wird von einem komplexen System von Säulen getragen. Es schützte die Passagiere vor Wind und Wetter und optimierte die Flugzeugabfertigung.
Aus der Vogelperspektive sieht der Grundriss des Gebäudes wie die ausgebreiteten Schwingen eines Adlers aus und Abbildungen des Königs der Lüfte finden sich noch heute in und um das verlassene Gebäude. Mit einer Fläche von mehr als 300.000 Quadratmetern ist es nach wie vor eines der größten Gebäude der Welt. Ursprünglich sollte es sogar noch größer werden. Einige Teile blieben aufgrund von Baubeschränkungen allerdings unvollendet, sodass eine kuriose Mischung aus fertigen und unfertigen Abschnitten entstand.
Der Flughafen selbst ist seit Ende Oktober 2008 außer Betrieb. Seit Mai 2010 befindet sich auf dem ehemaligen Flughafengelände ein großer Park, der zu einem Berliner Ausflugsziel geworden ist.
Diese faszinierende 7.000 Jahre alte Kreisgrabenanlage wurde 1991 bei einem Erkundungsflug von einem Luftbild-Archäologen am Ortsrand von Goseck entdeckt. Zwischen 2002 und 2004 wurde sie vollständig ausgegraben und gilt als das älteste Sonnenobservatorium der Welt.
Die Anlage besteht aus konzentrischen Ringen hoher Holzpalisaden. Laut dem Astroarchäologen Wolfhard Schlosser markieren die südlichen Tore die Winter- und Sommersonnenwende. Überreste ritueller Feuer und menschlicher Knochen deuten zudem darauf hin, dass der Ort vor langer Zeit für Opferrituale genutzt wurde. Die Entstehungsperiode der Anlage wird auf zwischen 4800 und 5000 v. Chr. datiert.
Die Felsenkirche erhebt sich als Wahrzeichen über der Edelsteinstadt Idar-Oberstein, wo sie Wirich IV. von Daun-Oberstein im 15. Jahrhundert in einer Felsnische erbauen ließ. Diese wurde durch eine natürliche Quelle ausgehöhlt, die dem Felsen entsprang.
Oberhalb der Kirche liegt die Ruine der Burg Bosselstein auf der Felsenspitze. Wer die Kirche betreten möchte, muss durch einen Tunnel gehen, der in den 1980er-Jahren in den Felsen gebaut wurde. Übrigens, hätten Sie’s gewusst? Idar-Oberstein ist der Geburtsort von Hollywood-Star Bruce Willis.
Überraschung: Im hessischen Edersee ragt eine hübsche Kirche aus dem Wasser. 1914 wurde dort ein Dorf geflutet, um Platz für die Überlaufbecken eines nahe gelegenen Stausees zu schaffen.
Wer nun allerdings denkt, dass es sich um die alte Dorfkirche handelt, die gemeinsam mit dem Dorf unterging, liegt falsch. Die Kirche wurde bereits vor der Überflutung abgetragen und der heutige Bau ist eine Nachbildung, die 2014 zum 100-jährigen Jubiläum des Stausees errichtet wurde.
Die 2007 fertiggestellte Bruder-Klaus-Feldkapelle im nordrhein-westfälischen Mechernich ist definitiv nicht zu übersehen und hat fast etwas Außerirdisches. Für ihre Konstruktion wurden 112 Baumstämme als Fundament wie ein Tipi aneinander gelehnt. Darauf wurde der kantige Bauwerkskörper aus Beton gesetzt, in dessen Innern im letzten Schritt ein mehrwöchiger Schwelbrand ausgelöst wurde, um die Baumstämme zu verbrennen und ihre Abdrücke auf den Wänden zu hinterlassen.
Die dreieckige Tür der Kapelle ist ihr vielleicht auffälligstes Detail, zusammen mit einem Boden aus gegossenem Blei. Das Gebäude ist nach oben hin offen, genau an der Stelle, wo einst die Baumstämme aufeinandertrafen. Von dort fällt heute Licht in den höhlenartigen Raum. Elektrizität gibt es nicht.
Ab Ende des 17. Jahrhunderts ließen die Landgrafen und Kurfürsten von Hessen-Kassel einen Bergpark anlegen, der heute ein UNESCO-Weltkulturerbe und größter seiner Art in Europa ist. Seine Hauptattraktion sind die Wasserspiele, die auf einer jahrhundertealten Technik basieren und deren Ablauf Besucher von oben nach unten folgen können.
Startpunkt ist das Herkules-Bauwerk, das als Wahrzeichen von Kassel gilt. Von dort ergießt sich das Wasser in Wasserfällen und Stromschnellen bis zur Großen Kaskade. An diesen älteren, barocken Teil der Wasserspiele schließt sich ein später entstandener, romantischer Teil an. Pumpen sind für dieses Spektakel nicht nötig, da die Anlage auf Basis des natürlich vorhandenen Gefälles geplant wurde. Insgesamt können unglaubliche 2.100 Kubikmeter Wasser für die Inszenierung verwendet werden.
Der Berliner Spreepark liegt seit 2002 brach und ist nicht mehr in Betrieb, beherbergt aber immer noch Überbleibsel des Freizeitparks, der er einst war: mit rostigen Achterbahnschienen, lebensgroßen Dinosaurierfiguren und Fahrgeschäften für Kinder.
Der Spreepark hat eine bewegte Vergangenheit und wurde 1969 im damaligen Ostteil der Stadt als Kulturpark Plänterwald und einziger Freizeitpark der DDR eröffnet. Nach der Wende gingen die Besucherzahlen zurück, bis der Betreiber Insolvenz anmelden musste. Die Lost-Place-Atmosphäre des Ortes wird heute gerne für Film- und Fernsehaufnahmen oder Musikvideos genutzt.
Nicht nur Pisa hat einen schiefen Turm, auch bei der Suurhuser Kirche in Ostfriesland geht es ziemlich schräg zu. Der spätmittelalterliche Kirchturm gilt sogar als einer der schiefsten Türme der Welt und mit einer Neigung von 5,19 Grad überholt er sogar die „Konkurrenz“ in Pisa, die eine Neigung von 3,97 Metern an der Spitze aufweist.
Man geht davon aus, dass die Kirche komplett aufrecht gebaut wurde. Sie steht allerdings auf einem Fundament von Eichenstämmen auf Sumpfland, das im 19. Jahrhundert trocken gelegt wurde. Danach verrottete das Holz und die Kirche geriet in Schieflage. 1975 wurde sie aus Sicherheitsgründen geschlossen, zehn Jahre später nach umfangreichen Stabilisierungsmaßnahmen allerdings wieder eröffnet.
Deutschlands erstes Haus, das auf dem Kopf steht, wurde 2008 im Seebad Trassenheide auf der Insel Usedom als Besucherattraktion mit dem Namen „Die Welt steht Kopf“ eröffnet. Außer der Außentreppe, die zum Dachgeschoss führt, steht in dem von den polnischen Architekten Klaudiusz Golos und Sebastian Mikiciuk entworfenen Gebäude alles auf dem Kopf. Die Idee dahinter: Menschen eine neue Perspektive auf das alltägliche Leben bieten.
Im Inneren des Hauses wird es noch verrückter: Dort hängen alle Möbel und Einrichtungsgegenstände, einschließlich Sofas, Topfpflanzen und sogar einer Toilette, über den Köpfen der Besucher und scheinen der Schwerkraft zu trotzen. Sogar dekorative Elemente wie Bilder und Vorhänge sind umgedreht.
Seit 2010 gibt es mit dem „Haus-Kopf-Über“ auf der Insel Rügen ein zweites auf dem Kopf stehendes Haus in Deutschland. Auch dort ist alles aus den Fugen geraten. Die Außenwände stehen auf dem Kopf und die Möbel sind an der Decke befestigt.
Im Außenbereich des Hauses sind an der Veranda Gegenstände angebracht, wie z. B. ein Fahrrad, eine Sitzbank und ein Grill. Im Inneren können Besucher, genau wie in der auf dem Kopf stehenden Welt auf Usedom, originelle Bilder von sich im Superhelden-Stil machen.
Dieses Amphitheater war eine von etwa 45 Freilichtbühnen, die in der Zeit des Nationalsozialismus für Propagandavorführungen errichtet wurden. Die Orte wurden nach ihrer historischen Bedeutung ausgewählt und die Heidelberger Freilichtbühne steht auf dem Heiligenberg, wo sich einst eine keltische Siedlung und im Mittelalter zwei Kloster befanden.
Die 56 Zuschauerreihen des Amphitheaters steigen über 25 Meter schräg an. Zur Anlage gehören auf der Rückseite zwei Türme für die Ton- und Beleuchtungselemente. Zur Eröffnung durch Reichspropagandaminister Joseph Goebbels kamen 20.000 Menschen. Danach wurde das Amphitheater allerdings wenig genutzt. Heute steht die Anlage unter Denkmalschutz. In der Vergangenheit fanden dort u. a. Freiluftkonzerte und Walpurgisnachtfeiern statt.
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