Den Vereinten Nationen (UN) zufolge steht der Erde ein Temperaturanstieg von 2,3 Grad bevor, wenn wir unsere Gewohnheiten nicht schleunigst ändern. Trotz des gemeinsamen Ziels, den kollektiven CO2-Fußabdruck bis 2030 zu reduzieren, verpesten viele Länder durch fossile Brennstoffe und Waldrodungen weiter den Planeten. Aber wer sind die schlimmsten Übeltäter? Mithilfe von Daten der klimawissenschaftlichen Website Carbon Brief für den Zeitraum von 1850 bis 2021 haben wir die Top 20 zusammengestellt.
Der Iran hat von 1850 bis 2021 21,6 Milliarden Tonnen Kohlendioxid-Emissionen verursacht. Während 19,7 Milliarden Tonnen aus fossilen Brennstoffen stammen, sind die restlichen 1,9 Milliarden Tonnen auf Veränderungen der Landnutzung zurückzuführen. Dazu zählt laut Carbon Brief etwa die Abholzung von Wäldern.
Der Co-Gastgeber der Klimakonferenz COP26 hat es im gleichen Zeitraum auf 23,4 Milliarden Tonnen Abgase gebracht. Daten der Online-Plattform Energy Policy Tracker zeigen zudem, dass die italienische Regierung seit Beginn der Corona-Pandemie im März 2020 mindestens 4,36 Milliarden Dollar (3,8 Mrd. Euro) in fossile Brennstoffe investiert hat. Dem stehen allerdings 49,09 Milliarden Dollar (43,8 Mrd. Euro) für saubere Energiegewinnung gegenüber. Dazu zählen etwa Investitionen in Höhe von 3,7 Milliarden Dollar (3,3 Mrd. Euro) in Wasserstofftechnologien und 1,3 Milliarden Dollar (1,2 Mrd. Euro) in die Erschließung von Land sowohl für die Landwirtschaft als auch für Solarenergie.
Für viele Menschen im Westen ist Thailand der Inbegriff des tropischen Urlaubsparadieses – doch das südostasiatische Land zählt tatsächlich zu den größten Klimasündern der Welt. Laut Carbon Brief hat Thailand seit Beginn der Industrialisierung 24,1 Milliarden Tonnen Kohlendioxid ausgestoßen. 7,7 Milliarden Tonnen stammen aus fossilen Brennstoffen, 16,4 Milliarden Tonnen aus der Landnutzung. Frühere Schätzungen haben die negativen Auswirkungen von letzterer nicht berücksichtigt – der Hauptgrund dafür, warum Thailand nicht schon viel früher in den Top 20 von Carbon Brief gelandet ist.
Auf Platz 17 jener Länder, die die Umwelt am meisten belasten, liegt Polen mit 28,1 Milliarden Tonnen Schadstoffen seit 1850. Es hat die schlechtestes Luftqualität aller europäischen Länder, was hauptsächlich an der langjährigen Abhängigkeit von Kohle liegt. Laut dem Energy Policy Tracker hat die Regierung seit März 2020 mindestens 6,47 Milliarden Dollar (5,77 Mrd. Euro) in fossile Brennstoffe gesteckt. Jüngste Zahlen deuten jedoch auf eine Kehrtwende zu klimafreundlicheren Alternativen hin. 7,64 Milliarden Dollar (6,82 Mrd. Euro) flossen zuletzt in saubere Energieprojekte. Dazu enthüllte ein Dokumententwurf im Juni 2021 Pläne, Polens umweltschädlichstes Kraftwerk in Bełchatów bis 2036 stillzulegen.
Mit 28,5 Milliarden Tonnen Kohlendioxid belegt Südafrika den 16. Rang. Es überrascht wenig, dass auch hier der Großteil aus fossilen Energieträgern stammt. Das Land ist laut Carbon Brief stark von Kohle abhängig, die wiederum für rund 80 Prozent seiner CO2-Emissionen verantwortlich ist. Laut Energy Policy Tracker hat Südafrika seit Corona-Beginn 637,41 Millionen Dollar (568,59 Mio. Euro) in fossile Brennstoffe investiert – und nichts in umweltschonendere Alternativen.
Mexiko hat seit 1850 insgesamt 31,8 Milliarden Tonnen CO2 in die Atmosphäre freigesetzt, wobei zwei Drittel aus fossilen Brennstoffen stammen und der Rest Ergebnis der Landnutzung ist. Laut einem Artikel der Zeitung „Yucatan Times“ sind Mexikos Treibhausgasemissionen zwischen 1990 und 2019 um 62 Prozent gestiegen. Ursachen sind die elektrischen Generatoren des Landes ebenso wie das hohe Verkehrsaufkommen und die Rinderzucht. Ein Ende ist nicht in Sicht. Mexikos Investitionen in fossile Brennstoffe sind seit März 2020 um 800 Prozent höher als jene in klimafreundliche Energiegewinnung.
Neben Thailand ist auch Argentinien neu auf der Liste der Top-20-Umweltsünder. Der Großteil seiner 32,3 Milliarden Tonnen CO2-Ausstoß stammt aus der Landnutzung, nur 8,6 Milliarden Tonnen aus fossilen Brennstoffen. Die weitreichende Rodung von Wäldern ist eines der größten Probleme. Laut einem Bericht des World Wildlife Fund (WWF) verfügte Argentinien im Jahr 1914 noch über 105 Millionen Hektar Wald, 2020 waren es nur noch 28 bis 45 Millionen Hektar. Wie im Oktober 2021 bekannt wurde, hatten argentinische Beamte Änderungen am jüngsten UN-Klimabericht gefordert. Eine investigative Studie von Greenpeace zeigte, dass das Land einer der größten Rindfleisch-Produzenten ist – man hatte sich deshalb dafür eingesetzt, die UN-Empfehlungen für eine pflanzliche Ernährung zu streichen.
Australien ist seit 1850 für 35 Milliarden Tonnen Kohlendioxid verantwortlich. Das Land geriet im Vorfeld der COP26-Konferenz wegen seiner „unzureichenden“ Klimaziele unter Beschuss. Diese sahen vor, die Emissionen bis 2030 um 26 bis 28 Prozent gegenüber 2005 zu reduzieren. Inzwischen hat Premierminister Scott Morrison angekündigt, bis 2050 ein CO2-Nulldefizit erreichen zu wollen. Fraglich ist jedoch, wie er dies schaffen will, ohne die Kohleminen im Land zu schließen – diese will er laut eigenen Angaben möglichst lange offen halten. Wie Argentinien fordert auch Australien Änderungen am UN-Klimabericht. Das Land versucht Berichten zufolge, die Notwendigkeit einer Abkehr von Kohle „herunterzuspielen“.
Frankreich verursachte zwischen 1850 und 2021 38,5 Milliarden Tonnen Kohlendioxid-Emissionen, allesamt aus fossilen Brennstoffen. Laut Carbon Brief hat die veränderte Landnutzung den Gesamtwert sogar um drei Milliarden Tonnen verringert. Und obwohl das Land Investitionen in Kernenergie als erneuerbare Alternative zu Kohle, Öl und Gas vorantreibt, zeigt der Energy Policy Tracker, dass die Regierung seit März 2020 mehr Geld in fossile Brennstoffe als in klimafreundlichere Alternativen gesteckt hat.
Die Ukraine liegt im Ranking von Carbon Brief auf Platz elf der Welt und Platz drei in Europa. Das Land hat in den letzten 170 Jahren 40,6 Milliarden Tonnen CO2 produziert, 30 Milliarden aus fossilen Brennstoffen und den Rest durch wenig umweltschonende Landnutzung. Und es ist nicht nur die CO2-Belastung: Die ukrainische Industrie hat vor dem russischen Überfall auf die Ukraine auch große Mengen an verschmutztem Wasser, Öl, Metallablagerungen und giftigen Chemikalien ins Schwarze Meer freigesetzt. Schätzungen zufolge ist die Wasserversorgung in einigen Gebieten der Ukraine zehnmal stärker kontaminiert als als gesundheitlich unbedenklich gilt.
Von allen Ländern auf dieser Liste hat Kanada die gleichmäßigste Verteilung der CO2-Emissionen: 31,3 Milliarden Tonnen entfallen auf die Landnutzung und 34,2 Milliarden Tonnen auf fossile Energieträger. Laut einer in der Zeitung „The Globe and Mail“ zitierten Studie macht Kohle, die für den Export produziert wird, satte 45 Prozent von Kanadas CO2-Fußabdruck aus.
Japan hat seit 1850 insgesamt 66,7 Milliarden Tonnen CO2 aus fossilen Brennstoffen produziert und weitere 1,3 Milliarden Tonnen durch seine Landnutzung. Damit belaufen sich die Gesamtemissionen auf 68 Milliarden Tonnen. Das Land war früher ein Anhänger der Kernenergie, hat seit der Katastrophe von Fukushima im Jahr 2011 jedoch das Vertrauen verloren und Pläne gestoppt, 40 Prozent seiner Energie aus Atomkraftwerken zu gewinnen. Bis 2030 will Japan nun seine nuklearen Kapazitäten wieder herstellen und 20 Prozent des Energiebedarfs mit Hilfe von Kernenergie decken. Seit Beginn der Corona-Pandemie hat die Regierung 19,06 Milliarden Dollar (17 Mrd. Euro) in die Kraftwerke investiert.
Das Vereinigte Königreich liegt auf Platz acht im Klimasünder-Ranking. Seine 74,9 Milliarden Tonnen Emissionen sind allesamt auf fossile Brennstoffe zurückzuführen. Obwohl das Land gemeinsam mit Italien den COP26-Klimagipfel veranstaltete, pumpt es seit März 2020 verstärkt Geld in fossile Brennstoffe. Dem Energy Policy Tracker zufolge investierte Großbritannien 27,86 Milliarden Dollar (24,85 Mrd. Euro) in saubere und 42,19 Milliarden Dollar (37,63 Mrd. Euro) in fossile Energieträger.
Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) befinden sich 14 der 15 am stärksten verschmutzten Städte der Welt in Indien (der einzige Ausreißer ist Hotan in China). Das Land ist auf fossile Brennstoffe wie Kohle angewiesen und deckt damit 70 Prozent seines Energiebedarfs. Bis 2030 will man 40 Prozent aus erneuerbaren und nuklearen Quellen erzeugen. Doch Indien hat den Vereinten Nationen bereits deutlich klargemacht, dass es Kohle in den nächsten Jahrzehnten nicht vollständig aufgeben werde. Dazu hat das Land ein Netto-Null-Emissionsziel abgelehnt.
Deutschland ist mit Rang sechs der größte Klima-Übeltäter Europas. Seit 1850 hat das Land 88,5 Milliarden Tonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre gepumpt. Laut einer Studie der Europäischen Kommission aus dem Jahr 2016 stehen in Deutschland zudem vier der fünf umweltschädlichsten Industrieanlagen der EU. Die Bundesregierung hat seit März 2020 27,05 Milliarden Dollar (24,1 Mrd. Euro) in fossile und 26,94 Milliarden Dollar (24,03 Mrd. Euro) in saubere Energie gesteckt.
Indonesien war in früheren Rankings nicht enthalten, doch wenn man die CO2-Emissionen durch Landnutzung berücksichtigt, ist das Land seit 1850 für satte 102,5 Milliarden Tonnen verantwortlich. Indonesien hat seit Beginn der Pandemie 6,54 Milliarden Dollar (5,8 Mrd. Euro) in fossile Energieträger investiert, hauptsächlich um die lokalen Fluggesellschaften sowie Öl- und Gasanlagen am Laufen zu halten. Dem stehen nur 240,02 Millionen Dollar (214,1 Mio. Euro) für klimafreundlichere Energien gegenüber, obwohl die Regierung erklärt hat, die Abgase bis 2030 um 29 Prozent aus eigener Kraft und um 41 Prozent mit internationaler Hilfe zu reduzieren.
Auch Brasilien ist neu im Ranking – der Großteil seiner 112,9 Milliarden Tonnen CO2 stammen aus veränderter Landnutzung und aus Waldrodung. Während ein Großteil der Welt während der Pandemie einen Rückgang der Kohlendioxid-Emissionen verzeichnete, stieg jene von Brasilien laut Recherchen der Nachrichtenagentur Reuters um alarmierende 9,5 Prozent. Verantwortlich dafür war demnach die Abholzung des Amazonas-Regenwalds. Präsident Jair Bolsonaro hat zwar versprochen, die illegalen Rodungen bis 2030 zu beenden, doch könnte es dann bereits zu spät sein. Durch die von katastrophalen Waldbränden und steigenden Emissionen verursachte Luftverschmutzung in Brasilien landen schon jetzt jedes Jahr 47.000 Menschen im Krankenhaus.
Seit 1850 hat Russland 172,5 Milliarden Tonnen CO2-Emissionen produziert. Wasser- und Luftverschmutzung sind im Land weit verbreitet. Bis zu 60 Prozent des Trinkwassers entsprechen nicht den Hygienestandards. Studien zufolge verursachte die Sowjetunion bis 1991 pro Einheit des Bruttosozialprodukts (BSP) fast doppelt so viel Umweltverschmutzung wie die USA. Doch der Regierung scheint Umweltschutz nicht besonders wichtig zu sein. Präsident Wladimir Putin hat seit März 2020 insgesamt 5,18 Milliarden Dollar (4,6 Mrd. Euro) in fossile und keinen Cent in erneuerbare Energie gesteckt. Die russische Wirtschaft verlässt sich stark auf den Export von Kohle und Gas und ist einer der größten Exporteure der Welt. Die EU, die Russland derzeit wegen des Angriffs auf die Ukraine scharf sanktioniert, hatte Russland bereits zuvor vorgeworfen, den Gasexport als „Waffe“ in der Energiekrise zu nutzen.
Mit 284,4 Milliarden Tonnen CO2-Abgasen seit 1850 ist China der zweitgrößte Umweltverschmutzer der Welt. Im Oktober 2021 veröffentlichte das Land einen Plan, seine Treibhausgase einzudämmen, doch Experten halten die gesteckten Ziele für zu spät. Dem Papier zufolge werden Chinas Emissionen 2030 ihren Höhepunkt erreichen, doch innerhalb der darauffolgenden drei Jahrzehnte auf null reduziert werden. Die britische Zeitung „The Guardian“ nannte den Plan in einem Kommentar unzureichend – er unterstütze nicht das globale Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen.
Die USA ist mit Abstand der größte globale Klimasünder. Laut Carbon Brief hat das Land seit 1850 unglaubliche 509,1 Milliarden Tonnen Kohlendioxid freigesetzt und damit fast 225 Milliarden Tonnen mehr als China. Die USA sind zudem das einzige Land, das seit März 2020 mehr Geld in fossile Brennstoffe investiert hat als Großbritannien – konkret 72,35 Milliarden Dollar (64,5 Mrd. Euro). Doch mit Joe Biden steht Klimaschutz wieder auf der Agenda. Der Präsident strebt an, die Treibhausgasemissionen seines Landes bis 2030 um 50 bis 52 Prozent zu senken. Er stellt 555 Milliarden Dollar (495 Mrd. Euro) bereit, um den Sektor der erneuerbaren Energien anzukurbeln.
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