In diesen Branchen strebt China nach der Weltherrschaft
Chinas ambitionierte Wirtschaftspläne
Chinas Pläne ambitioniert zu nennen, ist fast schon untertrieben. Die Volksrepublik strebt mit ihrer Neuen Seidenstraße und ihren ehrgeizigen Technik-Innovationen nicht nur an, bis 2035 den Planeten zu regieren, sondern mit zunehmend mutigeren Raumfahrtprogrammen gleich den ganzen Kosmos. Zwar versucht der Westen, seinen größten Rivalen in Schach zu halten, doch in einigen Schlüsselbranchen könnte China tatsächlich gewinnen. Lesen Sie hier, in welchen Branchen die bevölkerungsreichste Nation die Weltherrschaft übernehmen will.
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Globale Logistik und Infrastruktur
China will mit seiner milliardenschweren Neuen Seidenstraße, die über Land und Wasser von Ostasien durch 140 Länder bis nach Europa führt, die Nummer Eins in der weltweiten Logistik und Infrastruktur werden. Als Reaktion darauf haben die USA, Japan und Australien das konkurrierende Blue Dot Network gegründet, während die G7-Staaten auf die Initiative Build Back Better World setzen.
Stahl
China ist schon jetzt weltweit führend in der Stahlproduktion. Im vergangenen Jahr hat das Land mehr als eine Milliarde Tonnen produziert, mehr als der Rest der Welt zusammen. Mit der potenziellen Megafusion der Konzerne Anshan Iron & Steel und Benxi Iron & Steel will man die Vormachtstellung weiter ausbauen. Gelingt der Plan, hätte China über Nacht einen der größten Stahlhersteller der Welt geschaffen.
Elektroautos
Die Volksrepublik wird in den kommenden Jahren voraussichtlich auch die weltweite Elektroautoindustrie dominieren. Angetrieben von massiven Finanzspritzen des Staates wie auch internationaler Investoren kämpfen chinesische Unternehmen wie Zeekr, gegründet vom chinesischen Autokonzern Geely, und NIO im ganzen Land gegen den weltweiten Marktführer Tesla. Laut dem Branchenexperten LMC, der sich auf Prognosen im Automobilbereich spezialisiert hat, wird China bis 2028 acht Millionen Elektroautos im Jahr produzieren – mehr als Nordamerika und Europa zusammen.
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Kobaltabbau
Chinas Dominanz wird auch dadurch gestärkt, dass das Land beinahe das gesamte weltweite Angebot an Kobalt kontrolliert. Das Mineral, das ein wesentlicher Bestandteil von Elektroautobatterien ist, wird hauptsächlich in der Demokratischen Republik Kongo abgebaut, wo China stark in den Bergbau investiert hat. Die Führungsriege der Branche, darunter Glencore-Chef Ivan Glasenberg, warnt den Westen regelmäßig, dass er auf der Strecke bleiben könnte, wenn er sich keine eigenen Kobaltvorräte sichere.
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Metalle der Seltenen Erden
China ist schon jetzt führend beim Abbau der so genannten Metalle der Seltenen Erden. Dazu zählen 17 Elemente, wie zum Beispiel Cer, Dysprosium, Erbium, Europium und Gadolinium, die für eine Vielzahl von Hightech- und grünen Produkten verwendet werden. Die Nachfrage wird in Zukunft voraussichtlich weiter steigen. Die USA arbeiten daran, ihren großen Rivalen auszubremsen, indem sie selbst ihre Produktion steigern. So will man künftig weniger abhängig von China sein.
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Neue Materialien
Der Nachfolger des chinesischen Wirtschaftsplans „Made in China 2015“, „China Standards 2035“, skizziert, wie das Land die nächste Generation von Technologien kontrollieren und internationale Standards setzen will – eine Rolle, die derzeit noch in der Hand der USA liegt. Die Volksrepublik steckt riesige Geldsummen in die materialwissenschaftliche Forschung und Entwicklung und hofft, die Marktführung durch neue Schlüsselindustrien übernehmen zu können.
Selbstfahrende Autos
Teil des ehrgeizigen Plans der chinesischen Regierung ist es auch, bei selbstfahrenden Fahrzeugen Platzhirsch zu werden. Um dieses Ziel zu erreichen, will der Staat etwa Start-ups für autonomes Fahren finanzieren, eine intelligente Straßeninfrastruktur aufbauen, neue Standards für selbstfahrende Wagen setzen, die HD-Mapping-Technologie weiterentwickeln und robuste Cybersecurity-Systeme schaffen.
Die drei größten Internetunternehmen des Landes, Baidu, Alibaba und Tencent, sind führend in der Entwicklung. Die chinesische Regierung bezeichnete etwa die Suchmaschine Baidu als einen „nationalen Champion“ für ihr Apollo-Projekt, eine Open-Source-Softwareplattform, auf der sich Branchenteilnehmer austauschen und zusammenarbeiten können. Das Projekt steht auch ausländischen Unternehmen offen, darunter etwa Daimler, Microsoft und Ford.
Künstliche Intelligenz
Artifizielle Intelligenz (AI) wird in naher Zukunft fixer Bestandteil unseres Alltags sein und China positioniert sich laut „Forbes“ schon jetzt, um den Weltmarkt zu dominieren. Auch dieser Bereich wird im Rahmen des Plans „China Standards 2035“ vorangetrieben. Einheimische Unternehmen wie BysteDance und Baidu sind bereits Vorreiter. Aktuell liegen China und die USA bei Forschung und Entwicklung gleichauf, doch die chinesische Regierung will den Rivalen mit gezielten Investitionen überholen.
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3D-Druck
Die chinesische Regierung legt großen Wert darauf, die additive Fertigung, besser als 3D-Druck bekannt, in den kommenden Jahren weiter zu fördern. Tatsächlich wird sie im „China Standards 2035“-Plan explizit erwähnt. Der Staat verspricht darin, sich auf seine Entwicklung zu konzentrieren.
Industrielles Internet der Dinge
China steht auch an der Spitze des industriellen Internets der Dinge (IloT), das die Integration von künstlicher Intelligenz, riesigen Datenmengen, drahtlosen Netzwerken und physischen und industriellen Geräten über intelligente Sensoren verbinden will. Dies würde zu einer erheblich verbesserten Leistung, Effizienz und Zuverlässigkeit führen. Das Prestigeprojekt von Präsident Xi Jinping sei bereits „auf der Überholspur“, ließ ein hochrangiger chinesischer Regierungsbeamter wissen.
Roboter
Auch die Robotertechnologie ist ein Zweig, den China künftig weiter ausbauen will. Obwohl die Volksrepublik schon jetzt mehr Industrieroboter produziert als jedes andere Land der Welt, wird ihr eigener Markt aktuell von Robotern dominiert, die in Deutschland und Japan hergestellt werden. 2020 machten Chinas eigene Roboter 39 Prozent des Inlandsmarktes aus, bis 2025 soll dies auf 70 Prozent gesteigert werden. China fokussiert sich auf Industrieroboter, da diese als integraler Bestandteil des High-End-Marktes gelten und zudem als Lösung für die alternde Gesellschaft gesehen werden. Im ganzen Land tauchen aber auch immer mehr Service-Roboter auf.
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Cybersicherheit
China mag ein Spätzünder sein, wenn es um Sicherheit im Netz geht, doch das Land holt Rivalen wie die USA und Großbritannien immer mehr ein. Durch die aktive Förderung der Regierung hat sich der Inlandsmarkt seit 2015 verdoppelt und es gibt derzeit 3.000 schnell wachsende Unternehmen in diesem Bereich.
Blockchain-Technologie
2019 forderte Präsident Xi sein Land auf, „die Gelegenheit zu ergreifen“, Marktführer in der Blockchain-Technologie zur digitalen Datenspeicherung zu werden. Er versprach, in dessen Forschung, Entwicklung und Standardisierung zu investieren. Seither hat China sein eigenes Blockchain-Netzwerk gegründet, das im August 2020 weltweit gelauncht wurde.
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Grüne Energien
Angetrieben durch großzügige staatliche Subventionen und günstige Personalkosten, hat sich China zum weltweiten Marktführer im Bereich grüner Energien entwickelt und hat nicht vor, diese Stellung wieder aufzugeben. Das Land dominiert heute eine Vielzahl von Branchen erneuerbarer Energien und ist der größte Anbieter von Sonnenkollektoren und Windkraftanlagen der Welt. 2020 wurde mehr als die Hälfte der globalen neuen Windkraftkapazität in China hergestellt, was beinahe dem weltweiten Wachstumsniveau von 2019 entspricht. Dazu kontrolliert das Land auch die internationale Lieferkette für Lithium-Ionen-Batterien.
Onlinehandel
Auch auf dem globalen E-Commerce-Markt wird China bald die Nummer Eins sein. Das Land stellt den mit Abstand größten Markt für den Onlinehandel dar. Dieser ist unglaubliche 4,5 Milliarden Dollar wert und wird von nur drei Unternehmen bestritten: Alibaba, JD.com und Pinduoduo. Amazon selbst verkauft zwar nicht mehr in China, auf dem größten Online-Verkaufsportal des Westens bieten jedoch weiter zahlreiche chinesische Hersteller ihre Waren an.
Smartphones
Apple und Samsung haben den globalen Smartphone-Sektor in den vergangenen zehn Jahren dominiert, aber chinesische Marken wie Xiamoi, Oppo und Realme sind ihnen mittlerweile dicht auf den Fersen. Im ersten Quartal dieses Jahres machten die Marken der Volksrepublik bereits 33 Prozent des weltweiten Umsatzes aus. Bei Apple waren es gerade einmal 17 Prozent, bei Samsung 22 Prozent. Das geschmähte Huawei hingegen musste Verluste hinnehmen. China dominiert auch die Smartphone-Herstellung, unabhängig von der Marke.
6G-Kommunikation
Vergessen Sie 5G, China arbeitet bereits an der 6G-Technologie der nächsten Generation. Laut chinesischen Staatsmedien wurden in China 38.000 Patente angemeldet, mehr als in jedem anderen Land. China hat sogar die weltweit ersten 6G-Satelliten ins All geschossen und strebt an, die Technologie bis 2030 zu kommerzialisieren.
Halbleiter
China setzt alles daran, die Vormachtstellung in der internationalen Halbleiterbranche zu erlangen, die für die Herstellung vieler elektronischer Produkte von entscheidender Bedeutung ist. Das Ziel wurde im aktuellen Fünfjahresplan festgeschrieben. Die chinesische Regierung investiert Milliarden, um die heimische Chipherstellung zu stützen und das Bildungsministerium hat die Halbleiterwissenschaft zu einem vorrangigen akademischen Programm erklärt. Ein staatliches Unternehmen hat jüngst den größten Chiphersteller Großbritanniens übernommen und in Deutschland steht eine Übernahme des Dortmunder Chipfertigers Elmos durch China kurz bevor.
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High-End-Fertigung
China wird derzeit als Tier-3-Standort für Low-End-Produkte geführt, will aber bald auf die Tier-2-Stufe vorrücken – dieser Markt wird derzeit von der EU und Japan dominiert. Nächstes Ziel ist es, auch die USA zu überholen, die durch ihre Stellung als globales Innovationszentrum als Tier 1 gilt. China hofft, die erste Stufe in den nächsten 30 Jahren zu erlangen, was durch enorme Ausgaben von Seiten des Staates gefördert wird.
Biotech
Auch Biotech ist ein fixer Bestandteil von Chinas 14. Fünfjahresplan. Aktuell haben hier noch die USA die Nase vorn, doch die Volksrepublik rückt auf und steckt jede Menge Geld in die Entwicklung der Infrastruktur sowie die Erforschung neuer Medikamente und medizinischer Geräte. Gleichzeitig richtet China sein Augenmerk darauf, die landwirtschaftliche und industrielle Biotechnologie erheblich zu verbessern.
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Waffenproduktion
China ist derzeit nach den USA, Russland, Frankreich und Deutschland der fünftwichtigste Waffenexporteur der Welt und hat von bewaffneten Drohnen über U-Boote bis hin zu Kampfjets und Sturmgewehren alles im Repertoire. Ihrem ehrgeizigen Plan zufolge will die Volksrepublik die Beteiligung von Auftragnehmern aus dem privaten Sektor ausweiten, um die Entwicklung fortschrittlicher militärischer Werke zu unterstützen.
Das Land liegt hinter der Konkurrenz nicht so weit zurück, wie man auf den ersten Blick vermuten könnte. Aus staatlichen Informationen geht hervor, dass China in den 1990ern und 2000ern ein unbemanntes Drohnen-U-Boot getestet hat, das mithilfe künstlicher Intelligenz in die Taiwanstraße geschossen hat.
Satellitennavigation
Derzeit regiert Amerikas Global Positioning System (GPS) den Weltmarkt, aber China bringt sich im Bereich der Satellitennavigation und digitalen Kartierung in Stellung. Im vergangenen Jahr kündigte das Land die Fertigstellung seines eigenen Netzwerks namens BeiDou an, an dem zwei Jahrzehnte lang gearbeitet wurde.
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Wein
China signalisiert auch Interesse, eine Reihe anderer Branchen zu übernehmen, die ausländische Beobachter in der Vergangenheit für unwahrscheinlich hielten. Dazu gehört etwa die Weinproduktion. Präsident Xi zufolge will man es mit traditionellen Weinbauländern wie Italien, Frankreich und Spanien aufnehmen, indem man eine eigene heimische Industrie in der nördlich-zentralen Region Ningxia aufbaut – Weingüter inklusive. Bis 2035 möchte China 600 Millionen Flaschen Qualitätswein herstellen, mehr als das Vierfache der aktuellen Menge.
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Weltraumstation
Präsident Xi hat versprochen, China zu einer „großen Weltraummacht“ zu machen und ein wesentlicher Bestandteil dieses Plans ist der Bau der bemannten Raumstation Tiangong (zu Deutsch: „Himmlischer Palast“), einer Konkurrenz zur Internationalen Raumstation ISS. Die Anlage soll im kommenden Jahr fertiggestellt werden. Die zwei Astronauten – oder „Taikonauten“, wie China sie nennt – Liu Boming und Tang Hongbo haben von der Station aus bereits einen ersten Weltraumspaziergang absolviert.
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Jaimito130805, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons
Weltraumteleskop
Doch China will nicht nur die Internationale Raumstation ISS übertrumpfen, sondern arbeitet auch an einem Konkurrenten zum Hubble-Weltraumteleskop und dessen Nachfolger, dem James Webb. Das chinesische Raumstationsteleskop (CSST), auch bekannt als Xuntian (zu Deutsch: „Himmlischer Kreuzer“), soll 2024 in Betrieb gehen und ein 300-mal größeres Sichtfeld haben als Hubble sowie eine 2,5-Milliarden-Megapixel-Kamera aufweisen.
Erforschung des Mondes
China macht Fortschritte bei der Erforschung des Mondes. 2013 landete die Volksrepublik ihre erste Sonde auf dem Erdsatelliten und schaffte drei Jahre später als erstes Land eine sanfte Mondlandung. Seither hat China eine weitere Sonde in Richtung Mond geschossen, die zum ersten Mal seit 45 Jahren neue Proben zurückgebracht hat. Zusammen mit Russland will man bis 2036 eine eigene Mondbasis aufbauen.
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Mars-Mission
Im Mai dieses Jahres landete Chinas Mars-Projekt mit dem Namen Tianwen-1 (zu Deutsch: „Fragen an den Himmel“) erfolgreich einen Rover auf dem Roten Planeten. Nach den USA war die Volksrepublik damit das erst zweite Land, dem dies gelungen war. Bis 2028 will China ein weiteres Raumschiff zum Mars schicken, das 2030 Gesteinsproben zurückbringen soll. Die Volksrepublik liefert sich damit ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der NASA und der Europäischen Weltraumorganisation ESA, die 2033 ein bemanntes Shuttle zum Mars schicken wollen.
Venus-Mission
Die NASA hat kürzlich auch angekündigt, Ende der 2020er-Jahre zwei Flüge zur Venus zu starten. China plant ähnliches und hofft, mithilfe von neuen Gesteinsproben die innere Struktur und die Atmosphäre des extrem heißen Planeten untersuchen zu können.
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Jupiter-Mission
Auch der äußerste Planet des Sonnensystems, der Jupiter, steht auf Chinas Forschungs-Wunschliste. Zwei Missionen sind geplant, Jupiter Callisto Orbiter (JCO) und Jupiter System Observer (JSO), wobei chinesische Wissenschaftler für beide mit europäischen Kollegen zusammenarbeiten. Los geht es voraussichtlich 2029. Die Jupiter-Mission könnte auch eine Zwischenlandung auf Callisto, dem zweitgrößten Mond des Planeten, beinhalten.
NASA, ESA, and D. Jewitt, Public domain, via Wikimedia Commons
Asteroidenproben, Kometenerkundung und mehr
Darüber hinaus plant China, 2025 ein Shuttle zum winzigen erdnahen Asteroiden 469219 Kamo’oalewa zu schicken, um dort Proben zu entnehmen, sowie eine umlaufende Sonde zur Erforschung des Hauptgürtelkometen 311P/PANSTARRS zu installieren. Die Raumfahrtbehörde des Landes entwickelt auch eine Mission im Voyager-Stil, die sich in die Heliosphäre am Rande des Sonnensystems wagen wird – geplanter Starttermin ist 2024.
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